Staffel 9, Folge 1–4

Staffel 9 von „Legenden“ startete am 23.06.2008 in Das Erste.
  • Staffel 9, Folge 1
    Schon als jugendlicher Kriegsheimkehrer ruft Harald Juhnke auf den Trümmern Berlins: „Ich werde einmal der berühmteste Schauspieler Deutschlands!“ Diesem Ziel hat er fortan sein Leben untergeordnet. Er pflegt den Kontakt zur Boulevardpresse, aber keine Freundschaften; er ist stolz auf seine Söhne, aber vernachlässigt die Familie. Juhnke ist ständig auf der Suche nach Anerkennung und Schlagzeilen; der Applaus ist seine Droge auf der Bühne. Doch kaum verhallt der Jubel, wird der Alkohol zur Ersatzdroge und zerstört das Leben des vielseitigen Künstlers.
    1929 kommt Juhnke in Berlin/​Wedding auf die Welt. Als „Stenz aus dem Wedding“ beginnt er seine Kartiere: Der Underdog aus dem Arbeitermilieu – eine Rolle, die ihm bis zuletzt gefällt, weil sie ihn mit seinem Idol Frank Sinatra verbindet. Trotz seiner Erfolge bleibt er bodenständig und ist für sein Publikum „einer von uns“. Bekannt wird Juhnke in den 50er Jahren durch zahlreiche kleine Rollen in Heimatfilmen. Als Juxonkel mit Berliner Schnauze bedient er meistens die komische Seite. Die Aussicht auf das schnelle Geld, warme Drehorte und die Anwesenheit schöner Frauen sind ihm wichtiger als die Qualität der Rollen.
    Nebenbei avanciert er zum König des Berliner Boulevardtheaters und hat in den 70er Jahren im Duett mit Grit Boettcher als „verrücktes Paar“ seinen Durchbruch im Fernsehen. Als er 1979 vom plötzlich verstorbenen Peter Frankenfeld die Moderation der Show „Musik ist Trumpf“ übernimmt, ist er endgültig ein Star der Fernsehunterhaltung. Hier kommen seine vielen Talente zur Geltung: Conferencier, Entertainer, Sänger, Schauspieler, Komiker, Charmeur etc. Juhnke mit Hüftschwung, umringt vom Fernsehballett – das ist Las Vegas, das ist nah dran an Frank Sinatra.
    Nie ist sein Ruhm so groß wie in diesen Jahren 1979–1981 und nie die Stille so unerträglich wie nach den Sendungen. Juhnke greift immer häufiger zur Flasche. Im Oktober 1981 kommt es zum Eklat: Betrunken lässt er seine Liveshow platzen – das hat es im deutschen Fernsehen noch nicht gegeben. Juhnke entwickelt sich zum Quartalstrinker. In bestimmten Abständen trinkt er sich mit großer Geschwindigkeit in einen mehrtägigen Rausch. Für seine Familie ist diese Zeit schwer erträglich, für Theater oft ein Desaster, für Produzenten am Set ein teures Unterfangen.
    Juhnke anzuheuern ist ein Risiko, aber auch die Garantie für gute Quoten, denn seine Beliebtheit ist ungebrochen. Ein Mann, der so offen mit seinen Schwächen umgeht, trifft das Volk ins Herz. Längst haben ihm die Ärzte in den 90ern dringlich vermittelt, dass jeder weitere Absturz wenn nicht den Tod, so doch die sichere Demenz bedeuten wird. Immer länger werden nach seinen Abstürzen die Aufenthalte in der psychiatrischen Universitätsklinik von Basel, wo er sich unter falschem Namen regeneriert.
