unvollständige Liste – 2016, Folge 113–186

  • Folge 113
    Die Sendereihe „Lebensläufe“ porträtierte 2012 aus Anlass der Feierlichkeiten zu 800 Jahre Anhalt Leopold III. Friedrich Franz, Fürst von Anhalt Dessau, den vorbildlichen Landesvater. Früh Waise geworden, zeigte er zunächst wenig Interesse an einer Machtübernahme. Doch auf Befindlichkeiten Rücksicht zu nehmen, war zur damaligen Zeit nicht üblich. 1758 erklärte der Kaiser Leopold III. für volljährig. Sechs Jahrzehnte währte seine Regentschaft, sehr zum Wohle der Untertanen des Fürsten. Als junger Mann unternahm er ausgedehnte Reisen, u.a. nach Italien, Holland und England, sammelte weltläufige Erfahrungen.
    Sie bildeten das Rüstzeug für seine Herrschaft als Aufklärer und Visionär. Fürst Franz machte das kleine Anhalt-Dessau zu einer Heimstatt für Kunst und Architektur, für Gartenbau und Literatur, aber auch für ein modernes Wirtschaftssystem. Sein bedeutendstes Projekt war wohl die Anlage des Wörlitzer Parks. Heute gehört das Gartenreich Dessau-Wörlitz zum Weltkulturerbe. Ausgiebige Recherchen in den Archiven spüren den Lebensweg von Fürst Franz auf. Gedreht wurde an Originalschauplätzen und natürlich kommt der letzte noch lebende Nachfahre, Eduard Prinz von Anhalt, zu Wort. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDo 05.07.2012MDR
  • Folge 174
    Dezember 2015: ein großes Ute Freudenberg-Konzert in Leipzig. Der Saal ist rappelvoll und das Publikum feiert die Sängerin. Ute Freudenberg wirkt jung und energiegeladen, wie eh und je. Kaum zu glauben, dass sie in zwei Monaten sechzig wird! Geboren wird Ute Freudenberg am 12. Januar 1956 in Weimar und als Fünfzehnjährige in einem Kinderferienlager als Gesangstalent entdeckt. 1972 gewinnt sie mit fünf weiteren Mädchen einen Nachwuchswettbewerb und hat im selben Jahr ihren ersten Auftritt im DDR-Fernsehen: „Sechs Mädchen und Musik“.
    Ihr Berufswunsch steht fest: Sie will Sängerin werden und den Beruf von der Pike auf lernen, Gesang studieren. Sie bewirbt sich 1972 in ihrer Heimatstadt Weimar an der renommierten Musikhochschule Franz Liszt, besteht die Aufnahmeprüfung mit Bravour und macht nach fünf Jahren ihren Abschluss als Sängerin. MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK Anstalt des öffentlichen Rechts HA KOMMUNIKATION Kantstraße 71 – 73 04275 Leipzig Postanschrift 04360 Leipzig FON +49.(0)341.300–6478 FAX +49.(0)341.300–6475 www.mdr.de Leipzig, 09.12.2015 Seite 1/​2Seite 2/​2 1976, noch im Studium, gründet sie die Rockband „Elefant“, die zwei LPs und zwölf Singles veröffentlicht und bei den jungen Menschen in der DDR sehr beliebt ist.
    Ute selbst wird viermal hintereinander als „Lieblingssängerin des Jahres“ gefeiert. 1984 reist sie zu einem Fernsehauftritt nach Hamburg und kehrt danach nicht mehr in die DDR zurück. Sie hat das Gefühl, dem Land „entwachsen“ zu sein. Es folgen ereignisreiche Jahre. Die Sängerin zieht nach Düsseldorf, ist insbesondere in Holland äußerst erfolgreich und landet 1988 in der Bundesrepublik einen großen Hit: Unter dem Künstlernamen Heather Jones singt sie das Titellied „This was the last time“ zum Tatort „Pleitegeier“.
