2013, Folge 113–128

  • Folge 113 (45 Min.)
    Eine einzige Leiche, konsequent verwertet, kann in den USA bis zu 250.000 Dollar bringen. Weil im Westen kaum jemand bereit ist, Leichenteile zu spenden, besorgen sich einige Händler ihren Nachschub in Osteuropa, in der Ukraine zum Beispiel. Hier ist die Armut groß und die Kontrolle lax. Die Angehörigen wissen oft gar nicht, was mit den Toten geschieht, oder sie unterschreiben unter Druck Papiere, mit denen sie der Entnahme von Körperteilen zustimmen. Und dann werden ihren verstorbenen Angehörigen Knochen, Sehnen und Knorpel herausgetrennt.
    Bereits 2011 wurde in einer WDR-NDR-Koproduktion, gemeinsam mit „45 Min“, darüber berichtet. Nun wird nachgehakt, wie das Geschäft mit den Leichenteilen inzwischen organisiert ist. Die Recherchen zu diesem Film haben ein weltweites Medienecho ausgelöst. Ukrainische Behörden haben in mehreren Städten Ermittlungen gegen Verdächtige aufgenommen und Leichenhallen geschlossen. Und deutsche Behörden kündigten nach dem Bericht Inspektionen in der Ukraine an. Das internationale Geschäft mit Leichenteilen aber geht weiter. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 21.01.2013NDR
  • Folge 114 (45 Min.)
    Kein Lebensmittel hat einen derart schlechten Ruf wie Fett. Es macht dick, verstopft die Blutbahnen, verursacht lebensgefährliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Lebensmittelindustrie nutzt längst die Angst der Verbraucher vor ungesunder Ernährung und macht Milliardenumsätze mit Produkten, die „fettarm“ und deshalb „gesund“ sein sollen. Doch bedeutet „fettarm“ automatisch gesund und schlank? Es gibt Omega-3-Fettsäuren, Transfette, Cholesterinsenker, Pflanzenfett, tierisches Fett, gehärtet, gesättigt: Wer soll da noch durchsteigen? Autorin Andrea Hauner hat für ihren Film Protagonistin Sonja, 43, Büroangestellte, mit der Kamera begleitet.
    Beim Versuch, an Gewicht abzunehmen, ist sie im Dschungel der vielen „guten“ und „schlechten“ Fette völlig überfordert. Sonja sucht sich Hilfe bei einer Ernährungsberaterin und lernt dabei, mit welchen Tricks und Kniffen die Lebensmittelindustrie Verbraucher wie sie umgarnt und verwirrt. Margarine und Joghurt aus den Laboren der Lebensmittelindustrie, die den Cholesterinspiegel senken, kosten ein Vielfaches.
    Sind die Produkte wirklich so gesund? Experten zweifeln. Die Margarine könnte gesunden Menschen sogar gefährlich werden. Brot, Wurst, Eier und sogar Tiefkühlfisch werden von der Lebensmittelindustrie künstlich mit Omega-3-Fettsäuren versetzt. Die sind gesund. Doch zu viel davon kann zu Blutungen und mangelnder Immunabwehr führen. Warum gibt es keine Grenzwerte für solche Zusätze? Zu den „schlechten“ Fetten gehören industriell gehärtete Fettsäuren, die so genannten Transfette, die vor allem in beliebten Lebensmitteln wie Pommes frites und Chips sowie in Keksen und Berlinern vorkommen.
    Für die Transfette gibt es in Dänemark längst Grenzwerte, in den USA sind sie zum Teil ganz verboten. In Deutschland dagegen ist das kein Thema – doch die Verbraucher erfahren davon nichts. Jeder zweite Deutsche ist zu dick. Das hat auch die Pharmaindustrie erkannt. In den Apotheken werden fettbindende Medikamente angeboten, die verhindern sollen, dass der Körper das Fett aus der Nahrung komplett aufnimmt. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 28.01.2013NDR
  • Folge 115 (45 Min.)
