2016/2017, Folge 1–21

  • Folge 1
    Vom Förster zum Bestsellerautor: Peter Wohlleben schreibt über Bäume und Tiere
    Ein Förster ist der zurzeit erfolgreichste Sachbuchautor in Deutschland. Mit seinem Buch „Das geheime Leben der Bäume“ (Ludwig Verlag) ist Peter Wohlleben seit über einem Jahr auf der Bestsellerliste, davon viele Wochen auf Platz eins. Jetzt steht das Buch „nur“ noch auf Platz zwei, denn Peter Wohlleben hat sich selbst überholt mit seinem neuen Titel „Das Seelenleben der Tiere“: Der Mann, der den Deutschen erklärte, wie die Bäume im Wald kommunizieren, schreibt nun über „Liebe, Trauer, Mitgefühl“ bei unseren tierischen Mitbewohnern. Und das ist nicht nur wahnsinnig erfolgreich, sondern auch sehr lesenswert. Das „Kulturjournal“ trifft den ungewöhnlichen Bestsellerautor und spricht mit ihm über tierische Gefühle.
    Was bleibt von der Willkommenskultur? Der Terror und seine Folgen
    Es herrscht Verunsicherung angesichts der Anschläge von Ansbach und Würzburg, Angst, Unverständnis, Misstrauen. Aber es gibt auch viele Aufrufe zur Besonnenheit, Warnungen vor einem Generalverdacht gegenüber Geflüchteten. So nimmt die Diskussion um die deutsche Flüchtlingspolitik unter dem Schock der Gewalttaten wieder an Fahrt auf, bis hin zur vorgezogenen Sommerpressekonferenz der Bundeskanzlerin. Dabei fallen die Gewalttaten in eine Zeit, in der viele der Geflohenen noch lange nicht wirklich in Deutschland angekommen sind, geschweige denn integriert. Das „Kulturjournal“ fragt, welche Folgen die Attentate für die „Willkommenskultur“ in unserem Land haben und spricht unter anderem mit Flüchtlingshelfern und einem Migrationsforscher.
    Schöne neue Welt: Wie künstliche Intelligenz und Roboter den Alltag verändern werden
    Schöne Zeiten stehen bevor: Roboter und Computer werden selbstständig arbeiten, selbstständig denken und selbstständig lernenund damit unser Leben vereinfachen. Im Haushalt, in der Industrie, im Finanzwesen oder auch in der Medizin werden sie unverzichtbar sein, da sie schneller und präziser rechnen als wir Menschen, dank der sogenannten „künstlichen Intelligenz“. Der Wissenschaftsjournalist Ulrich Eberl beschreibt in seinem Buch „Smarte Maschinen“ (Hanser Verlag) diese wunderbare Zukunft und schildert den aktuellen Stand der Forschung. Doch ist alles so rosig? Welche Gefahren birgt eine Welt, in der die Maschinen dem Menschen letztendlich auch manche Handlungsfreiheit abnehmen? Das „Kulturjournal“ diskutiert mit Ulrich Eberl und weiteren Experten die schöne neue Roboterwelt.
    Unbekanntes über den „König von Deutschland“: Rio Reisers Bruder erinnert sich
    Sein bekanntester Hit ist der „König von Deutschland“, legendär der Protestsong „Macht kaputt, was euch kaputt macht“ mit der Band Ton Steine Scherben. Aber das wahre Lebensthema von Rio Reiser war immer die Liebe und die Sehnsucht danach. Davon erzählt jetzt der Bruder Gert Möbius in der lesenswerten Biografie „Halt dich an deiner Liebe fest“ (Aufbau Verlag). Darin veröffentlicht er erstmals ausführliche Tagebuchauszüge von Rio Reiser und berichtet von den persönlichen Kämpfen des schwulen Sängers in einer Zeit, als Homosexuelle heftig diskriminiert wurden. Das Buch ist aber auch eine atmosphärisch dichte Milieustudie der 1970er-Jahre, als Rio Reiser in der linken Szene in Berlin aktiv war. Anlässlich des 20. Todestages am 20. August 2016 erinnert das „Kulturjournal“ an den ungewöhnlichen Musiker und Aktivisten, der viel zu früh gestorben ist.
    Stargeigerin in der Sommerfrische: Vilde Frang bei den Festspielen
    Mecklenburg-Vorpommern Musikfestivals, auch wenn sie an noch so beschaulichen Orten stattfinden, sind für die Musiker alles andere als Erholung: ständig wechselnde Auftrittsorte, unterschiedliche Ensemble, eng getaktete Proben und viele Konzerte. So ist es auch bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern. Und das gilt erst recht für die diesjährige „Preisträgerin in Residence“, die norwegische Stargeigerin Vilde Frang. Es gibt allerdings eine kurze Ruhepause: das Friends-Projekt im Schloss Hasenwinkel. In der ländlichen Idylle kann sie für einen Moment Luft holen und mit ihren musikalischen Freunden in aller Ruhe Kammermusik machen, mit und ohne Publikum. Das „Kulturjournal“ ist in Hasenwinkel mit dabei und begleitet die gefeierte Geigerin an einem Tag durch die Proben bis hin zum Konzert. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 01.08.2016NDR
  • Folge 2
    Ein Mann, viele Songs: Gustav Peter Wöhler über seine Lieblingslieder
    Er singt schon lange: und gerne. Er covert: und das gekonnt. Und er lässt alle an dieser Leidenschaft teilhaben: der Schauspieler Gustav Peter Wöhler. Gemeinsam mit seiner Band geht er jetzt auf Tournee, mit den erklärten Lieblingssongs aller Bandmitglieder (ab 14. August in Norddeutschland). Dabei ist der Titel „Shake A Little“ nach einem Song von Bonnie Raitt Programm: Das Publikum soll mitmachen, den Alltag abschütteln und eine gute Zeit haben. Das „Kulturjournal“ spricht mit Gustav Peter Wöhler über seine musikalischen Vorlieben, die absoluten Lieblingslieder und die Wiederbegegnung mit den alten Zeiten.
    Jung und ziemlich rechts: die Identitäre Bewegung
    Sie bezeichnen sich als „freie, patriotische Kraft“, propagieren Heimatliebe und sorgen sich um den Erhalt der eigenen Kultur. Die Identitäre Bewegung ist eine Jugendbewegung, die aus Frankreich stammt, inzwischen aber auch in Norddeutschland immer aktiver wird. Mit coolen Videos, schicken Facebookseiten und originellen Aktionen wollen sie gezielt junge Menschen ansprechen und für ihre vermeintlich harmlose Gesinnung gewinnen: gegen Flüchtlinge, gegen „Massenzuwanderung“, gegen „Islamisierung“. Sie selbst behaupten, keine Neonazis oder Rassisten zu sein, aber in Niedersachsen und einigen anderen Bundesländern werden sie bereits vom Verfassungsschutz beobachtet. Das „Kulturjournal“ mit einem Bericht über eine spezielle Gruppierung weit rechts von der Mitte.
    Der Maler und das Meer: große Jochen-Hein-Ausstellung auf Föhr
    „Da kann man stundenlang aufs Meer hinausschauen, das Meer schaut doch nie zurück“, sagt Jochen Hein. Er kennt es genau, er ist in Husum aufgewachsen. Niemand malt das Meer so wie er: Wellen, Gischt, Wirbel und Spiegelungen in seinen Bildern sehen aus wie Fotografie. Seine Bilder fesseln den Betrachter mit ihrer Genauigkeit. Ob er Landschaften im zarten Morgenlicht malt, Porträts von Menschen, Haare oder das leise Plätschern des Ozeans im Nebel. Das Museum Kunst der Westküste auf Föhr zeigt noch bis Januar 2017 eine große eindrucksvolle Werkschau Jochen Heins.
    Viel Soul und mehr: der Sänger Michael Kiwanuka
    Er redet lieber weniger als zu viel. Er drückt sich ohnehin in der Musik aus, und wie! Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass Michael Kiwanuka ein herausragender Musiker ist, Songschreiber, Gitarrist und Sänger. Mit seinem ersten Album war er vor ein paar Jahren die große Soul-Entdeckung; jetzt legt er mit seinem zweiten Album „Love & Hate“ (Universal) nach. Und das ist nur auf den ersten Blick wieder ein Soul-Album. Tatsächlich mixt er dabei viele Stile, gekonnt und überzeugend. Jetzt tritt Kiwanuka beim Festival A Summer’ Tale in Luhmühlen auf (10. August). Das „Kulturjournal“ hat ihn vorab getroffen und sich mit ihm in Berlin auf die Suche nach seinen musikalischen Vorbildern gemacht. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 08.08.2016NDR
  • Folge 3
    Wenn ein Kindskopf Vater wird: Christian Ulmen und sein Film „Antonio, ihm schmeckt’s nicht!“
    Als Schauspieler, Comedian und Fernsehmacher hat Christian Ulmen keine Scheu, sich „zum Affen zu machen“, und er gibt gern den großen Kindskopf, der zu jedem Blödsinn bereit ist. Im wahren Leben ist er längst selber Vater von zwei Kindern. Um Freiheit, Spaß und Kinderkriegen geht es jetzt auch in seinem neuen Spielfilm „Antonio, ihm schmeckt’s nicht“ (Kinostart: 18. August). Darin spielt Christian Ulmen einen jungen Ehemann, der sich schwer damit tut, seine Unabhängigkeit aufzugeben und demnächst Vater zu werden. Der Film ist die Fortsetzung von „Maria, ihm schmeckt’s nicht“, und die Hauptfigur Jan muss sich erneut mit seinem übergriffigen italienischen Schwiegervater herumschlagen. Im „Kulturjournal“ spricht Christian Ulmen über seinen Film und über Kinder, Väter und Schwiegerväter.
    „10 Jahre Freiheit“: Natascha Kampusch über ihr Leben nach der Entführung
    Am 23. August 2006 endete eine der spektakulärsten Entführungen in der jüngeren Geschichte: Natascha Kampusch gelang die Flucht aus dem Kellerverlies, in dem sie über acht Jahre eingesperrt war. Wie geht es Natascha Kampusch heute, zehn Jahre nach ihrem Entkommen? Sie sei nicht vorbereitet gewesen, dem „draußen“ so schutzlos ausgeliefert zu sein, schreibt sie in ihrem neuen Buch. „10 Jahre Freiheit“ (List Verlag) nennt sie es und erzählt, dass sie sich dennoch selten „frei“ gefühlt habe: Sie sei in eine neue Abhängigkeit gekommen und spricht von einem „Gefängnis der Gesellschaft“. Die mediale Aufmerksamkeit nach ihrer Flucht war massiv, Natascha Kampusch entschied sich bald, an die Öffentlichkeit zu gehen. Weil sie ihre Geschichte selber erzählen und Gerüchten entgegenwirken wollte, wie sie sagt. Das „Kulturjournal“ trifft Natascha Kampusch in Wien und spricht mit ihr über „10 Jahre Freiheit“, Voyeurismus und den Umgang mit den Medien.
    Geflohen, angekommen und doch nicht frei: schwul-lesbische Flüchtlinge in Deutschland
    Sie kommen nach Deutschland, weil sie sich in ihrer Heimat verstecken müssen, verfolgt werden, womöglich sogar mit dem Tode bedroht werden: Homosexuelle Flüchtlinge aus meist islamischen Ländern, die auf ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit hoffen. Doch in Deutschland angekommen, geht das Versteckspiel für sie oft weiter: Sie leben auch hier in Angst, entdeckt zu werden, denn auch in den Flüchtlingslagern werden Homosexuelle angefeindet. Gleichzeitig müssen sie aber bei den Mitarbeitern des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) offen über intimste Dinge sprechen. Denn nur, wenn sie überzeugend darlegen, dass sie wegen ihrer Homosexualität verfolgt werden, haben sie eine Chance, zu bleiben. Im „Kulturjournal“ erzählt jetzt ein junger Palästinenser seine Geschichte. Und die Sozialmanagerin Jouanna Hassoun spricht über die besondere Situation von lesbischen, schwulen und transsexuellen Flüchtlingen.
    Energiebündel mit Mission: die Sängerin ZAZ
    Von der Straßenmusikerin am Montmartre zum Superstar: Isabelle Geffroy alias ZAZ hat den französischen Chanson wiederbelebt, rau, mitreißend und voller Energie. Ihr Welthit „Je veux“ war gesungene Kapitalismuskritik: „Ich brauche keinen Schmuck von Chanel zum Glück“, singt sie, „ich will Liebe, Freude und nicht euer Geld.“ Ihr neuer Song „Si jamais j’oublie“ handelt davon, wie man, trotz des Ruhmes, sich selbst treu bleibt. Natürlichkeit und Haltung sind ihre Markenzeichen. Mit ihrer Stiftung ZAZIMUT unterstützt sie lokale Hilfsprojekte in Brasilien. Jetzt kommt ZAZ nach Norddeutschland: nach Kiel (im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals) am 15. August, nach Hamburg am 16. August, nach Hannover am 17. August. Das „Kulturjournal“ trifft sie vorab zum entspannten Picknick.