    Vier Jahre nach der Wende kehrt Ute Freudenberg nach Weimar zurück und wird von den Fans freudig empfangen. Es folgen Konzerte, TV-Auftritte, Moderationen, zahlreiche neue Musikalben. Sie produziert mehrere Hits, mit denen sie die Radio-Schlager-Charts stürmt, bekommt für den Titel „Auf den Dächern von Berlin“ die Goldene Schallplatte, hat gemeinsame Konzerte mit „Karat“, den „Puhdys“ und wird 2012 für einen „Echo“ nominiert.
    Ute Freudenberg aber zeigt auch noch eine andere Seite. Sie wird Schirmherrin der McDonalds Kinderhilfe und unterstützt den Weißen Ring. Für ihr Engagement mit zahlreichen Benefizkonzerten und Spendensammlungen bekommt sie im Oktober 2008 im Schloss Bellevue das Bundesverdienstkreuz. Der Film begleitet die Schlagersängerin Ute Freudenberg in den Wochen vor ihrem 60. Geburtstag, erzählt von ihrer 45-jährigen Erfolgsgeschichte, aber auch von Rückschlägen, von ihren Träumen und Visionen und ihrem ganz normalen Leben. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDo 14.01.2016MDR
  • Folge 175
    Herbert Köfer ist das, was man einen Volksschauspieler nennt, ein Unterhaltungskünstler mit vielen Facetten, ein Mann des Films, des Fernsehens und des Theaters. Auch mit 95 steht er noch auf der Bühne: in der Comödie Dresden in „Opa ist die beste Oma“, bis vor Kurzem auch in „Rentner haben niemals Zeit“. Das Stück entstand nach einer der erfolgreichsten DDR-Fernsehserien. Damals spielte Köfer an der Seite von Helga Göring. 2015 nun feiert Herbert Köfer sein 75-jähriges Bühnenjubiläum, blickt auf rund 1000 Rundfunk-, Film-, Fernseh- und Bühnenauftritte zurück. Das macht ihm so leicht keiner nach und ans Aufhören denkt er noch immer nicht.
    Eine Schauspielkarriere war dem Berliner Arbeiterkind aus dem Prenzlauer Berg nicht in die Wiege gelegt. Auf Wunsch der Eltern startet er eine Kaufmannslehre, bricht sie gelangweilt ab und bewirbt sich heimlich an einer Schauspielschule. Bis 1940 spielt er Theater im schlesischen Brieg. Dann wird er an die Ostfront eingezogen, wird verwundet, kommt ins heimatliche Lazarett. Mit viel Glück spülen ihn die Kriegswirren in britische Gefangenschaft. Nach dem Krieg spielt Herbert Köfer im Privattheater, im Kabarett, spricht Rundfunksendungen, und eines Tages steht er endlich auf der Bühne des Deutschen Theaters Berlin.
    Intendant Wolfgang Langhoff gibt ihm Rollen in „Pygmalion“ und „Egmont“, setzt viele Hoffnungen in ihn. Doch der Ruf des neugegründeten Fernsehens übt die größere Anziehung auf den Schauspieler aus. Beim Sendeauftakt 1952 ist Köfer der erste Sprecher der „Aktuellen Kamera“, in der Silvesternacht 1991/​1992 gehört er zu denen, die in der letzten Stunde des DFF das Licht ausmachen. In den fast vierzig Jahren dazwischen wird er zu dem Erzkomödianten, als den man ihn heute vor allem kennt. Doch er verkörperte auch ernsthafte Rollen: den bestialischen Hauptsturmführer Kluttig in Frank Beyers Buchenwaldfilm „Nackt unter Wölfen“ oder den pragmatischen Gutsverwalter von Studmann in der Fallada-Verfilmung „Wolf unter Wölfen“.
