Dokumentation in 12 Teilen, Folge 1–12

  • Folge 1 (25 Min.)
    „Jung sein“ heißt plötzlich „Rock’n’Roll“ im geteilten Nachkriegsdeutschland: Die neuen Helden sind Bill Haley und Elvis Presley oder die Leinwandrebellen James Dean und Marlon Brando. Die Mühen des Wiederaufbaus sind allgegenwärtig, doch jetzt lassen Halbstarke in Jeans und Lederjacken zu amerikanischer „Negermusik“ die Hüften kreisen. Die Eltern fragen sich: Das sollen die eigenen Kinder sein? Peter Kraus und Ted Herold lösen die Stars der kitschigen Kinofilme als neue Jugendidole ab. In deutschen Kino- und Konzertsälen – aber auch in den heimischen Wohnzimmern – fliegen die Fetzen: Die Jugend ist „außer Rand und Band“, hat erstmals eine eigene Kultur. (Text: Viva)
  • Folge 2 (25 Min.)
    1962 starteten die Beatles ihre Weltkarriere von Hamburg aus, und zahlreiche junge Deutsche in West und Ost eiferten ihnen nach. Die Grundlagen für Bands wie die Rattles und The Lords waren gelegt. In der DDR gab’s den „Lipsi“ als Antwort auf Twist und Beat, doch bald machte die SED mit „Jeh, jeh, jeh und wie das alles heißt“ (O-Ton Ulbricht) Schluss. Im Westen bereitete sich mit „Yeah, Yeah, Yeah!“ die große Revolte gegen die Elterngeneration vor. Christian Bettges zeigt in seinem Film, mit welchen Widerständen Pop-Künstler und Fans in beiden Teilen Deutschlands in der ersten Hälfte der hier zu Lande gar nicht so swingenden Sixties zu kämpfen hatten. (Text: Viva)
  • Folge 3 (25 Min.)
    Als das Teenie-Zentralorgan BRAVO im Sommer 1966 die Beatles zur „Bravo Beatles Blitz-Tournee“ nach Hamburg, Essen und München holte, erreichte die Beatlemania hierzulande ihren Höhepunkt. Doch längst ging es auch in der Bundesrepublik um viel mehr als „nur“ um Pop. An den Schulen und Universitäten gärte es, und schon bald waren die Gräben zwischen Mitbürgern unter und über 30 unüberbrückbar. Kommune 1, Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg, Haschisch und Rockmusik waren schon eine arge Provokation für Wirtschaftswunderland. Die heimische Musikszene gab sich allerdings noch vergleichsweise bieder.
    So ging Rattles-Star Achim Reichel 1966 brav zur Bundeswehr. In der DDR machte die Obrigkeit gegen „das Eindringen westlicher Dekadenz“ und den „Missbrauch der Jugend durch die amerikanische Unkultur“ (SED-Jargon) mobil. Das Regime drehte den Bands den Saft ab. Daran konnte auch die Leipziger „Beat-Demonstration“ von 1965 nichts mehr ändern. Im Juni 1967 wird in West-Berlin der Student Benno Ohnesorg am Rande einer Demonstration erschossen. Frank Jastfelder zeigt in seinem Film, wie die Pop-Protagonisten das Ende der Unschuld erlebten. (Text: Viva)
  • Folge 4 (25 Min.)
    Spätestens seit 1968 weht ein anderer Wind. In der Bundesrepublik kommt es bei Demonstrationen regelmäßig zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen der Außerparlamentarischen Opposition und der Staatsmacht. Die DDR schickt Soldaten ins Nachbarland Tschechoslowakei, um das, was als „Prager Frühling“ Hoffnung schürte, zusammen mit der Roten Armee niederzuwalzen. Auf der anderen Seite wird der Beat-Boykott Ost-Berlins langsam aber sicher aufgeweicht. Klaus Jentzsch-Renft, Mitglied der 1965 verbotenen Butlers, gründete 1969 die spätere Klaus-Renft-Combo.