    Bei Familie Goldhammer gibt es ein- bis zweimal in der Woche Tiefkühlpizza, manchmal auch öfter. „In Pizza könnte ich mich reinlegen“, erklärt Vater Goldhammer und ist damit nicht allein. 800 Millionen Pizzen verzehren die Deutschen pro Jahr, weil sie schnell und einfach zubereitet werden können. Aber was genau isst man da eigentlich? Formfleisch, Analogkäse und andere Lebensmittelskandale kamen und gingen, der Pizza konnte nichts etwas anhaben: Fastfood ohne schlechtes Gewissen. Dabei sind die Laborwerte von Tiefkühlpizzen nur mäßig. Von 18 getesteten Produkten befand die Stiftung Warentest nur drei für „gut“.
    Der Rest der Pizzen ist zu salzig und zu fettig. Bei übermäßigem Konsum warnen Experten vor Übergewicht und gesundheitlichen Problemen. Doch die Industrie verdient blendend mit dem Fertigprodukt Pizza, für das Rohwaren aus aller Welt importiert werden, um Kosten zu sparen: Die Tomaten kommen oft aus Italien oder Spanien, die Gewürze aus Indien, Mexiko oder Indonesien, der Knoblauch aus China. Die Folgekosten dieses weltweiten Handels mit Lebensmitteln zahlt die Allgemeinheit. „Die Luftverschmutzung, die mit den Transporten einhergeht, ist ja immer noch fast kostenlos“, erklärt Jürgen Stellpflug von der Zeitschrift „ÖKO-TEST“ im Film.
    „Die wird am Ende von allen Menschen dieser Welt getragen.“ Die Reporter Carsten Rau und Hauke Wendler machen eine Reise durch Deutschland und Italien. Sie drehen in Europas größter Pizzafabrik. Sie vergleichen Tiefkühlpizzen mit dem Original aus Neapel, der selbst ernannten „Hauptstadt der Pizza“. Sie lassen Pizzen auf Inhaltsstoffe und Verpackungslügen testen. Und sie verfolgen die Spur der Rohwaren, von denen deutsche Pizzahersteller jedes Jahr Hunderttausende Tonnen importieren, und dokumentieren menschenunwürdige Arbeitsbedingungen bei der Tomatenernte. Denn ohne billige Arbeitskräfte keine billigen Lebensmittel. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 18.02.2013NDR
  • Folge 116 (45 Min.)
    Seit dem 1. Januar 2013 gibt es ein neues Finanzierungsmodell für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, den so genannten Rundfunkbeitrag. Die neue Regel lautet: pro Wohnung ein Beitrag. Die Bezahlung des Rundfunkbeitrages orientiert sich also nicht mehr an der Anzahl der Empfangsgeräte.
    Diese Umstellung wurde bereits 2010 von allen Landesparlamenten beschlossen, sorgt aber jetzt für heftigen Streit und viele Schlagzeilen in der Öffentlichkeit. Viele Städte und Unternehmen empfinden den Rundfunkbeitrag als „ungerecht“. Denn dieses neue Modell führt unter Umständen zu Mehrausgaben im Vergleich zum bisher gültigen Gebührenmodell. Genaue Zahlen gibt es noch nicht, da die entsprechenden Bescheide noch nicht vorliegen.
    Neben dieser Diskussion um die tatsächlichen Kosten flackert allerdings wieder ein Grundsatzstreit über die Notwendigkeit eines von allen Bürgern finanzierten Medienangebots hoch. „Unersättlich“ seien ARD und ZDF, gar völlig überflüssig. Manch schrille Schlagzeile wirft die Frage auf, ob hier noch sachliche Aufklärung oder nicht doch eine mediale Kampagne betrieben wird. Gesteuert wird sie von denen, die das öffentlich-rechtliche System als Konkurrenz zu ihren zumeist über Werbegeldern finanzierten Angeboten empfinden.
