Dokumentation in 4 Teilen, Folge 1–4

  • Folge 1 (45 Min.)
    George S. Patton Jr., Vier-Sterne-General der US-Army. Exaltierter, exzentrischer Selbstdarsteller auf dem europäischen Kriegsschauplatz. George S. Patton Jr. war unbestreitbar einer der bemerkenswertesten Amerikaner dieses Jahrhunderts. In seiner Person vereinte er die Individualität und das Lebensgefühl seines Landes, der Vereinigten Staaten von Amerika. Kein anderer Offizier der US-Army hatte es so verstanden, jene amerikanischen Werte zu zelebrieren, zu leben, die die US-Gesellschaft bis heute prägen. George S. Patton Jr. befriedigte den Hunger einer amerikanischen Öffentlichkeit nach Macht und Größe, nach Einzigartigkeit. Ein Held wie aus einem Western, der mit seinen beiden versilberten und mit Elfenbein besetzten Revolvern in der Hüfte, Europa von Adolf Hitler und den Nazis befreite.
    Geboren wurde George S. Patton Jr. 1885 in San Gabriel, Kalifornien. Bevor Young Georgie so richtig loslegen konnte, hatte er den Hohn und Spott seiner Umwelt zu ertragen. Er war Legastheniker. In der aristokratisch, feudalistisch geprägten California Upper-Class, ein Makel, ein Stigma. Die Angst zu Versagen sollte von nun an der Antrieb für sein Tun und Handeln werden. Ein Gefühl der Minderwertigkeit ließ den Mann nicht mehr zur Ruhe kommen. Wir nähern uns einem Menschen, der an die Reinkarnation glaubte, der davon überzeugt war, dass Gott gerade ihn auserwählt habe, einen großen Krieg für seine USA zu führen.
    Seine Karriere in diesem seinem Krieg, dem Zweiten Weltkrieg, ging steil nach oben. Doch polternd katapultierte er sich immer wieder ins Abseits, bis hin zum politischen Selbstmord: sein Vergleich der NSDAP mit den Demokraten und den Republikanern in den USA seine Bewunderung für die SS: „ …eine verdammt gut aussehende Bande von sehr disziplinierten Hurensöhnen“,
    seine Idee, mit der Deutschen Wehrmacht nach Moskau zu marschieren „um die Sache zu erledigen“ und „ …diesen Stalin mitsamt seinen mordenden Horden“ vom Planeten jagen zu wollen, sein antisemitisches Gedankengut, dass er nicht für sich behalten konnte, sondern auch laut hinausposaunte: „Jews are lower than animals“.
    Es war ein Zynismus der Geschichte, dass gerade Patton dabei mithalf, den (Nazi-) Heldenkult zu zerstören, den er eigentlich insgeheim verehrte. Aber genau das gehört zum ungewöhnlichen Mythos des Amerikaners.
    Während Patton den Krieg über alles liebte, geschah dies nur unter seinem Pragmatismus, dass Kriege für die Menschheit unausweichlich seien. George S. Patton Jr. akzeptierte die Möglichkeit des Todes auf dem Schlachtfeld. Doch dieser Tod war ihm nicht „vergönnt“. Einen Tag vor seiner endgültigen Heimreise in die USA, am 9. Dezember 1945, wurde sein Fahrzeug in einen leichten Unfall verwickelt. Es gab keine Verletzten außer ihm – George S. Patton Jr. Vom Hals abwärts gelähmt, an Geräte angeschlossen, vegetierte der General noch elf Tage vor sich hin – und starb am 21. Dezember 1945 im US-Militärhospital in Heidelberg.
    Als Soldat wollte er „ …von der allerletzten Kugel in der allerletzten Schlacht“ getroffen werden. Zwei Weltkriege hatte Patton überlebt, um schließlich hilflos in einem Hospitalbett zu sterben – nach einem harmlosen Verkehrsunfall in Mannheim-Käfertal. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDo 25.10.2001Das Erste
  • Folge 2 (45 Min.)
    Moskau, Roter Platz, am 24. Juni 1945. Die Sowjetunion feiert den Sieg über Hitler-Deutschland. Im Fokus der Kameras ein Held. Ein Held der Sowjetunion. Georgij K. Schukow.
