Dokumentation in 4 Teilen, Folge 1–4

  • Folge 1 (52 Min.)
    Was Ende der 80er mit Acid House und Smiley-Logo beginnt und gerne belächelt wird, entwickelt sich in den 90ern zu einem kulturellen Massenphänomen. Die Loveparade im wiedervereinigten Berlin lockt Millionen und steht am Anfang einer ganzen Welle von Events, auf denen die Raving Society in Neonkleidung, mit bunten Haaren und jeder Menge Ecstasy bis spät in die Morgenstunden feiert. Der Club „Hacienda“ in Manchester wird zum Synonym für schweißtreibende Clubnächte. Superclubs wie „Ministry Of Sound“ vermarkten sich mit eigenem Merchandise, mit Compilations und Außenstellen auf der Party-Insel Ibiza.
    Vollpension inklusive. Feiern, dem Alltag entfliehen, sich völlig gehen lassen – der Eskapismus der Dancekultur, einst in den Clubs der Gay Community geboren, schwappt in den 90ern über in den heterosexuellen Mainstream. Auch die House Music. Videos von Acts wie C&C Music Factory und Deee-Lite laufen bei MTV rauf und runter. Madonna und Janet Jackson benutzen clubbige Housebeats für ihre Songs. Adeva und Robin S. singen sich die Seele aus dem Leib und werden als House-Diven verehrt.
    Mit dem Erfolg von Drag Queens wie Ru Paul hält die Ästhetik des „Camp“ endgültig Einzug in den Massengeschmack. Auch im Gewand des vielgeschmähten „Eurodance“ erobert die Dancemusic mit Gruppen wie Snap!, Dr. Alban oder La Bouche die breiten Massen. Derzeit erlebt der Eurodance-Sound eine beachtliche Renaissance. Aktuelle Künstler wie Stromae, Usher, Lady Gaga oder Pitbull zitieren lustvoll das Erbe des vermeintlichen Trash-Sounds der 90er. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 26.07.2014arte
  • Folge 2 (52 Min.)
    Boygroups und Girlbands gehören seit der Doo Wop- und Soul-Ära zum festen Inventar der Popkultur. Doch der Hype, der mit den New Kids on The Block in den 80ern seinen Anfang nimmt, wird ein Jahrzehnt später auf die Spitze getrieben. Spezial-Effekte, riesige Leinwände, perfekt choreographierte Shows, Fotostrecken und jede Menge Merchandise-Produkte – das Angebot ist reichhaltig und genau auf die junge, vorwiegend weibliche Zielgruppe abgestimmt: Take That, East17 aus England, Boyzone und Westlife aus Irland, Backstreet Boys und NSync aus den USA – und noch unzählige weitere, die auf die Erfolgswelle aufspringen wie Caught In The Act in Holland, Alliage in Frankreich oder Bed & Breakfast in Deutschland.
    Frustriert von so viel Männerüberschuss auf der Bühne und kreischenden Mädchen davor, gründet Manager Simon Fuller in England eine Mädchenband. Das Ergebnis: die Spice Girls! Es ist wie Feminismus, nur dass man seinen BH nicht verbrennen muss, sagt Mel C: „Ich liebe meinen Wonderbra.“ Emanzipation funktioniert jetzt über Konsum.
    B*Witched eifern ihnen im Double-Denim Look nach. All Saints hingegen etablieren ihren düsteren „Never Ever“-Look aus Baggypants und Flanellhemd. Tic Tac Toe geben die deutsche Antwort auf TLC. Während das Feuilleton die Nase rümpft, kann die Jugendpresse von den Boy- und Girlbands nicht genug kriegen. Zeitschriften und Musiksender wie MTV, VH1 und Viva heizen die Teenie-Bopper-Welle gehörig an. Immer mehr Kids haben einen Fernseher in den eigenen vier Wänden, zappen zwischen „Beverly Hills 90210“, „Melrose Place“ und „Bravo TV“ hin und her. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 02.08.2014arte
  • Folge 3 (52 Min.)