    In der Sendung „45 Min: Über Gebühr? Der Streit um den neuen Rundfunkbeitrag“ äußern sich Befürworter und Kritiker des öffentlich-rechtlichen Systems. Die Dokumentation erläutert auch, was alles mit diesem Rundfunkbeitrag finanziert wird. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 25.02.2013NDR
  • Folge 117 (45 Min.)
    Die neue Stromleitung hängt an bis zu 80 Meter hohen Masten. Die 230 Kilometer lange Hochspannungstrasse führt durch Niedersachsen und ist, so die Bundesnetzagentur, notwendig, damit die Energiewende funktioniert. Sie soll den Windstrom von Nord- und Ostsee in den Süden transportieren. Doch unter den geplanten Leitungen gibt es kaum ein zehn Kilometer langes Gebiet ohne eine Bürgerinitiative, die den Bau verhindern will. Und auch im Süden, dort, wo der Windstrom aus dem Norden gespeichert und mittags, wenn der Verbrauch am höchsten ist, ins Netz eingespeist werden soll, regt sich Widerstand. Zwar ist unumstritten, dass neue Stromspeicher und Hochspannungsleitungen Voraussetzung für das Gelingen der Energiewende sind.
    Vor Ort jedoch, im Schatten der Masten oder am Rande großer neuer Staubecken, sehen das manche Bürger anders. Wer sind diese Leute und was sind die Motive des Widerstands? Für das NDR Dokuformat „45 Min“ beobachten die Autoren Michael Busse und Maria-Rosa Bobbi über gut ein Jahr hinweg zwei Bürgerinitiativen bei ihrem Widerstand gegen zwei Großprojekte der Energiewende, eine im niedersächsischen Bad Gandersheim und eine zweite im Schwarzwald. Es stellt sich die Frage, wie der Ausstieg aus der Atomenergie gelingen soll, wenn Einzelinteressen der Bürger mit dem Jahrhundertprojekt des hochkomplexen Umbaus der deutschen Energieversorgung in Kollision geraten. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 04.03.2013NDR
  • Folge 118 (45 Min.)
    Wasser ist die lebenswichtigste Ressource der Erde. Der Kampf um den Besitz der weltweiten Wasser-Reserven hat längst begonnen. Mehrere Weltkonzerne liefern sich ein Wettrennen um die besten Trinkwasserquellen allen voran Coca Cola, Pepsi und Nestlé, der größte Lebensmittelhersteller des Planeten. Der Zugang zu sauberem Wasser ist ein Menschenrecht, erklären die Vereinten Nationen. Die Getränkehersteller halten es dagegen für „blaues Gold“, ein Produkt, das seinen Preis haben müsse. Nur, wer soll dafür wie viel bezahlen – und wer verdient daran? Die Wassergiganten kaufen rund um den Globus die besten Quellen auf und machen schon heute damit Milliarden Gewinne.
    Die weltweite Wasserprivatisierung hat ihren Preis, in manchen Regionen stieg er um bis zu 200 Prozent. Dort wo die großen Wasserkonzerne abpumpen, regt sich vielerorts Widerstand in den betroffenen Kommunen. „45 Min“ folgt den Spuren der Milliardengeschäfte mit dem Wasser rund um den Globus. Nestlé hat die Strategie für diese Geschäfte vorgegeben. Der frühere Konzernchef Helmut Maucher forderte: „Wasser wird weltweit immer knapper, deshalb wollen wir die Hand auf die Quellen halten“. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 18.03.2013NDR
  • Folge 119 (45 Min.)
    Die Landwirtschaft boomt. Überall bauen Landwirte Ställe, kaufen neue Maschinen. 6,7 Milliarden Euro wollen sie allein im ersten Halbjahr 2013 investieren. Immer mehr Mastanlagen und neue riesige Ställe prägen die Landschaft. Die Öffentlichkeit reagiert zunehmend sensibel, schimpft auf „Massentierhaltung“ und „Agrarfabriken“. Der Deutsche Bauernverband dagegen spricht von „moderner Landwirtschaft“. Denn Landwirte müssten sich weiter entwickeln und auf Wachstum setzen, so die Verbandsvertreter, sonst würden sie bald vom Markt verschwinden. Sie sehen große Chancen durch neue Technologien und steigende Exporte.