    Der Film erzählt vom facettenreichen 95-jährigen Leben des Schauspielers Herbert Köfer, von einem Mann, der die Weimarer Republik, die Nazizeit, die DDR und das vereinte Deutschland erlebt hat, von Köfers Ansprüchen an sich selbst, von Selbstzweifeln, seinem Streben nach Perfektion, das er sich bis ins hohe Alter erhalten hat, seinen politischen Ansichten, aber auch vom Privatmann Herbert Köfer, dem dreifachen Ehemann, Vater und Großvater. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDo 18.02.2016MDR
  • Folge 176
    Am 11. Mai 2016 gedenkt die Musikwelt des Komponisten Max Reger, der vor 100 Jahren tot in seinem Leipziger Hotelzimmer aufgefunden wurde. Zu Lebzeiten war Reger so etwas wie ein Superstar, der Zuhörer, Freunde und Kollegen mit seinen Kompositionen gleichermaßen faszinierte und abschreckte. Er galt als einer der „letzten Riesen“, wurde als „neuer Bach“ gefeiert und als brillanter Organist geschätzt. Und er war einer der meistgespielten Tonsetzer im deutschsprachigen Europa. Schönberg, Hindemith und Prokofjew verehrten ihn. In vielem war Reger außergewöhnlich. Sein kurzes Leben war von Arbeitswut, wechselnd mit Erfolg und Enttäuschung, Krankheit und Überschwang gezeichnet.
    Er schrieb wie im Rausch – ein Stück nach dem anderen. Er trank im Übermaß, verschlang unglaubliche Portionen Fleisch. Sein gigantisches Arbeitspensum sorgte für diverse psychische und körperliche Zusammenbrüche. Max Reger war ein Grenzgänger auf ganz eigenen musikalischen Wegen – zwischen Spätromantik und Moderne. Einer der eigensinnigsten Charakterköpfe der Musikszene. Seine wichtigsten Schaffensjahre verbrachte der 1873 in der Oberpfalz geborene Künstler in Leipzig, Meiningen und Jena. In Meiningen leitete er die berühmte Hofkapelle. Das dortige Reger-Archiv beherbergt unzählige Briefe, Partituren, Möbel und persönliche Gegenstände und ist heute Pilgerstätte für Reger-Fans aus der ganzen Welt.
    In Leipzig bestimmte er als Musikprofessor und Universitätsmusikdirektor das musikalische Leben der Stadt. Hier starb er im Alter von gerade 43 Jahren. Der Film zeichnet das Leben eines Maßlosen nach, der seine gesamte Existenz seinem Werk unterordnete. Zu Wort kommen Orgelvirtuose Cameron Carpenter, Herbert Blomstedt, der ein besonderes Verhältnis zu Regers Musik hat, sowie die Reger-Biografin Ulrike Popp. Da Reger ein Marketinggenie war und sich ständig fotografieren ließ, existieren unzählige Bildaufnahmen von ihm, mit denen sich sein Leben anschaulich darstellen lässt. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDo 12.05.2016MDR
  • Folge 177
    Sebastian Krumbiegel, der Mann mit der Stachelfrisur, der Frontmann der erfolgreichen Popband „Die Prinzen“: umtriebig, streitbar, herzlich. Im Sommer 2016 wird er 50 – und die „Prinzen“ 25 Jahre alt. Geboren ist er in Leipzig als Sohn einer Musikwissenschaftlerin und eines Chemikers. Ein wenig ist ihm die Musik also in die Wiege gelegt worden. Als Thomaner wurde das Singen sein Leben. Bereits mit 15 wusste er: Ich will Popstar werden. 1981 gründete er schon in der Schule seine erste Band, kaufte sich vom eigenen Geld ein Schlagzeug, studierte dann an der Leipziger Musikhochschule und verteilte fleißig Demo-Tapes an Fachleute.
