2017, Folge 1–24

  • Folge 1
    Verena Bentele ist die erste Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, die wirklich weiß, wovon sie spricht. Denn seit Geburt ist sie blind. Das hindert sie allerdings nicht daran, mit vier Jahren Skifahren zu lernen, später als Biathletin zwölf Goldmedaillen bei den Paralympics zu gewinnen oder eben als Behindertenbeauftragte das durchgetaktete Leben einer Politikerin zu führen. Ende 2013 bekommt Verena Bentele einen folgenreichen Anruf: Die große Politik meldet sich bei ihr. Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und Soziales will sie als Behindertenbeauftragte in ihrem Team.
    Ein solcher Karrieresprung wäre wohl für jeden eine Herausforderung. Für die Weltklasse-Sportlerin jedoch in besonderer Weise, denn sie ist seit Geburt blind. Bekannt ist sie bis dahin vor allem als Skilangläuferin und Biathletin. Bei Weltmeisterschaften und Paralympischen Spielen holt sie eine Medaille nach der anderen. Nach einem schweren Unfall 2009 bei den deutschen Meisterschaften, scheint ihre hart erarbeitete Karriere am Ende. Doch Verena kämpft sich wieder nach oben und gewinnt kurz darauf bei den Paralympics in Vancouver fünf Mal Gold.
    Danach beendet sie ihre Karriere, hält Vorträge und Coachings, schreibt ein Buch und macht ihren Magisterabschluss in München. Bis zu besagtem Anruf 2013, der ihrem Leben eine neue Richtung gibt. Sie zieht nach Berlin und muss sich in der völlig neuen Umgebung zurechtfinden, weit weg von Familie und Freunden. Ihr Tag ist durchgetaktetet, immer wieder muss sie Niederlagen einstecken und darf über alldem ihr Engagement und ihre Leidenschaft nicht verlieren. Herausforderungen, auf die sie ihr Sportlerleben ganz gut vorbereitet hat. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMo 16.01.2017BR Fernsehen
  • Folge 2
    Gertrud ist die Tochter von Johanna Haarer, die im Nationalsozialismus mit ihren Erziehungsratgebern berühmt wurde. Erst nach dem Tod der Mutter schafft es Gertrud, sich mit deren Vergangenheit und den Folgen für ihr eigenes Leben auseinanderzusetzen. Gertruds Mutter ist eine Erziehungs-Expertin zur Zeit des Nationalsozialismus. In ihren Ratgebern geht es vor allem darum, den Willen des Kindes zu brechen und es formbar zu machen. Gertrud, die jüngste von fünf Geschwistern, ist das schwarze Schaf der Familie. Sie will nicht lernen, treibt sich in Schwabinger Kneipen rum und stellt die Grundsätze der Mutter infrage.
    Dennoch steht sie bis Mitte 40 unter dem direkten Einfluss der Mutter und gehorcht ihren Befehlen. Sie fügt sich in eine Buchhändlerlehre, obwohl sie lieber Schauspielerin wäre, sie heiratet, obwohl sie noch nicht bereit dafür ist und sie kehrt nach München zurück. Erst nach dem Tod der Mutter und fern der Heimat schafft es Gertrud, sich mit der Vergangenheit ihrer Mutter und den Folgen für ihr eigenes Leben auseinanderzusetzen. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMo 30.01.2017BR Fernsehen
  • Folge 3
    Reinhard ist neun Jahre alt, als seine Mutter stirbt. Seinen Kummer dämpft er mit Wurst und Kuchen aus dem Kühlschrank. Er nimmt beständig zu. Die Frauen sehen in ihm nur den Kumpel, und er vereinsamt immer mehr. Doch mit seinem komödiantischen Talent findet er als „dicker Trommler“ bei der Altneihauser Feierwehrkapell’n Halt und Anerkennung. Bis er 300 Kilo wiegt.
    Nach dem Tod seiner Mutter beginnt der neunjährige Reinhard heimlich zu essen. Dabei findet er Trost, seine Körperfülle wird sein Schutzpanzer. Beim anderen Geschlecht hat er schlechte Karten, die Sehnsucht nach Zuneigung und Liebe bleibt unerfüllt. Nur in der örtlichen Laienspielgruppe kann er seinen Gefühlen freien Lauf lassen. Reinhard isst haltlos weiter und wird zu einem schwergewichtigen Einzelgänger. Sein Geld verdient er als Lkw-Fahrer. Als sein Vater ebenfalls unerwartet früh verstirbt, pachtet Reinhard von seinem Erbe ein Bistro in Windischeschenbach. Eines Tages kommt Norbert Neugirg dort vorbei. Der Chef der Oberpfälzer Spaß-Band Altneihauser Feierwehrkapell’n wirbt ihn als „dicken Trommler“ für einen Auftritt in der BR-Sendung „Fastnacht in Franken“ an.
    Der Abend wird ein voller Erfolg, die Band ist fortan fester Bestandteil in Reinhards Leben. Doch die Essstörungen sind längst zur Sucht geworden. Als Reinhard mit 37 Jahren 300 Kilo wiegt, stellt ihm Neugirg aus Sorge um ihn ein Ultimatum: Entweder er nimmt ab oder er fliegt raus. Daraufhin nimmt Reinhard den Kampf gegen seine Essstörung auf. Sogar den Magen lässt er sich operativ verkleinern. Heute wiegt er weniger als die Hälfte. Und eine Frau ist auch in sein Leben getreten. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMo 20.02.2017BR Fernsehen
  • Folge 4
    Spätestens mit seiner Rolle als Franz Josef Strauß wird der Münchner Kabarettist Helmut Schleich zum Publikumsliebling. Als Kind fühlt er sich meist als Außenseiter, hält Menschen auf Distanz. Heute weiß er, dass ein schwerer Verlust in seiner Kindheit damit zu tun hat. Helmut Schleich wächst bei seinen Großeltern in Schongau auf. Die Mutter ist bei seiner Geburt noch nicht volljährig, die Großmutter wird zur wichtigsten Bezugsperson. Als sie unerwartet stirbt, verliert der Sechsjährige den Boden unter den Füßen und kann sich von da an nur schwer auf Menschen einlassen. Seine Mutter zieht mit ihm nach München. So kommt für den schüchternen Bub zum Verlust ein Schulwechsel hinzu. Helmut blüht nur auf, wenn er seine Verwandtschaft, später seine Lehrer imitiert.