    Im gleichen Jahr wurden die Puhdys, die wohl beliebteste DDR-Band, aus der Taufe gehoben. Im Westen setzten Formationen wie Amon Düül II, Tangerine Dream oder Can auf Avantgarde und hatten damit nicht zuletzt im Ausland Erfolg. Mit der sozial-liberalen Koalition begann 1969 für viele 68er der „Marsch durch die Institutionen“. Frank Jastfelder zeigt in seinem Film, wie Cannabis und Kommerz, Brandt und Brinkmann die deutsche Pop-Szene veränderten. (Text: Viva)
  • Folge 5 (25 Min.)
    Mit Revolutionshymnen wie „Keine Macht für Niemand“ schockten Rio Reiser und die Band Ton, Stein, Scherben Anfang der 70er die Republik. Doch die Revolution blieb aus. Statt dessen ging der Vietnamkrieg weiter, und die RAF setzte auf exzessiven Terror. In der Pop-Musik stehen die Zeichen auf Eskapismus: Krautrock-Bands wie Guru Guru, Kraan und Amon Düül II begeisterten ihr Publikum mit stundenlangen Improvisationen. 1971 wird Ex-FDJ-Chef Erich Honecker Staats- und Parteichef und lässt der Pop-Szene in der DDR ein bisschen mehr Luft. O-Ton Honecker: „Niemand hat etwas gegen eine gepflegte Beatmusik.“ Zur gleichen Zeit begann in Hamburg der Aufstieg des Ex-Passport-Schlagzeugers Udo Lindenberg, der als erster Westdeutscher den Beweis antrat, dass man als Rockmusiker mit deutschen Texten sowohl künstlerisch als auch kommerziell erfolgreich sein kann.
    International avancierten die Düsseldorfer Elektronikpioniere von Kraftwerk zur Kultband. In den USA toppten sie sogar die Charts. Regisseur Tom Theunissen lässt den deutschen Aufbruch in eine eigenständige Popkultur Revue passieren. (Text: Viva)
  • Folge 6 (25 Min.)
    1975 eroberte das von Peter Maffay-Entdecker Michael Kunze produzierte Trio Silver Convention mit der Single „Fly, Robin, Fly …“ Platz 1 der US-Charts. Zum ersten Mal seit Kriegsende hatte ein in Deutschland produzierter, englischsprachiger Song die Pole Position der wichtigsten Hitliste der Welt erobert. Produzenten wie Frank Farian und Giorgio Moroder machten Disco made in Germany schließlich dauerhaft zum Erfolgsprodukt. Frank Jastfelder zeigt in seinem Film, dass in den 70ern auch in Sachen Rock’n’Roll einiges passierte.
    Punk eroberte die Proberäume von München bis Hamburg, von Köln bis Leipzig und West- und Ost-Berlin. 1977 wurde Wolf Biermann nach einer West-Tournee aus der DDR ausgebürgert. Kurz danach ist auch Nina Hagen im Westen und startet eine gigantische Karriere. Wahren Kultstatus erreichte der WDR-„Rockpalast“: Europas Jugend schlug sich die Nacht vor dem Fernseher um die Ohren, als Stars wie Rory Gallagher, The Who und Patti Smith in der Essener Grugahalle live loslegten. (Text: Viva)
  • Folge 7 (25 Min.)
