Dokumentation in 3 Teilen, Folge 1–3

  • Folge 1
    Ein Schreckgespenst geht um in den frühen 1960er Jahren. Es ist eine neue Kunstform die schockiert, irritiert, manche amüsiert und von vielen zunächst abgelehnt wird: Die Performance-Kunst.Die Reihe erzählt die Geschichte einer eigenwilligen Kunstform: ihre Anfänge in Dadaismus und Surrealismus, die Weiterentwicklung in den USA unter John Cage, ihre Rückkehr nach Deutschland mit Joseph Beuys und ihren Einfluss auf Videokunst und Popkultur heute.Seinen Anfang nimmt alles im legendären Cabaret Voltaire in Zürich. Von Hugo Ball und Emmy Hennings 1916 gegründet, wird es schon bald ein Raum der Anarchie, des rituellen Spiels mit Masken, Marionetten, wunderlichen Kostümen, Lautgedichten und Geräuschmusik. Dada ist geboren! In Paris stoßen die Dadaisten auf eine neue Gruppe, die nur auf den entscheidenden Impuls von außen gewartet hat, die Surrealisten.
    Doch der Zweite Weltkrieg vertreibt viele der Avantgarde-Künstlerinnen und Künstler in die USA. Erst dort finden die entscheidenden Entwicklungen statt und eine Schlüsselrolle kommt dabei dem Komponisten John Cage zu. Viele seiner Schüler kommen ursprünglich aus der Malerei, lassen jedoch durch seinen Einfluss die zweidimensionale Leinwand hinter sich und verbinden die unterschiedlichsten Künste und Ausdrucksformen zu Aktionen und Performances, stellen den Körper und sein Handeln in den Mittelpunkt. Nicht mehr das überzeitliche, unantastbare, schlichtweg fertige, abgeschlossene Werk steht im Mittelpunkt, sondern der mehr oder weniger kurze Moment, die Aktion, die Handlung als Ausdruck des künstlerischen Wollens. In der BRD herrscht nach dem Krieg eine ganz andere Stimmung als in den USA. Die Gesellschaft hat es sich gemütlich gemacht.
    Doch auch hier setzt die anarchische, wilde, ungezügelte und für viele einfach nur schockierende Kunstform unter dem Namen Fluxus ihren Siegeszug fort – mit Joseph Beuys als ihrem Hohepriester, der nicht mehr nur mit Fettecken provoziert, sondern auch mit Aktionen. Während in Österreich ein vorläufiger Höhepunkt der Entwicklung erreicht wird: Die Performances der Wiener Aktionisten sind in ihrer Radikalität bis heute unüberboten. Teils Selbstverletzend und gesellschaftliche Tabus sprengend, setzen sich Künstler wie Günter Brus mit dem eigenen Körper auseinander. Die Performance-Kunst ist ein Aufbegehren gegen die bürgerliche Moral. Ein Ausloten der Grenzen. Was darf Kunst? Wie weit darf sie gehen? Doch lange kann man den Schock nicht lebendig halten. Die 1960er Jahre sind ein Jahrzehnt der Revolte und des Krieges. Die Realität holt die Kunst ein.
    Der erste Teil der Reihe „Von Gaga bis Dada“ beleuchtet die Anfänge der Performance-Kunst im Dadaismus bis hin zu den ersten Aktionen und Events der Fluxus-Bewegung und des Wiener Aktionismus in den 1960er Jahren. Seltenes Archivmaterial und Statements außergewöhnlicher Künstler und Theoretiker wie Marina Abramovic, Bazon Brock, Rainald Grebe und RoseLee Goldberg geben ungeahnte Einblicke in die Geschichte einer Kunstform, die wie keine andere gleichermaßen Theater, bildende Kunst und Popkultur beeinflusst. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSa 28.11.20153sat
  • Folge 2
    Der zweite Teil beleuchtet die Performance als Form des politischen Protests, ihre gesellschaftsverändernde Kraft und ihre Entwicklung hin zu einer weiblich dominierten Kunst.1968 wird in Wien eine Aktion geplant, die zu einem der größten Skandale im Österreich der Nachkriegszeit wird. Hauptakteur ist der junge Künstler Günter Brus. Vor ungefähr 300 Zuschauern und Journalisten brechen mehrere junge Künstler sämtliche Tabus. Die Kronen-Zeitung prägte den Begriff der „Uni-Ferkelei“. In Deutschland herrscht ein ideales Klima für die Performance-Kunst. Die Studentenrevolten sind auf ihrem Höhepunkt. Hier wird zwar nicht jeder Mensch zum Künstler, aber zum Aktionisten. So idealistisch die Ziele der meisten Künstler auch sind, es handelt sich um reine Männerbünde. Aber die Zeit der Frauen sollte kommen und sie eroberten sich das Feld.