    Als im Sommer 2000 die Textaussetzer immer häufiger werden, bricht er zu Dreharbeiten nach Wien auf. In einer Bar bestellt er seine letzten Runden: 10 doppelte Whiskys und 8 doppelte Wodkas. Danach kommt er in die Klinik. Ende 2001 gibt sein Manager das Ende seiner Karriere bekannt. Juhnke lebt nun in einem Pflegeheim für Demenzkranke, in einer anderen Welt; er erkennt seine Freunde und bald auch seinen Sohn nicht mehr. Am 1. April 2005 stirbt er im Krankenhaus. In der gleichen Woche sterben der Papst und der Fürst von Monaco und rauben ihm die letzten Schlagzeilen, die er immer so geliebt hat. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 23.06.2008Das Erste
  • Staffel 9, Folge 2
    Udo Jürgens ist eine Ausnahmeerscheinung im deutschsprachigen Showgeschäft: Er ist der einzige Musiker der 60er Jahre, dem es gelungen ist, über vier Jahrzehnte erfolgreich im Geschäft zu bleiben. Noch mit über 70 Jahren startete er 2006 wieder eine große Deutschlandtournee. Die Nachfrage nach Konzertkarten war so groß, dass Udo Jürgens mehr als 30 Zusatzkonzerte geben musste. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 30.06.2008Das Erste
  • Staffel 9, Folge 3
    Jane Fonda war ein Sexsymbol der 60er Jahre, mehrfache Oscarpreisträgerin und gehasste Friedensaktivistin in den 70ern, Fitness-Queen und Unternehmerin in den 80ern. 2005 feiert sie nach 16 Jahren Pause ein erfolgreiches Comeback als Schauspielerin. Was ihre Wege und Irrwege miteinander verbindet, ist die Suche nach ihrem eigenen Ich und der Anerkennung vor allem durch ihren Vater. Zeitlebens hat sie darum gekämpft, aus dem Schatten ihrer übermächtigen Familie zu treten, selbst dann noch, als sie schon längst ihren eigenen Ruhm begründet hatte.
    Jane Fonda wird 1937 als Tochter des Schauspielerehepaars Henry Fonda und Frances Ford Seymour geboren. Ihr Vater ist oft abweisend zu den Kindern. Es fällt ihm schwer, Nähe zuzulassen. Janes Mutter bringt sich 1950 um – sie hatte schwere Depressionen und litt darunter, dass sich ihr Mann wegen einer Jüngeren von ihr trennen wollte. Erst ein Jahr später erfährt Jane durch einen Zeitungsartikel, dass es Selbstmord war. Von da an ist ihr ohnehin schwieriges Verhältnis zum Vater noch mehr gestört.
    Als Teenager fühlt sie sich zu dick und hässlich. An eine Karriere als Schauspielerin denkt sie nicht. Erst als sie die Chance bekommt, Schauspielkurse am renommierten „Actors Studio“ zu belegen, greift sie zu. Wenig später erhält sie den „New York Drama Critics Award“ – ein Riesenerfolg für eine junge Schauspielerin. Zum ersten Mal hat sie das Gefühl, für etwas begabt zu sein. In Frankreich lernt sie den Regisseur Roger Vadim kennen. Die beiden heiraten. 1967 spielt sie unter seiner Regie „Barbarella“.
    Der Film wird, vor allem wegen der freizügigen Szenen, ein Skandal und macht Jane Fonda zum Sexsymbol der 60er Jahre. Dennoch schafft sie es, sich als ernsthafte Charakter-Darstellerin zu etablieren. 1971 erhält sie ihren ersten Oscar für ihre Rolle als Prostituierte in dem Film „Klute“ – und ist damit höher dekoriert als ihr Vater. In den 70er Jahren heiratet Jane Fonda den Polit-Aktivisten Tom Hayden und engagiert sich öffentlich gegen den „schmutzigen Krieg“ der USA in Vietnam.
    Das bringt ihr Morddrohungen ein. Sie wird von der CIA beschattet, die großen Studios meiden sie. Jane gründet ihre eigene Produktionsfirma, mit der sie gesellschaftskritische Stoffe dreht, darunter Erfolge wie den Film „Coming home“, für den sie ihren zweiten Oscar bekommt, und „Das China-Syndrom“, der mit der Fiktion eines GAUs in einem Atomkraftwerk spielt – wenige Wochen, bevor es im AKW Harrisburg zu einem realen Störfall kommt. Trotz aller Erfolge wirkt Jane Fonda immer rastlos und getrieben – das zerrüttete Verhältnis zu ihrem Vater macht ihr immer mehr zu schaffen.
    Sie beschließt, nicht mehr zu fliehen, sondern sich den Problemen zu stellen und überredet ihren Vater, in dem Film „Am goldenen See“ (1981) an ihrer Seite zu spielen. Sie weiß, dass er unheilbar an Krebs erkrankt ist, und will die Chance nutzen, um mit ihm ins Reine zu kommen. Tatsächlich schafft sie es endlich, sich mit ihrem Vater zu versöhnen. Nach seinem Tod ist Jane Fonda weiter auf der Suche, jetzt nach Rezepten gegen das Älterwerden.
