Dokumentation in 7 Teilen, Folge 1–7

  • Folge 1 (30 Min.)
    Am Tag vor dem 1. Dezember 2005 hatte der in der Schweiz aufgewachsene Italiener M. C. seine jungen Pitbulls von Italien in die Schweiz gebracht, um sie dort zu verkaufen. Für die Nacht kam der 41-Jährige mit seinen Hunden bei einem flüchtigen Bekannten in Oberglatt unter. Am anderen Morgen hatten die Hunde die Wohnung total verdreckt. Weil die Tiere beim Putzen im Weg waren, verfrachteten M. C. und sein Bekannter die Pitbulls kurzerhand in einen auf dem Vorplatz schnell zusammengebastelten Verschlag. Daraus entwischten die unbeaufsichtigten Tiere in kürzester Zeit.
    Sie waren weder an Menschen noch an Umwelteinflüsse gewöhnt: Sie waren von Geburt an unter katastrophalen Bedingungen gehalten worden. „Dass man durch Inaktivität anderen zur Last fällt, Dinge nicht berücksichtigt und so andere schädigt, steckt im Kern hinter der Todsünde der Trägheit“, fasst Strafrechtsprofessor Christian Schwarzenegger zusammen. M. C. hatte sich keine Gedanken darüber gemacht, dass seine Unachtsamkeit in Bezug auf seine Kampfhunde verheerende Folgen haben könnte. Sein verantwortungsloses Verhalten habe, so die damals für den Fall zuständigen Staatsanwältin Susanne Steinhauser, dazu geführt, dass der kleine Süleyman sterben musste.
    Für sein Verfehlen wurde M. C. wegen fahrlässiger Tötung verurteilt und nach Verbüßung seiner Strafe im Sommer 2007 des Landes verwiesen und mit einem fünfjährigen Einreiseverbot belegt. Er ist noch heute der Ansicht, dass alles ein tragischer Unfall war und ihm Unrecht widerfahren ist. Als unmittelbare Folge der Pitbull-Attacke von Oberglatt stimmten die Zürcherinnen und Zürcher im November 2008 für ein strenges Hundegesetz mit einem Verbot von Kampfhunden. Das Gesetz ist seit Januar 2010 in Kraft. (Text: 3Sat)
    Deutsche TV-PremiereMo 04.10.20103sat
  • Folge 2 (30 Min.)
    Es klang wie ein Märchen: Garantiert 70 Prozent Rendite dank geschickter Investitionsstrategie. Mit wenig Geld Millionär werden, versprachen die Initiatoren. Es war die Habgier des Kleinanlegers. Der „European Kings Club“ gewann rasch Mitglieder. Besonders erfolgreich war er in der Innerschweiz: Jeder Zehnte investierte Geld in das angeblich todsichere System. Hinter dem „Kings Club“ standen die deutsche Hausfrau Damara Bertges und der deutsche Arzt Hans Günther Spachtholz. Rhetorisch begabt köderte Damara Bertges ihr Publikum mit einer Mischung von Kapitalismuskritik und einer angeblich neuen Art, Geld zu investieren.
    Die Kleinanleger fragten nicht, wo die beiden investierten – sie glaubten bedingungslos. Selbst als die Justiz das Geldeinsammeln untersagte, machte der Club weiter. Aufgepeitscht durch Damara Bertges übten viele Innerschweizer die Rebellion: Proteste vor dem Gefängnis, Treuebekenntnisse gegenüber den Organisatoren, Drohungen gegen Untersuchungsrichter – ungewohnte Töne in der Innerschweiz. Der Katzenjammer kam Jahre später: Es stellte sich heraus, dass Damara Bertges und Hans Günther Spachtholz nichts vom Geldanlegen verstanden. Beide wurden wegen Betrugs verurteilt. (Text: 3Sat)
    Deutsche TV-PremiereMo 04.10.20103sat
  • Folge 3 (30 Min.)