    Doch profitieren die Bauern wirklich von diesem Boom? Viele Landwirte klagen über steigende Abhängigkeiten und verschulden sich hoch, um am Wachstum teilzuhaben. Aber die Rechnung geht nicht immer auf. Beispiel Schweinemäster: Während die Futterkosten steigen, bleiben die Erlöse für das Fleisch niedrig. Viele Schlachthöfe legten willkürlich Preise fest, sagen Landwirte. Grund sei die gestiegene Konzentration in der Branche, nur wenige Großkonzerne bestimmten den Markt. Auch bei den Genossenschaften, einst gegründet, um den Bauern Marktmacht zu sichern, nimmt die Konzentration weiter zu.
    Immer neue Fusionen werden bekannt gegeben, und einige Genossenschaften handeln schon wie multinationale Konzerne – Risiko-Investments inklusive. Unterdessen klagen die Bauern über miese Preise zum Beispiel für Milch und über immer weniger Mitbestimmung. Die NDR Autoren Oda Lambrecht und Lutz Ackermann haben sich der rasanten Entwicklung in der Landwirtschaft einmal anders genähert und sich gefragt: Wer profitiert eigentlich vom Boom, und wer befördert ihn? Ihre Dokumentation „45min Kleine Bauern Große Bosse“ im NDR Fernsehen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 25.03.2013NDR
  • Folge 120 (45 Min.)
    Wer im Frühsommer durch Wald und Wiese streift, muss vorsichtig sein. Schnell kommt man mit einer Zecke am Körper nach Hause. Der Stich der kleinen Spinnentiere kann schwere Krankheiten auslösen. Eine davon ist die Hirnhautentzündung FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis). Dagegen kann man sich impfen lassen. Gegen die Borreliose gibt es keinen Schutz. Die heimtückische bakterielle Infektion, die erst vor 30 Jahren entdeckt wurde, zeigt sich zunächst nur durch eine Rötung um die Einstichstelle. Die durch den Zeckenstich übertragenen Erreger können sich aber im Körper einnisten und zu chronischen Entzündungen führen.
    Die meisten Experten und offiziellen Stellen halten die Krankheit Borreliose für gut behandelbar, da sie inzwischen zuverlässig erkannt und mit Antibiotika bekämpft werden kann. Dennoch schlagen Betroffenenverbände Alarm: Über eine Million Borreliose-Opfer gebe es allein in Deutschland; hinter vielen unspezifischen Beschwerden stecke eine unentdeckte chronische Borreliose. Tausende von vermeintlich Borreliose-Erkrankten lassen sich daraufhin auf gefährliche und teure Therapien ein. Wie gefährlich ist die Borreliose wirklich? (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 15.04.2013NDR
  • Folge 121 (45 Min.)
    Die Enthüllungen über die Taten der Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) haben die Republik verändert. Die Doku fragt: Warum hat niemand erkannt, wer hinter der Mordserie stand? (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 08.04.2013NDR
  • Folge 122 (45 Min.)
    Noch nie zuvor war die Lebenserwartung der Deutschen so hoch wie heute. Ältere Menschen wollen dabei jung aussehen. Kein Wunder, dass der Anti-Aging-Markt boomt: Es gibt zahlreiche Mittel und Wege, sich künstlich verjüngen zu lassen. Und diejenigen, die das nutzen wollen, sind bereit zu zahlen. Mit Geld lassen sich teure Spritzen kaufen und Wunderversprechen. Einige Methoden sind jedoch ethisch fragwürdig. So z. B. der Einsatz von embryonalen Stammzellen, eine Art Frischzellenkur aus Gewebe von Menschen für Menschen. „45 Min“ fragt: Was ist der Preis für ein faltenfreies Gesicht? Der Film begibt sich auf Spurensuche: Was passiert auf dem Kosmetikmarkt in Deutschland? „45 Min“ recherchiert, was Anti-Aging-Cremes und andere Kosmetikprodukte überhaupt bringen.