    Sie entdeckt Aerobic und macht die rhythmische Sport-Gymnastik weltweit bekannt. Mit ihren Trimm-dich-Büchern und Fitness-Videos verdient sie Millionen. 16 Jahre spielt sie in keinem Film mehr mit. Schlagzeilen macht noch einmal ihre Hochzeit mit dem Medien-Mogul Ted Turner und ihre Scheidung 2001. Danach wird es ruhig um sie – es scheint, als ob ihre rastlose Suche ein Ende gefunden hat. Heute ist Jane Fonda wieder als Schauspielerin erfolgreich und engagiert sich unter anderem für minderjährige Mütter und Kinder in Not. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 07.07.2008Das Erste
  • Staffel 9, Folge 4
    Er war Weltreisender und Tierarzt, Abenteurer und Verhaltensforscher, Naturschützer und Direktor des Frankfurter Zoos, Buchautor mit Millionenauflagen und Herausgeber der wichtigsten Tierenzyklopädie der Welt. Und jeder Deutsche jenseits der 50 kennt ihn als den Mann, der Tête-à-Tête mit Affen und anderen „possierlichen“ Tieren vor die Kamera trat. Seine Fernsehsendung „Ein Platz für Tiere“ ist bis heute legendär. Bernhard Grzimek, geboren 1909 als jüngstes von sechs Kindern in Neiße (Oberschlesien), praktizierte in den 30er Jahren als Tierarzt in Berlin und kümmerte sich um Hühnerseuchen und die Güte deutscher Eier.
    Den Zweiten Weltkrieg erlebt er als Veterinär-Offizier. Als Bombenangriffe den Zoo zerstörten, wurde seine Wohnung über Nacht zur Arche Noah voller Wölfe und Schimpansen, bewacht von einem kleinen Orang Utan. Als er mit einem Wolf mitten in Berlin spazieren ging, wurde Leni Riefenstahl auf ihn aufmerksam – sie war für ihre Verfilmung der Oper „Tiefland“ auf der Suche nach zahmen Wölfen.
    Bernhard Grzimek übernahm die Dressur und begann damit gleich im eigenen Garten. Trotz dieser Verbindung mit der Propagandafilmerin der Nazis interessierte sich Grzimek wenig für die Politik; seine Leidenschaft gehörte den Tieren. Und so genoss er nach dem Ende des Krieges schnell das Vertrauen der Amerikaner, die ihn in Frankfurt sogar kurzzeitig als Polizeipräsidenten einsetzen wollten. Er nutzte die Nähe zur Militärregierung, um den zerstörten Frankfurter Tierpark vor dem Abriss zu retten und ernannte sich kurzerhand selbst zum Zoodirektor.
    Bernhard Grzimek erhielt als einer der ersten Deutschen einen Oscar – 1960 für seinen Film „Serengeti darf nicht sterben“. Zusammen mit seinem Sohn Michael hatte er eine alte Dornier 27 im Zebramuster lackieren lassen und war von Frankfurt bis zum Ngorongorokrater in Tansania geflogen, um die Schönheit der letzten Großwildherden Afrikas zu dokumentieren. Dem internationalen Erfolg des Films ist es zu verdanken, dass der Serengeti-Nationalpark als Schutzgebiet für eine unvergleichliche Tierwelt entstand.
    Aber die Rettung des Naturwunders hatte einen hohen Preis: Michael Grzimek, für den Vater zugleich bester Freund und kongenialer Partner, verunglückte während der Dreharbeiten tödlich. Für seine revolutionäre Vision eines weltumspannenden Naturschutzes sammelte Bernhard Grzimek in den folgenden Jahren mit viel Witz und Charme Geld: Er malte Zoo-Elefanten an, weil er dem Publikum eine Sensation versprochen hatte – im Tierpark gebe es weiße Elefanten.
    Er lockte Touristen mit (am Ende nicht ganz billigen) Komplettangeboten nach Afrika, damit mehr Gelder in die Nationalparks fließen. Er unterstützte die Freiheits-Bemühungen afrikanischer Staaten und sorgte dafür, dass sich die Frankfurter Zoologische Gesellschaft zu einer der einflussreichsten Naturschutzorganisationen der Welt entwickelte. Wie kein Zweiter wurde er dadurch zu einem Pionier des Umweltbewusstseins, lange bevor die Rede von Klimaveränderung oder Ökologie war. Ein Leitbild für eine ganze Generation, eine Legende in vielfacher Hinsicht. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 14.07.2008Das Erste

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