    Dass Talent in ihm schlummert, bemerkt er erst in der achten Klasse und gründet die Kabarettgruppe „Fernrohr“. Plötzlich bekommt er Aufmerksamkeit. In der Tradition von Dieter Hildebrandt entwickelt er sich zum Kabarettisten. Für anderes ist wenig Raum. Das ändert sich auch nicht, als er mit der Regieassistentin Martina ein Kind bekommt. Erst eine vorübergehende Trennung bringt Veränderung in die Beziehung. Heute haben die beiden drei Kinder. Seit 2011 hat Helmut Schleich eine eigene Fernsehsendung in BR Fernsehen: „SchleichFernsehen“. Doch für 2017 hat er ein großes Vorhaben: keine Live-Auftritte und mehr Zeit mit seiner jüngsten Tochter zu verbringen. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMo 06.03.2017BR Fernsehen
  • Folge 5
    Michaela May gehört zu den beliebtesten Schauspielerinnen Deutschlands und steht seit ihrem siebten Lebensjahr auf der Bühne. Mit „Münchner Geschichten“, „Monaco Franze“ oder „Polizeiruf – 110“ wird sie deutschlandweit bekannt. Auf einer Zeitreise durch ihre Heimatstadt München erzählt Michaela May ihre privaten Münchner Geschichten: über ihre zwei Ehen, ihre beiden Töchter und ihre langjährigen Freundschaften. Gertrud Mittermayr alias Michaela May kommt 1952 als drittes von vier Kindern einer alteingesessenen Münchner Familie in Laim zur Welt.
    Beim Ballettunterricht wird sie als Kinderdarstellerin entdeckt. Sie hat erste Rollen und nimmt auf Rat ihrer Agentur den Künstlernamen Michaela May an. Nach dem Schulabschluss macht sie trotz ihres schauspielerischen Erfolgs eine Ausbildung zur Erzieherin. Fasziniert von der Studentenbewegung und dem Aufbruchsgeist der 60er-Jahre, zieht es sie in die Welt hinaus. Sie ist gerade auf einer Reise durch Afrika, als sie von Helmut Dietl das Angebot bekommt, in den „Münchner Geschichten“ mitzuspielen.
    Zunächst lehnt sie ab. Wegen einer Fahrzeugpanne muss sie die Reise abbrechen. Zurück in München nimmt sie die Rolle dann doch an. Die Serie wird ein Riesenerfolg und Michaela May zur gefragten Schauspielerin. Sie heiratet den Münchner Rechtsanwalt Jack Schiffer und bekommt mit ihm zwei Töchter. Alles scheint in bester Ordnung. Als sie 2004 während der Dreharbeiten zum Münchner „Polizeiruf 110“ den Regisseur Bernd Schadewald kennen- und lieben lernt, stellt sie ihr Leben infrage und beschließt, noch einmal ein neues Kapitel aufzuschlagen. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMo 20.03.2017BR Fernsehen
  • Folge 6
    Heute ist Alfons Hasenknopf ein anerkannter bayerischer Musiker. Doch bis dahin war es ein steiniger Weg, auf dem er sich vor allem einem traumatischen Erlebnis in seiner Kindheit stellen musste. Sein Vater spielt Zither, seine sechs Geschwister Hackbrett, Akkordeon und Gitarre – Alfons singt und jodelt, er ist ein gefeierter Kinderstar. Bis auf einem Trachtenfest etwas passiert, das sein Leben radikal verändert. Alfons sagt niemandem etwas, zieht sich aber immer mehr in sich zurück. Er geht viel in die Natur und sucht die Einsamkeit. Schließlich holt ihn seine Vergangenheit ein. Er erträgt keine Menschenmengen mehr und bekommt immer häufiger Angstzustände.
    Alfons merkt, dass er sich dem Erlebnis seiner Kindheit stellen muss, und beginnt eine Therapie. Er will seiner Frau ein stabiler Partner und seiner Tochter ein unbelasteter Vater sein. Nach und nach findet er musikalisch zu seinen bayerischen Wurzeln zurück und startet seine zweite Karriere als Musiker. Mit seiner Frau zusammen gründet er den Verein Suibamoond für missbrauchte und misshandelte Kinder. Er hat sein Leben wieder fest in der Hand – bis er sich 2011 nach einem Schlaganfall noch einmal zurück ins Leben kämpfen muss. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMo 27.03.2017BR Fernsehen
  • Folge 7
    Jahrelang ignoriert Gudrun den „Ruf Gottes“. Erst nach einem dramatischen Unfall trifft sie die Entscheidung: Sie wird Nonne bei den Franziskanerinnen. Heute, mit 45 Jahren, leitet sie als Schwester Gudrun ein Kinderheim im Allgäu. Gudrun wächst in einer christlichen Familie im Allgäu auf. Sie ist temperamentvoll, beliebt, sportlich. Nach dem Abi will sie studieren, arbeiten, eine Familie gründen. Bei einem Mädchenkurs des Bistums Augsburg – sie ist 13 – beschäftigt sie sich mit Glaubensfragen und lernt Nonnen unterschiedlicher Orden kennen. „Dort hat mich Gott auserwählt, aber lange Zeit wollt’ ich das einfach nicht wahr haben.“ Sie studiert Sozialpädagogik, reist, feiert und hat Beziehungen.