    Der Film zeigt, mit welchen Mitteln gegen die Falten gekämpft wird – auf der Haut, unter der Haut, mit Botox und Eigenfett. Während ihrer Recherche stoßen die Autorinnen Maryam Bonakdar und Anika Giese immer wieder auf eine vermeintliche Wunderwaffe: Stammzellen. In Deutschland nutzt die Kosmetikbranche sie in pflanzlicher oder adulter Form, mit angeblich sensationellem Erfolg. Doch Forscher warnen: Noch sind die Folgen solcher Therapien nicht ausreichend erforscht. Im Ausland gehen die Schönheitskliniken noch weiter.
    Einige von ihnen sollen embryonale Stammzellen für Anti-Aging-Behandlungen nutzen. Ein vermeintlicher Jungbrunnen für die Haut. Damit man das wertvolle Gewebe bekommt, werden Embryonen benötigt. Doch woher kommen diese? Die Autorinnen finden Hinweise, dass osteuropäische Frauen gegen Geld zur Abtreibung überredet werden, damit Schönheitskliniken an dieses Gewebe kommen. „45 Min“ verfolgt diese Spur und trifft Frauen, die ihre Geschichte erzählen. Die Autorinnen sprechen auch mit Ärzten, die von den Vorgängen an Kliniken berichten. Was Betroffene und Ärzte berichten, ist die hässliche Seite der Schönheitsindustrie. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 22.04.2013NDR
  • Folge 123 (45 Min.)
    1,7 Millionen Menschen, die zwischen 75 und 84 Jahre alt sind, besitzen in Deutschland ein Auto. Immer häufiger bauen sie Unfälle, nicht selten mit tödlichem Ausgang. Abhilfe schaffen könnte ein Gesundheitscheck für Senioren, um die Fahrtauglichkeit zu prüfen. Doch Regierung und Verkehrsclubs weigern sich hartnäckig dagegen. Die Reformgegner setzen dabei weiterhin auf Freiwilligkeit, obwohl die neue EU-Richtlinie eine Prüfung für ältere Kraftfahrer vorsieht. Viele ältere Autofahrer sind gesundheitlich eingeschränkt.
    Sie sehen schlechter, reagieren langsamer und stehen häufig unter Medikamenteneinfluss. Schon heute ist absehbar, dass der Anteil älterer Autofahrer steigt. In 30 Jahren werden 18 Prozent der Bevölkerung über 80 Jahre alt sein. Verkehrsexperten warnen, weil es dadurch zu einem weiteren Anstieg der Unfallraten kommen könnte. Sie fordern ein Gesetz, das ältere Autofahrer zwingen soll, ihre Fahrtauglichkeit regelmäßig zu testen. Der Film geht der Frage nach: Sind Senioren eine Gefahr für den Straßenverkehr? Am 11. Mai 2010 überquerte Katerina S., 32, mit ihrem kleinen Sohn Joel-Rayan den Vorplatz am Hamburger Hauptbahnhof.
    Plötzlich raste der Renault mit einem 73-jährigen Mann am Steuer auf den Fußgängerweg. Das Auto fuhr einen Eisenpoller um, stoppte erst nach einigen Metern und begrub das Kind unter sich. Für den Vierjährigen kam jede Hilfe zu spät. „Der Tod meines Kindes darf nicht umsonst gewesen sein“, appelliert die Mutter, die nun gemeinsam mit Freunden eine Petition ins Leben ruft, um einen Fahrtauglichkeitstest für Senioren zu erwirken.
    Der Unfalltod des Hamburger Jungen ist kein Einzelfall. Von 2001 bis 2011 stieg die Zahl der Unfälle, in die Senioren verwickelt waren, um fast 32 Prozent. Laut Aussage des Statistischen Bundesamts sind sie in den meisten Fällen die Unfallverursacher, bei einem Alter von über 75 Jahren in 76,3 Prozent der Fälle. „Freiwillig geben die ihren Führerschein nicht ab“, weiß Dr. Ralf Buchstaller, Leiter des Medizinisch-Psychologischen Instituts TÜV Nord. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 06.05.2013NDR
  • Folge 124 (45 Min.)
