Dokumentation in 2 Teilen, Folge 1–2

  • Folge 1 (53 Min.)
    Die Yupik leben an der Südwestküste Alaskas und am Westzipfel Russlands. Ihre urtümliche Lebensweise auf ewig eis- und schneebedeckten Flächen wird von der Klimaerwärmung bedroht. Eine der Konsequenzen ist, dass es in Yupik-Jagdrevieren immer weniger Rentiere gibt. Ohne die Rentiere verändert sich die Lebensweise – und jede Veränderung der Lebensweise einer traditionellen Gesellschaft bedroht Anwendung und Überlieferung der indigenen Sprache. Dr. Michael E. Krauss, der Gründer des Alaska Native Language Center, bestätigt, dass über 20 der in Alaska gesprochenen Sprachen in den vergangenen Jahren ausgestorben sind. In Papua-Neuguinea sind 80 Prozent der Oberfläche von Urwald bedeckt. Hier leben rund 900 Stämme, die insgesamt 870 Sprachen sprechen.
    Allerdings befindet sich das Land in einem strukturellen Umbruch, der die traditionellen Lebensweisen und damit auch die noch lebenden Sprachen gefährdet. In dem mitten im Urwald gelegenen Stammesdorf Kum Bukkla erstreckt sich heute eine Ananasfarm. Das Geld hat seinen Einzug gehalten und ist unabdingbar geworden. Durch die veränderte Lebensweise und das Aufkommen eines neuen Tauschsystems vernachlässigen die Waldbewohner ihre eigene Sprache zugunsten des Tok Pisin, einem Pidgin English, das zu den offiziellen Landessprachen Papua-Neuguineas zählt.
    In Mikronesien, einer anderen Insel im nordwestlichen Pazifik, lässt sich ein ähnliches Phänomen beobachten: In einer Region, in der sich die Menschen noch vor wenigen Jahren mit dem zufriedengaben, was Mutter Natur ihnen bescherte, wurden inzwischen ein komplexeres wirtschaftliches System und Geld eingeführt – mit dem Resultat, dass die Bevölkerung heute sehr viel ärmer ist als früher. Die aktuelle Veränderung hindert die Älteren daran, den Angehörigen der jüngeren Generationen die Sprache ihrer Ahnen zu überliefern. In Australien gab es im 18. Jahrhundert Schätzungen zufolge bei den Aborigines rund 250 verschiedene Sprachen. Heute ist die Hälfte davon ausgestorben, und nur rund 30 Sprachen werden gegenwärtig noch von den Kindern gesprochen.
    Viele Eltern geben die Sprachen nicht mehr an ihre Kinder weiter, weil sie davon ausgehen, dass sie nicht mehr der Verständigung dienen. In Sibirien, in Chabarowsk, lebt die letzte Frau, die noch Negidalisch spricht. Sie ist 73 Jahre alt. Das Volk der Negidalen lebt am Fluss Amur. Unter dem Sowjetregime war ihre Sprache verboten; wie andere ethnische Minderheiten in Russland durften auch die Negidalen nur Russisch sprechen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 28.09.2013arte
  • Folge 2 (53 Min.)
    In Mikronesien teilen die Menschen ihr Leben zwischen dem Meer und dem festen Land. Sie kennen das ihnen seit Jahrhunderten vertraute Umfeld und leben im Einklang mit der Natur. Als Forscher vor Ort mit den Ureinwohnern sprachen, stellten sie erstaunt fest, dass der Name der Pflanzen in den Sprachen der Ureinwohner den medizinischen Heileigenschaften entspricht. Am Fluss Amur in Russland interessiert sich ein Forscherteam für die altaischen Sprachen. Hier lebt Olga, eine der wenigen Menschen, die noch Ulchisch sprechen. Und selbst Olga fällt es schwer, sich an die Sprache ihrer Ahnen zu erinnern. Diese Sprache wird in ein bis zwei Jahren ausgestorben sein. In Australien wurden die Aborigines von ihrem Land vertrieben und durften ihre Sprache nicht mehr sprechen.
    Von den 250 Sprachen der Ureinwohner Australiens sind 90 Prozent bereits ausgestorben, und diese Tendenz ist nicht aufzuhalten. Seit einigen Jahren setzen sich die Aborigines dafür ein, dass ihre Kultur anerkannt und aufgewertet wird. Die australische Regierung investierte Zehntausende Dollar in Programme zur Förderung der Sprache und Kultur der Ureinwohner. Für den australischen Hochschulprofessor Nick Evans sind Sprachen und ihre Geschichte eine außerordentliche Informationsquelle: Sie liefern Auskünfte über die Völker, ihre Herkunft, ihre Anpassungsstrategien und ihre Lebensweisen. Auf der Insel Neuguinea existiert in der Nähe des Flusses Sepik ein Stamm unberührt von modernem Leben. Die Eingeborenen leben noch ganz traditionell. Der Schamane der Gruppe gibt sein Wissen über Pflanzen und ihre Heilkräfte an jüngere Männer weiter.
    Dies kann er jedoch nur in seiner eigenen Sprache. Er meint, die Weisheit des Waldes stecke auch in dessen Sprache. Die Reise endet in San Francisco. In der kalifornischen Metropole hat sich eine kleine Stiftung zum Ziel gesetzt, einen Sprachschatz für die Zukunft anzulegen und alle auf der Erde gesprochenen Sprachen zu katalogisieren. Bis heute wurden bereits 14.000 Seiten mit unterschiedlichen Sprachen gefüllt. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 28.09.2013arte

Erinnerungs-Service per E-Mail

TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn Sprachen, die nicht weichen wollen online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.

Auch interessant…