2015, Folge 104–118

Aufgrund von fehlenden Programminformationen können doppelte Einträge in der Zeit vor dem 08.11.2012 nicht ausgeschlossen werden.
  • Folge 104 (30 Min.)
    Der „Kulturpalast“, das experimentierfreudige Fachmagazin für E-Kultur und Remmidemmi erfindet sich neu: Ab März geht Moderatorin und Musikerin Nina „Fiva“ Sonnenberg in jeder Sendung einer brennenden Streitfrage des Kulturlebens auf den Grund. Mit Hilfe von Kulturschaffenden und Querdenkern wie Björk, Oskar Roehler oder Christian Jankowski klärt sie, ob Kunst weh tun muss, ob Kollektive die besseren Künstler sind oder ob die digitale Revolution die Bühnenkunst kaputt macht. Die Antworten darauf findet Nina, wie gewohnt, auf ihrem kunterbunten Streifzug durch die bemerkenswertesten Kulturereignisse aller Sparten.
    In der ersten Ausgabe der neuen Staffel geht es um die schönste Nebensache der Welt: Geld! Sind Künstler käuflich? Was passiert mit kritischer Kunst, wenn sie zum Prestigeobjekt von Superreichen wird? Die Scorpions, erfolgreichste deutsche Band aller Zeiten, sind gerne reich und stehen dazu: „Wenn man um jeden Pfennig kämpfen muss, dann wringt dir das die Ideen aus den Adern“ sagt Bandleader Rudolf Schenker im „Kulturpalast“. Kritischer sieht das der Künstler Christian Jankowski. Er verkauft eine 65-Millionen-Yacht als Kunstobjekt, um auf den Wahnsinn des Kunstmarktes aufmerksam zu machen.
    Und das skandinavische Kunst-Duo Elmgreen & Dragset erklärt, warum die Schnittmenge von Yachtbesitzern und Kunstsammlern so groß ist: „In Zeiten, wo sich jeder eine gefälschte Louis Vuitton-Tasche kaufen kann, ist echte Kunst zum letzten wirklichen Distinktionsmerkmal geworden“. Pragmatischer sieht es US-Rapper 50 Cent. Er hat zwei gute Tipps für Künstler, deren Vermögen die 100-Millionen-Marke durchschlägt: „1. Umgib dich mit Freunden von früher – sonst verlierst du die Authentizität. 2. Heirate niemals“. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSa 14.03.20153sat
  • Folge 105
    „Kulturpalast“, das experimentierfreudigste Fachmagazin für E- und U-Kultur, hinterfragt diesmal den Dilettantismus in der Kunst. Unterstützt wird Nina Fiva Sonnenberg dabei von „Deichkind“. Kaum jemand schafft es wie Deichkind, wildes Remmidemmi mit anarchistischem Kunsttheater zu vermischen. Sie sind hintersinnig und prollig zugleich und haben vor 10 Jahren entschieden, „ihre Band an die Wand zu fahren“. Wohin diese „hohe Kunst des Nichtskönnens“ führt, beweisen die Urheber der hintergründigen Methapher mit ihrem neuen Album „Niveau Weshalb Warum“.
    Dilettanten in der Kunst: sind das wirklich immer nur Stümper? – Goethe war sich mit seinem Kollegen-Genie Schiller einig: Dilettantismus ist das Gegenteil von wahrer Kunst und ein Dilettant verhalte „sich zur Kunst wie der Pfuscher zum Handwerk“. Aber anders als beim Handwerk ist in der Kunst glatt und perfekt vielleicht doch nicht immer gleich gut. Besonders die Avantgarde hatte schon immer ein Faible fürs Unfertige, Unverbildete und Intuitive, um so den klassischen Kunstbegriff hinwegzufegen.
    Am Gründlichsten mit Max Ernst Dadaistischem Ausruf von 1920: „Dilettanten erhebt euch!“. Seitdem ist der Dilettantismus aus der Kunst nicht mehr wegzudenken. Als weiteres Thema beleuchtet der „Kulurpalast“ die überdimensionalen, sehr erfolgreichen „Krakeleien“ eines Jonathan Meese, die scheinbar leichtfertig dahingeworfen wirken, ebenso wie die Arbeiten der experimentierfreudigen, visionären Performancegruppe HGich.T, das Vielfachscheitern des Filmemachers Uli Lommel und den unverbrauchten Optimismus des 63-jährigen Musikers R. Stevie Moore, der auch nach über 400 kommerziell erfolglosen Alben immer noch weiter Musik macht.