    Wadim K. ist in Deutschland aufgewachsen, dort zur Schule, zum Sport und in die Ministrantengruppe gegangen. Er sprach deutsch, er hatte deutsche Freunde, er fühlte sich als Deutscher. Doch einen deutschen Pass hat Wadim nie erhalten, weil er mit seiner Familie 1992 als Flüchtling nach Hamburg kam. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion fühlten sich Wadims russischstämmige Eltern in Lettland nicht mehr sicher. Doch in Deutschland wurde ihr Asylantrag abgelehnt. Es folgten 13 Jahre zwischen Duldungen, Arbeitsverbot und Sammelunterkünften. Die Eltern sind unter dem Druck zusammengebrochen, erkrankten an schweren Depressionen.
    Die Kinder waren mehr und mehr auf sich gestellt. 2005 versuchte die Ausländerbehörde, die Familie abzuschieben. Der nächtliche Einsatz endete im Desaster: Die Mutter schnitt sich die Pulsadern auf, der Vater landete in der Untersuchungshaft. Wadim wurde im Alter von 18 Jahren allein nach Lettland abgeschoben in ein Land, an das er sich kaum erinnern konnte. Fünf Jahre lang suchte er ein neues Zuhause für sich. Erst in Riga, später irrte er durch Frankreich, Belgien und die Schweiz, er wurde erneut nach Lettland deportiert.
    Bei seinem letzten, illegalen, Besuch in Hamburg im Januar 2010, hat Wadim sich das Leben genommen. Da war er 23 Jahre alt. Eine eindringliche Dokumentation, die zeigt, wie Menschen kämpfen müssen, um in Deutschland einen Platz für sich zu finden. Ein Film, der das starre Gerüst von Aufenthaltsrecht und Bürokratie hinterfragt, in dem der Einzelne nichts zählt, der Fragen stellt, die angesichts der Integrationsdebatte in Deutschland hochaktuell sind: Wo gehört ein Mensch hin? Was ist Heimat? Und darf man sie jemandem per Gesetz wegnehmen? (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 13.05.2013NDR
  • Folge 125 (45 Min.)
    Eigentlich ist es ganz einfach: Wer krank wird, hat ein Recht auf eine Heilbehandlung. Dafür zahlen die Menschen in Deutschland jeden Monat Krankenversicherungsbeiträge. Umso größer ist der Ärger, manchmal sogar die Verzweiflung, wenn die Krankenkasse sich weigert, für medizinische Hilfe oder die soziale Absicherung zu zahlen. Autor Wolfgang Luck zeigt mehrere Fälle, in denen Patienten von ihrer Krankenkasse alleingelassen wurden und die sich nun gegen diese „Sparpolitik“ wehren. Für diesen Film begleitete Wolfgang Luck über ein Jahr lang die 56-jährige Brigitte.
    Nach einem Schlaganfall ist sie halbseitig gelähmt geblieben. Die Krankenkasse zahlte über einen kürzeren Zeitraum die erforderlichen Reha-Maßnahmen. Dann aber kam der Schock: Nach dem Besuch einer Mitarbeiterin des Medizinischen Dienstes bei Brigitte hieß es, die weitere Behandlung werde nicht länger bezahlt. Ihre Krankenkasse hält sie plötzlich für „austherapiert“, für einen Pflegefall, bei dem sich teure Reha-Behandlungen nicht mehr lohnen.
    Die Ärzte sehen allerdings durchaus Chancen, dass sich Brigittes Zustand weiter verbessern lässt und halten eine längerfristige Reha für dringend geboten. Der Film zeigt, wie Brigitte mithilfe ihres Mannes um ihr Recht als Patientin kämpft, die Krankenkasse verklagt und am Ende gewinnt. Er zeigt, wie eine anfangs schwer geprüfte Frau, die von der Krankenkasse schon abgeschrieben wurde, plötzlich wieder neuen Lebensmut findet. Und: Es finden sich Indizien, dass die Krankenkassen auf Kosten der Kranken ein hartes Sparprogramm durchsetzen wollen.
