37 Grad

„Als ich zwölf war, hab’ ich mir nix mehr sagen lassen und hab’ gedacht, jetzt zeig ich meiner Mutter, wo“s lang geht.“ O. ist immer wieder von zu Hause abgehauen, hatte die falschen Freunde, wurde immer aggressiver, schlug zu, bis das Blut kam. Heute wird O. 17 Jahre alt und will ihr Leben ändern. „Ich bin den negativen Weg gegangen“, sagt sie. Immer wieder verschaffte O. sich mit Fäusten und Füßen Respekt. Niemand konnte das Mädchen bändigen. „Sobald ich zuschlag, werde ich kurz wach und frag mich, was machst du hier eigentlich?“ „O. war wie eine Zeitbombe – und ich völlig hilflos“, erinnert sich ihre Mutter.
Dass Kinder Wut auf ihre Eltern haben, wenn die sich trennen, ist normal. Aber nicht alle Kinder laufen rum und verprügeln andere. O. wollte kein Opfer sein – jetzt auch nicht mehr

Täterin. Seit kurzem lebt sie in einer betreuten Wohngruppe. Hier muss sie Verantwortung übernehmen, lernen, für andere da zu sein. Und, hoffentlich, wie es ohne Gewalt geht. Mädchen wie O. weinen nicht mehr nur ins Kissen, sie werden laut. Wenn es sein muss, schlagen sie zu.
Die traditionelle Rolle des braven Mädchens gilt für sie längst nicht mehr. Die Gewaltbereitschaft von jungen Frauen und Mädchen nimmt zu. So hat sich die Zahl der Täterinnen bei Körperverletzungsdelikten zwischen 1993 und 2007 verdreifacht. Besonders junge Mädchen zwischen zwölf und 16 Jahren werden auffällig. In diesem Alter ist fast ein Drittel aller Tatverdächtigen weiblich. Die „37º“-Dokumentation geht Motiven und Ursachen für das Verhalten der Mädchen nach, begleitet sie in ihrem Alltag und bei ihren Bemühungen, aus der Gewaltspirale heraus zu kommen. (Text: ZDF)