2015/2016, Folge 174–188

  • Folge 174 (26 Min.)
    In der heutigen Sendung befassen sich Raphaël Enthoven und sein Gast Paul Clavier mit dem Thema Geld und Kredit ausgehend von La Fontaines Fabel „Die Grille und die Ameise“. Den ganzen Sommer lang hatte die Grille gezirpt, während die Ameise fleißig war. Als der Winter kommt und die Grille die Ameise bittet, ihr von deren Vorräten abzugeben, lehnt die Ameise ab. Warum gibt die Ameise keinen Kredit? Sollte die Grille einsehen, dass man nicht alles haben kann? Warum beharrt die Ameise so knausrig auf ihrem Sparkurs? Geld scheffeln um jeden Preis, lautet die zynische Formel der modernen Welt – mit dem antiken Kynismus, der Glück und Bedürfnislosigkeit als höchstes Ziel ansah, hat sie nur noch wenig zu tun. Deshalb stellt sich die Frage: Warum gibt es keinen zinslosen Kredit? Und: Kann man heute von den antiken Kynikern lernen? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 06.09.2015arte
  • Folge 175 (26 Min.)
    Wenn man davon ausgeht, dass sich Begehren auf ein Objekt richtet, das Freude oder Vergnügen in Aussicht stellt, wäre das Streben nach etwas Inexistentem ein Ding der Unmöglichkeit. So gesehen wäre es tatsächlich absurd, das Unmögliche zu begehren. Andererseits kann es nicht angehen, dass sich Begehren als rein vernunftgesteuerter Appetit brav auf Greifbares beschränkt. Liegt es nicht in der Natur des Begehrens, über die Grenzen des real Existierenden hinauszugehen? Kann man überhaupt etwas anderes als das Unmögliche begehren? Kann ein Begehren gestillt werden, ohne dass es gleich durch ein neues ersetzt wird? Entsteht Begierde, weil etwas fehlt oder weil etwas im Übermaß vorhanden ist? Soll man die Sterne vom Himmel holen oder die reife Frucht pflücken? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 13.09.2015arte
  • Folge 176 (26 Min.)
    Wie lässt sich in der Erziehung das Kunststück vollbringen, einerseits durch Gehorsam Selbstständigkeit zu erreichen und andererseits durch die Vermittlung von allgemeinen Wahrheiten einen kritischen Geist zu bilden? Beginnt nicht jede Form von Erziehung mit der Infragestellung von Vorurteilen und Gewissheiten? Wenn das, was wir lernen sollen, bereits tief in uns schlummert, wo liegt dann der Unterschied zwischen Verstand und Glauben? Welche Antworten geben Koran und Sufismus auf Fragen der moralischen und geistigen Erziehung? Kann man alle Menschen gleich erziehen? Braucht man einen anderen, um zu erkennen, dass man sich täuscht? Ist die Erziehung des Geistes gleichbedeutend mit dem Erwachen der Seele? Und was ist der Unterschied zwischen einem geistigen Mentor und einem Guru? Diese Fragen diskutiert Raphaël Enthoven heute mit seinem Gast Soufiane Zitouni, einem ehemaligen Lehrer für Philosophie an der muslimischen Privatschule Averroès in Lille. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 20.09.2015arte
  • Folge 177 (26 Min.)
    Jesus Christus, wie ihn Nietzsche sah: Wer ist der Mann aus Nazareth zwischen Realität und religiöser Überhöhung? Und wie muss man die Motive christlichen Glaubens philosophisch einordnen? Olivier Ponton und Moderator Raphaël Enthoven diskutieren und gewichten Nietzsches Auseinandersetzung mit dem Christentum in „Der Antichrist“. In seiner fundamentalen Ablehnung des Christentums unterscheidet Nietzsche zwischen dem historischen Jesus – also dem Jesus, der am Kreuz starb – und der Figur des Jesus Christus, der sozusagen am Kreuz „geboren“ wurde und ein Konstrukt der ersten Christen ist. Dieser Christus allerdings basiert laut Nietzsche auf einer kompletten Verfälschung dessen, wofür der historische Jesus und das Evangelium eigentlich stehen. Zu Gast im Studio ist Olivier Ponton, promovierter Philosoph, Gymnasiallehrer und Autor von „Nietzsche, philosophie de l’esprit libre“ (2004) und „Nietzsche, Philosophie de la légèreté“ (2007). (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 04.10.2015arte
  • Folge 178 (26 Min.)