    1990, nach dem Ende der DDR, nahm die Musikindustrie Notiz von der Truppe der jungen Ex-Thomaner, die sich damals noch die „Herzbuben“ nannten. Wie es ihm tatsächlich gelungen ist, mit der Band „Die Prinzen“ Popstar zu werden, davon erzählt der Film. Über die Musik hinaus hat Sebastian Krumbiegel einen scharfen Blick auf die Welt um ihn herum. Er ist ein politischer Mensch und bringt sich ein – ob bei der Leipziger Konzertaktion „Courage zeigen“, als Unterstützer der Amadeu-Antonio-Stiftung oder im Dresdner Bündnis „Nazifrei“. 2012 bekam er für sein Engagement das Bundesverdienstkreuz. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDo 02.06.2016MDR
  • Folge 178
    Er gehört zu den spannendsten Künstlerpersönlichkeiten unserer Zeit: Riccardo Chailly. Der italienische Dirigent wurde 1953 in Mailand geboren. Sein Debüt als Dirigent gab er bereits mit 20 Jahren. Claudio Abbado verpflichtete den Studenten als musikalischen Assistenten an die Mailänder Skala. Wenig später begann Chailly seine beeindruckende internationale Dirigentenkarriere: Wiener Staatsoper, Met und Covent Garden, Berliner Philharmoniker, Wiener Philharmoniker, New York Philharmonic … Seit 2005 leitet er das Gewandhausorchester zu Leipzig. Riccardo Chailly liebt die Geschwindigkeit und das Risiko, beruflich wie im Privatleben: Bis zu einem Unfall 1985 fuhr er leidenschaftlich Motorrad, was er danach gegen Jet-Ski und Parasegeln austauschte.
    „Ich kann mir“, sagt er halb scherzend, „keine bessere Vorbereitung auf Mahlers ‚Auferstehungssinfonie‘ vorstellen: 150 Meter in der Luft, allein und nur das Rauschen des Windes um mich herum.“ Der Film porträtiert den Dirigenten und begleitet ihn bei seiner Arbeit mit dem Gewandhausorchester, auf Tourneen und mit der Familie in seiner Heimat Italien, wo er sich sowohl am Meer wie auf einer Hütte in den Bergen aufhält, um Kraft zu tanken für die nächsten Arbeitsphasen. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDo 16.06.2016MDR
  • Folge 179 (30 Min.)
    In der jungen DDR ist Hubert Schmidt-Gigo ein Star. Mal als Conferencier und Parodist, mal als Moderator und Reporter. Er ist omnipräsent und sehr populär. Doch plötzlich ist Schluss: 1964 Auftrittsverbot für Rundfunk und Fernsehen. Es ist kurz nach dem Mauerbau, mitten im Kalten Krieg. Was steckt dahinter? Etwa das ihm vorher verliehene Ritterkreuz? Warum aber gerade jetzt? Und wofür hatte er den Kriegsorden überhaupt verliehen bekommen? Der Film begibt sich auf Spurensuche. Gigo, Jahrgang 1919, wächst in Hohenstein-Ernstthal auf. Wird Musterzeichner, verdingt sich als Tellerwäscher und will unbedingt bei Olympia 1940 starten. Nur dafür hat er begonnen, japanisch zu lernen.
    Doch sein Traum platzt, stattdessen landet er an der Front. Erst im Westen, später im Osten. Er wird hoch dekoriert und mehrfach verwundet. Im Frühjahr 1945 gerät er in Kriegsgefangenschaft. Ein Jahr später wird er von den Russen entlassen, bekommt alle Orden zurück. Fast zwanzig Jahre später holt ihn seine Vergangenheit ein. Wer stört sich jetzt daran und warum? Hubert Schmidt-Gigo hatte kurz vor seinem Tod (2004) in einem ausführlichen Interview über sich, seine Prägung und seine Erlebnisse an der Front berichtet, sich der Frage nach Schuld und Verantwortung gestellt. Experten wie der Historiker Hannes Heer bewerten den mehr als ein halbes Jahrhundert zurückliegenden Vorgang. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDo 18.08.2016MDR
    Autor: Uwe Karte, copyright MDR 2016
  • Folge 180
    Sein geniales Erbe begleitet uns noch heute im Alltag mit Smartphones und Fotoapparaten und in hochsensiblen Instrumenten zur Erforschung des Weltalls. Der aus Weimar stammende Optiker und Feinmechaniker Carl Zeiss ist 30 Jahre alt, als er sich 1846 in Jena einen großen Traum erfüllt. Er gründet sein „Atelier für Mechanik“, eine optische Werkstätte, von der bedeutende Impulse ausgingen. Niemand konnte ahnen, dass der Name „Carl Zeiss Jena“ einst in aller Welt für Präzision und Qualität des wissenschaftlichen Gerätebaus stehen wird.