    Den „Ruf“ spürt sie immer wieder, unterdrückt dieses Gefühl aber. Bis zu dem Tag, an dem sie – wie durch ein Wunder – einen schweren Unfall überlebt. Gudrun ist 26 Jahre und trifft nun die Entscheidung: Sie tritt ins Kloster ein. Ihre Familie, ihre Freunde können den Schritt nicht verstehen. Erst recht nicht, als sie ihr Hab und Gut verschenkt und sich schwarz einkleiden lässt. Natürlich hat auch Gudrun Schwierigkeiten und Zweifel. Etwa, wenn sie auf Vorbehalte von Mitschwestern stößt, weil sie beim Sport ganz selbstverständlich ihr Fitness-Outfit trägt. Dennoch spricht sie von der „Liebesgeschichte mit Jesus“, die ihr Kraft gibt. „Hätte sich Gott nicht so aufgedrängt, wäre ich jetzt nicht da, wo ich bin.“ (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMo 10.04.2017BR Fernsehen
  • Folge 8
    Christine Bronner kann sich in die Lage von Eltern versetzen, die die Nachricht erhalten: „Ihr Kind wird sterben.“ Nachdem sie zwei Kinder verloren hat, fühlen sie und ihre Familie sich mit diesem Schicksal lange völlig allein gelassen. Heute stellt die gläubige Katholikin ihre Lebenskraft in den Dienst der von ihr gründeten Stiftung „Ambulantes Kinderhospiz München“, die heute rund 200 betroffene Familien betreut. Christine Bronner, die in einer gut situierten Familie als Frühchen zur Welt kommt und lange besondere Zuwendung erfährt, will schon als Kind anderen helfen.
    Erst baut sie in ihrem Zimmer eine Tierklinik für ihre „kranken“ Stofftiere. Bald begleitet sie ihre engagierte Mutter bei der Betreuung von einsamen Patienten im Altenheim. Dabei wird ihr bereits früh bewusst, wie arm und allein manche Menschen sind. Christine erfährt zweimal, was es bedeutet, ein Kind zu verlieren. Fünf hat sie geboren, drei davon leben. Sie und ihre Familie hätten damals dringend Hilfe gebraucht, doch waren sie mit ihrer Trauer sich selbst überlassen. Aufgrund dieser Erfahrungen gründet die Sozialpädagogin, Musik- und Traumatherapeutin die Stiftung „Ambulantes Kinderhospiz München“.
    Denn keine Familie mit einem schwerstkranken Kind soll so alleingelassen werden wie einst sie. Aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen gelingt es ihr, anderen Mut und Hoffnung zu machen, dass man – so wie sie und ihre Familie es geschafft haben – auch wieder glücklich werden kann. Rund 200 Familien werden heute von einem Netzwerk von 150 ehrenamtlichen Mitarbeitern betreut. Und manchmal wird ein Kind auch wieder gesund. Das ist für Christine das schönste Geschenk. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMo 24.04.2017BR Fernsehen
  • Folge 9
    Gudrun glaubt von Kindheit an, mit Disziplin alles erreichen zu können. 1988 wird sie Deutschlands erste Bergführerin. Auf dem Gipfel ihrer Karriere wird die Alpinistin und Sportdozentin mit 34 Jahren ungeplant schwanger. Nach der Geburt verfällt sie in eine schwere Depression, aus der sie sich erst befreien kann, als es ihr gelingt, sich von ihrem Leistungsanspruch loszusagen. Gudrun wagt sich in die steilsten Wände, kämpft sich durch ewiges Eis auf die höchsten Gipfel. Seit 1988 ist sie Bergführerin – die erste Frau in Deutschland, die diese Männerdomäne erobert hat. Als sie mit 34 Jahren auf dem Gipfel ihrer Karriere Mutter wird, fehlt ihr plötzlich jede Antriebskraft. Sie kann keine Beziehung zu ihrer Tochter Lisa aufbauen und gibt dem Baby die Schuld, dass sie nicht mehr in die geliebten Berge kann.
    Es vergehen sechs Monate, bis Gudrun erkennt, dass sie unter einer postpartalen Depression leidet. Ihr Umfeld glaubt, dass sie sich nur an das neue Leben mit Kind gewöhnen müsse. Doch Gudrun fühlt sich komplett überfordert. Immer öfter beschleicht sie eine Wut über ihr „Versagen“, das eigene Kind nicht lieben zu können. Sie, die bisher gewohnt war, alles über Disziplin und Leistung zu erreichen, lernt Schritt für Schritt durch ihre Tochter, wie wichtig emotionale Nähe ist. Und eines will sie noch unbedingt von ihrer mittlerweile 21-jährigen Tochter lernen: Gelassenheit. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMo 08.05.2017BR Fernsehen
  • Folge 10
    Ende Juli 2015 spricht die junge Lehrerin Marika zum letzten Mal mit ihren Schülern über Glauben und Gott am Gymnasium von Neumarkt /​Oberpfalz, denn sie hat ihre Lehrerbefugnis für das Fach Katholische Religion zurückgegeben. Davor hat sie lange mit sich gerungen: Sie ist eine eingetragene Partnerschaft mit ihrer Partnerin Anke eingegangen – ein schwerer Verstoß gegen die Moral- und Sittenlehre der Kirche. Marika wächst in einer niederbayerischen Familie auf. Der regelmäßige Kirchgang, Wallfahrten und das gemeinsame Gebet gehören zum festen Ablauf des Lebens.
    Als sie sich mit 18 Jahren bei engsten Freunden und Eltern als lesbisch outet und zum Studium nach Regensburg zieht, weiß sie bereits, dass ihre Homosexualität zum Problem bei der Berufswahl werden wird. Aber ihr seit der Kindheit gehegter Wunsch, Katholische Religion zu unterrichten, ist stärker. Dem jahrelangen Druck, ihre Beziehung mit Partnerin Anke gegenu¨ber Kollegen, Vorgesetzten und Kirchenvertretern verheimlichen zu müssen, setzt Marika ihren tiefen Glauben entgegen, der mit der Zeit und ihren Herausforderungen noch gewachsen ist.