    Es sollte der größte Tag im Leben des Marschalls werden – es war der Tag des Triumphes. Als der Marschall auf dem Schimmel die Siegesparade auf dem Roten Platz abnahm, ahnte er nicht, dass in der Sowjetischen Geheimdienstzentrale „Lubjanka“ bereits Dossiers über den Sieger von Berlin angefertigt worden waren. Eifersüchtig wollte Stalin den Marschall, seinen erfolgreichsten Soldaten, kalt stellen.
    Vier lange Jahre hatte er gegen Hitlers Wehrmacht gekämpft: in Moskau, in Leningrad, in Stalingrad und schließlich auch auf deutschem Boden. Lange Jahre des Krieges, in denen es um „Sein oder Nichtsein des sowjetischen Staates ging“, wie er es in der Rede zur Siegesfeier nannte. „Um Sein oder Nicht-Sein der Sowjetvölker, und darum, ob unsere Völker in Freiheit oder Sklaverei leben werden“. „Schukow kommt, wir werden siegen“, ein geflügeltes Wort unter seinen Bewunderern. Doch Kritiker kennen einen anderen Schukow: „Schukow kommt, wir werden getötet“. Mit drastischem Durchsetzungsvermögen, mit brutaler Härte hatte er erfolgreich gegen Hitlers Wehrmacht gekämpft und sich die Anerkennung Stalins verdient. Massenweise ließ er junge Rotarmisten erschießen, die nicht so wollten, wie er wollte. Das Volk der Sowjetunion ahnte nichts von alledem und liebte den erdigen Mann aus der Provinz.
    Geboren wurde er 1896 in Strelkowka im damaligen Gouvernement Kaluga. Der Sohn eines Schusters und einer Bäuerin, der aus ärmlichen Verhältnissen stammte, verließ mit elf Jahren die erdrückende Enge des Dorfes, um im Moskau der Zarenzeit eine Kürschnerlehre zu beginnen. Was ihn antrieb, war sein unersättlicher Wissensdrang und der Wunsch, etwas zu leisten im Leben. 1916 wurde er wie so viele zum Kriegsdienst einberufen. 1917 schloss er sich aus Überzeugung und der Karriere wegen den Roten an. Das Wissen, das ihn als Militär auszeichnete, eignete er sich selbst an. Ein Self-Made-Man, der es schließlich an die Spitze schaffte und zum Helden des „Großen Vaterländischen Krieges“ avancierte.
    Doch während Schukow sich auf dem Roten Platz als Held feiern ließ, schmiedete der Diktator Josef Stalin schon eifersüchtig Pläne zu seinem Abstieg. Bereicherung an deutschem Beutegut und Umsturzpläne gegen den Diktator, so der Vorwurf aus dem Kreml. Schukow geriet in das Fadenkreuz des Mannes, dem er selbst so ähnlich war, dem er alles zu verdanken hatte und dem er schließlich gefährlich nahe kam. Eine Karriere, der durch Stalin ein jähes Ende gesetzt wurde – mit der Verbannung nach Sibirien. Als Stalin 1953 starb, durfte der Marschall endlich nach Moskau zurückkehren. Doch der Tod seines Förderers war auch Schlusspunkt einer schicksalhaften und zwiespältigen Beziehung.
    Die Dokumentation erzählt die Geschichte eines Mannes, der aus der dörflichen Enge einer ärmlichen Familie zum wichtigsten Kriegsherrn an Stalins Seite aufstieg. Es ist die Geschichte eines Mannes, der gleichzeitig zärtlich-liebender Vater und brutaler Kriegsherr sein konnte. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMi 31.10.2001Das Erste
  • Folge 3 (45 Min.)
    Eitel, taktlos und egozentrisch sei er gewesen, behaupten seine Kritiker. Die große Zahl seiner Anhänger liebt und bewundert den kleinen resoluten Mann mit der Fistelstimme jedoch bis zum heutigen Tag: Bernard L. Montgomery. Großbritanniens berühmtester Feldmarschall hat wie kein Zweiter dem Zweiten Weltkrieg seinen Stempel aufgedrückt.