    Wer schnell Vertrauen schenkt, gilt oft als leichtgläubig und naiv. Zu Unrecht – denn Vertrauen ist die wichtigste Voraussetzung für den Aufbau und das Funktionieren zwischenmenschlicher Beziehungen. Sind vertrauensunfähige Menschen nicht zur Einsamkeit verdammt? Ist Vertrauen nicht die Grundlage für den sozialen Zusammenhalt? Nirgends ist das allgemeine Misstrauen größer als in einem Staat, der seine Bevölkerung systematisch überwacht. Kann man eine Gesellschaft, in der sich die Kohäsion weitgehend auflöst, überhaupt noch als solche bezeichnen? Um mit anderen zu leben, muss man vertrauen lernen.
    Doch wer vertraut heute noch in die Politik? Sind Verrat und gebrochene Versprechen in Demokratien nicht an der Tagesordnung? Wenn Vertrauen so einfach missbraucht werden kann, wie verlässlich ist es dann noch als Grundlage für den Zusammenhalt einer Gesellschaft? Wem sollte man eher vertrauen – dem netten Tagträumer oder dem energischen Grobian? Und was ist mit dem Selbstvertrauen? Sind Menschen, die vertrauen, weniger frei? Wie kann man jemandem trauen, der einmal sein Wort gebrochen hat? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 11.10.2015arte
  • Folge 179 (26 Min.)
    Die Wendung „mit großen Schritten unbewegt“ lieh sich Deleuze bei Valéry, um zu sagen, dass wer sich nicht bewegt, eine Reise auf der Stelle unternimmt. Wie ist zu verstehen, dass wirkliche Bewegung der Auseinandersetzung mit Zwängen, Blockaden und Momenten des Stillstands entspringt? Die heutige Ausgabe von „Philosophie“ unternimmt eine Reise durch Erfahrungen, bei denen aus Immobilität Bewegung entsteht. Kann man das Unendliche im Endlichen unterbringen? Wie muss man sich eine immobile Bewegung vorstellen? Hat die Reise eine örtliche oder zeitliche Dimension? Wie lässt sich Bewegung in der Malerei darstellen? Der heutige Studiogast Jean-Clet Martin war von 1998 bis 2004 Studienleiter an der offenen Akademie Collège international de philosophie in Paris und setzte sich in seiner Abschlussarbeit mit der Philosophie von Gilles Deleuze auseinander. Der Gründer der Online-Plattform „Strass de la philosophie“ verfasste zahlreiche Werke, unter anderem zu kulturphilosophischen Themen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 18.10.2015arte
  • Folge 180 (26 Min.)
    Roland Barthes analysierte wie kein anderer die Grundlagen der menschlichen Gesellschaft, fand das Wesentliche im Vergänglichen und die Ewigkeit im Wandel. In „Mythen des Alltags“ machte er deutlich, wie man aus der Betrachtung zeitgenössischer Phänomene allgemeingültige Erkenntnisse zieht. In „Das Reich der Zeichen“ führte er das Paradox fort: Um eine Kultur zu verstehen, dürfe man ihre Sprache nicht sprechen; um sich ihrem Geiste anzunähern, müsse man stets eine latente Fremdheit spüren. Die Sendung legt Barthes’ zentrale Ideen dar, die sich wie Tupfen und Pinselstriche zu einem impressionistischen Gesamtwerk zusammensetzen. Eric Marty wurde am 3. Januar 1955 in Paris geboren und ist Professor für französische und zeitgenössische Literatur an der Universität Paris VII – Diderot. Er war mit Roland Barthes befreundet und veröffentlichte dessen Gesamtwerk in fünf Bänden bei dem französischen Verlag Seuil. Er schrieb unter anderem „Roland Barthes. Le Métier d’écrire“ (Seuil, 2006). (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 25.10.2015arte
  • Folge 181 (26 Min.)
