Folge 657

  • Folge 657

    45 Min.
    Antibiotika im Wasser – Gefährliche Keime, steigende Kosten
    Wenn Medikamente über das Abwasser in die Flüsse gelangen, können Ökosysteme zusammenbrechen. In Deutschland sind nur wenige Klärwerke in der Lage, Arzneimittelrückstände zu eliminieren, was bei Antibiotika gefährlich ist. Wenn sie in die Umwelt gelangen, drohen Resistenzen. In Gefahr sind vor allem Kleinkinder, alte Menschen und Risikopatienten mit geschwächtem Immunsystem. Wenn sie an schweren Infektionen erkranken und sich zugleich antibiotikaresistente Keime in der Umwelt einfangen, dann geht es oft um Leben und Tod. Europaweit sterben jedes Jahr mehr als 33 000 Menschen an Infektionen mit solchen Keimen, so das Robert Koch-Institut.
    Fachleute sind sich einig, dass die meisten der rund 3000 kommunalen Klärwerke in Deutschland nachgerüstet werden müssen, mit einer sogenannten vierten Reinigungsstufe. Das aber wird erhebliche Investitionskosten nach sich ziehen. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft rechnet mit Gesamtkosten von 36 Milliarden Euro bis zum Jahr 2045. Dem Verbraucher droht ein Anstieg der Wassergebühren von bis zu 20 Prozent. Um die zusätzlichen Belastungen für den Gebührenzahler zu reduzieren, fordern die Vertreter von Verbraucherschutz- und Umweltverbänden sowie der Wasserwirtschaft eine Kostenbeteiligung der Industrie und eine Selbstverpflichtung, bei der Herstellung von Medikamenten und Chemieprodukten umweltschonende Substanzen zu verwenden.
    Doch in diesen wichtigen Fragen der Herstellerverantwortung beklagen Vertreter der Umweltverbände und der Wasserwirtschaft eine Verweigerungshaltung der Industrie. „Frontal 21“ über die Bedrohung von Umwelt und Mensch durch Medikamente im Abwasser.
    Gauland-Nachfolge – Machtkampf bei der AfD
    Ende November soll auf dem AfD-Parteitag in Braunschweig ein neuer Bundesvorstand gewählt werden. Als aussichtsreicher Kandidat für die Nachfolge von Bundessprecher Alexander Gauland wird der sächsische Bundestagsabgeordnete Tino Chrupalla gehandelt. Der Malermeister und Familienvater wolle den Mittelstand und das Handwerk stärken, er engagiere sich für Sportvereine in seiner Heimat. Chrupalla nennt sich bürgerlich-patriotisch – ein Politiker aus der Mitte der Gesellschaft, so scheint es. Gleichzeitig steht er dem rechtsnationalen Flügel der AfD nahe, auch den rechtsextremen Politikern Björn Höcke aus Thüringen und Andreas Kalbitz aus Brandenburg, die seine Kandidatur für den Parteivorsitz unterstützen.
    „Frontal 21“ hat sich in seiner sächsischen Heimat auf Spurensuche begeben und mit Parteikollegen sowie ehemaligen Weggefährten gesprochen. Die erheben schwere Vorwürfe: Chrupalla sei ein „Wolf im Schafspelz“, er habe den Kreisverband in Görlitz wie eine Sekte geführt, Kritiker seien mundtot gemacht worden. Wie passt das zum Slogan „Mut zur Wahrheit“, den die AfD gerne propagiert? „Frontal 21“ über die bürgerliche Fassade der AfD und ihrer Mitglieder sowie die tiefen Risse in der Partei.
    Unternehmer für mehr Klimaschutz – Klarer, härter, schärfer
    Das Klimaschutzpaket sei „ein großer Wurf“, so Vizekanzler Olaf Scholz (SPD). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nennt es einen „guten Kompromiss“. Die Bundesregierung verfehlt ihre eigenen Klimaziele für 2020 und möchte es dieses Mal besser machen – mit vielen Fördermaßnahmen und einem CO2-Preis für Sprit, Heizöl und Gas ab 2021. Inkonsequent und unschlüssig sei das Klimapaket, kritisieren die Gründer des größten deutschen Fernbus-Unternehmens Flixbus, Jochen Engert und André Schwämmlein. Sie würden gerne in ihre Fernbus-Flotte CO2-freie Antriebe integrieren, doch die europäischen Fernbus-Hersteller können immer noch nichts anbieten.
    „Ein CO2-Preis ist grundsätzlich das richtige Lenkungsinstrument und erzeugt Druck auf die Hersteller“, so Engert. Doch der CO2-Preis, den die Bundesregierung vorsieht, sei