    Ein Anruf aus dem Kriegsministerium am 8. August 1942 war der Startschuss für eine der ungewöhnlichsten militärischen Karrieren im Zweiten Weltkrieg. Bernard L. Montgomery, ein Unbekannter aus der zweiten Reihe, übernahm das Oberkommando der 8. Armee in Nordafrika. Montgomery gelang das Unfassbare. Er trieb von jenem Tag an Hitlers Wehrmacht von Niederlage zu Niederlage. Er leitete bei El Alamein die Wende des Zweiten Weltkriegs ein.
    Die Deutschen lernten Montgomery zuerst als Rivalen ihres Kriegshelden Erwin Rommel kennen. Der „kleine General“ bediente sich im Kampf gegen Rommel in Nordafrika dessen taktischer Kriegsführung. Psychologische Betreuung der eigenen Männer, einfallsreiche Täuschungsmanöver und logistisches Organisationstalent gehörten stets zu seinem Repertoire. Den Rivalen Rommel sah Montgomery als ebenbürtigen Konkurrenten, den Krieg in Nordafrika als Wettkampf der Willenskraft zweier Protagonisten. Dass er bei El Alamein den „Vorzeigehelden“ Erwin Rommel bezwang, brachte ihm öffentliche Anerkennung und medienwirksame Popularität ein. Doch hinter der rauen Schale des „britischen Vorzeigehelden“ verbarg sich ein zerrissener und einsamer Mensch. Ein Kriegsherr, der es mit Hitlers berühmtesten Generälen aufnahm, der jedoch als Sohn nicht den Mut aufbrachte, die längst fällige emotionale Auseinandersetzung mit seiner ungeliebten Mutter zu suchen.
    „Soldatengeneral“, so nannten ihn bald die eigenen Soldaten. Er schien einer von ihnen zu sein – ein General zum Anfassen. Zum Zeichen seiner Verbundenheit mit den eigenen Männern trug er das einfache Barett, die Mütze der Panzerfahrer, an das er sein Generalsabzeichen heftete. Der medienversessene General schuf sich damit selbst ein Image, das nicht nur bei seinen Männern, sondern auch bei der Presse gut ankam und ihn in der Heimat berühmt machte. Doch hinter der glatten Fassade „ … sehnte er sich nach der Liebe anderer Menschen, aber wenn er sie hatte, konnte er nicht damit umgehen“, erinnert sich Nigel Hamilton, Vertrauter und Biograf Montgomerys an den Privatmann. Wärme und Zärtlichkeit – er suchte und fand sie einzig im Krieg, in der Nähe seiner jungen Adjutanten, die ihn bewunderten, die zu ihm aufsahen.
    So blieb am Ende seines Lebens für ihn nur noch eine Rückkehr nach El Alamein, dem Ausgangspunkt seiner einzigartigen Karriere – und eine quälende Frage: ob alle Opfer, die er als Kriegsherr und Mensch gebracht hatte, wirklich nötig gewesen waren. Zum Ende seines Lebens hakte er in seinem Tagebuch nur noch die Tage ab. Dann war da gar nichts mehr. Am 24. März 1974 verstarb Bernard L. Montgomery.
    Die Autoren zeichnen das Porträt einer der umstrittensten und schillerndsten Persönlichkeiten des Zweiten Weltkrieges. Sie dokumentieren den Aufstieg Bernard L. Montgomerys vom eigenwilligen Einzelgänger zu einem der berühmtesten Generale Großbritanniens. Sie zeichnen das Bild eines unnachgiebigen Kriegsherrn, der jedoch vor der Begegnung und vor der Nähe mit denen zurückschreckte, die ihn liebten. Die Autoren rekonstruieren Siege, Triumphe, aber auch Niederlagen und menschliche Enttäuschungen eines ehrgeizigen Generals, der davon überzeugt war, dass die Geschichte einen Ehrenplatz für ihn vorgesehen hatte. Sie rekonstruieren das Bild des Privatmannes Montgomery, der im Militär seine Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung stillen wollte und doch stets einsam blieb. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDo 01.11.2001Das Erste
  • Folge 4 (45 Min.)
