Specials, Seite 1

  • Es ist der 12. April 1961. Der Schicksalstag für Juri Gagarin. „Juri, du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Wir geben dir alles mit, was du brauchst, Verpflegung, Sauerstoff und eine Pistole …“ Mit diesen Worten versucht Chefkonstrukteur Koroljow Juri Gagarin kurz vor seinem historischen Kosmos Flug zu beruhigen.
    Gegen 9:00 Uhr Moskauer Zeit der Start des Wostok 1 Raumschiffes in Baikonur. In der Spitze des dröhnenden Ungetüms der 27jährige Juri Gagarin, eingezwängt in eine winzige Kapsel. Er ist der erste Mensch, der die Schwerkraft der Erde überwinden soll. Wenige Augenblicke später schießt er bereits um den Erdball. Das erste Mal in der Geschichte, dass ein bemanntes Raumschiff durchs All feuert. Ein uralter Menschheitstraum scheint wahr geworden. Aber niemand weiß, wie die Sache ausgehen wird. Die Überlebenschancen von Gagarin liegen rein statistisch betrachtet bei 47 Prozent.
    Keine wirklich gute Zahl. Doch davon weiß der junge Mann nichts. Ebenso wenig wie die Öffentlichkeit. Die weiß zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch nichts von der geplanten Großtat. Der Name Gagarin ist noch völlig unbekannt. Das soll sich freilich schlagartig ändern. Nach knapp zwei Stunden Flug kehrt Gagarin lebend zur Erde zurück. Eine Weltsensation. Radio Moskau funkt den Namen des Sowjet Bürgers in alle Welt. Von den Schwierigkeiten bei der Landung erfährt die Öffentlichkeit freilich nichts, nichts von den Todesängsten des mutigen Himmelsstürmers.
    Kremlchef Chruschtschow lässt in Moskau einen triumphalen Empfang in Szene setzen. Zum ersten Mal wird ein Roter Teppich für einen „einfachen Sowjet Menschen“ ausgerollt. Eine neue Erfahrung für Gagarin, mit ungeahnten Tücken: Der Gang über den Roten Teppich, gesteht Gagarin hinterher, sei fast so anstrengend gewesen wie der erste Weltraum Flug. Der Grund: ein Schnürsenkel, der sich öffnet und den frisch gebackenen Kosmonauten fürchten lässt, vor den surrenden Kameras und den Augen der versammelten Politprominenz schlicht zu stolpern. Und womöglich dem großen Gönner Chruschtschow, der ihn zum Bruderkuss erwartet, vor die Füße zu fallen. Doch er hat Glück.
    Gagarin wird zum ersten Pop Star der Sowjetunion.Und Kosmonaut Nr.1 wird sogar ein Welt Star. Sein historischer Flug dauerte 108 Minuten, sein Triumphzug um Erde zieht sich über Monate hin. Der strahlende Gagarin mit der Queen, mit Castro, mit Gina Lolobridgida … Er bereist nahezu alle wichtigen Länder bis auf die USA. Er wird mit Orden und Ehrenzeichen überschüttet wie kein anderer Erdenbürger.
    Gagarin als PR Volltreffer. Die Inkarnation des Sowjetmenschen, ausgestattet nicht nur mit einem phantastischen Lächeln. Die Sowjet Presse präsentiert ihn als einen makellosen Helden, als Kommunisten ohne Fehl und Tadel. Bis zuletzt, bis zu seinem tödlichen Flugzeug Crash im Jahre 1968, ändert sich nichts an diesem Gagarin Bild.
    Der Film schaut hinter die Kulissen der Helden Inszenierung. Im Fokus dabei der „wahre Gagarin“. Interviews mit Weggefährten (Angehörige, Kosmonauten, Journalisten, Politiker) geben erstaunliche Einblicke in die wahre Geschichte des Kosmonauten Nr. 1. Wie erlebte er seine Kosmonauten Karriere? Wie wurde er fertig mit dem Ruhm und dem Helden Kult? Mit welchen Problemen musste er sich herumschlagen? Seine Zweifel und Ängste, seine Eskapaden und schließlich sein geheimnisumwitterter Tod. (Text: rbb)
    Deutsche TV-PremiereDi 06.09.2005MDR

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