    Handwerk und Wissenschaft, Carl Zeiss hat sie zusammengebracht. Er gehörte 1884 zu den Mitgründern des „Glastechnischen Laboratoriums Schott & Genossen“, das die Serienfertigung leistungsstarker Mikroskope ermöglichte, die sich zu einem weltweiten Verkaufsschlager entwickeln. Ein Lebenslauf der die Entwicklung eines jungen Mechanikers verfolgt, der sich als sozial denkender Unternehmer hervortat und der den Weltruf der deutschen optischen Industrie mitbegründet hat. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDo 08.09.2016MDR
  • Folge 181
    Max Beckmann ist einer der bedeutendsten Maler des 20. Jahrhunderts. Geboren 1884 in Leipzig, gestorben 1950 in New York. Vom 17. September 2011 bis 22. Januar 2012 widmete ihm seine Heimatstadt eine große Ausstellung unter dem Titel „Von Angesicht zu Angesicht“. Sie ist Teil eines Großprojektes, das mit Basel und Frankfurt/​Main drei Werkschauen umfasst und Max Beckmann in großem Stil feiert. Dieses künstlerische Ereignis war Anlass für einen filmischen Lebenslauf, dessen Anfänge in Sachsen und Thüringen liegen.
    Ein schlechter Schüler war Beckmann, doch früh schon mit Neigungen zur Kunst. Aus dem Jahr 1897 ist ein erstes Selbstbildnis überliefert. Da war er 13. Selbstporträts machen einen großen Teil des Oevres Beckmanns aus. Porträts, darunter viele Selbstbildnisse, standen daher im Zentrum der Leipziger Ausstellung. Sein ganzes Leben lang ist Beckmann auf der Suche nach sich selbst. „Das Ich ist das verschleiertste Geheimnis der Welt“, sagte er 1938. Beckmanns Kunst war konkret, ausdrucksstark, kompromisslos, aber auch widersprüchlich und immer am Nerv des 20. Jahrhunderts.
    Der Film zeichnet den Lebensweg des Malers, kehrt an dessen wichtigste Stationen zurück, zitiert ihn in seinen Briefen und Tagebuchaufzeichnungen. Die vielen Fotos, die überliefert sind, konfrontiert der Film mit seinen malerischen Selbstporträts und sucht die Antwort auf die Frage, wer dieser Mensch und Maler Beckmann war, was ihn antrieb und trieb in einem ruhelosen Leben in einer schonungslosen Zeit. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDo 13.10.2016MDR
  • Folge 182
    Elisabeth von Sachsen, als sächsische Erbprinzessin des katholischen Hauses Wettin schlägt sie sich auf die Seite der Reformation. Mit ihrer lebenslustigen und bodenständigen Art eckt sie bald an. Die politische „Networkerin“ wird schließlich zur Hochverräterin. Für ihre obsessive Verteidigung der lutherischen Ideen geht sie bis zum Äußersten. Unterstützt wird ihr Engagement von ihrem Bruder, Landgraf Philipp von Hessen, und ihrem Cousin, Kurfürst Johann Friedrich aus Torgau, den zwei wichtigsten politischen Verbündeten Luthers. Gemeinsam mit der Schriftstellerin Anja Zimmer geht Autorin Sabine Barth auf eine Zeitreise und erzählt die Geschichte der „Whistleblowerin des 16. Jahrhunderts“ an Originalschauplätzen wie Schloss Rochlitz, Schmalkalden und dem Residenzschloss Dresden. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDo 27.10.2016MDR
  • Folge 183
    Vielen gilt er als das letzte Universalgenie: Gottfried Wilhelm Leibniz. Ein streitbarer Kosmopolit, der visionär die Welten der Philosophie mit der Physik und Mathematik verknüpfte. Ein Schnelldenker, ein Feuerkopf voller Ideen: Er konstruierte Windmühlen für die Entwässerung der Bergstollen, wollte als deutscher Diplomat den Sonnenkönig Ludwig XIV. zum Krieg gegen Ägypten überreden – um ihn von der Eroberung Europas abzuhalten. Er baute die erste automatisierte Rechenmaschine für die vier Grundrechenarten, entwickelte das binäre Zahlenmodell und damit die Grundlagen der Informatik des 20. Jahrhunderts.