    eindeutig zu niedrig. Die Zeit renne davon. „Wir möchten nicht unseren Enkeln irgendwann mal erklären müssen, warum habt ihr damals nichts gemacht“, so Engert. „Wir sind so die letzte halbe Generation, die noch entscheiden kann, ob die künftigen Generationen noch in relativ geordneten Bahnen stattfinden“, sagt Professor Dr. Volker Quaschning von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin.
    Noch könne Deutschland seinen Beitrag leisten, um den Klimawandel aufzuhalten. Doch die Bundesregierung will sich bis 2050 Zeit lassen, um den CO2-Ausstoß auf Null zu senken. „Wenn alle Länder der Welt so handeln wie Deutschland, wird das Pariser Klimaschutzziel nicht eingehalten werden“, warnt der Wissenschaftler. Dann werde es wahrscheinlich zu einem gefährlichen Klimawandel kommen. „Es werden Gebiete der Erde nicht mehr bewohnbar sein, wir werden die größte Massenbevölkerungswanderung der Geschichte auslösen, und das wird einfach unsere Systeme komplett überfordern und wahrscheinlich die Zivilisation, wie wir sie heute kennen, zerstören“, warnt Quaschning.
    Die Bundesregierung hingegen verteidigt ihr Klimapaket. Die Menschen und die Wirtschaft dürften nicht überfordert werden, so lautet die Parole. Doch wie man den CO2-Ausstoß drastisch senken kann und auf dem Weltmarkt trotzdem erfolgreich ist, zeigt ein Unternehmer aus dem Allgäu. „Frontal 21“ hat Unternehmer getroffen, denen das Klimaschutzpaket der Bundesregierung nicht weit genug geht und die bei der Reduzierung des CO2-Ausstoßes einen eigenen Weg gehen.
    Menschen in rechtlicher Betreuung – Gelegenheit macht Diebe?
    In Deutschland stehen rund 1,3 Millionen Erwachsene unter rechtlicher Betreuung, weil sie nicht in der Lage sind, für sich selbst zu entscheiden. Viele der Betroffenen sind alte Menschen. Dies kann notwendig werden, wenn man beispielsweise wegen einer körperlichen, seelischen oder geistigen Erkrankung seine Angelegenheiten ganz oder teilweise nicht selbst regeln kann und deshalb auf die unterstützende Hilfe anderer angewiesen ist. Zu einem solchen Betreuungsfall hat „Frontal 21“ Zuschauerpost erhalten: Ein 96-jähriger Mann wolle zwar gern bei seinem Sohn in Baden-Württemberg leben, doch dessen rechtliche Betreuerin aus Bayern würde mithilfe des Gerichts versuchen, das aktiv zu verhindern.
    Der Vater sei an die Betreuerin „herauszugeben“, auch mit Gewalt, heißt es selbst im Gerichtsbeschluss. Eine richterliche Entscheidung, die offenbar nur am Schreibtisch fiel und alleine schon deshalb gegen geltendes Recht verstößt. Doch hier fängt der Fall erst an: Warum will eine Betreuerin einen älteren vermögenden Mann zurückhaben? Bei der rechtlichen Betreuung soll das Selbstbestimmungsrecht des Betreuten gewahrt bleiben, soweit dies möglich und seinem Wohl zuträglich ist, so will es der Gesetzgeber.
    Doch die Fälle, in denen die gesetzlichen Vertreter nicht oder nur unzureichend im Sinne der Betroffenen handeln und sogar unbemerkt straffällig werden, häufen sich. Schuld daran ist offenbar auch eine lückenhafte Kontrolle der Betreuer durch die Gerichte. So haben Kriminologen erst kürzlich in einem Bericht an das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz gewarnt: „Weil die Betreuungsgerichte ihre Überwachungsaufgabe nicht mit der erforderlichen Intensität wahrnehmen“, könne sich die Wahrscheinlichkeit von Straftaten zum Nachteil der betreuten Person erhöhen.
    Ohne Kontrollen ergäben sich mittlerweile bereits potenzielle Gelegenheiten für strafanfällige Betreuer. Eine Kriminalkommissarin beschreibt die Situation in Deutschland so: „Warum soll ich denn heute noch aus Kolumbien Drogen importieren, um eine Million Gewinn zu machen“, wenn man nur einmal durch Berlin-Charlottenburg streifen müsse und zwei alte demente Damen ausnehmen könne. So einfach sei das inzwischen hierzulande. „Frontal 21“ hat Zuschauerpost einer betroffenen Familie erhalten und ist daraufhin der Frage nachgegangen, wie Betreuungsgerichte kriminellen Betreuern durch mangelnde Kontrolle in die Hände spielen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 26.11.2019ZDF

Sendetermine

Fr 29.11.2019
08:00–08:45
08:00–

evtl. ältere Sendetermine sind noch nicht erfasst

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