    Als Kurt Cobain am 5. April 1994 Selbstmord begeht, sterben nicht nur Nirvana, sondern auch die Hoffnungen der sogenannten „Generation X“. Musiker wie Beady Eyes, Andy Bell oder Skunk Anansies Frontfrau Skin erinnern sich heute noch daran, wie sein Tod sie erschüttert hat. Während Pearl Jam weiterhin Erfolg haben, ist die Karriere von anderen Grunge-Bands beendet – das letzte Aufbäumen einer weißen und männlich geprägten Rockform findet mit einer Schrotflinte ein brutales Ende. Der Kampf gegen die männliche Definitionshoheit von Musik allerdings geht weiter: Die Riot Grrrls finden sich zusammen, ändern die feministische Kultur auf lange Sicht radikal und stellen alte Rollenbilder im Pop auf den Kopf.
    Bands wie Bratmobile, L7 oder Bikini Kill fordern die „Revolution Girl Style Now!“ und stoßen der maskulinen Welt mit leidenschaftlichen Gitarren-Riffs und rotzigen Beats vor den Kopf. In England heißt es plötzlich „buy british“, worüber sich Franz Ferdinands Alex Kapranos heute noch wundert. Suede-Frontmann Brett Anderson fordert auf dem Cover des „Select“-Magazines „Yanks go Home!“ und ruft den „Battle For Britain“ aus.
    Angelehnt an die glorreichen 60er Jahre entsteht der Britpop und gibt den Briten ein neues Selbstbewusstsein. Hierzulande wird deutsch gesungen: Tocotronic, Marius Müller-Westernhagen oder Die Ärzte setzen in Zeiten der Brände in Asylbewerberheimen musikalische Zeichen gegen Rechtsradikalismus. Die Reaktion folgt prompt: Rechtsrockbands wollen das Land nach nationalsozialistischen Vorstellungen formen – und nehmen der Musik ihre Unschuld. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 09.08.2014arte
  • Folge 4 (52 Min.)
    Die Saat der Hip-Hop-Kultur, die in den 80er Jahren in New York so eindrucksvoll aufgegangen war, wuchs in den 90ern in den Himmel. Der Erfolg des Gangsta-Raps schockierte und spaltete die amerikanische Gesellschaft. Während US-Soldaten zur Befreiung Kuweits in den zweiten Golfkrieg zogen, herrschten im eigenen Land Ausnahmezustände. Der Terror der Drogen-Gangs und die rassistische Polizeigewalt bestimmten den Alltag in den amerikanischen Innenstädten. Der Hip-Hop rückte die frustrierenden Lebensumstände weiter Teile der schwarzen Bevölkerung mit drastischen Worten in den Fokus einer breiten Öffentlichkeit.
    Den Gegenpol zum Gangsta-Rap bildete die sozialkritische Perspektive des New Yorker Hip-Hop-Kollektivs The Native Tongues. In der Tradition des Conscious-Rap flowten unter anderem De La Soul und A Tribe Called Quest im Plauderton über alten Jazz- und Soulsamples und überzeugen damit alle Kritiker. In Frankreich entstand derweil die größte Hip-Hop-Szene Europas. Mc Solaar, IAM und NTM verkauften ihre Alben millionenfach und waren die Gesichter des französischen Hip-Hop-Booms.
    Rap wurde auch in Frankreich zum Sprachrohr des Protests, zumeist von afrikanischen Migranten, die in den Vorstädten ein Leben am Rande der Gesellschaft führten. In Deutschland stürmten deutschsprachige Hip-Hop-Künstler wie Die Fantastischen 4, Freundeskreis, Absolute Beginner und Fettes Brot die Musikcharts. Ihre Musikvideos rotierten erfolgreich beim deutschen Musik-TV-Sender VIVA und lösten Ende der 90er Jahre einen regelrechten Nachfrage-Hype in der Musikindustrie aus. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 16.08.2014arte

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