    Wollust galt im Mittelalter als eine Todsünde. Noch heute fordert sie Opfer. Menschen wie Michael K., der in der Ostschweiz von einem inzwischen 71-jährigen Priester jahrelang missbraucht wurde. Michael K. war noch so klein, als er Pfarrer Alois F. kennenlernte, dass er sich gar nicht mehr erinnern kann, wann das war. Aber er weiß noch, dass der Horror sich bis in die Oberstufenschule hinzog. Der Priester machte sich den Jungen, den er eigentlich „hüten“ sollte, mit Alkohol gefügig und missbrauchte ihn über Jahre hin regelmäßig.
    Die Eltern schöpften keinen Verdacht. Schließlich waren sie mit dem Pfarrer befreundet. Michael K. wurde bald alkohol-, und drogenabhängig. Er brachte den Priester schließlich vor Gericht. Auch wenn der Täter inzwischen seine Gefängnisstrafe abgebüßt hat, leiden Michael K. und die weiteren Opfer des Priesters noch immer unter der Vergangenheit. Bei Kurt B. und Rolf H. passierte der Missbrauch früher, in den 1950er Jahren. Beide stammten aus einfachen, aber frommen Familien, die mit der Geistlichkeit auf gutem Fuß standen.
    Der Kaplan langte den Knaben im Sommer ganz ungeniert während des Religionsunterrichts unter die kurzen Hosen. Keiner von beiden hätte sich getraut, sich zur Wehr zu setzen. Missbräuche gab und gibt es in verschiedensten Milieus, in verschiedensten Situationen. Meist nützen die Täter ihre Vertrauensstellung aus – auch Priester. Was sexuellen Missbrauch durch Priester aber besonders abstoßend macht, ist, dass sie nicht nur Autoritätspersonen sind, sondern in ausgeprägtem Maß Vorbilder sein müssten. (Text: 3Sat)
    Deutsche TV-PremiereMo 18.10.20103sat
  • Folge 4 (30 Min.)
    Zorn galt im Mittelalter als eine Todsünde. Noch heute fordert er Opfer. Wie den Kommandanten der Schweizergarde Alois Estermann und dessen Ehefrau, die 1998 im Vatikan ermordet wurden. Der mutmaßliche Mörder, ein junger Gardist, brachte sich am Tatort selbst um. Mit der Bluttat aus den eigenen Reihen kam die Schweizergarde ins Zwielicht. Heiliger Zorn im Innersten der katholischen Kirche: Das hatte es in Rom noch nie gegeben. Die Gerüchteküche brodelte. Es hieß, der 23-jährige Schweizer Vizekorporal Cédric Tornay habe den Karriereknick nicht verkraftet. Andere sagten, ein homosexuelles Verhältnis zwischen dem Kommandanten und dem Korporal sei der Auslöser zur Tat gewesen.
    Auch die Tatsache, dass der strenge Estermann Mitglied des erzkatholischen Opus Dei war, schien ein Motiv abzugeben. Lange blieb zudem unklar, ob sich Tornay wirklich selbst erschossen hatte – oder ob auch er ermordet wurde. Der Vatikan als souveräner Staat pflegt seine eigene Justiz. Er untersuchte den Fall in eigener Regie und gab keine Unterlagen heraus. Weder die offizielle Schweiz, noch der französische Rechtsanwalt Jacques Vergès, den die Mutter von Cédric Tornay engagiert hatte, bekamen Akteneinsicht. Der Pressesprecher des Papstes sagte lediglich, ein Anfall von Raserei habe den jungen Gardisten überkommen, als er Alois Estermann, dessen Frau und danach sich selbst erschoss. (Text: 3Sat)
    Deutsche TV-PremiereMo 18.10.20103sat
  • Folge 5 (30 Min.)