    Ein weiteres Beispiel: Ein Kraftfahrer aus dem Fränkischen hat nach vielen Berufsjahren am Steuer chronische Bandscheibenprobleme. Zuletzt war er über einen längeren Zeitraum krankgeschrieben und bezog Krankengeld von der Krankenkasse. Als er eine Anschluss-Krankschreibung einreichte, strich ihm die Krankenkasse völlig unvorbereitet die Zahlungen und kündigte ihm sogar den Versichertenstatus. Und das alles wegen eines angeblichen Formfehlers. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 27.05.2013NDR
  • Folge 126 (45 Min.)
    Über zwei Millionen Paare in Deutschland sind ungewollt kinderlos und suchen Hilfe, die Tendenz ist steigend. In Deutschland gibt es mittlerweile 128 Kinderwunschkliniken, fast doppelt so viele wie Anfang der 1990er-Jahre. Der Kinderwunsch vieler Paare eröffnet einen Milliardenmarkt für Hoffnungsbringer: Pharmaindustrie, Kliniken, Ärzte und Heilpraktiker – das Angebot reicht bis hin zum Fruchtbarkeitsyoga. Dabei ist längst nicht jedes Angebot sein Geld wert. Doch je verzweifelter der Kinderwunsch, desto tiefer greifen Paare in die Tasche. Und wenn in Deutschland alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind, werden viele von Erfolg versprechenden Angeboten ins Ausland gelockt.
    „45 Min“ geht den Fragen nach: Wer verdient beim Geschäft mit dem Kinderwunsch? Gibt es falsche Versprechen und welche Angebote sind seriös? Der Film begleitet drei ganz unterschiedliche Paare bei ihrem Versuch, ein Kind zu bekommen. Bei ihnen ist nicht nur die emotionale Situation angespannt, sie alle investieren auch viel Geld. Denn die gesetzlichen Krankenkassen zahlen nur die Hälfte der teuren Kinderwunschbehandlung. Und das auch nur für Ehepaare und nur für drei Versuche. Seit 2013 beteiligen sich vier Bundesländer, eines davon ist Niedersachsen, am Bundesprogramm zur Unterstützung bei ungewollter Kinderlosigkeit und helfen den Paaren zusätzlich finanziell.
    „45 Min“ spricht mit der niedersächsischen Familienministerin und fragt, warum das Land Niedersachsen eine finanzielle Unterstützung anbietet und was sich die Politik davon verspricht. Die Autorinnen begleiten die Paare bei ihren Versuchen, schwanger zu werden, und erleben, wie groß die emotionale Belastung für sie ist. Einige Paare, die in Deutschland mit ihrer Kinderwunschbehandlung keinen Erfolg haben, gehen ins Ausland, zum Beispiel nach Tschechien. Hier sind die Behandlungen zumeist etwas preiswerter und deutsche Gesetze werden umgangen. Doch ist das eine Lösung? (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 03.06.2013NDR
  • Folge 127 (45 Min.)
    Deutsche Urlauber zieht es an die Türkische Riviera, wo sich die Bettenburgen besonders dicht an dicht reihen. Luxusurlaub zum Schnäppchenpreis wird versprochen. Doch hinter den glitzernden Fassaden der neuen Hotels verbirgt sich eine knallharte Kalkulation: die Umweltstandards sind niedrig, die Löhne ebenfalls. Wer sich dagegen wehrt, wird entlassen. Die türkische Tourismus-Gewerkschaft Oleyis klagt seit Jahren, dass ihre Mitglieder in türkischen Fünf-Sterne-Hotels massiv unter Druck gesetzt werden. Durch die Wirtschaftskrise spitzt sich Lage weiter zu.