    Und fragt: Liegt in der totalen Verweigerung aller (Markt-) Mechanismen und Gefälligkeiten vielleicht das Über-Konzept zur guten Kunst? – Das Einfache, das lässig Dahingeworfene und das scheinbar Unfertige, mag als künstlerisches Konzept vielleicht sogar die größte aller künstlerischen Herausforderungen sein. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSa 21.03.20153sat
    Arbeitstitel "Das kann ich auch! - Nö, Dilettantismus in der Kunst will gelernt sein!", ursprünglich für den 28.03.2015 angekündigt
  • Folge 106
    Wie wird Sex in der Kunst dargestellt und zu welchem Zweck? Kann Sex noch provozieren? Zusammen mit der Autorin Sibylle Berg fragt Nina Fiva Sonnenberg nach Zusammenhängen von Sex und Kunst. Bis ins frühe 20. Jahrhundert verband man mit Sex das Animalische, das Verdrängte, das, wenn es aufloderte, die wohl gebaute Ordnung bedrohte. Und noch bis in die 1970er Jahre hatte Sex in der Kunst vor allem eine Funktion: Befreiung. Das zeigt auch die aktuelle Ausstellung zur „Feministischen Avantgarde“ in Hamburg. Durch offensiven Umgang mit der eigenen Sexualität befreiten sich viele Künstlerinnen vom dominant-domestizierenden männlichen Blick.
    So wie Valie Export mit ihrem „Tapp-und-Tast-Kino“, das Passanten dazu einlud, ihre Brüste zu betatschen. Aber heute? Wer als Künstler noch etwas Neues auf diesem Feld leisten will, muss schon ins Extreme gehen: Der russisch-armenische Künstler Mischa Badasyan befindet sich gerade in einer 365 Tage langen Performance, bei der er jeden Tag mit einem anderen Mann schlafen will. Romantisch ist anders aber vielleicht ist seine Aktion „Save the Date“ eine konsequente Weiterdrehung unserer Dating-Gesellschaft.
    Zu Gast im „Kulturpalast“ ist diese Woche die Autorin Sibylle Berg. Sie ist der Meinung, die Übersexualisierung der Gesellschaft führe leicht zu Asexualität. Genau darin geht es auch in ihrem neuen Roman „Der Tag, als meine Frau einen Mann fand“. Gewohnt drastisch in der Sprache, entzaubert sie hier Liebe und Sexualität und lässt ihre Protagonistin mal verzweifelt, mal verdrossen um die eigene Beziehung kämpfen. Wird Sex überbewertet? Führt der moderne Imperativ „Sei erfolgreich, sei attraktiv und habe super spannenden, lustvollen Sex“ letztendlich zu Einsamkeit und Unglück? (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSa 28.03.20153sat
    ursprünglich für den 04.04.2015 angekündigt
  • Folge 107
    Die brennende Streitfrage in „Kulturpalast“ ist diesmal: „Punk! – Wie nützlich ist die totale Verweigerung?“ Zu Gast bei Nina Fiva Sonnenberg ist Filmregisseur Oskar Roehler. Sein neuestes Werk „Tod den Hippies, es lebe der Punk“ ist eine autobiografisch gefärbte Erinnerung an die 1980er Jahre, als eine Subkultur der Totalverweigerer entstand, deren Soundtrack die zerstörerischen Klänge der Einstürzenden Neubauten waren. „Punk“ ist eben nicht nur eine Musikrichtung oder eine bestimmte Frisur, sondern das radikale Weiterdenken des Rock ‚n‘ Roll: Die totale Absage an das Bestehende, der ultimative Stinkefinger ohne Abmilderung durch Kompromisse oder den Glauben an eine imaginäre bessere Zukunft.