    Mehr und mehr wird gerade die Performance-Kunst zu einer feministischen Kunst. Die Österreicherin VALIE EXPORT sorgt mit ihren Aktionen „Tapp- und Tastkino“ und „Genitalpanik“ für Aufsehen. Yoko Ono wird durch ihre Performance „Cut Piece“ berühmt. Und wie keine andere wird die junge Serbin Marina Abramovic zur Ikone der Performance-Kunst. Eine ihrer bekanntesten Performances setzt sich mit ihrer jugoslawischen Heimat und den Balkankriegen auseinander. Bei der 47. Biennale von Venedig 1997 wird sie für „Balkan Baroque“ mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet. Über vier Tage saß Abramovic für jeweils sechs Stunden auf einem Berg frischer Rinderknochen und schrubbte sie sauber.
    Mit seltenem Archivmaterial und Statements außergewöhnlicher Künstler und Theoretiker wie Marina Abramovic, Bazon Brock, VALIE EXPORT und Blixa Bargeld gibt der Film ungeahnte Einblicke in die Geschichte einer Kunstform, die wie keine andere gleichermaßen Theater, bildende Kunst und Popkultur beeinflusst. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSa 05.12.20153sat
  • Folge 3
    Der dritte Teil der Reihe zeigt den Weg der Performance ins 21. Jahrhundert, ihren bahnbrechenden Einfluss auf andere Kunstrichtungen und ihre Bedeutung innerhalb der Populärkultur.Durch Flashmobs, Youtube-Videos und Soziale Netzwerke kann jeder Mensch zum Künstler werden. Aber Kommerz und Kunst-Anspruch stehen eigentlich dem ursprünglichen Konzept von Performance als Anti-Kunst und Anti-Establishment entgegen.Seit den 1960er Jahren entwickelte sich die Performance-Kunst nochmal rasant: Theater, Film und Performance verbinden sich zu immer aufwendigeren Projekten – Performance und Videokunst werden zu einer untrennbaren Einheit. Künstler wie der Deutsch-Koreaner Nam June Paik experimentierten zuerst mit dem damals völlig neuen Medium des Videos.
    Der Amerikaner Vito Acconci geht noch einen Schritt weiter: Er bezieht den Zuschauer direkt mit ein, konfrontiert ihn mit der neuen Situation des Gefilmt-Werdens. In den 1970er Jahren erfährt Videokunst einen Schub, nicht zuletzt durch Ulrike Rosenbachs erste Video Live Actions. Zur gleichen Zeit startet MTV. Die Video-Ästhetik des Musiksenders scheint ideal für Performance-Künstler wie Laurie Anderson, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. Performance-Kunst wird zu einem essentiellen Teil der Populärkultur. TV-Show-Formate bekommen immer mehr den Charakter einer Performance, wie zum Beispiel in „Big Brother“: das Live-Erlebnis, das Leben und die „Kunst“ vermischen sich. Und der Künstler thematisiert sich selbst, auch als politischer Aktionist, so wie Christoph Schlingensief.
    Inzwischen hat auch das Theater die Performance-Ideen weiterentwickelt und sich geöffnet. Performance-Gruppen wie Gob Squad oder She She Pop vermischen ganz selbstverständlich Theater und Happenings. Und nicht zuletzt die aktuelle Popmusik-Welt bedient sich aus dem anarchisch-dadaistischen Spektakel mit medienkritischen Untertönen, zu sehen bei Bands wie Bonaparte oder Künstlerinnen wie Lady Gaga. Wie geht man damit um, dass wir heute in einer Gesellschaft leben, in der alles erlaubt ist? Und was bedeutet Performance-Kunst im Jahr 2015? Bilder und Statements außergewöhnlicher Künstler und Theoretiker wie Ulrike Rosenbach, John Bock, Mitglieder von Gob Squad oder She She Pop geben Einblicke in die Geschichte einer Kunstform, die gleichermaßen Theater, bildende Kunst und Popkultur beeinflusst. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSa 12.12.20153sat

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