    Unter Schlagworten wie „Künstler für den Frieden“ und „Rock für den Frieden“ finden in der Bundesrepublik und in der DDR Anfang der 80er riesige Demonstrationen gegen die Stationierung von Pershing II und SS 20-Raketen statt. Die Friedensbewegung der DDR wird zur autonomen Keimzelle des friedlichen Umsturzes vom 1989. Aber noch marschieren Honecker und die Puhdys Seit’ an Seit’. Und es erschallt ein Ruf wie Donnerhall: „Schwerter zu Pflugscharen“! Christian Bettges erzählt in seinem Film von der Endzeitstimmung der frühen 80er, von der Zersplitterung der Jugendszenen in Teds und Popper, Punks und Gruftis. Neue Bands wie Ideal und DAF erfanden damals mit deutschen Texten und kantigen Klängen das, was man später Neue Deutsche Welle nennen sollte. Berlin wurde Zentrum dieser Bewegung. Hier wagten die Einstürzenden Neubauten die Verbindung von Punk und avantgardistischer Hochkultur, und Susanne Kerner aus Hagen kam ebenfalls her, um als Nena in der ZDF-„Hitparade“ abzuräumen. (Text: Viva)
  • Folge 8 (25 Min.)
    Das waren die 80er: Helmut Kohl wird Kanzler, und Deutschland ist endlich in der Pop-Kultur angekommen. Nena ist der Superstar der Neuen Deutschen Welle, während Falco und Peter Schilling die US-Charts stürmen. Schließlich reüssierte auch Nena mit „99 Red Balloons“ im Mutterland des Rock’n’Roll. Was zählte, war einzig und allein der kommerzielle Erfolg, und so war Nena bald weg vom Fenster ü zumindest vorerst. Regisseur Christian Bettges’ nach dem NDW-Hit „Gib Gas, ich will Spaß!“ betitelte Dokumentation erinnert an die Lust am Luxus, an eine Zeit, in der für Utopien und politische Diskurse auf einmal kein Platz mehr war.
    Dem neuen Hedonismus im Westen standen im Osten unbequeme Bands wie Silly und Pankow gegenüber. Schlechte Zeiten für Karat und Co., deren Hit „Über sieben Brücken musst Du gehen“ von Peter Maffay gecovert wurde. Nach dem jähen Ende der vom Punk inspirierten Neuen Deutschen Welle meldeten sich Rockliedermacher wie Klaus Lage und Heinz Rudolf Kunze zu Wort. Und auch Marius Müller-Westernhagen, immerhin seit den frühen 70ern im Geschäft, feierte einen Erfolg nach dem andern. Schließlich begann in der Mitte des Jahrzehnts auch hierzulande der Siegeszug jenes Mediums, das die Pop-Szene grundlegend verändern sollte, es begann der Triumph des Videoclips. (Text: Viva)
  • Folge 9 (25 Min.)
    Punk ist tot, und in den Charts tummelt sich Produzenten-Pop à la Stock-Aitken-Waterman. In Deutschland geht Frank Farian mit Milli Vanilli an den Start, und Dieter Bohlen räumt mit Thomas Anders unter dem Markenzeichen Modern Talking gnadenlos ab. Körper-Kult, Plastik-Pop und Schicki-Micki beherrschen die Szene. Die Massen sind begeistert. Im Westen hat der Kapitalismus endgültig gesiegt. Leistung sollte sich eben wieder lohnen. Zur gleichen Zeit zelebrierten düstere Heavy Metal-Bands wie Accept, Axxis, Kreator und Running Wild die dunkle Seite des eitlen Lifestyle-Getues. Über der DDR dräut derweil Endzeitstimmung. Der SED-Staat liegt in den letzten Zügen und lässt sich von Franz Josef Strauß’ Milliardenkredit noch einmal hochpäppeln. Bands wie Feeling B. und die Skeptiker lassen sich nicht mehr den Mund verbieten, und im November ’89 ist es soweit: Die Mauer fällt. Regisseur Christian Bettges zeigt das Ende der deutschen Teilung aus Sicht der Pop-Protagonisten jener Jahre. (Text: Viva)
  • Folge 10 (25 Min.)