    Charles de Gaulle war nicht gerade ein Mann der Kompromisse. Viele haben das erfahren – seine Landsleute, seine Alliierten, seine Feinde. Es gab nur eine wirkliche Priorität in seinem Leben: Frankreich – ein selbstständiges, freies, mächtiges Frankreich. Charles de Gaulle war ein Visionär. Aber er machte sich keine Illusionen. Sein Frankreich war nicht das von Roosevelt, von Churchill, von Petain – und schon gar nicht das von Hitler. Als der im Juni 1940 im Mor-gengrauen über die Champs-Elysees fährt, scheint Frankreich vernichtend geschlagen. Es ist die vielleicht bitterste Niederlage seiner Geschichte. Hitler sieht wie der endgültige Sieger aus.
    Nur vier Jahre später: Nie hat man auf den Champs-Elysees eine größere Begeisterung erlebt als beim triumphalen Einzug Charles de Gaulles im August 1944. Paris ist befreit, befreit vom wahrscheinlich größten Alptraum seiner Geschichte. Und Charles de Gaulle erlebt inmitten von Jubelstürmen den größten Tag seines politischen Lebens. Heute steht er in genau dieser Pose als vier Meter hohe Bronzefigur an der Prachtstraße von Paris, zwischen Arc de Triumphe und Place de la Concorde.
    Schon als kleiner Junge hatte Charles de Gaulle davon geträumt, General zu werden und Frankreich vor den Deutschen zu retten. Genau das tut er nach 1940. Frankreich hat gerade kapituliert. Alle glauben es verloren. Aber nein – eine Stimme aus dem Radio, BBC London, verkündet, dass nur eine Schlacht, nicht aber der Krieg verloren sei.
    „Wir glauben, dass es die Ehre der Franzosen verlangt, an der Seite ihrer Alliierten den Krieg fortzusetzen. Und wir sind entschlossen, dies zu tun. Wir hoffen, dass uns eines Tages eine überlegene motorisierte Armee ermöglichen wird, den Sieg zu erringen und das Vaterland zu befreien.“ Und das im Juni 1940. Angesichts eines versprengten Häufleins Franzosen in London gegenüber Hitler-Deutschland, das fast den ganzen europäischen Kontinent beherrscht. Und angesichts des Volkshelden Petain, der an der Spitze des geschlagenen Frankreichs steht. Charles de Gaulle aber glaubt ungebrochen an die Größe seiner Nation und wird dabei zum Symbol des wirklich freien Frankreichs. Ein nahezu unbekannter, mittelloser General ohne Macht und Land: „Ich kam mir, allein und bar jeglicher Mittel, wie ein Mensch vor, der am Ufer eines Ozeans steht, den es schwimmend zu überqueren gilt.“ Er wird losschwimmen und ankommen.
    Als charmanten Gastgeber und fürsorglichen Vater, der sich liebevoll um die behinderte Toch-ter kümmert, erleben ihn die wenigen, die ihn privat kennen. Politisch als schier grenzenlosen Sturkopf – so erleben ihn seine Verbündeten. Wenn es um französische Interessen geht, kennt er meist nur eine Haltung: Unnachgiebigkeit. Ein unbequemer, nicht selten ungeliebter alliierter Partner. Den man auch schon mal loswerden will. Aber de Gaulle setzt sich durch. Und im Augenblick des größten Triumphes auf den Champs-Elysees im August 1944 denkt er schon weiter: „In die glücklichen Gedanken, die meinen Geist erfüllen, mischen sich viele Sorgen. In welchem Zustand und in welcher Weltordnung wird sich unser Volk wiederfinden?“
    Die Sieger werden nach Kriegsende nicht mehr gebraucht: Das denkt sich anscheinend auch Charles de Gaulle. Etwas schmollend zieht er sich Ende 1946 nach Colombey-les-Deux-Églises zurück. Aber er kommt wieder – mit einer neuen Vision: der französisch-deutschen Partner-schaft, dem Ende einer „Erzfeindschaft“. Er wird sich damit nicht nur Freunde machen. Aber was macht das schon für einen Visionär ohne Illusionen. Heute halten ihn die Franzosen für bedeutender als den „Sonnenkönig“ Ludwig XIV. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMi 07.11.2001Das Erste

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