    Eine Wende ist der Übergang von einem Zustand zum anderen. Wäre die Energiewende dann der – langwierige und nicht immer einfache – Übergang von einem Knappheitszustand in den anderen oder vielmehr eine technische Revolution, also ein Fortschritt? Und kann dieser Fortschritt ohne Umweltschädigung erreicht werden? Die Energiewende hin zu regenerierbaren Energiequellen ist in Frankreich und Deutschland beschlossene Sache, wenn auch jenseits des Rheins weiterhin in reduzierter Menge Atomstrom erzeugt werden soll und in Deutschland die Laufzeiten der umweltschädlichen Kohlekraftwerke verlängert werden.
    Welche Herausforderung stellt es dar, unabhängig von fossilen Energiequellen zu werden? Der Philosoph Pascal Chabot ist Dozent am Institut des Hautes Etudes des Communications Sociales (IHECS) in Brüssel. Er promovierte über den Philosophen Gilbert Simondon und war Forschungsbeauftragter beim Fonds National de la Recherche Scientifique (1997–2004). Er ist Autor mehrerer Bücher und zahlreicher Artikel über Gegenwartsphilosophie, Ethik, Ästhetik und Literatur. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 01.11.2015arte
  • Folge 182 (26 Min.)
    Zeichnungen sind eine Art spontanes Archivieren, das durch die Suggestivkraft der Linien Flüchtiges und Vergängliches festhält. Haben Zeichnungen deshalb nicht auch eine kognitive Funktion? Gehört die Formgebung in den Bereich der Wahrnehmung? Und was ist der Bezug zwischen Zeichnung und Farbe, Zeichnung und Leben? Macht ihre Selbstständigkeit die Zeichnung zu etwas Lebendigem? Oder bringt erst die Farbe das Leben, weil sie Umrisse überschreitet und aufbricht? Welchen Mehrwert steuert Farbe zur Zeichnung bei? Und warum sind es ausgerechnet Zeichnungen, die Terroristen derart provozieren, dass sie Menschen das Leben kosten? Diese Fragen diskutiert Raphaël Enthoven heute mit seinem Gast Jacqueline Lichtenstein, die Ästhetik und Kunstphilosophie an der Sorbonne lehrt. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 10.01.2016arte
  • Folge 183 (26 Min.)
    Der französische Philosoph jüdischer Abstammung Vladimir Jankélévitch (1903–1985) sagte, Gutes tue man nie genug, Böses hingegen immer ein Mal zu viel. Woher kommt dieses Ungleichgewicht? Sollte man nicht viel mehr denken, Gut und Böse seien zwei symmetrische Pole, die Koordinaten menschlichen Handelns? Aber wo beginnt das Böse, wenn das Gute relativ und für den Menschen grundsätzlich mit dem Erstrebenswerten gleichzusetzen ist? Ist das Böse ein Fakt und das Gute Fiktion? Warum muss der Mensch das Paradies verlassen und von der verbotenen Frucht kosten? Gibt es das „absolut Böse“? Kann ein Mensch tatsächlich Böses um des Bösen willen anstreben? Und was wäre, wenn Gutes in Wahrheit schlecht wäre? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 17.01.2016arte
  • Folge 184 (26 Min.)
    Wie kommt es, dass man Sport heute automatisch mit Spitzensport und der Demonstration extremer körperlicher Leistungen assoziiert? Gibt es keinen anderen Sport als den modernen Hochleistungssport? Und liest sich der Gegensatz zwischen Antike und Moderne nicht auch am Körper der Athleten ab? Was ist im heutigen Sport von der antiken Harmonie und Ganzheitlichkeit übriggeblieben? Dient Sport der Selbsterfüllung oder der ständigen Überwindung eigener Grenzen? Und: Warum kommt es immer wieder zu Doping-Fällen? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 24.01.2016arte
  • Folge 185 (26 Min.)