    Zeitgemäßer Zirkus: „The Greatest Show on Earth“ auf Kampnagel in Hamburg
    Blödelnde Clowns, dressierte Tiere, fliegende Akrobaten, untermalt von einer immer etwas schiefen Blaskapellenmusik, das gab es oft im Zirkus im vergangenen Jahrhundert und faszinierte doch Generationen von Kindern und Erwachsenen. Dann kamen spektakuläre Varianten aus aller Welt und verzauberten das Publikum. Nun wird auf dem Internationalen Sommerfestival auf Kampnagel in Hamburg Zirkus noch einmal ganz anders, ganz modern und interdisziplinär gedacht in: „The Greatest Show on Earth“. Dafür haben sich 14 Performancekünstler zusammengetan, um mit den alten Elementen des Zirkus’ die neuen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu bewältigen. Das „Kulturjournal“ ist mit dabei, wenn es auf Kampnagel um Menschen, Tiere, Sensationen geht. (11. bis 14. August, 17. bis 20. August). (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 15.08.2016NDR
  • Folge 4
    Eine Jugend in den 1970er-Jahren: Amelie Fried und ihr neuer Roman Eine Kindheit in den 1970er-Jahren, die Eltern von Flower-Power infiziert, in Opposition zur kleinbürgerlichen Enge: Das klingt nach Freiheit, Glück und allen Entfaltungsmöglichkeiten. Vor allem wenn man dann auch noch ziemlich begabt und schlau ist wie India, die Hauptfigur in dem neuen Roman von Amelie Fried („Ich fühle was, was du nicht fühlst“, Heyne Verlag). Doch tatsächlich fühlt sich India ziemlich allein und schmerzlich anders als alle anderen. In ihrem Elternhaus erfährt sie wenig Geborgenheit, weil Vater und Mutter viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind.
    Regelmäßige Mahlzeiten erschleicht sie sich bei den Nachbarn, in der Schule wird sie ausgegrenzt. Das Buch von Amelie Fried erzählt amüsant, aber auch tiefgründig vom Drama des hochbegabten Kindes und den Irrungen und Wirrungen der 1970er-Jahre. Das „Kulturjournal“ trifft Amelie Fried in München und spricht mit ihr über ihre eigene Jugend in den 1970er-Jahren und was davon geblieben ist. Abitur und doch keine Hochschulreife: erschreckende Bildungsdefizite junger Deutscher Es steht nicht gut um die Bildung in Deutschland, obwohl immer mehr Schüler Abitur machen.
    Doch sind diese jungen Menschen dann auch fit für ein Studium? Nein, sagt jetzt eine Studie: 75 Prozent der Abiturienten seien für ein Studium ungeeignet, es fehle an den Grundlagen, an Wissen und Kompetenz. Eben deshalb sei die Abbrecherquote an den Universitäten mit 31 Prozent auch so hoch. Auch viele Ausbildungsbetriebe beklagen mangelnde schulische Grundlagen. Bildungsexperten sprechen von einem erschreckenden Niveauverlust, und der sei politisch gewollt.
    Das „Kulturjournal“ spricht mit einem Verfasser der Studie und einem Vertreter der Lehrergewerkschaft in Hamburg und diskutiert rechtzeitig zum Ende der Ferien die Qualität des einst hoch gelobten deutschen Abiturs. Einblicke in eine verborgene Welt: ein Fotoband über das Leben im Kloster Ein Leben hinter dicken Mauern: Gehorsam statt Freiheit, Kargheit statt Überfluss. Wer ins Kloster geht, entscheidet sich freiwillig für eine Abschottung von der Außenwelt, sogar von der eigenen Familie.
    Es ist ein Leben, das heute beinahe wie eine Provokation wirkt. Doch wie fühlt es sich an, auf alles zu verzichten, was draußen als Freiheit gilt? Nagen zuweilen auch Zweifel an den Nonnen, die ihr Leben der Hinwendung zu Gott gewidmet haben? Der Fotograf Thomas Dashuber hat zehn Frauenklöster besucht und durfte in den sonst meist abgeschlossenen Lebensbereich vordringen. Gemeinsam mit Autor Christoph Kürzeder hat er einen Bildband veröffentlicht: „Klausur. Vom Leben im Kloster“ (Verlag Antje Kunstmann).
    Im „Kulturjournal“ sprechen der Fotograf und zwei Nonnen über eine Welt im Verborgenen. Berührend, rasant und komisch: Catharina Junks Buch über Krebs „Auf Null“ Bücher über Krebs gibt es viele. Aber kaum eines darüber, was nach der Krankheit kommt. Wie man dann weiterlebt, wenn das Ziel gesund zu werden, erreicht ist. Wie die Heldin ihres Romans ist auch Catharina Junk mit Anfang 20 an Leukämie erkrankt. Die Hamburgerin brauchte Jahre, um mit dieser Erschütterung klarzukommen. Ihr Debütroman „Auf Null“ (Rowohlt) ist dennoch unterhaltsam, zum Beispiel, wenn sie schreibt, wie esoterische Selbstheilungsratgeber aggressiv machen, weil sie Krebspatienten mit Schuldgefühlen und Smoothies unter Druck setzen.
    Ein besonderes Buch, in einem besonderen Ton erzählt: präzise beobachtet, rotzig und schlagfertig. Blech trifft Techno: die Hamburger Blaskapelle MEUTE Was passiert, wenn man „Humba Täterä“ mit „Utz utz utz utz utz“ kreuzt? Die Hamburger Marchingband MEUTE spielt Techno und Deep House auf klassischen Blasinstrumenten: Trompete, Saxofon, Posaune und Tuba.
    Der Jazztrompeter und Kulturmanager Thomas Burhorn hat die ungewöhnliche Blaskapelle erst vor einigen Monaten gegründet, aber schon das erste Video der Band war im Internet ein riesiger Erfolg: Die Coverversion des Songs „Rej“ von me wurde in kurzer Zeit Hunderttausende Mal geklickt. Es folgten Konzerte auf Festivals, weitere Videos und erste TV-Auftritte. Jetzt spielt MEUTE beim Hamburger MS Dockville-Festival (19. 21. August). Das „Kulturjournal“ begleitet die Musiker zu ihrem Auftritt und spricht mit ihnen über ihre Neuerfindung der Blasmusik. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 22.08.2016NDR
  • Folge 5
    Meine Mutter und ich: Wladimir Kaminer über eine besondere Spezies Er hat schon viele Bücher veröffentlicht und mit „Russendisko“ einen Bestseller gelandet. Er hat Radiosendungen gemacht, Veranstaltungen organisiert und ist jüngst für das Fernsehen durch die deutsche Provinz gereist: Wladimir Kaminer gelingt wie kaum einem anderen Kulturschaffenden der Spagat zwischen unterschiedlichen Genres und Medien. In seinem neuen Buch hat er über eine ganz besondere Frau geschrieben, seine Mutter Shanna Kaminer: Sie war Lehrerin in der Sowjetunion, kam 1990 nach Deutschland.
    Als ihr Mann starb, begann sie ein neues Leben. Das Buch „Meine Mutter, ihre Katze und der Staubsauger“ (Manhattan Verlag) ist eine komische, aber ebenso respektvolle Hommage an die 84-jährige Rentnerin, die zwischen Englisch lernen, Reisen und Haushaltsgeräten gar keine Zeit für so etwas wie Ruhestand hat. Deshalb trägt das Buch den Untertitel „Ein Unruhezustand in 33 Geschichten“. Das „Kulturjournal“ trifft Autor und Mutter zum gemeinsamen Interview. Sorgen um „besorgte Bürger“: Mecklenburg-Vorpommern vor der Wahl Am 4. September 2016 wählt Mecklenburg-Vorpommern einen neuen Landtag.
    Und laut Umfragen will jeder vierte Wähler sein Kreuz weit rechts machen, bei AfD oder NPD. Ausschlaggebend für diese Entwicklung, so die landläufige Meinung, sind die Flüchtlingskrise und ein Vertrauensverlust in die Politik, die bis in die Mitte der Gesellschaft geht, die Lebenswelt des „besorgten Bürgers“. Gemeinsam mit dem Kabarettisten und Buchautoren Till Reiners, der in seinem Anfang September 2016 erscheinenden Buch „Von einem der auszog, das Fürchten zu lernen“ (Rowohlt Verlag) von seinen persönlichen Begegnungen mit eben diesen „besorgten Bürgern“ schreibt, erkundet das „Kulturjournal“ die Stimmung in der Hansestadt Anklam.
    Zwischen Bowlingbahn und AfD-Wahlkampf mit Frauke Petry geht es um die Frage: Wovor haben Sie Angst? Strandidylle versus Bauvorhaben: Streit in Hohwacht Am Strand von Hohwacht ist die Welt noch in Ordnung: nicht von Menschen überlaufen, kein Schickimicki, direkter Zugang zum Meer. Hier geht es idyllisch zu, im Dünenwald gibt es ein Hüttendorf.
    Vom Bauboom, der so manchen Ostseestrand verschandelt hat, ist Hohwacht verschont geblieben. Bislang. Denn jetzt wird befürchtet, dass ein Bauvorhaben hinter dem Dünensaum den besonderen Charme des Ostseebads verändert, wenn nicht gar zerstören wird. Auf dem Strandparkplatz sind mehrstöckige Apartmenthäuser geplant, es gibt einen Bedarf an modernen Ferienwohnungen mit Meerblick. Und wenn Hohwacht mit den anderen Seebädern mithalten möchte, muss investiert, der kleine Ort weiterentwickelt werden, sagen Bürgermeister und Investor.
    Doch für das Bauvorhaben soll ein beliebter Strandimbiss mit angeschlossenem Minigolfplatz weichen. Das „Kulturjournal“ hört sich in Hochwacht um und fragt nach, wie wichtig Veränderung für den Tourismus ist. Und vor allem: zu welchem Preis? 50 Jahre „Revolver“: Klaus Voormann über das revolutionäre Album der Beatles Als das Meisterwerk der Beatles gilt allgemein „Sgt. Pepper’s“ von 1967, gefeiert als das Konzeptalbum, das die Popmusik revolutionierte. Aber die musikalische Revolution der Fab Four begann schon ein Jahr früher: 1966 nahm die Band das Album „Revolver“ auf, mit Streichquartett, indischen Instrumenten, Tonbandkollagen und ersten surrealen Texten.
    Die Studioaufnahmen wurden immer aufwändiger, die Arrangements ausgefeilter, die Beatles schufen einen Sound, der sich im Konzert nicht mehr realisieren ließ. Auch das Plattencover zu „Revolver“, eine Collage aus Zeichnung und Fotos, war seinerzeit neuartig und wurde mit einem Grammy ausgezeichnet. Es stammt von einem deutschen Freund der Band: Klaus Voormann, Grafiker, Bassist, langjähriger Wegbegleiter der Beatles bis heute.
    In seiner neuen Graphic-Novel „Birth Of An Icon – Revolver 50“ erzählt Voormann nun die Geschichte des Covers und spricht im „Kulturjournal“ über die Arbeit mit den Beatles und die Revolution in der Popmusik. Krieg der Zukunft: ein Dokumentarfilm über Computerviren als Waffen 2010 entdeckt ein weißrussischer Antivirenexperte ein unheimliches Computervirus, er teilt seine Entdeckung mit Fachleuten in Amerika, Russland und Deutschland.
    Die Fachleute sind alarmiert. Die Schadsoftware, die sie „Stuxnet“ nennen, hat eine neue Dimension. Und niemand weiß, woher die Software kommt und welchen Schaden sie noch anrichten wird. Später stellt sich heraus, dass „Stuxnet“ die Atomanlagen im Iran angreifen sollte. Doch wer steckt dahinter? Wer hat das Wissen und die wirtschaftlichen Möglichkeiten, eine solche Software zu entwickeln? Markiert das Virus womöglich den Beginn einer neuen Art der Kriegsführung? Zu diesem Schluss kommt der Regisseur Alex Gibney in seinem Dokumentarfilm „Zero Days“.
    Er geht davon aus, dass Geheimdienste aus den USA und Israel „Stuxnet“ entwickelt haben, um Irans Atomprogramm zu torpedieren. Der Regisseur befürchtet, dass andere Länder nach diesem Sündenfall der Cyberkriegsführung nachziehen könnten. In einer Welt, in der sogar überlebenswichtige Dinge wie die Wasser- und Stromversorgung durch Computer gesteuert werden, wären die Folgen für die Zivilbevölkerung bei entsprechenden Abgriffen unabsehbar. „Schwandt in Sicht!“: die neue „Kulturjournal“-Kolumne mit Kapitän Jürgen Schwandt „Schwandt in Sicht!“: Kult-Käpitän Jürgen Schwandt geht im „Kulturjournal“ mit einer wöchentlichen Kolumne auf Sendung.