    Eifersucht galt im Mittelalter als eine Todsünde. Noch heute fordert sie Opfer. Wie die Familie von Silvan S.: 1986 löschte der Vater das Leben seiner Ehefrau und seines älteren Sohns aus und richtete sich anschließend selbst hin. Der jüngste Sohn aber überlebte den Kopfschuss, er ist seither blind. Die Tragödie ereignete sich in einem Dorf im Kanton Bern. Silvan S. war neun Jahre alt, als sein 34-jähriger Vater mit seiner Kleinkaliberpistole das Blutbad anrichtete. Nachbarn vermuteten damals, dass der Mann aus Eifersucht gehandelt hatte. Seit seine Ehefrau einen anderen Mann kennengelernt hatte, gab es in der Familie häufig Streit. Aus Angst vor ihrem Mann zog die Mutter mit ihren beiden Söhnen vorübergehend ins Frauenhaus nach Bern. Die Akte des Falls wurde inzwischen entsorgt. (Text: 3Sat)
    Deutsche TV-PremiereMo 25.10.20103sat
  • Folge 6 (30 Min.)
    „Carina wollte nur noch schnell Rübenkraut für ihre Schmetterlingsraupen holen. Sie war noch nicht lange weg, da bekam ich ein ungutes Gefühl“, sagt Franziska Riedtmann. Ihr Mutterinstinkt trügte nicht: Carina überquerte die Landstraße im aargauischen Möhlin. Nur einen halben Meter, bevor sie auf der andern Seite war, wurde sie von einem zu schnell fahrenden Porsche erfasst und getötet. Die Geschwindigkeit des Porschefahrers konnte nicht mehr genau festgestellt werden. Diverse Gutachten gingen jedoch von 90 bis 163 Stundenkilometer aus.
    Das Bezirksgericht Rheinfelden verurteilte den Fahrer im Herbst 2006 wegen fahrlässiger Tötung zu zwei Jahren Gefängnis unbedingt, zu einer Geldstrafe von 2.000 Franken und zu Opferentschädigung. Doch der Fahrer bestritt bis zuletzt, zu schnell gewesen zu sein, und legte Widerspruch ein. Im Februar 2008 wandelte das Obergericht in Aarau die unbedingte Gefängnisstrafe in eine bedingte um. Der Porschefahrer musste nicht mehr ins Gefängnis, sondern zahlte lediglich. Für Franziska Riedtmann, die Mutter von Carina, ist das ein Skandal.
    Im Todesjahr von Carina starben 546 Menschen auf Schweizer Straßen, die meisten wegen Geschwindigkeitsüberschreitungen. Die Polizei regiert mit verstärkten Geschwindigkeitskontrollen. Die zahlreichen Raserunfälle haben auch Politiker, Behörden und die Öffentlichkeit sensibilisiert. Mittlerweile verurteilen Gerichte Raser nicht nur wegen fahrlässiger sondern wegen eventualvorsätzlicher Tötung zu hohen Strafen. Doch auch eine hohe Strafe könnte Franziska Riedtmann ihre Tochter Carina nicht zurückgeben. (Text: 3Sat)
    Deutsche TV-PremiereMo 25.10.20103sat
  • Folge 7 (30 Min.)
    Hochmut und Eitelkeit waren im Mittelalter eine Todsünde. Doch noch heute fordert sie Opfer. So wie den Mann, der im Januar 2002 seinen eigenen Geldtransporter überfiel. Vor Gericht wurde der Raubüberfall als spektakuläre Veruntreuung gewertet. Dies kümmerte ihn wenig. Die Tat habe er begangen, um seiner Ex-Frau zu schaden. Mit der Thailänderin lag er im Streit wegen des Sorgerechts für ihr gemeinsames Kind. Außerdem wolle er ins Gefängnis. Er wolle nichts mehr wissen von dieser Welt. Als er seine dreieinhalb Jahre abgesessen hatte, beantragte er sogar, die Strafe seines Komplizen absitzen zu dürfen. Heute lebt der ehemalige Star-Häftling wieder als Biedermann unter uns und schaut mit Stolz auf seine damalige Aktion zurück: eine eitle Tat, die er aus Hass plante und zu der er sich mit Stolz bekennt. (Text: 3Sat)
    Deutsche TV-PremiereMo 08.11.20103sat

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