Folge 594

  • Ich kann dich nicht riechen – Wenn Alltagsdüfte krank machen

    Folge 594
    Allein in Deutschland leiden Zehntausende von Menschen an MCS, an multipler Chemikaliensensibilität. Meist wird die Krankheit mit zunehmendem Alter noch schlimmer. Der 52-jährige Christian Schifferle lebt inzwischen notgedrungen in einem Wohnwagen in der Nähe von Zürich. Er hält es nirgends mehr aus. Der sympathische Schweizer ist auf der Flucht vor kleinsten Mengen von Chemikalien, Duftstoffen und Reinigungsmitteln. Alltäglichkeiten setzen dem Heimatlosen schwer zu. „Wenn ich Parfum einatme, ätzt das richtig in meiner Lunge.
    Alles tut weh, es ist wie eine chronische Grippe.“ Seit seiner Kindheit leidet Christian an MCS. Bloß wusste er damals nichts davon. Das Unverständnis seiner Umwelt hat die Krankheit noch zusätzlich verschlimmert, glaubt er heute. „Es war, als ob ich auf einem fremden Planeten leben würde.“ Vor einigen Jahren hat er eine Selbsthilfegruppe und jetzt auch eine Wohnbaugenossenschaft gegründet. Sein größter Traum ist es, irgendwo anzukommen, endlich eine eigene baubiologisch gebaute Wohnung zu haben.
    Doch ob es dazu je kommen wird, ist ungewiss. Im Gegensatz zu anderen Ländern wie zum Beispiel die USA oder Kanada tun sich hierzulande die Krankenkassen schwer, MCS als organische Krankheit anzuerkennen. Das erschwert den Betroffenen das Leben noch zusätzlich. Praktische Hilfe wie verträglicher Wohnraum ist kaum zu bekommen, wenn „man immer in die Psychoecke abgeschoben wird.“ Von seinem mobilen Büro im Wohnwagen aus kämpft der tapfere Einsiedler verzweifelt um Anerkennung und Hilfe für die Betroffenen.
    Wenn Christian in Zürich seine Flugblätter verteilt, muss er eine Maske aufsetzen, um sich vor den Parfums und Waschmittelrückständen zu schützen. „Die Leute denken dann, ich hab eine ansteckende Krankheit wie SARS oder Vogelgrippe und gehen einen großen Bogen um mich.“ Anders die 34-jährige Heike Walter. Die junge Frau aus Husum setzt die Maske nur im äußersten Notfall auf. Die Reaktion der Leute macht ihr zu sehr zu schaffen. Dennoch hat sie für den
    Notfall immer was dabei.
    „Ich muss unter Menschen, weil ich sonst vereinsame. Danach geht es mir schlecht, aber das ist der Preis, den ich dafür bezahle.“ Angefangen hat es, als die Eltern ihr zum Abi das Jugendzimmer renovierten. Danach kamen der Schwindel und die Kopfschmerzen, es ging ihr immer schlechter. Erst zehn Jahre später wird MCS diagnostiziert. Die ehemalige Studentin hat eine Odyssee durch deutsche Arztpraxen und Behörden hinter sich. Erst als ein Sachbearbeiter sie ernst nimmt bekommt die schüchterne Frau eine Umschulung bewillig.
    Heute arbeitet sie halbtags in der Verwaltung eines umweltmedizinischen Krankenhauses. Kein Traumjob, aber da die Räume gefliest sind und die Mitarbeiter Rücksicht nehmen, ist es zur Zeit die einzige Arbeit, die für die Arbeitswillige in Frage kommt. Nach dem Job träumt sie immer noch von einem normalen Leben, einer Partnerschaft, Kindern. Das alles ist mit MCS fast unmöglich. „Wenn ich dann diese Entwicklung bei andern sehe, das was sie jetzt machen können, ein interessanter Beruf, Familie, Reisen, einfach dieses ganz normale Leben, dann fällt es mir schon schwer, die Krankheit zu akzeptieren.“ Wie lebt es sich, wenn man sich nicht mehr unter Menschen mischen kann, weil einen ihr Geruch nach Parfum und Weichspüler krank macht? Wenn man als Einsiedler im Wohnwagen lebt? Wenn einen die andern nicht ernst nehmen und als Spinner oder Ökochonder abtun? Der Film begleitet Christian, Lia und Heike bei ihrem täglichen Kampf um Anerkennung und Rücksichtnahme.
    „Ich kann dich nicht riechen“ ist ein Film über die schier hoffnungslose Suche nach einem Ort, der nicht krank macht und thematisiert die Abhängigkeit vom Verständnis der anderen. Vor allem aber zeigt die Dokumentation die ganz unterschiedlichen Strategien von Lia, Christian und Heike mit der erzwungenen Isolation umzugehen. Mutig sind sie alle. „Ich probiere es immer wieder, einen Schritt ins Leben zu tun,“ sagt Heike, scheitere und muss dann wieder von vorne anfangen – trotzdem versuche ich, die Hoffnung nicht aufzugeben.“ (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 12.02.2008ZDF

Sendetermine

Sa 06.03.2010
00:30–01:00
00:30–
Fr 05.03.2010
21:00–21:30
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Do 02.07.2009
18:00–18:30
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Sa 07.03.2009
00:30–01:00
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Fr 06.03.2009
21:00–21:30
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Sa 15.11.2008
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Fr 14.11.2008
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Sa 28.06.2008
00:30–01:00
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Fr 27.06.2008
21:00–21:30
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Sa 19.04.2008
00:30–01:00
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Fr 18.04.2008
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Fr 14.03.2008
21:00–21:30
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Do 21.02.2008
18:00–18:30
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Fr 15.02.2008
22:00–22:30
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Fr 15.02.2008
12:00–12:30
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Do 14.02.2008
23:30–00:00
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Do 14.02.2008
15:45–16:15
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Mi 13.02.2008
19:30–20:00
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Mi 13.02.2008
02:40–03:10
02:40–
Di 12.02.2008
22:15–22:45
22:15–
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