    Leibniz erfand die Differential- und Integralrechnung – und stritt mit Newton um die Urheberschaft. Er reiste durch ganz Europa, um die Geschichte der Welfen zu erforschen und schlug – quasi nebenbei – Kaiser Leopold in Wien eine Wirtschafts- und Finanzreform vor, akribisch ausgearbeitet und hochmodern. Und er legte die Grundlagen für die erste allgemeine Feuerversicherung. Es scheint nichts zu geben, was ihn nicht interessierte. Seine Maxime: Theoria cum praxi – die Wissenschaft soll allen Menschen nützlich sein.
    Nur eines fiel völlig aus seinem Fokus: eine Frau, Kinder, Familie. Den privaten Leibniz scheint es nicht zu geben, ein bürgerliches Leben mit der Trivialität des Alltags will ihm nicht gelingen. Unter den 15.000 Briefen, die er in seinem Leben schreibt, findet sich kein einziger Liebesbrief. Am 14. November 1716 stirbt er – als verkanntes Genie. Leibniz war ein Gerechtigkeitsfanatiker. Wir leben, so schrieb er einmal, in der besten aller möglichen Welten. Er wollte sie noch ein wenig besser hinterlassen. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDo 10.11.2016MDR
  • Folge 184
    Seine Zuckertüte bekam er in Berlin, Jugendweihe feierte er in Moskau, sein Abitur musste er abbrechen, dafür ging er in den Stasiknast. Das ist seine frühe Karriere, auch so kann man erwachsen werden. Mit dem „Belcanto eines Raben“, mit seiner Stimme, macht er dann künstlerisch Karriere. Seine eigentliche. Er wird der Frontmann, der Sänger, bei City. City – das ist in den Siebzigern schnörkellose Rockmusik á la DDR und die brauchte dringend eine bekennende Rampensau. Das ist er: große Klappe mit Charisma und Herz. Er singt die bekannteste deutsche Rockballade „Am Fenster“ ein, schreibt eigene Texte für die Band und nennt sich heute noch gern „James Brown für die Lausitzer Landbevölkerung“.
    Er nimmt sich nicht so ernst, ist das sein Erfolgsrezept? Heute, mit sechsundsechzig Jahren und kurz vor dem 45. Jahrestag der Band, zieht es Toni Krahl nicht in seinen Garten, sondern ins Studio. Sie arbeiten an einer neuen Platte und spielen ihre Konzerte. Immer weiter. Weit mehr als fünf Millionen Kilometer ist Toni Krahl in seinem Musikerleben mit dem Auto unterwegs gewesen. Zwischen Kinderheim, Russischunterricht und „Mokka Milch Eisbar“, zwischen Stasiknast, „Am Fenster“ und Westreisen: Der Film lässt Wegstrecken lebendig werden. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDo 17.11.2016MDR
  • Folge 185
    „Deutschland einig Vaterland“ – mit dieser Zeile, die Johannes R. Becher für die Nationalhymne der DDR dichtete, fordern im Herbst 1989 Demonstranten den Fall des Staates, dem der Dichter mit aller Kraft gedient hatte. Diese Wendung der Geschichte passt zu dem „bis an den Abgrund“ widersprüchlichen Politpoeten. Für die einen war Johannes R. Becher die Inkarnation eines Bonzen, ein sex- und alkoholsüchtiger Lebemann. Für andere war er ein selbstzweifelnder, sensibler Schriftsteller und gleichzeitig ein skrupelloser Opportunist.