    „No Future!“-Punker in diesem Sinne gibt es in allen Kunstgenres: Seien es der Schriftsteller Michel Houellebecq oder die selbstzerstörerische Performancekunst eines Ivo Dimchev, der gerne blutüberströmt Madonna-Songs singt. In New York trifft „Kulturpalast“ die Sängerin Björk, die zwar schon lange keine Punk-Musik mehr macht, aber immer noch instinktsicher alle Erwartungen der Kulturindustrie unterläuft. Kann man dieser Form der radikalen Absage an die Gesellschaft am Ende sogar etwas Positives abgewinnen? Oder endet der „No-Future“-Gedanke nur in der komasaufenden Selbstzerstörung, wie es der Dokumentarfilm „B-Movie – Lust & Sound in West-Berlin“ eindrücklich zeigt? (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSa 04.04.20153sat
    Arbeitstitel: "Punk: Wie nützlich ist die totale Verweigerung?", ursprünglich für den 21., dann 28.03.2015 angekündigt
  • Folge 108
    Es ist noch immer der Traum vieler Künstler, auf die Gesellschaft einzuwirken. Nina Fiva Sonnenberg fragt: Darf sich Kunst überhaupt klar politisch positionieren? Oder verliert sie dann das, was Kunst letztlich ausmacht: Ambivalenz, Offenheit, Vieldeutigkeit? Kann die politische Forderung im Rahmen eines Theaterabend je mehr sein als nur Selbstbestätigung unter Gleichgesinnten? Kann sie noch aufrütteln? In seltenen Fällen ja, so wie 1830, als in Brüssel das Publikum nach der Arie „Amour sacre de la Patrie“ (Heilige Vaterlandsliebe) von Daniel François Esprit Auber mit „Vive la liberté“-Rufen aus der Oper rannte, den Justizpalast stürmte und die Belgische Revolution ausrief.
    Aber geht so etwas heute noch? Zum diesjährigen Theatertreffen sind einige Stücke eingeladen, die man politisch nennen kann. Besonders herausragend: Nicolas Stemanns Inszenierung von Elfriede Jelineks „Schutzbefohlenen“. Stemann stellt afrikanische Flüchtlinge auf die Bühne und thematisiert nicht nur das Versagen unserer Zivilgesellschaft, sondern auch das der Kunst. Wenn die Berliner Schaubühne mit Thomas Ostermeiers Inszenierung „Ein Volksfeind“ durch die Welt reist passiert etwas: In einer Szene rufen die Theatermacher das Publikum auf, sich politisch zu positionieren. Was zuhause ein netter Gag ist, bewegt auf Gastspielen die Gemüter: In Istanbul, Moskau und Dehli entstehen politische Debatten im Saal, die weit über die Grenzen des Künstlerisch-Künstlichen hinausweisen.
    Zu Gast bei Nina Sonnenberg auf dem Sofa sind diesmal die Kunstaktivisten des „Zentrums für Politische Schönheit“. Sie verantworteten das Entfernen der Gedenkkreuze für die Berliner Mauertoten, um an die Toten der EU-Außengrenzen zu erinnern. Und sie waren es, die die Falschmeldung in die Welt setzten, das Familienministerium wolle im Rahmen eines Kindertransportes 55.000 syrische Flüchtlingskinder nach Deutschland holen. Ist das noch Kunst? Oder eine reine Politaktion? (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSa 11.04.20153sat
  • Folge 109
    Gibt es sie, die große Liebe? Oder ist das nur eine „durchaus kritikwürdige, bürgerlich-romantische Konzeption“ wie Dirk von Lowtzow sagt? Er ist Ninas Gast auf dem Kulturpalast-Sofa. Von Lowtzow erklärt, wie man bei klarem Kopf einen guten Popsong schreibt, der aufs Herz zielt. Der Sänger von Tocotronic weiß, wovon er spricht: Schließlich will das neue Album der Band nichts weniger sein als der Versuch einer „Enzyklopädie der Liebe“. Er lässt sich von Nina Sonnenberg sogar dazu hinreißen, aus dem Stand heraus einen Liebessong zu improvisieren. Wie hängen Kunst und Liebe zusammen? Und warum sind so viele Künstler heutzutage so unromantisch geworden? Darum dreht sich alles in dieser neuen Ausgabe vom „Kulturpalast“: Patrick Wengenroth, einst regelmäßiger Kolumnist der Sendung, kehrt zurück und erlebt seine Wiederauferstehung als Rainer Werner Fassbinder.