    Homosexuell und Christin sowie Vorbild als Lehrerin zugleich zu sein – fu¨r die leidenschaftliche junge Lehrerin Marika sind das keine Ausschlusskriterien. 14 Jahre lang gelingt es ihr, ein Doppelleben zu führen. Doch schließlich muss sie sich entscheiden: Sich weiter zu verstecken oder die Lehrbefugnis für ihr Lieblingsfach zurückzugeben, um in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft mit Anke ihr Glück zu finden. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMo 12.06.2017BR Fernsehen
  • Folge 11
    Klemens führt mit großem Erfolg seine Metzgereien am Bodensee und ist in seinem Wohnort bestens integriert. Dann ändert er mit Mitte 40 radikal sein Leben. Er trinkt keinen Alkohol mehr, zieht sich aus allen Vereinen zurück, verkauft seinen Betrieb und wird Vegetarier. Jetzt stehen für ihn Entschleunigung und gesunde Ernährung im Mittelpunkt.
    Klemens’ Eltern betreiben eine gut gehende Metzgerei am Bodensee. Als er die Aufnahmeprüfung am Gymnasium nicht besteht, ist der Vater insgeheim froh und bestimmt ihn als seinen Nachfolger für den Betrieb. Doch schon in der Lehre merkt Klemens, dass er für den Metzger-Beruf nicht geboren ist. Das Schlachten fällt ihm schwer. Trotzdem beendet er seine Lehre und wird mit 22 Jahren einer der jüngsten Metzgermeister Deutschlands. Klemens übernimmt den Familienbetrieb, baut ihn aus und erweitert ihn um einen Partyservice, in dem er neben Fleisch auch vegetarische Gerichte anbietet – Mitte der 80er-Jahre auf dem Land ein Novum. Er heiratet, bekommt drei Kinder und engagiert sich im Ort in vielen Vereinen.
    Es folgt eine beispiellose Karriere in Beruf und Politik, die ihn in der ganzen Region am Bodensee bekannt macht. 2004 dann der Bruch: Klemens stellt sich der Leere, die er in sich spürt und verändert sein Leben radikal. Er trinkt keinen Alkohol mehr, wird Vegetarier, fängt an zu meditieren und verkauft schließlich sein Metzgerei-Imperium. Er behält nur seine zwei Schulkantinen, die er als Pächter betreibt. Dort bietet er zwar Klassiker wie „Schnitzel mit Pommes“ an, versucht aber, die Jugendlichen für werthaltige Lebensmittel zu interessieren und für vegetarische Gerichte zu begeistern. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMo 19.06.2017BR Fernsehen
  • Folge 12
    Jahrelang engagiert sich Michael gegen Rechtsextremismus in Mittelfranken. Dadurch wird der gebürtige Straubinger selbst zur Zielscheibe der Neonazis. Doch er lässt sich nicht einschüchtern und kämpft weiter für seine Überzeugungen. Michael ist ein geliebtes Kind, doch die psychische Krankheit der Mutter überschattet seine Kindheit. Als er 14 Jahre alt ist, stirbt sein Vater und seiner Mutter geht es zunehmend schlechter. Sie hört Stimmen, sieht Geister und verbringt immer wieder Wochen in einer Klinik. Michael ist auf sich allein gestellt und merkt, dass er sein Leben selbst in die Hand nehmen muss, wenn er nicht untergehen will.
    Obwohl die Lehrer ihn lieber auf die Hauptschule schicken wollen, kämpft er für einen Platz in der Fachoberschule und macht dort ein Einser-Abitur. Für sein Sozialpädagogikstudium zieht er nach Nürnberg und ist nur noch am Wochenende bei seiner schwerkranken Mutter, die schließlich stirbt. Er heiratet und wird Vater von zwei Kindern. Mit seiner jungen Familie zieht er in die Nähe von Gräfenberg.
    Der Ort wird in den 1990er-Jahren wegen seines Kriegerdenkmals zur Pilgerstätte von Neonazis. Als Reaktion schließen sich die Bürger von Gräfenberg in dem Verein „Gräfenberg ist bunt“ zusammen. Weil Michael gut reden und überzeugen kann, wird er der Sprecher des Vereins. Dadurch rückt seine Person immer stärker ins Visier der Neonazis. Die Anfeindungen gipfeln in einem Angriff auf sein Haus und sein Auto. Doch Michael lässt sich nicht einschüchtern. Seine Motivation bleibt ungebrochen und er engagiert sich weiter gegen rechts. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMo 03.07.2017BR Fernsehen
  • Folge 13
    Ulla und Timo sind ein wunderbares Paar. Ulla ist Mitte 70, anpackend, kreativ und positiv. Der schwerstbehinderte und rund um die Uhr pflegebedürftige Timo ist Mitte 20, witzig und sehr schlau. Gemeinsam mit Ullas leiblicher Tochter bilden sie im Allgäu eine ungewöhnliche und fröhliche Familie. Mittlerweile studiert Timo, und Ulla sorgt sich, was aus ihm wird, wenn sie sich nicht mehr um ihn kümmern kann. Ulla erfährt schon früh, was es heißt, verlassen zu sein. In den letzten Kriegstagen verliert sie den Vater und ihre Mutter muss jahrelang wegen Tuberkulose das Bett hüten.
