Dokumentation in 3 Teilen, Folge 1–3

  • Folge 1
    Nach 1945 sind Capri, die Adria oder Mallorca für die Deutschen noch fast so unerreichbar wie der Mond. Die Not des Alltags überdeckt alle Gedanken an einen Urlaub; nur die Kinder dürfen in den Sommerferien manchmal zu Freunden und Bekannten aufs Land. Es gibt zunächst auch kaum Unterkünfte, in den wenigen unzerstörten Hotels sind Besatzer oder Flüchtlinge einquartiert. Erst nach der Währungsreform geht es langsam aufwärts, die Menschen haben wieder Geld und eine Urlaubsreise wird möglich. Zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit der Bahn dritter Klasse machen sich die Deutschen auf, meist in die nähere Umgebung, eine Woche höchstens, ohne Luxus.
    Der klassische Urlaub ist der Wanderurlaub, übernachtet wird auf Heuböden oder in Jugendherbergen. Der Schwarzwald und der bayerische Wald sind beliebte Reiseziele, doch bald zieht es die Deutschen auch weiter weg. Annemarie und Karl-Heinz Paumen gehen von Düsseldorf aus mit Motorrad, Beiwagen und Steilwandzelt auf große Fahrt, zunächst nach Holland: „Als Kriegsgeneration waren wir mit Kleinigkeiten zufrieden.
    Das Gefühl von Freiheit nach der schlimmen Zeit haben wir sehr genossen.“ Gretel Ausmeier, ein Sylter Inselkind, erlebt damals die ersten Gäste in der neu eröffneten Pension ihrer Mutter. Es gibt kein fließendes Wasser, alle Räume sind für die zahlenden Fremden reserviert, die sogar mit in der Küche sitzen: „Eindringlinge waren das für uns Kinder, die uns aus unseren Betten jagten!“ Wo Bauern sind, ist die Versorgungslage besser. Viele fahren deshalb in die Voralpen, wo es bereits wieder gut zu essen gibt.
    Und es gibt dort noch etwas anderes, was in der Nachkriegszeit Mangelware ist: Männer im heiratsfähigen Alter, wie Brunhilde Hölterer feststellt. Die junge Kielerin darf nach Ruhpolding in die Sommerfrische – und verguckt sich in ein echtes bayerisches Mannsbild. Sepp Buchauer, damals einer der ersten „Fremdenführer“ dort, erzählt, welchen Schlag er bei den Touristinnen hatte. Als Ostdeutscher hat man auch Jahre nach dem Krieg nicht verlernt, sich auf Verdacht anzustellen, wenn sich irgendwo eine Schlange bildet.
    In den Hotels, Pensionen und FDGB-Heimen an der Ostsee ist Schmalhans Küchenmeister: „Lieblingsbeschäftigung im Urlaub war Rezeptetausch. Man lernte so, aus Nichts etwas Essbares zu machen.“ Barbara und Erich Busch aus Leipzig erinnern sich dennoch gern an ihren ersten gemeinsamen Urlaub an der Ostsee, bei dem sie als Unverheiratete in getrennten Zimmern schlafen müssen, sonst hätte sich der Gastgeber strafbar gemacht. Flugreisen sind auch im Westen damals ein Privileg weniger. 1955 ist Margot von Engelmann-Rohde dabei, als die Lufthansa zu ihren ersten Flügen nach dem Krieg startet – als junge Stewardess.
    Damals war das ein ganz besonderer und sehr begehrter Beruf. Mit dem Wirtschaftswunder wird Italien immer mehr zum Sehnsuchtsurlaubsort der Deutschen. Das Land jenseits der Alpen lockt mit Sonne, Strand und Meer. Mehrere Jahre haben Liesel Rostek und ihr Mann auf ihre Zwei-Wochen-Reise an die Riviera gespart und dafür auf Möbel und Essen verzichtet. 1952 ist es so weit, nach einer 28-stündigen Zugfahrt spüren sie bei Genua endlich das Salz des Meeres auf der Haut.
    Schlager, Pasta, Papagalli, alles ist neu und aufregend und auch ein wenig unheimlich. So kurz nach dem Krieg sind die Deutschen nicht bei allen Italienern willkommen, doch auch manche Ehe – wie die von Hans und Simonetta Krüger – nimmt dort bei einem Cappuccino ihren Anfang. „Von Balkonien bis Bella Italia“ erzählt die Geschichte des Urlaubs in den 40er und 50er Jahren und vom Zauber des ersten Urlaubs nach dem Krieg, als man sich noch monatelang vorher darauf freute und mit dem geringsten Komfort zufrieden war. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 20.06.2011Das Erste
  • Folge 2
    Im Osten begrenzt der Bau der Mauer seit Anfang der 60er Jahre die Reiselust der DDR-Bürger. Werner Coch, ein junger ostdeutscher Student, wird 1961 während seines Urlaubs im Westen vom Mauerbau überrascht. Plötzlich steht er vor der Entscheidung: Zurück hinter den Stacheldraht oder im Westen bleiben? Er geht zurück und bereut es bitter. Für DDR-Bürger werden die Campingplätze an den Ostseestränden zum beliebten Ferienziel. Trotz Verboten wird dort immer mehr nackt gebadet. Camping und FKK sind ein Stück Eigensinn, den sich auch der Lausitzer Werner Franke gönnt. Mit seiner Kamera hält er das „nackte“ Leben am Strand fest. „Ich hab’s immer nur vom Hörensagen, dass man verklemmter war im Westen als bei uns. Aber das war unsere Art Freiheit.“
    Deutsche TV-PremiereMo 27.06.2011Das Erste
  • Folge 3
    Die Individualisten in Ost und West halten nichts von organisiertem Urlaub und schaffen sich ihre Nischen. Jürgen Reichmann aus Donaueschingen gehört zu den Enthusiasten, die sich gleich mehrmals auf das Abenteuer Interrail eingelassen. Jan Oelker aus Radebeul bereist illegal mit der Kamera und per Anhalter die Sowjetunion, immer auf der Suche nach Abenteuern. Und der Leipziger Dietmar Mickeleit macht in der DDR das Dachzelt für den „Trabi“ populär. Wildes Zelten ohne viel Geld ausgeben zu müssen, das verschafft der Erfindung bald eine große Fangemeinde. Das Dachzelt spielt auch später, im Film „Go Trabi Go“ von 1991, eine wichtige Rolle. Hauptdarsteller Wolfgang Stumph erinnert sich an seine erste Italienreise, festgehalten mit der eigenen Kamera.
    Deutsche TV-PremiereMo 04.07.2011Das Erste

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