    Dem Filmberserker zum Verwechseln ähnlich wandert er durch die große Ausstellung „Fassbinder JETZT“ und schaut, was wir heute noch von Fassbinder über die Liebe lernen können. Und wie politisch sie trotz aller Privatheit ist. Statt Fassbinders „Liebe ist kälter als der Tod“ heißt es heute beim Theatermacher René Pollesch: „Liebe ist kälter als das Kapital“. Mit messerscharfer Theorie, heillosem Slapstick und so wunderbaren Schauspielern wie Martin Wuttke seziert auch René Pollesch an der Berliner Volksbühne immer wieder aufs Neue das Thema Liebe. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSa 04.07.20153sat
  • Folge 110
    Die NSA hört ab, der BND liefert zu, Google weiß, was wir wollen und Facebook, wie wir fühlen Nina Sonnenberg stellt Künstler vor, die sich gegen Überwachung wehren. „Wer die Sicherheit der Freiheit vorzieht, ist zu Recht ein Sklave“, steht bei Aristoteles. Wenn das stimmt, dann begeben wir uns gerade freiwillig in die Sklaverei. Wieso geht kaum jemand auf die Straße? War das Opfer von NSA-Whistleblower Edward Snowden, der seine persönliche Freiheit hingegeben hat, um die Freiheit unserer Gesellschaft zu retten, vergebens? Es gibt einige Künstler, die sich nicht mit dieser unheilvollen Stille abgeben wollen.
    Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht haben, uns von unserem Weg in die Aristotelische Sklaverei zurückzupfeifen. Zu Gast im Kulturpalast ist die Theatermacherin Angela Richter, die mit Julian Assange gut befreundet ist und ihn sowie Edward Snowden lange interviewt hat. Ihr Überwachungsabend „Supernerds“ am Schauspiel Köln hackt die Handys der Zuschauer und führt ihnen vor, wie wenig sie ihre persönlichen Daten im Griff haben. Noch radikaler sind die New Yorker Kunstaktivisten von „We are always listening“: Sie kleben Diktiergeräte unter Kneipentische, hören alltägliche Gespräche ab und stellen sie ins Netz.
    Das ist natürlich illegal aber nach Meinung der Künstler moralisch gerechtfertigt: Schließlich geht es darum, die Bevölkerung sensibel zu machen gegenüber der Totalüberwachung. Der Künstler Adam Harvey dagegen gibt Ratschläge, wie man sich so schminkt, dass Überwachungskameras einen nicht erkennen. Und auch der italienische Konzeptkünstler Paolo Cirio macht die allgegenwärtige Überwachung sichtbar: Er zieht verpixelte Bilder von Google Street View, auf denen Passanten zu erkennen sind, auf Plakate und verklebt sie genau an der gleichen Stelle im Stadtbild.
    Wer sich wiedererkennt, muss sich fragen, ob er wirklich von Google erfasst werden wollte. Darüber hinaus geht Paolo Cirio zur Gegenüberwachung über. Er klaut private Fotos von ranghohen NSA-Mitarbeitern und plakatiert sie überlebensgroß in der Stadt. Wie ihr uns, so wir euch! Der „Kulturpalast“ widmet sich einem Thema, das uns alle betrifft, und das politische Künstler in der ganzen Welt umtreibt. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSa 11.07.20153sat
  • Folge 111
    Nina „Fiva“ Sonnenberg präsentiert die aktuelle Ausgabe von „Kulturpalast“ mit Francesco Tristano, Barockpianist und Technoproduzent, und dem kanadischen Pianisten-Wunder Chilly Gonzales. Das klassische Konzert stirbt aus und ist selbst schuld daran: Das ist die Diagnose des Kulturwissenschaftlers Martin Tröndle, der das Durchschnittsalter der klassischen Konzertbesucher untersucht hat. „Shame on you, classical musicians!“ ruft der Entertainer Chilly Gonzales, der das Streichquartett neu erfinden will, und fordert, dass die Klassische Musik vom Pop lernt und endlich eine gute Show abliefert.
    Während ein Mozart-Abend um 1800 noch eine Party voller Ohrwürmer war, sehen die Zuhörer heute aus, als wären sie nicht zum Genuss hier, sondern zu einer Wurzelbehandlung. Und ganz schlimm wird es bei Neuer Musik. Der Pianist Francesco Tristano konstatiert: „Die zeitgenössische klassische Musik ist schon gestorben“. Aber wie könnte sie aussehen, die Zukunft der Klassik? Crossover-Versuche mit Pop und Rock enden oft erbärmlich. Solariums-Geiger wie David Garrett, die mit blondierten Haaren, aufgeknöpftem Hemd und Rockorchester das Bustouristenpublikum bezaubern, stellen kaum die Zukunft des Genres dar. Aber wer dann? (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSa 18.07.20153sat
  • Folge 112
    „Es geht nicht ohne Schmerz – ohne Schmerz gibt es kein Bewusstsein“, behauptete Joseph Beuys und meinte nicht etwa die Geburt, sondern die Kunst. Moderatorin Nina Sonnenberg begibt sich mit ihrem Gast Christian Ulmen auf eine Reise an die Schmerzgrenze der Kunst – angefangen von den Selbstkasteiungen einer Marina Abramovic über die lebensgefährlichen Performances des Österreichers Wolfgang Flatz. Von dem neuesten Video von Rihanna bis zu den Bildwelten von Gottfried Helnwein. Tatsächlich fließt in der Kunst echtes Blut in Strömen.