    Doch Ulla hat Glück und kommt ins Internat in einer diakonischen Einrichtung. Dort leben Behinderte und Nichtbehinderte wie selbstverständlich zusammen. Nach einem Pädagogikstudium zieht Ulla Anfang der 1970er-Jahre nach Sardinien. Sie verliebt sich in einen deutschen Bonvivant, von dem sie eine Tochter bekommt. Doch sardische Banditen entführen ihren Partner, und er wird nie wieder lebend gesehen. Ulla zieht zurück nach Deutschland und schließt sich einer anthroposophischen Dorfgemeinschaft an, bis ihre Tochter erwachsen ist.
    Seither lebt Ulla im Allgäu, wo sie 1996 von dem schwerstbehinderten Säugling Timo erfährt, dessen Eltern mit ihm überfordert sind. Schließlich willigt sie ein, die Pflegschaft für ihn zu übernehmen, holt ihn zu sich und kümmert sich seit über 20 Jahren in beispielloser Aufopferung um ihn. Mittlerweile studiert Timo in Augsburg Jura und schreibt laufend Bestnoten. Seine Betreuung ist perfekt organisiert, doch mit Mitte 70 macht sich Ulla zunehmend Gedanken, wie es mit Timo weitergehen wird, wenn sie einmal nicht mehr bei Kräften ist. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMo 11.09.2017BR Fernsehen
  • Folge 14 (50 Min.)
    Ursula hat sich ihren Lebenstraum verwirklicht: Sie ist die Hauptfigur in einem Western. Und das täglich: Im Freizeitpark „Pullman City“ im Bayerischen Wald lebt sie ihr schauspielerisches Talent aus. Als Südstaatendame „Lady Jill“ steht sie bei History-Shows auf der Bühne und singt bei Hochzeiten. Doch für ein privates Leben bleibt ihr keine Zeit. Unendlich viele Stunden verbringt Ursula als Kind allein vor dem Fernseher und sieht sich alte Western an. Ihre Eltern sind getrennt und sie hat sich entschieden, beim Vater zu bleiben.
    Als Busfahrer eines Reiseunternehmens ist er nur selten zu Hause. Nach der Hauptschule schickt er sie als Näherin in eine Fabrik. Aber bald macht Ursula in Passau mithilfe ihres damaligen Freundes eine Modeboutique auf. Mit Ende 20 lernt Ursula einen anderen Mann kennen. Ihn umgibt ein Hauch von Abenteuer: Sepp ist Mitbegründer von „Pullman City“ im Bayerischen Wald. Die beiden verlieben sich und bekommen einen Sohn. Nun findet ihr Leben fast nur noch in der Western-Stadt als Sängerin im Saloon statt.
    Doch dann wird bei Sepp eine Demenz diagnostiziert. Der Freizeitpark gerät in finanzielle Turbulenzen. Für Ursula hat das Konsequenzen. Die neue Geschäftsleitung lässt sie zunächst nur im Sekretariat arbeiten. Mit großem Ehrgeiz erkämpft sie sich eine neue Rolle: Sie gestaltet History-Shows und Hochzeiten für Wildwest-begeisterte Paare. Auch im Saloon tritt sie wieder auf. Um ihren kranken Partner kümmert sie sich weiter, obwohl sie inzwischen getrennt leben. Und sie hat eine weitere Sorge, denn für den elfjährigen Sohn bleibt kaum Zeit. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMo 02.10.2017BR Fernsehen
  • Folge 15
    „Wer bin ich, wenn ich nicht in meiner Rolle stecke?“ – diese Frage kann Frank-Markus Barwasser, besser bekannt als Erwin Pelzig, nicht so einfach beantworten. Über zwanzig Jahre beugt er sich dem Mediendruck und verliert dabei sein eigentliches Ich immer mehr aus dem Blick. Erst mit Mitte Fünfzig kann er sich von diesem Zwang befreien: Als Vater in Elternzeit entscheidet er sich für eine Rolle, die nichts mit der des Erwin Pelzig gemein hat. Er steckt das rotkarierte Hemd in die Hose, zieht seinen Trachtenjanker an und setzt das braune Cord-Hüdli auf.
    Jetzt ist er unverkennbar Erwin Pelzig, der in fränkischem Dialekt auf die Missstände der Welt aufmerksam macht. Der Mann hinter der Kunstfigur, Frank-Markus Barwasser, redet hochdeutsch und drängt sich eher nicht ins Rampenlicht. Als Bub bekommt Frank-Markus, das vierte von fünf Kindern, wenig Aufmerksamkeit. In der Schule in Würzburg hat er große Schwierigkeiten, seine Bewerbung an einer Schauspielschule scheitert. Frank-Markus wird Journalist. Für eine BR-Radio-Glosse erfindet er Anfang der 90er-Jahre Erwin Pelzig. 1992 finden die ersten Auftritte in einem Würzburger Theater statt.
    Damals ahnt er noch nicht, dass er die Figur mehr als zwei Jahrzehnte spielen wird. In seinen Programmen beschäftigt er sich mit kognitiver Dissonanz – den inneren Widersprüchen, die er selbst auch empfindet. Kann er als Barwasser das, was er als Pelzig kann? Immer unzertrennbarer wird die Beziehung der beiden. Bis er 2016 seinem alter Ego den Rücken kehrt. Als Vater in Elternzeit beschließt er, sich nicht mehr von anderen vereinnahmen zu lassen – auch nicht von Pelzig, dem er trotz allem bis heute die Treue hält. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMo 09.10.2017BR Fernsehen
  • Folge 16
    Ursula Erber stammt aus einer alteingesessenen Münchner Künstlerfamilie. Sie wird Schauspielerin und steht bald unter der Regie des großen Gustav Gründgens auf der Bühne. Dass sie einmal Volksschauspielerin werden und täglich in tiefstem Bairisch eine grantige Uroma in der BR-Erfolgsserie „Dahoam is Dahoam“ geben würde, hätte sie nie gedacht. Ursula Erber stammt aus einer alten Münchner Künstlerfamilie. Sie studiert Schauspiel an der Otto-Falckenberg-Schule und bekommt bald ein Engagement am Deutschen Schauspielhaus Hamburg. Dort heiratet sie und wird mit 22 Jahren Mutter, tritt aber weiterhin auf.