    Der Mann hat Haltung. Viele Jahre ist Jürgen Schwandt zur See gefahren, hat hart gearbeitet und so manchen Sturm überlebt. Und er hatte wohl in jedem Hafen mindestens eine Braut. „Überall habe ich gute Menschen kennengelernt und auch ein paar Arschgeigen. Aber ob gut oder Arschgeige, mit Hautfarbe, Pass oder Religion hat das gar nichts zu tun.“ Kapitän Schwandt hält mit seiner Meinung nicht hinterm Bug, sondern legt sich immer wieder mit rechten Populisten à la Pegida und AfD an, trotz Morddrohungen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 29.08.2016NDR
  • Folge 6
    Wie geht Integration? Michel Abdollahi macht den Praxistext Kann man deutsch nur sein oder kann man es auch werden? Trotz Migrationshintergrund? So richtig echt und voll und ganz? Für den Engländer und Wahlberliner Adam Fletcher sind die Deutschen eine eingeschworene Gemeinschaft, die durch allerlei Kuriositäten zusammengehalten wird. Deshalb hat er eine Anleitung verfasst: „Wie man Deutscher wird – in 50 (neuen) Schritten“ (Verlag C.H.Beck). „Kulturjournal“-Reporter Michel Abdollahi, in Teheran geboren, macht gemeinsam mit Adam Fletcher den Praxistest: zwischen Kaffee und Kuchen, Schwarz-Rot-Gold und NS-Architektur.
    Wer von beiden ist besser integriert? Wie weit kann und soll Integration gehen? Genau darum geht es in der aktuellen NDR Debatte: „Fertig integriert? Wie viel Anpassung muss sein?“ Das Wunder von Bollewick: Ein Ort in Mecklenburg-Vorpommern trotzt dem Niedergang Nirgendwo ist Deutschland so dünn besiedelt wie in Mecklenburg-Vorpommern, die Prognosen verheißen schon lange grundsätzlich nichts Gutes für den ländlichen Raum: Überalterung durch Abwanderung, Perspektivlosigkeit, Leere.
    Das ist dem Bürgermeister von Bollewick zu viel Pessimismus, er glaubt an die Zukunft und schafft in dem kleinen Ort in Mecklenburg die Voraussetzungen dafür. Am Anfang stand die Sanierung der größten Feldsteinscheune Deutschlands, einst ein Rinderstall, in dessen Sickergruben Jauche und ätzende Gärflüssigkeit vor sich hin stanken. Bis die Dorfgemeinschaft den Stall sanierte. Heute ist die Scheune das Zentrum des Dorfes, bietet Raum zum Feiern, für die Verwaltung, ein Café und Verkaufsflächen.
    Mit dem Umbau kamen viele neue Ideen nach Bollewick, das heute auf Bioenergie, ökologische Landwirtschaft und Kleinbetriebe setzt. Das „Kulturjournal“ ist auf Ortsvisite in dem Dorf, das dem negativen Trend trotzt. Norddeutsch, kauzig, komisch: der neue „Onno Viets“-Roman von Frank Schulz Der Schriftsteller Frank Schulz ist ein Phänomen: Er ist ein Kultautor, der die Unterstützung von Prominenten wie Dörte Hansen, Linda Zervakis, Rocko Schamoni oder Sven Regener genießt.
    Beim breiten Publikum hat er sich trotzdem bislang nicht durchsetzen können. Sein neuer Roman über den Privatdetektiv Onno Viets wird das hoffentlich ändern: Das Buch spielt im norddeutschen Jägermilieu, denn Onno hat sich zur Erholung von seinem vorherigen Fall aufs Land zu den Schwiegereltern begeben. Doch statt Idylle gibt es Tote, im Dorf herrscht Krieg zwischen einheimischen Jägern und einer zugezogenen Mondanbeterin. Schulz schreibt wie immer sprachlich virtuos, oft hochkomisch und vielschichtig.
    Er verarbeitet in dem Buch auch die Fluchtgeschichte seines eigenen Vaters, der zum Ende des Zweiten Weltkrieges als Kind mit der Mutter vertrieben wurde. Ein Roman, dem man viele Leser wünscht, das NDR „Buch des Monats“: „Onno Viets und der weiße Hirsch“ (Galiani Berlin Verlag). DDR-Geschichte als Graphic Novel: Julia Westlake trifft die Autorin Birgit Weyhe Auf den ersten oberflächlichen Blick erinnern die Bilder von Birgit Weyhe an Kinderzeichnungen oder an Gekritzeltes.
    Wenn man sich einlässt auf ihre Geschichten und auf die ungewöhnliche Ästhetik, entdeckt man kunstvolle Graphic Novels und Comics. Nicht umsonst gilt die in Hamburg lebende Autorin als eine der besten in Deutschland, ausgezeichnet unter anderem mit dem renommierten Max-und-Moritz-Preis. In ihrem aktuellen Buch „Madgermanes“ erzählt sie die Geschichte von sogenannten „Vertragsarbeitern“ aus Mosambik, die vor allem in den 1980er-Jahren in die DDR kamen. In „Im Himmel ist Jahrmarkt“ geht Birgit Weyhe der eigenen Familiengeschichte nach.
    Mit diesem Comic, so schrieb die FAZ, „führt“ sie „das Genre auf einen neuen Gipfel“. Für das „Kulturjournal“ besucht Moderatorin Julia Westlake die Autorin und Zeichnerin in ihrem Atelier in Hamburg. Wie Musik Grenzen überwindet: der Dokumentarfilm „The Music of Strangers“ Musik überwindet Grenzen, verbindet, schafft Gemeinsamkeit. Der Star-Cellist Yo-Yo Ma bringt seit vielen Jahren Künstler aus über 20 Ländern zusammen, Künstler, die aus Ländern entlang der alten Seidenstraße kommen, mit Musiktraditionen, die sich aufeinander beziehen, aber auch sehr fremd sind.
    Jetzt gibt es eine erste ausführliche, filmische Dokumentation dieses gemeinsamen Musizierens: „The Music of Strangers“ (Filmstart 15. September). Ein Film, der ein außergewöhnliches Projekt mit außergewöhnlichen Menschen und Biografien vorgestellt und die außergewöhnliche Kraft der Musik beschwört. „Schwandt in Sicht!“: die neue „Kulturjournal“-Kolumne mit Kapitän Jürgen Schwandt „Schwandt in Sicht!“: Kapitän Jürgen bespricht im „Kulturjournal“ jede Woche ein Thema, das ihn besonders bewegt.
    Viele Jahre ist Jürgen Schwandt zur See gefahren, hat hart gearbeitet und so manchen Sturm überlebt. Und hatte wohl in jedem Hafen mindestens eine Braut. „Überall habe ich gute Menschen kennengelernt und auch ein paar Arschgeigen. Aber ob gut oder Arschgeige, mit Hautfarbe, Pass oder Religion hat das gar nichts zu tun“. Der Mann hat Haltung. Kapitän Schwandt hält mit seiner Meinung nicht hinterm Bug, sondern legt sich immer wieder mit rechten Populisten à la Pegida und AfD an, trotz Morddrohungen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 05.09.2016NDR
  • Folge 7
    Was steckt hinterm Hawaiihemd? Jürgen von der Lippe auf Tour im Norden
    Sein Vater war Barkeeper in einem Aachener Stripteaselokal, in dem Jürgen von der Lippe, damals noch Hans-Jürgen Dohrenkamp, seinen 16. Geburtstag feierte. Ob das dazu geführt hat, dass er es oft gerne zotig mag? Dabei liebt der Ex-Germanistikstudent auf der anderen Seite Fremdwörter, bezeichnet sich gerne als einen „Histrioniker“. Einen Menschen, der nach Beachtung strebt, der süchtig nach der Bühne ist. Von der Lippe, ein Junkie. Und deshalb zieht es ihn mit seinen 68 Jahren immer noch auf die Bühne. Nicht umsonst gilt er als „Godfather of Comedy“, als „Showdino“. Er selbst sieht sich als „Kulturgeschichte“. Das „Kulturjournal“ trifft diese „Kulturgeschichte“ in Leer und spricht mit ihm über das Alter, Humor und versucht herauszufinden, wer sich da eigentlich hinter den bunten Hemden verbirgt.
    „Hamburger Tüddelband“: Auszeichnung für Kinderbuchautorin: Julia Westlake trifft Kirsten Boie
    Sie schreibt seit über 30 Jahren. Die Hamburger Autorin Kirsten Boie hat bereits über 100 Kinderbücher verfasst, im Schnitt drei Bücher pro Jahr. Und dabei macht sie auch vor schwierigen Themen nicht Halt, schreibt über Aidswaisen oder syrische Flüchtlinge. Sie meint, dass man Kindern alles zumuten kann, was sie im Leben kennenlernen. Das Entscheidende ist, dass sie wissen, wie man es erzählt. Und das tut Kirsten Boie mit viel Erfolg und Einfühlungsvermögen. Dafür bekommt sie am 15. September 2016 den Preis „Hamburger Tüddelband“ im Rahmen des 8. Internationalen Harbour Front Literaturfestivals verliehen. Julia Westlake hat sie im Vorfeld getroffen und mit ihr Tüddelband gespielt.
    Jugendträume: Fatih Akin verfilmt „Tschick“
    Wolfgang Herrndorfs Roman „Tschick“ ist in kürzester Zeit ein Kultbuch, wenn nicht ein Klassiker geworden. Es ist die Geschichte von zwei sehr ungleichen Jungen, die in den Sommerferien in einem geklauten Lada kreuz und quer durch Brandenburg fahren, die in die Walachei wollen und in einem neuen Leben ankommen. Unzählige Leser, viele Bühnenfassungen und nun, mit Spannung erwartet, auch die Verfilmung. Fatih Akin hat die Story ganz nah am Original inszeniert. In einer gelungenen Mischung aus Roadmovie und Pubertätsgeschichte: schnell und kraftvoll, aber auch leise und zerbrechlich. Das „Kulturjournal“ trifft den Regisseur und die beiden Hauptdarsteller. (Kinostart: 15. September 2016).
    „Lasst meine Bilder nicht sterben“: die Tragödie des Malers Felix Nussbaum
    Er wurde erst spät wiederentdeckt und hat immer noch keinen festen Platz in der Kunstgeschichte: Felix Nussbaum (1904 – 1944), einer der großen Maler des 20. Jahrhunderts. Bevor sich seine Spur in Auschwitz verlor, schuf er Bilder, die zu den erschütterndsten Zeugnissen der Judenverfolgung gehören. 1933 war der Maler aus Osnabrück Stipendiat in der Villa Massimo gemeinsam mit Arno Breker. Der eine wurde Hitlers Lieblingskünstler, der andere floh, versteckte sich in Ostende und Brüssel, wurde in Frankreich interniert, nach erneuter Flucht von der Gestapo aufgespürt und schließlich deportiert. „Lasst meine Bilder nicht sterben“, soll Nussbaums sehnlichster Wunsch gewesen sein. Der belgische Autor Mark Schaevers erzählt von Nussbaums Leben und den eigenen Recherchen in seinem eindrucksvollen Buch „Orgelmann“ (Galiani Berlin). Das „Kulturjournal“ trifft ihn im Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück.
    „Mein Leben als Schäfer“: der ungewöhnliche Bestseller aus England
    Ein Schäfer aus dem Lake District ist Englands derzeit erfolgreichster Buchautor: James Rebanks. In seinem Buch „Mein Leben als Schäfer“ (C. Bertelsmann) schreibt er über die Liebe zum Land und zu einem uralten Beruf. Er erzählt ohne jede Romantisierung vom Schäferhandwerk, von der Tradition, die in seiner Familie schon Generationen überlebt hat. Als „herdyshepherd“ twittert Rebanks digitale Postkarten von seinen Tieren und der Natur, 80.000 Menschen folgen ihm. Warum wollen ausgerechnet jetzt so viele Briten darüber lesen, wie ein Mann seine Schafe hütet? Rebanks sagt: „In unserem Leben als Schäfer geht es nicht immerzu ums Ich. Hier bist du Teil einer Gemeinschaft. Du arbeitest da in den Bergen, mit den Schäferhunden. Du bist Teil eines Wir.“ Das „Kulturjournal“ hat mit James Rebanks Schafe gehütet und über sein Buch gesprochen.