    Warum fällt es so schwer, den Comic als Kunst anzuerkennen, auf einer Stufe mit Literatur oder Fotografie? Auch beim Comic gibt es unterschiedliche Traditionen und Schulen, aber warum ist er nicht ebenso angesehen wie der Spielfilm? Hat man tatsächlich die ganze Komplexität des Genres erfasst? Ist Comic-Zeichnen eine vollwertige Kunst? Wie löst die Zeichnung das Problem der Bewegung oder der Geschwindigkeit? Hilft der Comic dabei, die Menschheit besser zu verstehen? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 31.01.2016arte
  • Folge 186 (26 Min.)
    Heute ist Mathilde Marès, Lehrerin für Philosophie am Lycée Suger in Saint-Denis, zu Gast beim Philosophen Raphaël Enthoven. Gemeinsam diskutieren sie über die Vernunft und die Macht, welche sie auf uns ausübt: Wie erklärt sich diese unheimliche Macht der Vernunft, die zum Besten, aber auch zum Schlimmsten fähig ist? Warum ist die Vernunft so stark, wenn sie die Natur erforscht, aber so unvernünftig, wenn sie sich die Welt zum Untertan macht? Vermag die Vernunft wirklich alles? Scheint sie doch dem Leben nur schwerlich einen Sinn verleihen zu können … Muss man wie Faust einen Pakt mit dem Irrationalen schließen, um der Vernunft zu entgehen? Oder daran glauben, dass die Vernunft der Moral zugrunde liegt? Wo steht die Vernunft im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Moral? Stößt die Vernunft bei der Maßlosigkeit an ihre Grenzen? Und scheitert sie am Wahnsinn? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 14.02.2016arte
  • Folge 187 (26 Min.)
    Fast jeder Mensch möchte wissen, was ihn glücklich macht. Doch was wirklich Glücksgefühle in uns auszulösen vermag, weiß man erst, wenn man tatsächlich Glück empfindet. Glück zu definieren ist ebenso notwendig wie unmöglich. Können Dinge glücklich machen? Kann Glück von außen kommen? Oder ist Glück nicht vielmehr die Fähigkeit, sich über alle Gelegenheiten freuen zu können, die uns Glück schenken? Doch wie kann Glück dann von Dauer sein? Wie kann man glücklich sein wollen, ohne zu wissen, was einen glücklich macht? Kann Glück auch eine Leidenserfahrung oder ein Problem sein? Ist Glück einfach ein befriedigter Wunsch? Ist Glück eine Willensfrage oder eine Sache des Wünschens? Kann man sich Glück aufbauen? Ist Glück Optimismus oder Pessimismus? Kann Erwartung glücklich machen? Oder: Endet Glück schon mit dem Wissen darum? Diese Fragen diskutiert Raphaël Enthoven heute mit seinem Gast Guillaume Morano, der in Straßburg am Europäischen Gymnasium Kléber das Fach Philosophie unterrichtet. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 21.02.2016arte
  • Folge 188 (26 Min.)
    Heute trifft sich der Philosoph Raphaël Enthoven mit Catherine Larrère, die an der Pariser Sorbonne Philosophie lehrte und sich insbesondere mit Moral- und Politikphilosophie befasst. Sie diskutieren über die Angst sowie ihre Folgen und werfen dabei eine Vielzahl von Fragen auf: Ist die Angst eine instinktive Reaktion, die den Menschen zur Flucht anregen und so vor Gefahren schützen soll? Oder ein Gefühl, das man lieber erst bezwingt, bevor man voreilig handelt? Ist Angst ein schlechter Ratgeber? Darf man Menschen absichtlich Angst einflößen, damit sie ihr Verhalten ändern oder sich gewisser Umweltrisiken bewusst werden? Wäre es nicht wünschenswerter, aus Vorsicht oder Verbesserungswillen zu handeln statt aus Zukunftsangst? Muss man stets mit dem Schlimmsten rechnen, um es verhindern zu können? Lähmt Angst den Fortschritt? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 28.02.2016arte

zurückweiter

Erinnerungs-Service per E-Mail

TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn Philosophie online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.

Auch interessant…