    Nach anfänglichen Erfolgen merkt sie, dass sie unter dem Intendanten Gustav Gründgens künstlerisch nicht weiterkommt. Sie beginnt eine Ochsentour durch kleinere Theater. Doch ihre Ehe scheitert, und als Tochter Ruth schulpflichtig wird, kann sich Ursula alleine nicht ausreichend um sie kümmern. Sie gibt das Kind in die Obhut ihrer Mutter in München – eine Entscheidung, die sie bis heute bereut. Nach einer zweiten gescheiterten Ehe begibt sie sich auf eine lange Theatertournee durch Nord- und Südamerika.
    Politisiert durch ihre Erfahrungen dort, kehrt sie nach München zurück, engagiert sich in Bürgerinitiativen und kandidiert für den Gemeinderat in Gauting. Sie heiratet zum dritten Mal: den Lateinlehrer ihrer Tochter. Eine Ehe, die über 40 Jahre hält – bis zum Tod ihres Mannes. Seit 2007 steht Ursula Erber als „Uri“ alias „Theres Brunner“ in der BR-Erfolgsserie „Dahoam is Dahoam“ vor der Kamera. Ihre Zuschauer glauben, die grantelnde Uroma genau zu kennen, aber wie die heute 83-Jährige wirklich ist, wissen nur wenige. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMo 16.10.2017BR Fernsehen
  • Folge 17
    Eisi Gulp ist in Bayern, vor allem durch seine Rolle in Percy Adlons Film „Zuckerbaby“, als Moderator der BR-Sendung „Live aus dem Alabama“ oder als quirliger Comedian bekannt. Doch hinter der Fassade des auf der Bühne so selbstbewussten Mannes steckt ein sensibler „Kümmerer“ und Familienmensch. Werner Eisenrieder, Eisi Gulp, ist ein waschechter Schwabinger. Er war neun Jahre alt, als seine glückliche Kindheit ein jähes Ende nahm. Sein Vater erkrankte an Lungenkrebs. Die Mutter ging daraufhin arbeiten und Werner kümmerte sich um den Vater bis zu dessen Tod.
    In der Schule hatte er keinen leichten Stand. Selbstvertrauen bekam er durch Taekwondo und später Modern Dance. Nach dem Abitur lernte Werner in New York die Straßenkünstlerbewegung kennen und brachte diese Kunstform mit nach München. Dort wurde er schließlich entdeckt, hatte Auftritte im Vorprogramm verschiedener Kleinkünstler, moderierte für den BR „Live aus dem Alabama“ und spielte in Fernseh- und Kinofilmen. Auch privat fand Eisi Gulp sein Glück, als er Johanna kennen und lieben lernte.
    Die beiden heirateten und bekamen zwei Söhne, um die sich Eisi mit schier unendlicher Energie kümmert. Nach knapp zehn Jahren scheiterte die Ehe und Eisi verließen Kraft und Kreativität. Er merkte, dass er sein Gleichgewicht verloren hat. Erst als er wieder zu tanzen begann, fand er langsam sein Selbstvertrauen wieder. Heute ist er als Schauspieler gefragt wie selten zuvor, spielt eine feste Rolle in der BR-Daily „Dahoam is Dahoam“, lebt in einer festen Beziehung und wohnt zusammen mit seinem älteren Sohn in Oberbayern. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMo 23.10.2017BR Fernsehen
  • Folge 18
    Margot Käßmann, ehemalige Ratspräsidentin der EKD, ist wohl die bekannteste Protestantin Deutschlands. Nicht zuletzt wegen einer Autofahrt unter Alkoholeinfluss, die zu ihrem Rücktritt führte. Wie kaum ein anderer Funktionsträger ist sie immer offen mit ihren teils privaten Problemen, wie ihrer Krebserkrankung, der Scheidung und eben diesem Fehlverhalten, umgegangen. Margot Käßmann wird 1958 als jüngste von drei Töchtern in Marburg geboren. Während ihres Theologie-Studiums lernt sie ihren späteren Mann kennen, mit dem sie vier Töchter bekommt. Zeitgleich macht sie Karriere: Beauftragte für den Kirchlichen Entwicklungsdienst, mehrere Lehraufträge, Generalsekretärin des deutschen Evangelischen Kirchentags und ab 1999 Bischöfin der Landeskirche Hannover.
    Sie macht von sich reden durch klare theologische Positionen, die oft ins Politische hineinreichen. Im August 2006 bekommt sie die Diagnose Brustkrebs. Sie macht kein Geheimnis daraus. Kurz darauf lässt sie sich scheiden. Auch dies kommuniziert sie offen. Um Glaubwürdigkeit gehe es in ihrem Amt, sagt sie damals. 2009 wird Margot Käßmann als erste Frau zur Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche gewählt.
    Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, steht zu ihren Fehlern und Problemen und genießt die Öffentlichkeit. Dafür wird sie von den einen geliebt, von den anderen abgelehnt. Am 22. Februar 2010 führt ein persönlicher Fehltritt zu ihrem Rücktritt: Sie fährt unter Alkoholeinfluss über eine rote Ampel. Die Schlagzeile von der alkoholisierten Bischöfin verbreitet sich wie ein Lauffeuer … Seit Juli 2011 ist Margot Käßmann „Botschafterin des Rates der EKD für das Reformationsjubiläum 2017“. Danach, also 2018, will sie sich zur Ruhe setzen. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMo 30.10.2017BR Fernsehen
  • Folge 19
    Über Nacht wird Hera Lind zur Erfolgsautorin; ihre Bücher treffen den Zeitgeist. Sie wird an ihrer eigenen Schöpfung, dem „Superweib“ gemessen, dem alles gelingt. Doch als sie sich in einen anderen Mann verliebt und vom Vater ihrer vier Kinder trennt, wird sie von der Öffentlichkeit mit Häme gestraft. Mit ihrem neuen Partner übersteht Hera Lind die tiefste Krise ihres Lebens. Hera Lind wächst als Herlind Wartenberg in einer streng katholischen Familie bei Bielefeld auf. Um den Eltern zu gefallen, studiert sie zunächst Theologie.