    „Schwandt in Sicht!“: Neues von Kapitän Jürgen Schwandt
    „Schwandt in Sicht!“: Kapitän Jürgen bespricht im „Kulturjournal“ jede Woche ein Thema, das ihn besonders bewegt. Viele Jahre ist Jürgen Schwandt zur See gefahren, hat hart gearbeitet und so manchen Sturm überlebt. Und hatte wohl in jedem Hafen mindestens eine Braut. „Überall habe ich gute Menschen kennengelernt und auch ein paar Arschgeigen. Aber ob gut oder Arschgeige, mit Hautfarbe, Pass oder Religion hat das gar nichts zu tun.“ Der Mann hat Haltung. Kapitän Schwandt hält mit seiner Meinung nicht hinterm Bug, sondern legt sich immer wieder mit rechten Populisten à la Pegida und AfD an, trotz Morddrohungen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 12.09.2016NDR
  • Folge 8
    * Mehr als „Tatortreiniger“: Der vielseitige Schauspieler Bjarne Mädel Die meisten kennen ihn als „Schotty“, den Tatortreiniger, oder noch immer als Ernie, der von seinem Chef Stromberg drangsaliert wird. Und damit sind auch schon gleich Fluch und Segen des Erfolgs von Bjarne Mädel als Meister der tragischkomischen Rollen beschrieben: Da kann ich spielen, was ich will. Immer wird ein Bezug zu diesen beiden Kunstfiguren hergestellt. Das könnte sich jetzt vielleicht doch noch ändern: Denn in seinem neuen Film „24 Wochen“ brilliert Bjarne Mädel als werdender Vater, der mit seiner Lebensgefährtin vor einer Entscheidung über Leben und Tod für das noch ungeborene Kind steht. Da ist gar nichts mehr komisch, sondern alles sehr ernst, sehr lebensnah, schwer und anrührend. Und unglaublich überzeugend von Bjarne Mädel gespielt. Im „Kulturjournal“ spricht der Schauspieler über komische und ernste Rollen, die eigene und die Fremdwahrnehmung.
    * Hollywood in der Provinz: Nicolas Cage beim Filmfest in Oldenburg Veronica Ferres war schon da, Iris Berben und Til Schweiger auch. Aber nun beehrt kein Geringerer die Stadt als Nicolas Cage. Ein Weltstar. Ein Oscar-Gewinner. Einer, der früher 20 Millionen Dollar pro Film bekam. Statt Los Angeles nun eben Oldenburg, samt rotem Teppich und Walk of Fame. Auf dem wird nun neben Veronica Ferres auch Nicolas Cage mit Stern und Namen im Oldenburger Boden verewigt, inklusive Preisverleihung. Er bekommt den German Independence Honorary Award. Was will man mehr? Hollywood kann einpacken, das liegt nun an der Hunte: Oldenburg wird kurzerhand zu „Hollyburg“. Und eben da trifft das „Kulturjournal“ Nicolas Cage.
    * Platt im Abi: Mecklenburg-Vorpommern steckt Millionen in eine aussterbende Sprache Jugendliche in Mecklenburg-Vorpommern können sich mit dem neuen Schuljahr nicht mehr nur für Spanisch, Französisch oder Latein als zweite Fremdsprache entscheiden, sondern auch für Platt. Noch-Bildungsminister Mathias Brodkorb (SPD) will Plattdeutsch sogar als Abiturfach etablieren. Dafür müssen Lehrpläne entwickelt, Schulbücher gedruckt und Lehrer ausgebildet werden. Kosten: vorerst zwei Millionen Euro. Das „Kulturjournal“ besucht Schülerinnen und Schüler einer 9. Klasse des Gymnasiums „Am Sonnenberg in Crivitz“ und spricht mit Lehrerinnen und Lehrern über die besondere Herausforderung, Jugendlichen eine aussterbende Sprache schmackhaft zu machen. Und es stellt die Frage an die Politik: Millionen für Plattdeutsch. Muss das sein?
    * Was Kochen zur Kunst macht: Julia Westlake trifft den schreibenden Koch Stevan Paul Ein junger Deutscher wird in New York zum Star der Eat-Art-Bewegung. Dann verschwindet er plötzlich von der Bildfläche. Und Jahre später macht sich ein Kunstkritiker auf die Suche nach ihm. Der gelernte Koch Stevan Paul geht in seinem ersten Roman „Der große Glander“ (mairisch Verlag) der Frage nach, was Essen zur Kunst macht. Er schickt seine Protagonisten nicht nur auf eine Reise zu sich selbst, sondern auch stets an einen reich gedeckten Tisch. Julia Westlake trifft Stevan Paul in einer Hamburger Galerie. Gemeinsam durchforsten sie das Archiv nach spannender Eat-Art und erleben beim gemeinsamen Picknick zwischen Hummus und Tomatensalat, dass selbst das kunstvollste Gericht meist ziemlich schnell verschwindet. Vielleicht ist das der Grund, warum Stevan Paul jedes Essen zuerst fotografiert, bevor er es probiert? (Text: ARD-alpha)
    Deutsche TV-PremiereMo 19.09.2016NDR
  • Folge 9
    Zu 1.) Vor 20 Jahren hopste er das erste Mal durch das deutsche Fernsehen, gab eine bayerische Mischung aus Flummi und Springmaus. Inzwischen ist Michael Mittermeier 50, ruhiger geworden, aber nicht weniger lustig. Und das sowohl auf der Bühne, als auch in seinem neusten Buch: „Die Welt für Anfänger“ (Kiepenheuer & Witsch). Er ist der beste Beweis, dass man Klamauk und Kabarett auch miteinander verbinden kann. Lustig sein, aber mit Haltung. Klamaukig, aber mit Meinung. Er bezieht auf der Bühne, wie auch im Internet Stellung – gegen AfD, gegen Pegida, aber auch gegen die Kirche. Dafür erntet er viel Begeisterung, aber auch Hass, sogar Morddrohungen. Julia Westlake hat ihn getroffen und mit ihm über Hass und Humor gesprochen.
    Zu 2.) Vera Scheefeld fährt Taxi. Fünf Tage die Woche, Vollzeit. Dabei ist die Hamburgerin bereits 75 Jahre alt und bezieht Rente. Doch die 600 Euro vom Staat reichen nicht. Und das obwohl sie ihr Leben lang gearbeitet und vier Kinder alleine großgezogen hat. Und Vera Scheefeld ist kein Einzelfall: Sieben Millionen Frauen aus den geburtenstarken Jahrgängen gehen in den nächsten Jahren in Rente. Zwei Drittel werden Unterstützung vom Sozialamt brauchen – obwohl sie gut ausgebildet sind und immer berufstätig waren. Für Kristina Vaillant ist das ein sozialpolitischer Skandal. In ihrem Buch „Die verratenen Mütter“ (Knaur) fordert die Rentenexpertin Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern und verweist auf erfolgreiche Alternativen zum deutschen System, das europaweit das einzige ist, in dem die Renten zwischen Männern und Frauen derart auseinanderklaffen.
    Zu 3.) Güstrow 1971. Für 40 Kinder beginnt mit der Einschulung der Ernst des Lebens. Das Besondere: Ihre Klassenlehrerin ist die ausgebildete Fotografin Barbara Seemann. Sie begleitet „ihre“ Kinder mit der Kamera – im Unterricht, auf Klassenfahrten, auf Pioniernachmittagen. Auch nach dem Schulabschluss bleibt sie mit ihren Schülern in Kontakt und hält deren Leben immer wieder in Bildern fest: Hochzeiten, erste Schritte im Berufsleben, selbst im Kreißsaal ist sie dabei, als eine ihrer Schülerinnen ihr erstes Kind auf die Welt bringt. Und dann kommt die Wende. Was macht die Wiedervereinigung, der Übergang vom Sozialismus zur Marktwirtschaft mit ihren ehemaligen Schülern? Wie meistern sie diesen Wechsel? Barbara Seemann fotografiert weiter. Herausgekommen ist ein einzigartiges Langzeitprojekt über 45 Jahre.
    Zu 4.) Was reizt den Fotografen an der Malerei – und den Maler an der Fotografie? Was passiert, wenn zwei Künstler sich gegenseitig kuratieren? Wer sucht was aus? Das Ergebnis dieses Experiments ist in der Kunsthalle Rostock zu sehen (14.9. – 4.12.2016). Der selbsternannte Malerfürst Markus Lüpertz und der Fotograf Andreas Mühe zeigen jetzt in einer gemeinsamen Ausstellung wie unterschiedlich sie an die Inszenierung des menschlichen Körpers herangehen. Und zwar nicht nur, weil der eine malt und der andere fotografiert. Beide setzen sich mit unterschiedlichen Bildtraditionen auseinander – und so ist die Gemeinschaftsausstellung auch als Kommentar zu verschiedenen Epochen der Kunstgeschichte zu sehen.
    Zu 5.) „About what?“ fragte der neue Chefdirigent Geir Lysne, als er von der Idee hörte, ein Musikstück über das Watt zu produzieren. Der Norweger, der in diesen Tagen die Leitung der NDR Bigband übernimmt, kannte weder das Wort noch die Landschaft – aber die Anregung des Hamburger Filmemachers Theo Janßen faszinierte ihn sofort. Klänge erfinden, die zu dieser einmaligen norddeutschen Szenerie passen. „Watt about“ heißt nun das Ergebnis. Eine Verbindung von Film und Livemusik: eine Hommage an Weite, Wasser und Wolken – und die Menschen und Tiere in dieser Landschaft. Lysne ist ein international erfahrener Saxophonist, Komponist und Bandleader, der in seine Musik nicht nur Jazz, sondern auch norwegische Folklore einfließen lässt. Uraufführung des Filmkonzerts: 23.9. in Hamburg.
    Zu 6.) „Schwandt in Sicht!“ – Kapitän Jürgen Schwandt bespricht im Kulturjournal jede Woche ein Thema, das ihn besonders bewegt. Viele Jahre ist Jürgen Schwandt zur See gefahren, hat hart gearbeitet und so manchen Sturm überlebt. Und hatte wohl in jedem Hafen mindestens eine Braut. „Überall habe ich gute Menschen kennengelernt und auch ein paar Arschgeigen. Aber ob gut oder Arschgeige – mit Hautfarbe, Pass oder Religion hat das gar nichts zu tun.“ Der Mann hat Haltung. Kapitän Schwandt hält mit seiner Meinung nicht hinterm Bug, sondern legt sich immer wieder mit rechten Populisten à la Pegida und AfD an – trotz Morddrohungen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 26.09.2016NDR
  • Folge 10
    Müssen wir uns alle vegan ernähren? Ist Fleisch „ein Stück Lebenskraft“? Sollten alle Lebensmittel aus der Region kommen? Ist Essen wie in der Steinzeit gesünder? Oder ist das alles egal, solange es schmeckt? Die „richtige“ Ernährung ist zum kontroversen Streitthema geworden, ja zur Glaubensfrage: Durch das, was wir essen, definieren wir auch, wer wir sind. Zwar gelten schon seit Jahrtausenden religiöse Essensregeln, aber heute geht es zusätzlich um ökologische, ethische und gesundheitliche Fragen. Inzwischen gibt es sogar das Krankheitsbild „Orthorexia nervosa“ für Menschen, die sich ständig mit den gesundheitlichen Folgen ihrer Ernährung beschäftigen. Die NDR Debatte „Essen als Kult – Wenn Ernährung zur Weltanschauung wird“ (ndr.de/​kultur) beschäftigt sich mit solchen Fragestellungen. Das Kulturjournal besucht eine vegan lebende Familie, einen Grillweltmeister und eine Ernährungsberaterin: Was ist heute gutes Essen?
    Er blickt zurück – mit weilen zornig, ein wenig altersmild vielleicht. Wolf Biermann erzählt in seiner Autobiografie überbordend über sein Leben zwischen Ost und West, dem Glauben an eine bessere Welt, den Kommunismus und seine Desillusionierung. Der Titel – ein Appell an seine Leser: „Warte nicht auf bessre Zeiten!“ (Propyläen Verlag). Gemeinsam mit dem Kulturjournal durchläuft Biermann noch einmal die Zeiten seines Lebens – den frühen Verlust des Vaters, der sein Leben geprägt hat, den Feuersturm über Hamburg, den Gang in die noch junge DDR, die Begegnung mit Brechts Theater. Dann die ersten Konflikte und schließlich das Auftritts- und Publikationsverbot ab 1965 bis hin zur Ausbürgerung elf Jahre später und die Zeit danach bis zu Mauerfall und Wiedervereinigung.
    Das Szenario ist so brutal wie denkbar: Ein gekapertes Flugzeug steuert auf ein gefülltes Fußballstadion zu – und ein Pilot der Bundeswehr stoppt es, indem er die entführte Maschine abschießt. Ohne den Befehl dafür bekommen zu haben. Dafür steht er nun vor Gericht. Eben diese – fiktive – Gerichtsverhandlung hat der Bestsellerautor Ferdinand von Schirach zum Thema eines Theaterstück gemacht: „Terror“, eines der meistgespielten Stücke der Saison. Am Ende muss das Publikum entscheiden: schuldig oder nicht schuldig.
    Dabei ist es nach derzeitiger Gesetzeslage in Deutschland grundgesetzwidrig, eine entführte Passagiermaschine abzuschießen. Doch von Schirach will eine moralische, eine Grundsatzdiskussion: Dürfen 164 unschuldige Menschen getötet werden, um mehr als 70 000 zu retten? Jetzt kann darüber das Fernsehpublikum entscheiden: Die ARD hat „Terror“ verfilmt (Das Erste, 17.10., 20:15 Uhr). Das Kulturjournal spricht mit von Schirach und den Protagonisten der Verfilmung – und diskutiert die Frage, inwieweit Leben gegeneinander aufgewogen werden darf.