    Warum eigentlich? Muss man, um die Grausamkeit der Welt verhandeln zu können, grausam sein? Müssen Künstler den Betrachter ein bisschen quälen, um ihn aus ihrer Komfortzone herauszulocken? Regisseur Johann Kresnik sagt ja – und präsentiert wahre Splatterszenen in seinem neuen Stück „Die 120 Tage von Sodom“ an der Berliner Volksbühne. Ein zerhackter Fötus, blutige, nackte Menschen, Kannibalismus, alles im Dienste der Konsumkritik. Ist das gerechtfertigt? Der Schauspieler Christian Ulmen ist sich da nicht so sicher: „Ich würde nach so einem Stück erst recht shoppen gehen und ganz viel Seife kaufen“.
    Dabei ist Christian Ulmen selbst jemand, der seinem Publikum Schmerzen bereitet, wenn auch subtiler. Er quält es mit Fremdscham. Wer ihn als Uwe Wöllner, Alexander Eich oder aktuell als „Neuester Mitarbeiter“ sieht, der windet sich oft vor dem Bildschirm. Ulmen: „Ich mache das, weil ich selber ganz viel Scham empfinde, schon immer. Und das will ich teilen.“ (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSa 25.07.20153sat
  • Folge 113
    „Damit es Kunst gibt, ist eine physiologische Vorbedingung unumgänglich: Der Rausch!“, hat Friedrich Nietzsche einst gesagt. Ist das wirklich so? Im Kulturpalast diskutieren verschiedenste Künstler über das Verhältnis von Kunst und Drogen: Julius von Bismarck, Eric Burdon, Pete Doherty, Bryan Saunders, Thomas Feuerstein und viele mehr. Während der großartige Dokumentarfilm „Amy“ im Kino gerade zeigt, wie Drogen das Leben und die Künstlerkarriere von Amy Winehouse zerstörten, gibt es ein neues Software-Programm, das versucht, Rauschzustände ohne jegliche Gesundheitsschäden herzustellen: „Inceptionism“ heißt das Webphänomen, auch als „LSD-Konverter“ bekannt.
    Die Wahrnehmung verändern, das war schon immer der Wunsch der Kunst. Der Österreicher Thomas Feuerstein hat dafür jetzt über mehrere Etagen im Frankfurter Kunstverein ein riesiges Labor errichtet, in welchem er aus Algen und Pilzen Dopamin und Psilocin gewinnt, mit denen er die von ihm synthetisierte und als „molekulare Skulptur“ deklarierte Droge „Psilamin“ erzeugt. Titel der Ausstellung „Psychoprosa“. Zu Gast auf dem Kulturpalast Sofa: Der Musiker Ferris MC, der es geschafft hat seit 2006 clean zu sein. Sein neues Album „Glück ohne Scherben“ ist ganz ohne Drogen entstanden. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSa 01.08.20153sat
  • Folge 114
    Deutsche TV-PremiereSa 05.09.20153sat
  • Folge 115
    Zu Gast ist Rapper Romano, der mit Vorliebe seine Köpenicker Heimat besingt. Außerdem Thema: Die Wahl des ersten türkischstämmigen Leitungsmitglieds bei den Passionsspielen Oberammergau. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSa 12.09.20153sat
  • Folge 116
    Wie kommt es, dass Künstlerinnen öffentlich weniger wahrgenommen werden als ihre männlichen Kollegen? Sind Publikum und Redaktionen irgendwie doch chauvinistisch? Im „Kulturpalast“ kommen Künstlerinnen unterschiedlichsten Alters und Genres zu Wort. Moderiert wird die Sendung wie immer von Nina „Fiva“ Sonnenberg, im Hauptberuf Rapperin und damit eine der wenigen Vertreterinnen ihres Geschlechts im Deutschen Rap. Feminismus ist uncool? Wer das behauptet ist entweder sehr jung und naiv – oder ein Mann. Oder können Frauen, wie Georg Baselitz dreist fabulierte, „einfach nicht so gut malen“? Ist das patriarchale System schuld? Oder die viel zu bescheidenen Künstlerinnen selbst? Wir geben es zu: Auch im „Kulturpalast“ haben wir eine geringe Frauenquote bei den Interviewgästen und Künstlerinnen, über die wir berichten.