    Ihr sehnlichster Wunsch aber ist es, klassische Sängerin zu werden. Sie besteht die Aufnahmeprüfung für die Kölner Hochschule für Musik und tritt schon bald als Konzertsängerin auf. Bei einem Arztbesuch lernt sie Ulrich Heidemann kennen. Sie bekommen gemeinsam vier Kinder, heiraten aber nicht. 1989 veröffentlicht sie ihren ersten Roman „Einen Mann für jede Tonart“. Das Buch wird ein großer Erfolg. Dann geht es Schlag auf Schlag: Hera Lind ist überall präsent, hat ihre eigene TV-Show, moderiert „Herzblatt“, zieht ihre vier Kinder groß.
    Hera Lind und ihre Romanheldinnen werden Sinnbild der modernen Frau, der alles gelingt. Doch die Realität sieht anders aus: Ihre eigene Beziehung ist bereits am Ende, als sie 1999 auf einem Kreuzfahrtschiff den Hoteldirektor Engelbert Lainer kennen und lieben lernt. Die Öffentlichkeit schäumt. „Das Superweib“, für das sie gehalten wird, betitelt die einschlägige Presse hämisch als „Rabenmutter“. Tief getroffen und auch voller Schuldgefühle, steht Hera vor der Aufgabe, ihr Leben fast von Null wieder aufzubauen. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMo 06.11.2017BR Fernsehen
  • Folge 20
    Mit 25 Jahren steht Ary vor dem Abgrund: körperlich und seelisch am Ende, von der Freundin verlassen, aus seiner Band geworfen. Der Heroinabhängige stolpert in eine Kirche und fleht zu Gott, er möge sich seiner erbarmen: Von diesem Moment an beginnt sich sein Leben zu wenden. Heute hilft er selber als Therapeut verzweifelten jungen Menschen, den Weg aus der Sucht und Isolation herauszufinden. In einer einzigen Sekunde fällt bei Drogensüchtigen die Entscheidung, ob sie rückfällig werden oder nicht, sagt Ary Witte.
    Der Sohn eines iranischen Astrophysikers und einer bayerischen Lehrerin in München weiß, wovon er redet. Als Kind wird er häufig als „Kanake“ oder „Kartoffelnase“ beschimpft. Sich zu wehren, hat er nie gelernt. Seine Eltern, selbst ständig von Vorurteilen und Diskriminierung betroffen, verhalten sich passiv. Mit Ary darüber zu sprechen, gelingt ihnen nicht. Stattdessen fordern sie Leistungen in der Schule, die Ary bald überfordern. Erst als er Schlagzeuger in der Schulband wird und zu kiffen beginnt, findet er Anerkennung.
    Nach dem Abi werden die Drogen immer härter. Bald ist er nicht der „coole Typ“, der er immer sein wollte, sondern verliert seine Familie, seine Freundin und schließlich mit der Band die letzten Menschen, die zu ihm gehalten haben. Er sieht keinen Sinn mehr im Leben, als er in einer Münchner Kirche verzweifelt Gott um Hilfe bittet. Mit einem einjährigen, radikalen Entzug gelingt ihm die Kehrtwende. Ary wird Therapeut und schließlich Manager einer großen Rehabilitationseinrichtung im Kloster Lohhof bei Mindelheim. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMo 13.11.2017BR Fernsehen
  • Folge 21
    Ilse Neubauer ist ein Münchner Original und eng verbunden mit dem Bayerischen Rundfunk. Durch ihre Rollen in „Monaco Franze“, „Irgendwie und Sowieso“, „Münchner Geschichten“, „Pumuckl“ und vor allem als „Ilse-Hasi“ in „Die Hausmeisterin“ ist Ilse Neubauer im bayerischen TV-Gedächtnis verankert. In „Lebenslinien“ erzählt sie ihre Geschichte vom schüchternen Mädchen mit einer psychisch labilen Mutter hin zur emanzipierten, selbstbewussten Schauspielerin. Ilse Neubauer wächst in München auf.
    Ihre Mutter ist psychisch labil, ihre ältere Schwester durch eine Wirbelsäulenverkrümmung sehr eingeschränkt. Für Ilse bleibt wenig Aufmerksamkeit. Ilse ist sieben Jahre alt, als sich die Eltern trennen. Als Scheidungskind fühlt sie sich oft als Außenseiterin und ihre Schüchternheit verstärkt sich noch, als sie mit dreizehn Jahren in ein Schweizer Internat geschickt wird. Doch die neue Schule entpuppt sich als Chance. Ilse entdeckt dort die Welt der Literatur und des Theaters – und gewinnt Selbstsicherheit beim Schauspielen.
    Gegen den Willen der Mutter zieht sie nach Abschluss der Schule zurück nach München und macht sich als Theater- und Fernsehschauspielerin einen Namen. Auch privat ist sie glücklich, verliebt sich und bringt Mitte der 60er-Jahre ihren Sohn Andreas zur Welt. Nachdem die Beziehung scheitert, zieht sie das Kind alleine groß und nimmt dafür beruflich große Einschränkungen in Kauf. Lange Zeit war Ilse Neubauer die „Stimme des BR“ und ist heute – mit 75 Jahren – noch immer als Schauspielerin gefragt. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMo 20.11.2017BR Fernsehen
  • Folge 22
    Irfan wächst als Kind bosnischer Einwanderer in Weiden in der Oberpfalz auf. Mit nur 17 Jahren leitet er das deutschsprachige Propaganda-Programm von Al-Qaida. Als er mit 20 Jahren verhaftet wird, bekommt er noch im Gefängnis ein Angebot als V-Mann für den Verfassungsschutz zu arbeiten. Heute engagiert sich Irfan im Kampf gegen die Radikalisierung junger Muslime in Deutschland. Mit 28 Jahren blickt Irfan bereits auf ein Leben voller Extreme zurück. Als Jugendlicher hat er zum Dschihad, dem „Heiligen Krieg“, aufgerufen und später als V-Mann für den Verfassungsschutz zwei Jahre lang die islamistische Szene ausspioniert.