    Es geht um Fußball und Gewalt, um Freundschaft und Hass. Der Schriftsteller Philipp Winkler hat einen Roman über die Hooligan-Szene geschrieben und den Überraschungserfolg des Bücherherbstes gelandet: „Hool“ (Aufbau Verlag) hat es auf die Shortlist für den Deutschen Buchpreis geschafft. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Hooligan Heiko, Fan von „Hannover 96“. Er kommt aus einer verkorksten Familie, jobbt in einem zwielichtigen Fitness-Studio, trauert seiner Ex-Freundin hinterher. Anerkennung, Respekt und eine Art Ersatzfamilie findet er bei seinen Fußballfreunden. In der sogenannten „Dritten Halbzeit“ treffen sich der „Hannover 96“-Hooligans mit gegnerischen Gruppen zum Kampf. Doch die Rivalität mit den Braunschweigern eskaliert, die Freunde driften auseinander. Philipp Winklers Roman ist in einer temporeichen Sprache erzählt, und er schafft es, dass man versteht, was seine Figuren antreibt. Unser NDR Buch des Monats (www.ndr.de/​buchdesmonats).
    Im Herbst geht das Kulturjournal auf Lesetour – in diesem Jahr schon zum elften Mal: Zum Start von „Der Norden liest“ stellt Helge Timmerberg in Hannover seine Autobiografie „Die rote Olivetti“ vor (13.10. um 20 Uhr, Literarischer Salon in der Leibniz Universität Hannover). Weitere Höhepunkte: Andrea Sawatzki liest Briefe der Familie Mann, Wigald Boning berichtet von Abenteuern „Im Zelt“, Wolf Biermann stellt seine Autobiografie vor und Saša Stanišic aktuelle Erzählungen. Alle Informationen zu den Veranstaltungen: ndr.de/​dernordenliest (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 10.10.2016NDR
  • Folge 11
    Die Suche nach Glück: Ulrich Tukur und sein neuer Film Was macht den Menschen glücklich? Ist es der Glaube an Gott? Ist es die Liebe und Nähe zu anderen Menschen? Oder kann der Mensch sein Glück ganz allein für sich schmieden und kontrollieren, durch Gehirnforschung und Selbstoptimierung? Um solche Fragen geht es in dem neuen Film mit Ulrich Tukur: „Gleißendes Glück“, nach einem Roman von A. L. Kennedy. Tukur verkörpert einen selbstverliebten Wissenschaftler und Fernsehratgeber. Der verliebt sich in eine hilfesuchende Frau (gespielt von Martina Gedeck), die zu ihm kommt, weil sie den Kontakt zu Gott verloren hat. Sie kommen einander näher. Doch auf dieses ungleiche Paar lauern manche Abgründe und Überraschungen, nicht nur, weil sie mit anderem anderen Mann, einem wahren Tyrann, verheiratet ist. Im „Kulturjournal“ spricht Ulrich Tukur über die vielen großen Themen des Films: Glück, Gott, Gehirn und Sex.
    Bye-bye Schaumparty: sterben Großraumdiskotheken aus? Sie sind groß wie ein halbes Fußballfeld. Und es ist laut: mit über 100 Dezibel dröhnt „Hyper Hyper“ durch die Boxen. Es gibt Cola-Korn, Energy-Mixgetränke und schlechte Anmachsprüche. In Großraumdiskotheken haben ganze Generationen ihre Wochenenden durchgetanzt. Hier wurde das erste Mal geknutscht und der erste Vollrausch hart erarbeitet. Großraumdiskotheken sind ein Stück Jugendkultur. Und eben dieses Stück Jugendkultur steht kurz vor dem Untergang. Denn es kommen immer weniger Tanzwütige. Wo früher über 1.000 Jugendliche bei einer Schaumparty feierten, tummeln sich heute oft gerade noch 300. Ehemalige Goldgruben werden zu Kostengräbern. Die Folge: Viele Großraumdiskos mussten schon schließen, andere kommen gerade so über die Runden. Aber wie lange noch? Und warum zieht es die Jugend nicht mehr in die riesigen Tanztempel? Das „Kulturjournal“ auf Spurensuche.
    Über Gott und die Welt: Julia Westlake trifft Autor Axel Hacke
    Eine unglaubliche Geschichte, in der es doch um Glauben geht. Und ganz konkret um den lieben Gott, denn der taucht plötzlich auf der Erde auf. Nicht als allmächtiger oder gar strafender Schöpfer, sondern als zweifelnder alter Mann, der sich wundert, was aus seinem unvollkommenen Werk und den Menschen geworden ist. Komisch, nachdenklich, aber nie blasphemisch schreibt Axel Hacke in seinem Buch „Die Tage, die ich mit Gott verbrachte“ (Kunstmann Verlag) über diesen ungewöhnlichen Besuch und über den tieferen Sinn des Lebens. Deshalb besucht „Kulturjournal“-Moderatorin Julia Westlake mit dem Autor und Kolumnisten den Hamburger Michel, um dort über Gott und die Welt zu sprechen. (Aktuelle Lesungen von Axel Hacke: 24. Oktober in Bremen, 25. Oktober in Oldenburg, 9. November in Kiel, 1. Dezember in Hildesheim).
    Eine schrecklich nette Familie: die Briefe der Manns
    Wenn sich der „Herrpapale“ (Thomas Mann), die „Häsin“ (Katia), „Frau Schatz“ (Erika), „Aissi“ (Klaus) und die übrigen Mitglieder der Familie Mann Briefe geschrieben haben, wundert man sich nicht nur über die vielen Kosenamen darin. In den Briefen durchdringen und vermischen sich Literatur, Politik, Zeitgeschichte, zutiefst Privates sowie herrlicher Nonsens und Profanes. Es wird gestritten, geliebt, gemahnt, gelästert und geschmollt, und es geht immer wieder um Geld. Die Briefe der Manns gewähren intime Einblicke in das hoch interessante Beziehungsgeflecht der legendären Familie. Jetzt sind die Dokumente in einem umfangreichen Band veröffentlicht worden: „Die Briefe der Manns. Ein Familienporträt“ (S. Fischer), herausgegeben von Tilmann Lahme, Holger Pils und Kerstin Klein. In der „Kulturjournal“-Reihe „Der Norden liest“ wird Tilmann Lahme Briefe aus der Exilzeit der Manns vorstellen, gelesen werden sie von der Schauspielerin Andrea Sawatzki, (19. Oktober in Lübeck).
    Kopftuch und Kalaschnikow: Fotografin porträtiert kurdische Kriegerinnen
    Sie sind jung und viele noch Teenager: Im Kampf gegen den IS schließen sich zahlreiche Mädchen und junge Frauen kurdischen Milizen an und ziehen in den Krieg im Nahen Osten. Frauen in Militäranzügen mit Kalaschnikows und Kopftüchern, für viele Menschen ist das ein befremdliches Bild. Die Berliner Fotografin Sonja Hamad hat diese ungewöhnlichen Augenblicke mit ihrer Porträtserie „Jin – Jiyan – Azadi, Frauen, Leben, Freiheit“ festgehalten. Der Titel ist ein Slogan der kurdischen Kriegerinnen. Sie kämpfen in Syrien und im Irak nicht nur gegen den IS, sondern auch gegen die Zwänge der Tradition, gegen Kinderehe, Zwangsheirat und häusliche Gewalt.
    And the winner is …: der Deutsche Buchpreis 2016
    Sechs Autorinnen und Autoren stehen auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis: Reinhard Kaiser-Mühlecker, Bodo Kirchhoff, André Kubiczek, Thomas Melle, Eva Schmidt und Philipp Winkler, fünf Männer und eine Frau. Ausgewählt wird laut Ausschreibung nicht weniger als der deutschsprachige „Roman des Jahres“. Der Preis, der mit 25.000 Euro für den Sieger und je 2.500 Euro für die anderen fünf Autoren der Shortlist dotiert ist, gehört zu den wichtigsten literarischen Auszeichnungen in Deutschland. Die bisherigen Gewinner haben es fast alle auf die Bestsellerliste geschafft. Am 17. Oktober 2016 wird in Frankfurt der Deutsche Buchpreis durch die Stiftung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels verliehen. Das „Kulturjournal“ stellt den prämierten Roman vor. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 17.10.2016NDR
  • Folge 12
    Bekenntnisse eines Superstars: Phil Collins über Höhenflüge, Tiefschläge und das Weitermachen
    Wenn ein in die Jahre gekommener Popstar eine Autobiografie veröffentlicht, dann kann man dort in der Regel über viele Goldene Schallplatten, große Konzerte und bekannte Kollegen lesen. Doch bei Phil Collins ist das nur die eine Seite. Natürlich berichtet er ausführlich über seine Karriere, erst mit der Band Genesis, dann als Solokünstler. Aber er reflektiert auch offen über Zweifel, Unsicherheiten und Misserfolge. Besonders schlecht ging es ihm vor zehn Jahren nach seiner dritten Scheidung. Er wurde alkoholkrank, stand kurz vor dem Tod. Deswegen nennt er sein Buch im englischen Untertitel: „Not dead yet“. Inzwischen ist Collins zwar sichtlich gealtert, aber durchaus lebendig: Er geht im Sommer 2017 noch einmal auf Tour und veröffentlicht parallel zum Buch eine Best-of-CD („The Singles“). Im „Kulturjournal“ spricht der Superstar über seine Autobiografie („Da kommt noch was. Not dead yet“, Heyne Verlag) und verrät, warum er sich zwischenzeitlich als Versager fühlte.
    Kommt ein Schauspieler nach Ostfriesland: Dieter Hallervorden und sein neuer Film Jahrzehntelang litt Dieter Hallervorden darunter, dass er für viele Fernsehzuschauer auf seine Kunstfigur „Didi“ festgelegt war und kaum ernste Rollen bekam. Jetzt im Alter macht er eine erstaunliche Kinokarriere: Nach „Sein letztes Rennen“ (2013) und „Honig im Kopf“ (2014) kommt nun „Ostfriesisch für Anfänger“. Hallervorden spielt einen zurückgezogenen, griesgrämigen und total verschuldeten Eigenbrötler, der eine Gruppe ausländischer Facharbeiter in sein Haus aufnehmen muss. Welten und Sprachen treffen aufeinander, man kommt sich näher, und der alte Ostfriese bringt den Ausländern Plattdeutsch bei. Doch dann gibt es heftige Verwicklungen! „Ostfriesisch für Anfänger“ (Kinostart 27. Oktober 2016) ist Teil der NDR Filmreihe „Nordlichter“, weitere Filme aus der Reihe sind ab 3. November 2016 im NDR Fernsehen zu sehen.
    Von Pinneberg in die weite Welt: die Bestsellerautorin Andrea Wulf Sie zog es in die weite Welt, ähnlich wie vor langer Zeit den Mann, über den sie eine hochgelobte und mit Preisen überhäufte Biografie geschrieben hat. Doch dieser Parallele ist sich Andrea Wulf aus Pinneberg erst viel später bewusst geworden, als sie schon längst den Spuren von Alexander von Humboldt folgte, den Chimborazo bestieg, auf dem Orinoco paddelte und in den Bibliotheken der Welt recherchierte. Ihre Biografie über den kosmopolitischen und berühmten Wissenschaftler liest sich wie ein spannender Abenteuerroman und wurde zum internationalen Bestseller: „Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur“ (C.Bertelsmann). Geschrieben übrigens auf Englisch, Andrea Wulf lebt seit 20 Jahren in London. Das „Kulturjournal“ geht mit ihr dorthin, wo für sie alles begann: im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg.
    Neuer Glanz für alte Schätze: Wiedereröffnung des Herzog Anton Ulrich Museums in Braunschweig Es hat gedauert, sich aber gelohnt: Am Wochenende eröffnet das renovierte und erweiterte Herzog Anton Ulrich Museum in Braunschweig wieder: mit neuem Konzept, neuer Dauerausstellung, neuem Anbau. Zu sehen gibt es alte Bekannte: bedeutende Gemälde der Kunstgeschichte, Werke der angewandten Kunst von hohem Rang und Preziosen aus Fernost. Nicht zu vergessen die große grafische Sammlung, die ein eigenes Schaukabinett bekommt. Das Museum gilt als der „Louvre Niedersachsens“ und ist tatsächlich eines der ältesten Museen Europas. Das „Kulturjournal“ lässt sich, getreu des Mottos der Eröffnungsfeierlichkeiten „Verführung garantiert“, begeistern.
    Düstere Analyse: das Buch „Die Abstiegsgesellschaft“ über die prekäre neue Arbeitswelt
    Es ist ein scheinbarer Widerspruch: Seit Jahren sinken in Deutschland die Arbeitslosenzahlen, doch die Abstiegsangst, vor allem in der Mittelschicht, nimmt zu. Eines der zentralen Versprechen der „alten Bundesrepublik“ war die Möglichkeit des sozialen Aufstiegs. Das funktioniert nicht mehr. Oliver Nachtwey vom renommierten Frankfurter Institut für Sozialforschung analysiert nun in dem großartigen Essay „Die Abstiegsgesellschaft“ (Suhrkamp) die Ursachen und beschreibt die Folgen für die Gesellschaft, unser Leben.