    Berlin, 9. November 1989: Die Mauer ist weg. Und die Scorpions aus Hannover pfeifen dazu das Lied vom „Wind Of Change“. Das Jahr 1989 markiert wirklich eine Wende, nicht nur eine politische. Denn auch der gute alte Rock’n’Roll hat im Prinzip als Plattform innovativer Jugendkultur ausgedient. Auch wenn Größen wie Westernhagen, Herbert Grönemeyer und Wolfgang Niedeckens BAP auf riesigen Tourneen gigantische Triumphe des Stadionrocks feiern. In Zeiten, in denen sich schon bald „Ossis“ und „Wessis“ schier unversöhnlich gegenüberstehen, in denen Asylantenheime unter Beifall der von Arbeitslosigkeit gebeutelten Bevölkerung brennen, zieht sich die Szene in die nächtlichen Großstadtclubs zurück und kreiert neue elektronische Klänge. Techno ist das letzte große Ding im ausgehenden 20. Jahrhundert. Die jährliche Love Parade in Berlin wird zum Woodstock der 90er. Stefan Kloos erzählt in seinem Film vom Mega-Rave auf dem Vulkan. (Text: Viva)
  • Folge 11 (25 Min.)
    Deutschland in den 90ern: Revolte ist hip. Jede noch so abgedrehte avantgardistische Regung wurde, kaum geäußert, zum Hype hochgejubelt und gnadenlos kommerzialisiert. Die Kids hatten somit ein grundlegendes Problem: Wogegen sollten sie noch protestieren, wenn der Protest prompt zur Mode wird, die man Gewinn bringend an eine „Zielgruppe“ verramschen kann? Gut, der Rock’n’Roll hatte sich noch mal aufgebäumt. „Grunge“, „Britpop“ und „Neo-Punk“ waren die Zauberwörter in der Mitte des Jahrzehnts, die in Deutschland von Bands wie Selig, Nationalgalerie, Fool’s Garden und den Bates erfolgreich in Musik umgesetzt wurden.
    Aber auch hier folgte die Vermarktung auf dem Fuße. Dann brach im Gefolge der Fantastischen Vier der Siegeszug des HipHop über die vereinte Republik herein. Die neue Musik fand ab Dezember 1993 eine Plattform bei VIVA, Deutschlands erstem Musikfernsehsender. VIVA-Moderatoren wie Stefan Raab, Mola Adebisi und Heike Makatsch revolutionierten die deutsche Fernsehunterhaltung und verhalfen dem Pop-Prinzip auch hier zu Lande zum endgültigen Durchbruch. Stefan Kloos zeigt in der heutigen Ausgabe von POP 2000, wie die Kids der 90er zwischen Computerspielen, Soaps und der Welt der Videoclips ihren Weg ins Rampenlicht suchten. (Text: Viva)
  • Folge 12 (25 Min.)
    Deutschland ist der drittgrößte Musikmarkt der Welt, der ECHO avanciert zum größten Musikpreis Europas, und die Zahl der deutschen Produktionen in den Charts nimmt zu. Es herrscht das Prinzip „Anything goes“: Schlager, Rock, HipHop, Techno, Avantgarde. Nichts ist unmöglich. Deutschen Plattenfirmen und Produzenten, deutschen Künstlern und deutschem Publikum ist alles recht, wenn es nur Spaß macht bzw. Geld bringt. Freundeskreis aus Stuttgart und Sabrina Setlur aus Frankfurt versorgen die Nation mit HipHop, Punk gibt’s aus Düsseldorf von den Toten Hosen und aus Berlin von den Ärzten, für die nötige Prise Soul made in Germany sorgt der Mannheimer Xavier Naidoo, klassischen Rock gibt’s von Westernhagen aus Hamburg, und im weiten Feld des guten alten Deutschen Schlagers bricht der Kölner Wolfgang Petry alle Rekorde.
    Von Düsseldorf aus exportiert das Duo Mouse On Mars neue elektronische Popmusik in alle Welt, und Guildo Horn erteilt der staunenden europäischen Öffentlichkeit eine Nachhilfestunde in teutonischem Frohsinn. In der letzten Ausgabe von POP 2000 erinnert Stefan Kloos an die jüngste Vergangenheit der heimischen Pop- und Jugendkultur. (Text: Viva)

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