    Irfan erlebt als bosnisches Migrantenkind in Deutschland, was es bedeutet, nicht dazuzugehören. Als er bei einem Heimatbesuch von seinem Cousin, einem radikalen Salafisten, Informationen über die Unterdrückung der Muslime bekommt, nimmt er seinen Glauben plötzlich anders wahr. Irfan beginnt sich mit Propagandavideos auseinanderzusetzen. Ihn fasziniert der Zusammenhalt der Glaubensbrüder. Sowohl die Eltern als auch die Lehrer übersehen die Anzeichen seiner Radikalisierung.
    Mit 20 Jahren wird er verhaftet und darf nach knapp einem Jahr das Gefängnis verlassen – mit der Bedingung, dass er für den Verfassungsschutz Informationen aus der islamistischen Szene liefert. Doch als der Generalbundesanwalt Irfan als Kronzeugen für einen Prozess anfordert, verliert der Verfassungsschutz seinen guten V-Mann und Irfan seine Arbeit. Er ist nun enttarnt – die Szene weiß, dass er sie verraten hat. Von nun an lebt er ein Leben auf der Flucht und wünscht sich das, was er früher abgelehnt hat: ein ganz normales Leben. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMo 27.11.2017BR Fernsehen
  • Folge 23
    Mit Vollgas durchs Leben ist jahrzehntelang das Motto von Hans-Günther. Als Jugendlicher fährt er illegale Motorradrennen, bis seine Schwester bei einem dieser Rennen tödlich verunglückt. Auch eine Insolvenz hält Hans-Günther nicht davon ab, weiterzumachen, bis er mit Ende 50 zusammenbricht. Heute genießt er mit seiner Frau Renate das Leben als Hüttenwirt im Bayerischen Wald. Viele halten ihn für verrückt, als Hans-Günther 2012 eine verwaiste Hütte mit dazugehörigem Skilift am Dreisesselberg erwirbt.
    Zusammen mit seiner Frau Renate glaubt er an seine Vision, die heruntergekommene Talstation in eine gemütliche, urige Almhütte im Bayerischen Wald verwandeln zu können. Diesen Mut zum Risiko hatte Hans-Günther nicht immer. Als Zweitältester von sechs Kindern wird er 1957 im Landkreis Passau geboren. Er ist ein ängstliches Kind, das durch den starken Vater und die ältere Schwester Anita geprägt wird. Er will die Erwartungen, die in ihn gesetzt werden, erfüllen. Als seine Schwester Anita 1978 bei einem illegalen Motorradrennen tödlich verunglückt, ist Hans-Günther dabei.
    „Jetzt muss ich so stark werden wie sie“, denkt er. Ab diesem Zeitpunkt nimmt er die Dinge in die Hand und steckt seine ganze Energie in neue Vorhaben. Gleichgültig, ob es die Karriere als Rennfahrer ist, der Führungsposten in einer großen Baufirma oder der Kauf der Hütte – immer gibt Hans-Günther 100 Prozent. Und wenn er scheitert, analysiert er den Fehler und versucht es beim nächsten Projekt besser zu machen. Denn an Ideen mangelt es ihm bis heute nicht … (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMo 11.12.2017BR Fernsehen
  • Folge 24
    Als ihr Mann, der Filmregisseur Helmut Dietl, 2014 an Krebs erkrankt, pflegt sie ihn zu Hause und begleitet ihn beim Sterben. Auch wenn diese Zeit hart und traurig war, will sie keinen Tag missen. Ein Porträt über Tamara Dietl. Tamara ist ein Einzelkind. Ihre Eltern lassen ihr viele Freiheiten, haben aber wenig Zeit für sie. Sie ist sich selbst überlassen, nimmt ihr Leben früh in die Hand und baut sich einen Schutzmantel aus äußerlicher Stärke auf. Nach dem Abitur arbeitet sie zunächst als Schauspielerin am Theater, danach als Journalistin. Sie hat eine glückliche Beziehung und ist beruflich sehr erfolgreich. Doch als eine enge Freundin schwer erkrankt und schließlich stirbt, stellt sie ihr bisheriges Leben infrage.
    Sie nimmt sich eine Auszeit und entscheidet schließlich, in Berlin einen Neuanfang zu wagen. Dort lernt sie 2000 den bayerischen Regisseur Helmut Dietl kennen. Dietl ist fasziniert von der kühlen Hamburgerin und will sie gleich heiraten. Zweieinhalb Jahre dauert es, bis er sie schließlich „rumkriegt“. Schon bald kommt ihr Wunschkind Serafina zur Welt. Doch ihr glückliches Leben zu dritt wird 2014 durch Helmuts Krebsdiagnose schwer erschüttert. Tamara beschließt, ganz für Helmut da zu sein und pflegt ihn zu Hause bis zu seinem Tod. Sie verspricht ihm, sich um seinen Nachlass zu kümmern. Dieses Versprechen löst sie schon bald nach seinem Tod ein und bereitet eine Ausstellung über ihn im Münchner Literaturhaus vor. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMo 18.12.2017BR Fernsehen

zurückweiter

Erinnerungs-Service per E-Mail

TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn Lebenslinien online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.

Auch interessant…