Dokumentation in 2 Teilen, Folge 1–2

  • Folge 1
    Nicht viel erinnert heute am anderen Ufer der Oder noch an die deutsche Vergangenheit. Nur einige der alten Backsteinbauten haben den Krieg und die Wirren der Nachkriegszeit überlebt. Ostbrandenburg, die Neumark – vergangen, aber nicht vergessen. Ein Kamerateam des Rundfunk Berlin-Brandenburg hat 2005 Ostbrandenburg und das Posener Land bereist – auf der Suche nach dem Gestern und dem Heute. Das alte Küstrin gibt es nicht mehr. Nur Ruinen sind von der einstigen Perle der Oder geblieben. Nicht weit entfernt, verborgen im Wald, liegen die Reste der preußischen Festung, auf der Hans-Hermann von Katte, Jugendfreund Friedrichs des Großen, sein Leben ließ.
    Ganz in der Nähe, auf Schloss Tamsel, soll der Alte Fritz in jungen Jahren eine Liaison mit Luise Eleonore von Wreech gehabt haben. Tamsel wird heute zu einem Luxushotel restauriert. In Küstrin setzt eine Großbäckerei inzwischen ganz auf Europa, beliefert täglich Läden zwischen Frankfurt (Oder) und Berlin mit Brot und frischen Backwaren. Das Wahrzeichen von Königsberg in der Neumark oder Choyna, wie es heute auf polnisch heißt, ist die Marienkirche.
    Im Krieg wurde sie schwer getroffen und fast vollständig zerstört. Mit Hilfe deutscher Investoren entsteht sie nun wieder zu neuer Blüte. Die Warthe mit einer Länge von mehr als 800 Kilometern ist der längste Nebenfluss der Oder. Begegnung mit einem Bauern ganz in der Nähe von Landsberg an der Warthe, dem heutigen Gorzow Wielkopolska. Seine Pferde leben vorwiegend im Freien auf den saftigen, an die Warthe angrenzenden Feuchtwiesen. Ein Fährmann erzählt von seinem Alltag am Fluss.
    Seine Mutter bereitet ein besonderes Fischgericht zu: Brassen auf polnische Art. Besuch bei einem Hopfenbauern in der Erntezeit. Es war Friedrich der Große, der den Anbau von Hopfen in diesem Teil Preußens einführte. Und auch die Anfänge der Korbweidenwirtschaft stammen noch aus preußischer Zeit. In einer Forschungsstation des Zoologischen Instituts der Universität Posen wird das Verhalten von Wölfen erforscht. Durch herrliche Landschaften, vorbei an einsamen Seen und tiefen Wäldern der Netzer Heide geht es nach Posen. (Text: rbb)
    Deutsche TV-PremiereDo 17.11.2005NDR
  • Folge 2
    Erntedankfest in Krobia in der Nähe von Leszno im Posener Land. Das ganze Dorf ist auf den Beinen. Viele tragen die uralten Trachten dieser Region. Mit Kutschen geht es zur Kirche, wo die Erntekränze gesegnet werden. Danach in einer feierlichen Prozession zum Festplatz, zu Gesangsdarbietungen und Volkstänzen. Nächste Station ist Posen, die Metropole Westpolens. Der Marktplatz strahlt wieder im alten Glanz. In den schmucken Häusern lebten einst tüchtige Handwerker und Händler. Ein besonderer Blickfang ist das alte Rathaus aus dem 16. Jahrhundert.
    Nach Posen und ins Posener Land kamen um 1720 katholische deutsche Einwanderer aus dem Fränkischen, die Bamberger, Bamberka auf polnisch. Im Laufe der Zeit haben sie sich vollständig in die polnische Gesellschaft integriert. Aber noch immer sind sie stolz auf ihre Herkunft. Davon zeugt auch das Museum der Bamberger in Poznan. Nach dem Besuch im Gestüt von Sierakow, wo Posener Pferde gezüchtet werden, treffen wir zwei Kutschenbauer, deren Geschäft in den letzten Jahren aufblüht, und die Pferdekutschen in viele Teile Europas exportieren.
    Hier lebt auch Witold, ein junger erfolgreicher Bauer. Er hat sich besonders auf den Tomatenanbau spezialisiert. Geerntet wird jetzt im Spätsommer überall im Posener Land. Nicht nur Tomaten, vor allem auch Zuckerrüben und Kartoffeln. Weiter geht die Reise zu einer alten Pianofabrik in Kalisz, einem Fluglehrer in Leszno – und einer Überraschung an der Grenze des Posener Landes zu Pommern: Nicht nur im äußersten polnischen Osten, sondern auch hier, keine 200 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt, gibt es Wisente, diese mächtigen europäischen Wildrinder.
    Eine Herde von etwa 30 Tieren lebt bereits wieder in freier Wildbahn. Sie werden hier ausgewildert. Die Reise durch das Posener Land endet in Gnesen, Polens ältester Stadt und erster Hauptstadt. Im spätgotischen Dom von Gnesen werden die Reliquien des Heiligen Adalbert, eines bedeutenden Missionars bei den heidnischen Pruzzen, aufbewahrt. Und im Archiv der Kirche liegen tausendjährige Bücher von unschätzbarem Wert. (Text: rbb)
    Deutsche TV-PremiereDo 24.11.2005NDR

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