    „Der Norden liest“ in Cuxhaven: die Lebensgeschichte von Kapitän Schwandt
    Die diesjährige Lesetour des NDR „Kulturjournals“ steht unter dem Motto „Heldengeschichten“. Da passt die Lebensgeschichte von Kapitän Jürgen Schwandt gut hinein: Jahrzehntelang fuhr er auf den Ozeanen der Welt zur See, erlebte schwere Orkane, wilde Hafengelage, Schmuggel- und Frauengeschichten. Eine pralle Lebensgeschichte, die der Autor und Verlager Stefan Kruecken aufgeschrieben hat. Bei der Veranstaltung in der Reihe „Der Norden liest“ kann Schwandt aus gesundheitlichen Gründen das Buch leider nicht selbst vorstellen. Stefan Kruecken liest gemeinsam mit Schauspieler Volker Lechtenbrink aus „Sturmwarnung“. Das aufregende Leben des Kapitäns Jürgen Schwandt“ (Ankerherz Verlag). Der Akkordeonspieler Albertus Akkermann begleitet sie musikalisch. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 24.10.2016NDR
  • Folge 13
    Mein Freund, der Roboter: Michel Abdollahi trifft „Pepper“ Er kann sprechen, tanzen und macht gerne Selfies. Vor allem aber soll der humanoide Roboter „Pepper“ in der Lage sein, die Gefühle seines Gegenübers zu lesen und darauf zu reagieren. Der französisch-japanische Hersteller preist ihn gar als neuen „Volksroboter“ an, der zur Familie der Zukunft einfach dazugehört. Egal ob „Pepper“ den Kindergeburtstag leitet oder bei Liebeskummer die Tränen trocknet. „Kulturjournal“-Reporter Michel Abdollahi trifft den Roboter zum Interview und macht den Selbstversuch: Wann wirkt die Maschine wie ein Mensch? Was macht das mit einem, und will man das wirklich? Eine Reise in eine gar nicht so weit entfernte Zukunft. Denn jeder, der tief genug in die Tasche greift, kann „Pepper“ schon heute kaufen. Ganz einfach beim Roboter-Versandhandel.
    Mensch oder Maschine: Wer macht in Zukunft die Arbeit? Wie sieht die Arbeitswelt der nahen Zukunft aus? Roboter und Maschinen mit künstlicher Intelligenz werden viele der Arbeiten übernehmen, die heute noch von Menschen gemacht werden. Experten sprechen davon, dass in der sogenannten „Industrie 4.0.“ ein großer Teil der Arbeitsplätze verschwinden wird.
    Was erwartet die Gesellschaft: Städte voller arbeitsloser, frustrierter Menschen? Das „bedingungslose Grundeinkommen“ bekommt aufgrund dieser Entwicklungen immer mehr Fürsprecher, selbst Vordenker im Silicon Valley begeistern sich für diese Idee. Zur ARD-Themenwoche „Zukunft der Arbeit“ (30. Oktober bis 5. November) spricht das „Kulturjournal“ mit Fachleuten über die Entwicklung der künstlichen Intelligenz im Arbeitsmarkt und mit Michael Bohmeyer, Initiator der Kampagne „Mein Grundeinkommen“, die jedes Jahr Grundeinkommen verlost.
    Zeitgenosse Luther: Was sagt die Reformation heute? Ihm ist in diesen Tagen kaum zu entkommen: Martin Luther. Ein Jahr lang wird ab dem 31. Oktober die Reformation gefeiert, bis 2017 der 500. Jahrestag Thesenanschlags an der Schlosskirche zu Wittenberg anno 1517 da ist. Nur wenige historische Ereignisse haben die Welt so nachhaltig verändert wie die Reformation. Das „Kulturjournal“ fragt nach, auf der Straße und bei Vertretern der evangelischen und katholischen Kirche: Was sagt uns Luther noch heute? Und was würde uns Luther heute sagen?
    Das alte „Wohnzimmer“ von Lindenberg, Otto & Al Jarreau: Erinnerungen an das Onkel Pö Ein kleiner Laden mit großer Geschichte: Das Onkel Pö in Hamburg-Eppendorf war 15 Jahre lang einer der wichtigsten Musikclubs weltweit. Udo Lindenberg und Otto spielten im Pö und gingen auch als Gäste ein und aus. Al Jarreau begann hier seine Karriere in Deutschland, Pat Metheny kam immer wieder zu Konzerten, selbst U2 gastierten im Onkel Pö. Der kleine Eckladen war ein Ort, an dem sich Musiker aus Jazz, Blues und Rock entfalten und entwickeln konnten, an dem Plattenfirmen neue Talente suchten, bis der Club zur Silvesternacht 1985/​1986 geschlossen wurde.
    Der Dokumentarfilm „Die Höhle von Eppendorf Das legendäre Onkel Pö“ (produziert vom NDR) erzählt diese ungewöhnliche Geschichte mit viel Archivmaterial und Interviews mit Udo Lindenberg, Otto, Olli Dittrich sowie ehemaligen Betreibern und Mitarbeitern. Der Film von Oliver Schwabe wird bei den Nordischen Filmtagen in Lübeck (2. bis 6. November) gezeigt.
    Geliebte Bausünden aus Beton: Wiederentdeckung des Brutalismus Sie sind einschüchternd groß, eckig, klotzig und ziemlich raumgreifend. Die Bauten des Architekturstils Brutalismus entstanden vor allem in den 1960er- und 1970er-Jahren und wirken bis heute faszinierend radikal. Erst recht, weil inzwischen der Zahn der Zeit an ihnen nagt. Die jahrzehntelang als Bausünde geschmähte Betonarchitektur, die ihren Namen der französischen Bezeichnung béton brut (roher Beton) verdankt, erlebt ein Comeback. Ihre neuen Fans sind jung, hip und lieben den rohen Beton, der sich gut auf Fotos macht und sich in sozialen Netzwerken wachsender Beliebtheit erfreut. Gerade rechtzeitig. Denn vielen Brutalismus-Bauten weltweit, auch in Norddeutschland, droht der Abriss. Das „Kulturjournal“ begibt sich auf die Suche nach dem Schönen im Schweren, nach der Kunst im Klotz und auf die Antwort zur Frage: Warum wird gerade jetzt das „Brutale“ wiederentdeckt?
    Literatur trifft Vogelkunde: „Der Norden liest“: Birdwatching“ in Hamburg Vögel und Literatur? Ja, das passt wunderbar zusammen, beweisen vier ganz unterschiedliche Akteure bei „Der Norden liest“ in Hamburg: Marcel Beyer, diesjähriger Büchner-Preisträger und Vogelfreund, hat 2008 in dem Roman „Kaltenburg“ einen Ornithologen in die Abgründe der deutschen Geschichte geführt. Die österreichische Autorin Teresa Präauer hat als Gastprofessorin an der FU Berlin ein Seminar über „Poetische Ornithologie. Zum Flugwesen in der Literatur“ gehalten und wurde zu ihrem neuen Roman „Oh Schimmi“ erneut vom Tier inspiriert.
    Der Tierjournalist und Autor Cord Riechelmann hat die Krähe in einem Buch porträtiert und war Stadtnaturreporter der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Der Biologe Uwe Westphal ist schon seit seinem elften Lebensjahr dem Vogel verfallen, hat viel zu diesem Thema publiziert, unter anderem „Schräge Vögel“, und ist auch ein bekannter Vogelstimmenimitator. Gemeinsam sprechen sie über Literatur, Vögel und über die Faszination des Birdwatchings: 1. November um 19:30 Uhr im Literaturhaus Hamburg. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 31.10.2016NDR
  • Folge 14
    Ein Augenpaar schaut sich nervös um, Beine rennen auf nassem Asphalt. Sonntagabend, 20 Uhr 15 in Deutschland: Tatort-Zeit. Und das seit 1970, da wurde der erste Tatort ausgestrahlt. Inzwischen ist er eine Institution, feiert am 13. November die 1000. Folge. Tausend Mal hat er uns berührt, tausend Mal ist viel passiert. 1977 Nastassja Kinski nackt in „Reifezeugnis“, 1978 die erste Tatort-Kommissarin, Schimanski als rüpelnder Kommissar in den 80ern, nun Til Schweiger alias Nick Tschiller und seine Action-Tatorte und einen Rekord bei Ulrich Tukur: 47 Leichen in 90 Minuten.
    Immerhin: die Aufklärungsrate in den „Tatorten“ liegt bei 99 %. Ordnung muss sein in deutschen Wohnzimmern. Doch was fasziniert die Zuschauer so an Batic, Ballauf und Borowski? Das „Kulturjournal“ ist beim Dreh des neuen Hamburg-Tatorts dabei, wenn Wotan Wilke Möhring alias Thorsten Falke das erste Mal auf die Leiche trifft. Wir sprechen mit ihm und einem „Tatort-Philosophen“ darüber, warum der „Tatort“ uns auch weiterhin so fesselt.
    Ihre Bücher finden sich in vielen Bücherregalen, und das nicht nur im Kinderzimmer. Denn auch Erwachsene tauchen gerne in den ganz eigenen Kosmos ein, den Cornelia Funke in ihren Büchern erschafft – ob in der „Reckless“-Trilogie oder den Bänden der „Tintenwelt“. Mit ihrem jüngsten Roman „Die Feder eines Greifs“ hat sie jetzt auch die Fortsetzung von „Drachenreiter“ geschrieben: Eine spannende Geschichte mit Fabelwesen wie Drache, Greif und Pegasus. Aber das Buch ist mehr als Fantasy, ein Hintergrund ist die reale Ausrottung von Tieren – für Funke ein wichtiges Thema.
    Im Kulturjournal spricht die Bestseller-Autorin über ihre literarische Arbeit und über ihre multimedialen Projekte – wie die „Reckless“-App und ihre interaktive Homepage, in der ihre Leser eigene Geschichten veröffentlichen können. Zudem ist Cornelia Funke derzeit auf Lesereise im Norden (7.11. Braunschweig und 8.11. in Hamburg). Noch ist der Acker leer und kahl. Von den abgeernteten Maispflanzen sind jetzt im Herbst nur noch Stoppeln übrig.
    Aber das soll sich ändern, noch im Winter soll auf dem fünf Hektar großen Areal am Rande der Gemeinde Hitzacker im niedersächsischen Wendland ein Traum gebaut werden. Ein Dorf. Vielleicht das Dorf der Zukunft: für Arme und Wohlhabende, Alte und Junge, Deutsche und Geflüchtete. Rund 50 Menschen arbeiten daran seit diesem Sommer, im Dezember wollen sie das erste Haus errichten. Sie haben eine Genossenschaft gegründet, Arbeitsgruppen gebildet, ein Modell gebaut. Denn sie sind sich sicher: Ihr Glück liegt nicht in der Stadt – sondern auf dem Land.
    Nicht in einem großen Mietshaus – sondern in einer solidarischen Dorfgemeinschaft. Für Fatih Akin war Marius Müller-Westernhagens Musik seit der Kindheit in den 80ern einfach immer präsent: Hits wie „Mit 18“, Hymnen wie „Freiheit“ oder „Lass uns leben“. Jetzt hat Akin Westernhagen „unplugged“ gefilmt – ein Konzert wie im Familienkreis. Neue und alte Weggefährten begleiten ihn – wie seine neue Freundin und ein einstiger WG-Mitbewohner am Schlagzeug: Udo Lindenberg.
    Und doch ist dieses Konzert mehr als ein selbstbeweihräucherndes Best-Of. Es sind Songs, die zeitlos geworden sind, wie neue Volkslieder der Deutschen, die Westernhagen überdauern werden. Im Hamburger Winter 1947 werden vier Leichen gefunden, alle erdrosselt und alle nackt. Die sogenannten „Trümmermorde“ im kriegszerstörten Hamburg sind bis heute ungeklärt und für Schriftstellerin Mechtild Borrmann Ausgangspunkt ihres Romans „Trümmerkind“ (Droemer Verlag).
    In dem Buch verknüpft sie kunstvoll drei Handlungsebenen: 1947 wird neben einer der vier Leichen ein kleiner Junge gefunden und von einer Frau als eigenes Kind aufgenommen. Zwei Jahre zuvor flieht eine Familie aus der Uckermark vor den Russen nach Lübeck und Hamburg. Anfang der Neunziger entdecken zwei Menschen, dass es in ihrer Familie Geheimnisse gibt, die mit dem Krieg zusammenhängen. „Trümmerkind“ von Mechtild Borrmann ist nicht nur ein spannender Kriminalroman, es ist auch ein Buch darüber, wie die Schrecken des Zweiten Weltkriegs über Jahrzehnte in die Familien hineinwirken. Unser „NDR Buch des Monats“. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 07.11.2016NDR
  • Folge 15
    200 Nächte am Stück in der Natur: Julia Westlake trifft Wigald Boning im Zelt Der Boden ist hart und gefroren, Schnee liegt, ein eisiger Wind geht. Jetzt freiwillig draußen schlafen? Und nicht nur eine Nacht, sondern den ganzen Winter durch! Eine blöde Idee? Wigald Boning hatte genau die. Zugegeben: Er fing im Sommer an, im Zelt zu schlafen. Die eigene Wohnung war zu warm, also ab an die Isar. Aus einer Nacht wurden über 200. Und am Ende ein Buch: „Im Zelt. Von einem, der auszog, um draußen zu schlafen“ (Rowohlt Verlag). Wie dick muss der Schlafsack sein, und wie läuft es mit der Körperhygiene? Zudem: Wie kocht man im Zelt? Julia Westlake hat exklusiv mit Wigald Boning gezeltet und den Schlafsack ausgerollt.