    Siri Hustvedt widmet sich diesem Thema in ihrem aktuellen Erfolgsroman „Die gleißende Welt“. Darin schlüpft eine Künstlerin in männliche Identitäten, um auf dem Kunstmarkt Erfolg zu haben. Genau wie in Tim Burtons Film „Big Eyes“, der auf einer wahren Begebenheit beruht. Haben Frauen auf dem Kunstmarkt die schlechteren Karten? Im „Kulturpalast“ spricht eine der wirklich erfolgreichen großen Künstlerinnen Deutschlands über das Thema: Katharina Grosse.
    Muss auch in der Kunst eine offizielle Regelung her, so wie es die Filmregisseurinnen der „Pro Quote“-Bewegung fordern? Die junge Feuilletonistin und Schriftstellerin Ronja von Rönne kriegt bei solchen Gedanken Zahnschmerzen. Sie will sich selber durchsetzen, ohne die gutmeinende Krücke einer Quote. Mit ihrem antifeministischen Ausfall in der Zeitung „Die Welt“ hat sie sich in diesem Frühjahr eine Menge Feinde gemacht. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSa 26.09.20153sat
  • Folge 117
    Wo geht man hin, wenn man an einem Sonntagvormittag Einkehr, Erbauung und moralische Reflexion sucht? In die Kirche? Nein, ins Museum! Mit weitgehender Säkularisierung und allgemeiner Entfremdung von der Kirche hat die Kunst inzwischen viele Aufgaben übernommen, die früher dem Gottesdienst vorbehalten waren. Nina Fiva Sonnenberg geht auf die Suche nach der Religion in der Kunst. Auch in der Architektur spiegelt sich dieser Wechsel wieder: Prestigeträchtigste Bauten für internationale Stararchitekten sind nicht mehr wie einst die Kathedralen, sondern Museumsbauten, in denen sich oft nur leise flüsternd und andächtig bewegt wird. Und vielerorts werden Kirchen in Galerien verwandelt, wie zum Beispiel St. Agnes in Berlin, wo jetzt der Galerist Johann König waltet.
    Die katholische Kirche, über Jahrhunderte der wichtigste Mäzen für die großen Kunstwerke des Abendlands, hat auf die Entwicklung reagiert: Seit der letzten Biennale in Venedig bespielt der Vatikan dort einen Pavillon. Das Stöckchen kommt zum Hündchen. Außerdem im „Kulturpalast“: Der international erfolgreiche Künstler Tino Sehgal hat seinen Werken ein fast biblisches Bilderverbot auferlegt. Den Besuchern seiner Ausstellungen vermittelt er eine altmodisch anmutende, quasi-religiöse Erfahrung. Und die katalanische Performerin Angelica Lidell macht in ihren Stücken die Bühne zum Altar und beklagt die Brutalität der Abwesenheit Gottes. Die Atheistin sagt: „Gott ist zwar tot, nicht aber die Notwendigkeit an ihn zu glauben“. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSa 10.10.20153sat
  • Folge 118
    Wie global müssen Künstler heute denken, wenn sie sich mit dem Thema Krieg auseinandersetzen? Nina Sonnenberg begrüßt den Theatermacher Milo Rau und befragt diverse Positionen der Kunst. Milo Rau hat dieses Jahr mit seinem Kongo-Tribunal viel Aufmerksamkeit erregt. In einem fiktiven Prozess mit realen Zeugen durchleuchtet der Schweizer Regisseur den seit 20 Jahren andauernden, grausamen Krieg um Rohstoffe im Kongo, der auch mit uns zu tun hat. In dem Fachmagazin für E- und U-Kultur werden strittige Fragen der Kunstwelt originell beleuchtet. „Kulturpalast“ verspricht überraschend neue Perspektiven. Die Moderatorin und Musikerin Nina Fiva Sonnenberg lädt sich Gäste ein, um gemeinsam mit ihnen Kultur vom Kern aus zu betrachten: Was treibt Künstler an? Und wie beantworten Kulturschaffende Lebensfragen, die uns alle umtreiben? (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSa 17.10.20153sat

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