    Die Preise werden weiter gesenkt, um Touristen anzulocken. Und das auf Kosten von Hunderttausenden Beschäftigten in der Urlaubsindustrie, deren Löhne weiter sinken. Zwar gibt es in der Türkei einen gesetzlichen Mindestlohn, doch der reicht kaum zum Überleben und wird oftmals nicht einmal bezahlt. Viele Türken halten den ausufernden Massentourismus inzwischen eher für einen Fluch als einen Segen. Und die Wut auf die Schnäppchenjäger aus dem Ausland – vor allem aus Deutschland – wächst. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 10.06.2013NDR
  • Folge 128 (45 Min.)
    Die Autobahn galt als ein Mythos deutscher Ingenieurskunst, aber inzwischen wird sie mehr beschimpft als gepriesen. Ein Kamerateam hat für den NDR eine Erkundung der ruhmreichen Vorzeigestrecke A2 vorgenommen. Ergebnis: Sie ist nicht nur vom Zustand her ein „Notfallpatient“, sondern für die Benutzer inzwischen ein gefährlicher Ort und ein Anlass täglichen Ärgernisses. Raser leben auf der Überholspur immer aggressiver ihre Rücksichtslosigkeit aus, Lkw-Fahrer und ihre tonnenschweren Fahrzeuge sind ein ständiges, tödliches Risiko.
    Alle fünf von der Autobahnpolizei Braunschweig bei den Dreharbeiten zufällig heraus gewunkenen und kontrollierten Schwerlasttransporter waren verkehrsuntüchtig und durften ihre Fahrt nicht fortsetzen. 40.000 Lkw fahren jeden Tag über die A2. Doch im ganzen Jahr kann die Polizei nur 1.000 von ihnen kontrollieren. Das Kamerateam dokumentiert: Die Autobahn ist zu einem sozialen Brennpunkt geworden. Staus stressen die Verkehrsteilnehmer und schädigen die Wirtschaft. Brummifahrer kämpfen um die wenigen Lkw-Parkplätze. Viele Rastplätze verkommen zu Müllhalden und Kloaken, auf denen man seine Kinder keinen Schritt mehr laufen lassen kann.
    Paradiesische Zustände bietet das „Biotop Autobahn“ nur für ein paar „Sumpfblüten“: Spielcasinos und Sexshops profitieren von der Nähe zum Verkehrsfluss, Reisende werden in Raststätten kräftig zur Kasse gebeten, wenn sie bei Zwischenstopps das WC aufsuchen oder sich erfrischen wollen. Die wirtschaftliche Belebung, die Politiker den Autobahnen zusprechen, ist meistens nur ein Nutzen für wenige, teilweise sogar ausländische Konzerne, die sich bei der Ausbeutung der Highways den Ertrag teilen.
    So etwa auch bei der umstrittenen privaten Finanzierung des Autobahnbaus (ÖPP), bei dem der Staat nach Meinung von Experten und sogar des Bundesrechnungshofes einen gefährlichen Pakt eingeht. Die Autobahn ist indes von ihren Erfindern nicht als „Haifischbecken“, sondern als nützliche Einrichtung für den Bürger gedacht worden. Gilt das heute noch? Das Kamerateam begleitet die Kleinfamilie Kneffel bei ihrem Feiertagsausflug. Doch was ein entspannter Trip im Frühsommer werden sollte, wurde zu einer Fahrt in den Verdruss: Abgezockt, erschöpft und verärgert kehrt die Familie wieder nach Hause zurück.
    Die Autobahn ist nichts für Eltern mit Kindern. Sie gehört, so der Eindruck der Kneffels, den Rowdys, den Geschäftemachern und den Bürokraten. Wie wird die Zukunft der Autobahn aussehen? Hilft der Bau von mehr Autobahnen gegen die Staus? Der Bund müsste jährlich sieben Milliarden für die Sanierung der bestehenden Strecken aufbringen. Doch dieses Geld hat er nicht. Dabei soll der Lkw- Verkehr bis 2025 um bis zu 80 Prozent zunehmen! (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 12.08.2013NDR

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