    Thomas Mann und Alfred Döblin lobten Werke wie das Gedicht „Erinnerungswind“ als groß und echt. Als junger Mann fühlt er sich von der expressionistischen Künstlerszene angezogen. Doch die Münchener Boheme reißt ihn auch in den Strudel der Morphiumsucht. Becher wird zum stadtbekannten Schnorrer und Junkie, der nachts auf den Parkbänken schläft. Schließlich landet er in einer Thüringer Klapsmühle bei Jena. Erlösung findet er schließlich im Kommunismus. Becher, ab 1919 Mitglied der KPD, steigt in der proletarischen Partei, der es an bürgerlichen Umgangsformen und parteilichen Literaten fehlt, schnell ins Zentralkomitee auf.
    Die mörderischen Richtungskämpfe der Partei übersteht der Dichter, der die Kunst mit opportunistischem Geschick „bolschewisieren“ will. 1949 schreibt er im Auftrag der SED den Text für die Nationalhymne der DDR, die selbstbewusst an die Einheit der Deutschen appelliert. Becher will den Kulturbund als gesamtdeutsche Organisation positionieren. Die Sowjets drängen auf seine Ablösung, doch Becher passt sich dem Ton des Kalten Krieges an.
    1954 wird Becher erster Kulturminister der DDR. Das Amt hatte er Stalins Tod und dem 17. Juni 1953 zu verdanken. In einer kurzen Periode des Tauwetters sympathisiert Becher mit antistalinistischen Kräften. Schließlich lässt Ulbricht seinen Kulturminister absetzen. Am 11. Oktober 1958 stirbt Johannes R. Becher nach einer Krebsoperation. In einem seiner letzten Gedichte schrieb er: „Lasst bitte mich nicht in den Himmel ein, ich litte dort in eurem Paradiese noch mehr an Qual als in der Hölle Pein. Ich wähle die Hölle und begehre nur diese!“. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDo 24.11.2016MDR
  • Folge 186
    Christian Steyer ist Schauspieler, Jazzer, Instrumentenbauer, Chorleiter, ein Multitalent. Bereits im Elternhaus wurde der Pfarrerssohn musikalisch geprägt. Als Junge sang er im Domchor Meißen und studierte dann in Leipzig und Dresden Musik. Danach schrieb er sich an der Staatlichen Schauspielschule in Berlin ein. Schon als Student bekam er größere Rollen und spielte in so bekannten Filmen wie „Die Legende von Paul und Paula“ oder „Für die Liebe noch zu mager?“ Er wurde so etwas wie der Zeitgeist-Lover der DEFA und spielte mit Wuschelkopf und Charme diverse ebenso gefragte wie unzuverlässige junge Männer: den Rummel-Colly in „Paul und Paula“, den Lutz in „Für die Liebe noch zu mager?“, den Ludwig in „Der Traum vom Elch“.
    Seine Partnerinnen waren Katharina Thalbach, Angelica Domröse, Simone von Zglinicki und Katrin Sass. Der Musik blieb er indes weiterhin treu. Er komponierte für Märchenschallplatten und schrieb zahlreiche Filmmusiken. Inzwischen ist vielen auch seine besondere Sprecherstimme aus der beliebten MDR-Produktion „Elefant, Tiger & Co.“ vertraut. Und jedes Jahr im Advent präsentieren Christian Steyer und sein exzellenter Berliner Solistenchor alte Weihnachtslieder in neuen Arrangements. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDo 08.12.2016MDR

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