    Wigald Boning liest am Mittwoch, den 16. November, in der „Kulturjournal-„Reihe „Der Norden liest“ in Wolfsburg. Einmaliger Einblick in die Lehrerausbildung: eine Dokumentation schaut hinter die Kulissen Acht Uhr morgens. Unterrichtsbeginn. Die Schüler lärmen, albern herum. Wie soll man die Klasse ruhig bekommen? Das sind die ersten Herausforderungen von den sogenannten „Lehrkräften im Vorbereitungsdienst“.
    Das Studium haben sie erfolgreich hinter sich gebracht. Nun wartet die Praxis in Form von bis zu 30 Schülern in einer Klasse, die alles andere als lernwillig und ruhig sind. 18 Monate dauert das Referendariat. 18 Monate lang hat der preisgekrönte Dokumentarfilmer Timo Großpietsch drei „Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst“ begleitet. Zum ersten Mal durfte ein Journalist jeden Schritt auf dem Weg zum Lehrer dokumentieren, bei Prüfungen sowie Nachbesprechungen mit dabei sein. Das Ergebnis ist ein spannender Blick hinter die Kulissen der Lehrerausbildung.
    Zu sehen im NDR Fernsehen, Dienstag, 15. November, 00:00 Uhr. In Würde gealtert und immer noch scharf: die Red Hot Chili Peppers auf Tour Sie begannen einst als Spaß-Funk-Band mit ungewöhnlichem Markenzeichen: „Socks on Cocks“. Nur mit einer einzelnen Socke verdeckt spielten sie auf der Bühne. Über die Jahre entwickelten sie sich zu einer der wichtigsten, vielseitigsten und besten Rockbands der Welt. Die Band Red Hot Chili Peppers ist inzwischen 33 Jahre alt, hat Musikgeschichte geschrieben und will es jetzt noch einmal wissen. Für die aktuelle CD „The Getaway“ haben die Musiker mit einem neuen Produzenten gearbeitet.
    Derzeit sind sie auf großer Tournee, auch mit einem Konzert in Norddeutschland (17. November in Hannover). Im „Kulturjournal“ sprechen Sänger Anthony Kiedis und Bassist Michael Balzary, genannt „Flea“, über alte Zeiten und über die Frage, wie man als Band in Würde altert. Wenn das Kind zur Terroristin wird: Der Spielfilm „Amerikanisches Idyll“ Die USA Ende der 1950er-Jahre: Familie Levov ist der Inbegriff des amerikanischen Traums, alles scheint perfekt.
    Das Paar liebt einander sehr, der Vater ist ein erfolgreicher Unternehmer, das Kind blond, zart, süß. Und doch legt es mit 16 Jahren eine Bombe, tötet einen Menschen. Warum? Diese Frage versuchte schon Philip Roth in seinem Roman „Amerikanisches Idyll“ zu ergründen. Jetzt ist das Buch unter der Regie von Ewan McGregor verfilmt worden (Filmstart 17. November). McGregor spielt auch die männliche Hauptrolle, jenen verzweifelten Vater, der versucht, seine Tochter zu verstehen und sein Idyll zu retten und doch alles verliert. Das „Kulturjournal“ stellt den Film vor und spricht mit Ewan McGregor über das Amerika damals und heute. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 14.11.2016NDR
  • Folge 16
    Schrill, schräg und schrecklich-schön: Meryl Streep spielt die schlechteste Sängerin der Welt
    Hochfliegende Museumsträume: Anklam will das Ikareum bauen
    Orte der Schande: Fotos von den Tatorten des NSU
    Deutsch-französische Freundschaft: die Musiker Michael Wollny und Vincent Peirani
    Wunderbarer Geschichtenerzähler: Saša Stanišic bei „Der Norden liest“. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 21.11.2016NDR
  • Folge 17
    Von der Schauspielerin zur Bestsellerautorin: Andrea Sawatzki und ihr neuester Roman Andrea Sawatzki war lange als Schauspielerin im Krimi zu sehen, ermittelte von 2001 bis 2009 im „Tatort“. Doch sie kann auch schreiben. Das ist etwas, was sie schon immer machen wollte und womit sie erst mit 50 Jahren angefangen hat. „In diesem Alter denken viele Frauen darüber nach, etwas Neues zu beginnen“, sagt die Schauspielerin mit den roten Haaren und dem strahlenden Lächeln. „Ich habe mit dem Schreiben angefangen.“ Und das sehr erfolgreich.
    Ihr erster Roman: ein Thriller, mit biografischen Zügen. Denn in ihm verarbeitet sie Erinnerungen an ihren Vater, der an Alzheimer erkrankte und seine Tochter nicht mehr erkannte, als sie acht Jahre alt war. Doch Andrea Sawatzki kann auch heitere Romane schreiben: Inzwischen ist der dritte Teil ihrer Reihe um die Familie Bundschuh erschienen: „Ihr seid natürlich eingeladen“ (Piper). Das „Kulturjournal“ spricht mit ihr über Familie und andere Schwierigkeiten. Raus aufs Land: Warum Familien aus der Stadt wegziehen Hohe Mieten, steigende Wohnungspreise.
    Das Leben in Großstädten wird immer teurer, für immer mehr Menschen zu teuer. Und während in einigen norddeutschen Regionen die Landflucht zum Problem wird, gibt es genauso die umgekehrte Bewegung: raus aus der Stadt. Junge Familien, die Platz zum Wohnen brauchen, ziehen zum Beispiel aus Hamburg weg in den sogenannten „Speckgürtel“ oder ganz aufs „platte Land“. Wie verändert sich das Leben durch den Umzug? Und wie verändern sich die ländlichen Regionen? Das „Kulturjournal“ spricht mit einer Familie, die aufs Dorf gezogen ist, mit einem Makler und mit einem Professor für Stadtplanung und Regionalentwicklung.
    Über Folter, Flucht und Fröhlichkeit: Julia Westlake trifft Deutschlands bekanntesten Flüchtling Firas Alshater Ein Mann steht mit verbundenen Augen auf dem Alexanderplatz. Neben ihm ein Schild: „Ich bin syrischer Flüchtling. Ich vertraue dir. Vertraust du mir? Umarme mich“. Zuerst einmal passierte nichts. Gar nichts. Dann aber doch. Zahlreiche Menschen umarmten ihn, den inzwischen bekanntesten Flüchtling Deutschlands: Firas Alshater.
    Mit diesem Video auf YouTube wurde er berühmt. Als 2011 in Syrien der Aufstand gegen das Assad-Regime begann, ging er auf die Straße und filmte das Vorgehen der staatlichen Sicherheitsorgane. Die Strafe: Er wurde verhaftet, blieb neun Monate im Gefängnis, wurde gefoltert. Darüber und auch über seine Flucht schreibt er in seinem Buch „Ich komm auf Deutschland zu. Ein Syrer über seine neue Heimat“ (Ullstein). Julia Westlake trifft ihn in seiner neuen Heimatstadt Berlin und stellt sich zusammen mit ihm noch einmal auf den Alexanderplatz.
    Wer wird mehr umarmt? Ein radikales Krebs-Tagebuch: Jutta Winkelmann verarbeitet ihre Krankheit als Comic Mit ihrer Zwillingsschwester Gisela Getty wurde Jutta Winkelmann zur Ikone der 68er-Bewegung, in den 1970er-Jahren gründete sie mit Rainer Langhans und einigen Frauen eine legendäre Kommune, genannt Harem. Das Privatleben war bei ihr schon immer politisch und öffentlich. Seit einigen Jahren verarbeitet Jutta Winkelmann deshalb auch ihre Krebserkrankung im Internet und in einem Film.
    Die jetzt gewählte Form ist radikal und ungewöhnlich: Aus Selfies und anderen Fotos macht sie den Comic „Mein Leben ohne mich“ (Weissbooks Verlag): bunt, grell und laut. Sie zeigt sich leidend, kämpfend, hoffend, verzweifelnd, hadert mit dem Leben, mit Rainer Langhans und mit martialischen Schmerzen, die der Knochenkrebs ihr bereitet. Das „Kulturjournal“ spricht mit Jutta Winkelmann über ihr starkes und mutiges Buch. „Der Norden liest“: Wolf Biermann in Rostock Er ist einer der bedeutendsten deutschen Liedermacher und Lyriker, Symbolfigur der Oppositionsbewegung der DDR, streitbarer Zeitgenosse in der BRD sowie im wiedervereinigten Deutschland.
    Zu seinem 80. Geburtstag erzählt Wolf Biermann in seiner Autobiografie über ein politisch bewegtes Leben in Ost und West „Warte nicht auf bessre Zeiten!“ (Propyläen). Im Rahmen der „Kulturjournal“-Reihe „Der Norden liest“ wird Wolf Biermann sein Buch im Volkstheater Rostock vorstellen. Sein Sohn, der Theaterintendant Manuel Soubeyrand, liest Passagen aus der Autobiografie (29. November, 19:30 Uhr). (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 28.11.2016NDR
  • Folge 18
    Tauchgang ins Totenreich: ein Kieler Unterwasserarchäologe in den Tiefen der Ozeane
    Babyboxen, Eistennis und Fuchsschleudern: Enzyklopädie der vergessenen Sportarten
    Tiere töten als Urlaubsvergnügen: der Dokumentarfilm „Safari“
    Kunsttherapie im Hospiz: die NDR Benefizaktion „Hand in Hand für Norddeutschland“. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 05.12.2016NDR
  • Folge 19
    Der wahre Gipfel: Michel Abdollahis alternatives OSZE-Treffen Wegen des OSZE-Gipfels ist Hamburg im Ausnahmezustand, Sperrzone reiht sich an Sperrzone. Politiker schotten sich mit großem Polizeiaufgebot ab, um hinter verschlossenen Türen die großen Sicherheitsfragen Europas zu debattieren. Dabei gehen diese Fragen alle an! Diese Diskrepanz ist für Reporter Michel Abdollahi untragbar. Deswegen hat er zu einem offenen Gegen-Gipfel mit Otto-Normalverbrauchern aufgerufen. Er fragt, wie gefährlich eine Deutsch-Russin von der internationalen Kulturbewegung RockFront die Aggressionspolitik à la Putin hält? Was kann man dagegen tun? Und wie scheinheilig sind die Konfliktlösungsbestrebungen von Ländern, die selbst Weltmeister im Waffenexport sind? Vielleicht ist das Volk ja klüger und im Krisenmanagement viel tauglicher als die Politik.
    Die Bescheidenheit eines Weltstars: Julia Westlake trifft Armin Mueller-Stahl Zu seinem 86. Geburtstag hat sich Armin Mueller-Stahl selbst ein kleines Büchlein geschenkt: „Die Blaue Kuh“ (Hatje Cantz).
    Darin: der Text eines seiner ersten DDR-kritischen Lieder, bebildert mit neuen Aquarellen von dem künstlerischen Multitalent. Was will er damit in diesen schwierigen Zeiten sagen? Dieser Weltstar, der Nazideutschland erlebt hat, die DDR und die BRD als Schauspieler prägte und sogar in Amerika Karriere machte. Für das „Kulturjournal“ schwelgt Julia Westlake mit Armin Mueller-Stahl in Erinnerungen. Sie erfährt, warum die Malerei für ihn die freieste aller von ihm beherrschten Kunstformen ist. Und sie fragt, wie er sich stets seine Neugier und Wandelbarkeit bewahrt hat, ohne auch nur ein Fünkchen an Glaubwürdigkeit zu verlieren.
    Ein selbstbestimmtes Frauenleben: Spielfilm über die Malerin Paula Modersohn-Becker Sie wollte eine unabhängige Künstlerin sein und sie wollte anders malen, als die Männer es ihr beibrachten. Die junge Paula Becker kam 1898 in die Künstlerkolonie Worpswede und ließ sich nicht von den Herren der Kunstwelt einschüchtern. Sie heiratete zwar den zehn Jahre älteren Otto Modersohn, ging aber unbeirrt weiter ihren eigenen Weg, zog sogar ohne ihren Mann nach Paris, um sich dort als Malerin zu verwirklichen.
    Der Spielfilm „Paula Mein Leben soll ein Fest sein“ (Regie: Christian Schwochow) erzählt die ungewöhnliche Geschichte der Paula Modersohn-Becker, die mit nur 31 Jahren viel zu jung starb, aber ein großes Werk hinterließ. Das Porträt einer starken Frau und einer ungewöhnlichen Liebesbeziehung, Filmstart am 15. Dezember 2016. „Wir zeigen Haltung“: ehrenamtliche Helfer und ihre neue Kampagne Mediale und politische Aufmerksamkeit erhalten derzeit vor allem Rechtspopulisten, die Unsicherheit und Ängste schüren und diese für politische Forderungen nach Ausgrenzung und Abschottung benutzen.
    Zwei Studien (Bertelsmann und Amnesty) belegen aber, dass die Mehrheit der Deutschen den Geflüchteten freundlich gesinnt ist und hilft, ohne das aber groß zu thematisieren. Eben nach dem Motto, tue Gutes und rede nicht darüber. Bisher haben sich die engagierten Ehrenamtlichen in der Flüchtlingshilfe darauf konzentriert, anzupacken.
    Jetzt wollen sie das Feld nicht länger den Populisten überlassen und haben eine Kampagne gestartet, um der stillen Mehrheit und den vielen Aktiven in der Flüchtlingshilfe mehr Gewicht in der öffentlichen Wahrnehmung und somit auch in der Politik zu verschaffen. Sie fordern in den Medien Berichte „über das, was alles funktioniert und nicht immer nur über das, was nicht funktioniert“. Den bundesweiten Aufruf „Wir zeigen Haltung“ haben Ehrenamtliche aus Hamburg gestartet. Sie kommen von Deutschlands größter Kleiderkammer in den Messehallen Hanseatic Help, der Flüchtlingshilfe Harvestehude und dem Verein Herberge für Menschen auf der Flucht, der Syrern per Verpflichtungserklärung die Flucht nach Deutschland ermöglicht.
    Zeichnen in der dritten Dimension: Künstler testen die virtuelle Realität Ein Künstler malt und zeichnet, in der Regel auf einer planen Fläche, zweidimensional. Eine neue Software ermöglicht es jetzt, dass in der dritten Dimension gezeichnet werden kann. Für den Künstler und den Betrachter ein völlig neues Erlebnis: Kunst goes Virtual Reality! Wie anders das Arbeiten im Raum ist und wie es ist, in seine eigene Zeichnung zu treten, haben die Künstler Christoph Niemann und Jan Rothuizen ausprobiert.
    Im „Kulturjournal“ sprechen die beiden über ihre Erfahrungen und auch über eine gewisse Überforderung mit dem neuen Medium. Kunsttherapie im Hospiz: die NDR Benefizaktion „Hand in Hand für Norddeutschland“ „Nicht dem Leben mehr Tage geben, sondern den Tagen mehr Leben“, das ist der Leitgedanke vom Hospiz Nordheide in Buchholz.
    Verschiedene Angebote und Therapien sollen die Schmerzen der Gäste lindern und ihre letzten Tage verschönern. Dazu gehört seit vier Jahren auch die Kunsttherapie von Petra Engelbert. Die Krankenschwester und Künstlerin richtet sich mit ihrem offenen Angebot ganz nach den Wünschen und Bedürfnissen der Hospizgäste. Das „Kulturjournal“ stellt das Projekt auf seiner Internetseite (ndr.de/​kulturjournal) vor, im Rahmen der Benefizaktion „Hand in Hand für Norddeutschland“ des Norddeutschen Rundfunks, die vom 5. bis 16. Dezember 2016 zugunsten des Deutschen Hospiz-und PalliativVerbands e.V. (DHPV) läuft. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 12.12.2016NDR
  • Folge 20
    Von der Katastrophenbaustelle zum Weltwunder: mit Julia Westlake durch die Elbphilharmonie Der Intendant spricht schon vor der Eröffnung vom „Weltwunder“, die Gegner nach wie vor von einer „Unverschämtheit“: Ab dem 11. Januar können sich alle, denen es gelungen ist, Karten zu bekommen, ihr eigenes Bild machen. Denn dann wird endlich ganz offiziell die Elbphilharmonie eröffnet. Zwei Tage vorher ist das „Kulturjournal“ bereits vor Ort. Julia Westlake erkundet den lange umstrittenen, jetzt gefeierten Bau, darf schon in den großen Konzertsaal und gemeinsam mit Thomas Hengelbrock, dem Chefdirigenten des NDR Elbphilharmonie Orchesters, in den Backstagebereich.
    In einem der zahlreichen Foyers trifft sie den Intendanten der Elbphilharmonie, Christoph Lieben-Seutter, und lässt sich vom Ensemble Resonanz den Klang des Gebäudes erklären. Die weiteren Themen in der Sonderausgabe des „Kulturjournals“ zur Eröffnung der Elbphilharmonie: Der Star des hohen Gesangs: Philippe Jaroussky ist Artist in Residence des NDR Elbphilharmonie Orchesters Er gilt als Superstar unter den Countertenören, für viele ist er der beste der Welt: Philippe Jaroussky.
    Er hat den Barock-Arien, die ursprünglich für Kastraten geschrieben wurden, zu neuer Popularität verholfen und das Image der Countertenöre, die lange als Exoten galten, verändert. In dieser Spielzeit ist er Artist in Residence des NDR Elbphilharmonie Orchesters und wird auch bei den Eröffnungskonzerten am 11. und 12. Januar singen. Das Geheimnis der Akustik: Wie Yasuhisa Toyota den richtigen Klang in der Elbphilharmonie erschuf Wenn schon, denn schon: Mit der Elbphilharmonie sollte einer der „besten Konzertsäle der Welt“ entstehen.
    Soweit der Anspruch aller Beteiligten. Und die Herausforderung an den Chefakustiker Yasuhisa Toyota, der für die Akustik des Großen (und auch Kleinen) Saals verantwortlich ist. Das „Kulturjournal“ zeigt, welcher Aufwand dafür nötig war. Ob sich dieser gelohnt hat und die Akustik des Großen Saals Hamburgs Elbphilharmonie wirklich in die Weltklasse der Konzertsäle katapultiert, ist die große Frage. Es heißt, der Klang sei perfekt und einzigartig.
    Von wegen „einzigartig“: die großen Konzerthäuser als Megabaustellen Immer teurer, immer längere Bauzeiten, immer mehr Missklänge. Die Baugeschichte der Elbphilharmonie ist so einzigartig wie ihre Architektur? Von wegen. Die großen Konzerthäuser der Welt waren oft noch größere Baustellen: Die Oper in Sydney beispielsweise wurde nicht nur zehn Jahre später fertig, sondern auch 15-mal teurer als geplant. Das neue Konzerthaus in Kopenhagen wurde so kostspielig, dass der Dänische Rundfunk als Erbauer dafür Hunderte Mitarbeiter entlassen musste.
    Ob in Paris oder in Los Angeles, reibungslos verliefen die Bauarbeiten nie. Krach und Schönklang im großen Saal: Die Einstürzenden Neubauten spielen im Konzertneubau Allein die Idee, eine Band namens Einstürzende Neubauten in die neu eröffnete Elbphilharmonie einzuladen, zeugt von Selbstironie und gutem Programmgespür. Aber auch unabhängig davon lohnen sich die Einstürzenden Neubauten musikalisch: In den 1980er-Jahren starteten sie mit kunstvollem Krach, brachten Kettensägen und andere Werkzeuge auf die Bühne.
    Sie schlugen, kratzten, hämmerten, erschufen eine neue Klangästhetik mit viel Metall und begeisterten so die Kulturkritiker. Als andere Bands diesen Stil dann nachahmten, wurden die Einstürzenden Neubauten selbst immer ruhiger, propagierten „Silence is sexy“ und bewiesen mit Songs wie „Stella Maris“ oder „Die Interimsliebenden“, dass sie intelligenten Pop und Rock können. Vor Kurzem haben sie eine CD mit dem nicht so ernst gemeinten Titel „Greatest Hits“ veröffentlicht, bei ihren Konzerten (21. Januar in der Elbphilharmonie, außerdem 18. Januar in Osnabrück) spielen sie Musik aus 35 Jahren Bandgeschichte. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 09.01.2017NDR
  • Folge 21
    Stunde null im Islam-Dialog? Hamburgs Opposition will Staatsvertrag mit Muslimen beenden In Sachen Dialog mit dem Islam galt die Freie und Hansestadt Hamburg lange als Pionierin: Als erstes Bundesland hat man hier im Jahr 2012 einen Staatsvertrag mit den wichtigsten muslimischen Verbänden geschlossen. Religiöse Belange wie Feiertage und das Bestattungswesen etc. werden darin geregelt, aber auch ein entschiedenes Eintreten für die freiheitlich-demokratische Grundordnung eingefordert. Fünf Jahre später fordert die Opposition nun die Aufkündigung dieses einst so zukunftsweisenden Vertrags wegen christenfeindlicher Hasspostings aus den Kreisen des Partnerverbandes DITIB.
    Wäre ein Festhalten an dem Vertrag naiv, wie viele Kritiker sagen? Oder braucht es eine solche gemeinsame Basis mehr denn je, geraten doch die Muslime durch islamistische Terroranschläge und Rechtspopulisten unverhältnismäßig unter Druck. Das „Kulturjournal“ diskutiert mit Vertretern der Stadt, der Islamverbände und mit Volker Beck, dem religionspolitischen Sprecher von Bündnis 90/​Die Grünen, wie nun weiter zu verfahren ist.
    Und: Was bedeutet das für die Wulff’sche Vision, der Islam gehöre zu Deutschland? Was Kinder wünschen und fürchten: der Dokumentarfilm „Nicht ohne uns“ Wie sehen Kinder die Welt und wie sieht ihre Welt aus? Wovon träumen sie, welche Wünsche haben sie, welche Ängste und Sorgen? Regisseurin Sigrid Klausmann und ihr Mann, der Schauspieler Walter Sittler, wollen den Kindern aus möglichst vielen Ländern eine Stimme zu geben. In ihrem Dokumentarfilm „Nicht ohne uns!“ porträtieren sie 16 Mädchen und Jungen, begleiten sie in die Schule und in ihre Familien.
    Der Film ist Teil des interaktiven Internetprojekts „199 kleine Helden“, in dem Kinder ihren Weg zur Schule zeigen. Es geht um mehr Bildung und mehr Rechte für Kinder. Jodeln im Flachland: Besuch beim Chor Urban Yodeling Wer aus Norddeutschland stammt, hält Jodeln womöglich für eine besondere Form alpiner Volksmusik, denkt vielleicht an Maria und Margot Hellwig oder auch an Loriot und dessen legendäres „Jodel-Diplom“.
    Aber Jodeln ist universell, in Europa, Amerika und Afrika wird gejucht und gejauchzt, um sich über weitere Entfernungen zu verständigen, um Tiere zu rufen oder einfach aus Lebensfreude. Dabei wird ohne Text auf Lautsilben gesungen und schnell zwischen Brust- und Falsettstimme gewechselt. Die Sängerin Ingrid Hammer bringt Großstädtern in Berlin das Jodeln im Chor Urban Yodeling bei.Und die wunderbare CD „LAUT yodeln“ (Trikont Verlag) versammelt traditionelle und moderne Musikstücke mit Gejodel.
    Kunst gegen den Krieg: der syrische Künstler Tammam Azzam Tammam Azzam floh aus seinem Heimatland, als er einen Einberufungsbefehl für die syrische Armee bekam. Der Künstler wollte nicht auf seine Landsleute schießen. Und so hatte er plötzlich kein Atelier mehr, keine Leinwände, keine Farben, nichts. Einzig ein Bildbearbeitungsprogramm auf seinem Laptop. Und so kam er auf die Idee, digitale Collagen zu entwerfen: Fotos von kriegszerstörten Häusern, auf deren ruinösen Wänden er Ikonen der Kunstgeschichte montierte oder Piktogramme der olympischen Sportarten, die er auf die Realität im syrischen Krieg übertrug.
    Mit diesen Arbeiten erregte Azzam viel Aufmerksamkeit, sie wurden weltweit im Netz verbreitet. Erst als er als Artist in Residence in Delmenhorst wieder einen Atelierraum zur Verfügung hatte, begann er wieder zu malen, hielt aber am Prinzip der Collage fest. Seine neuesten Arbeiten sind jetzt im Oldenburger Stadtmuseum zu sehen (14. Januar bis 12. Februar 2017). Das „Kulturjournal“ besucht ihn im Atelier und ist beim Aufbau der Ausstellung mit dabei.
    „wahr. schön. gut“: Kurzkultur mit Meinung! Ab dem 16. Januar 2017 hat Julia Westlake ihre eigene, wöchentliche satirische Rubrik im „Kulturjournal“ und kämpft sich dafür durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Welches Theater muss sich nun schon wieder kaputtsparen? Welchen Kinofilm darf man sich auf keinen Fall ansehen? Und welche Ausstellung sollte man auf jeden Fall verpassen? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. Viel Spaß! (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 16.01.2017NDR

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