Imperium – Staffel 2, Folge 1–4

Staffel 2 von „Imperium“ startete am 14.05.2006 im ZDF.
  • Staffel 2, Folge 1 (45 Min.)
    In der Nacht auf den 17. Juli 1918 erschoss ein kommunistisches Hinrichtungskommando das letzte Zarenpaar, seine vier Kinder und drei Bedienstete. In einem Kellerraum der sibirischen Stadt Jekaterinburg endete die Herrscherdynastie der Romanows. Mit ihr ging das größte Kaiserreich aller Zeiten zugrunde. Heute erhebt sich über ihrem Sterbeort eine neu errichtete Kathedrale, in der die heilig gesprochene Zarenfamilie angebetet wird. Der eiskalt geplante Mord war der Schlusspunkt einer Kette von Anschlägen durch Anarchisten und Sozialrevolutionäre gegen Vertreter des russischen Imperiums.
    Der Film stellt mit renommierten Historikern die Frage: Hätte der Untergang des Reiches verhindert werden können, wenn der Reformzar Alexander II. nicht einem Attentat zum Opfer gefallen wäre? Der Anarchist, der mit Sprengstoff Politik macht – eine Figur, die damals die Bühne der Geschichte betritt. Mit Hilfe von Sprengstoffexperten analysiert der Film die Wirkungsweise der „Höllenmaschinen“, die seitdem zum gefürchteten Markenzeichen von Terroristen geworden sind.
    Der letzte Zar Nikolaus II., an dessen politischem Weitblick sogar seine eigene Mutter zweifelte, strebte gradlinig dem Untergang entgegen. Der Film sucht in den erst nach dem Ende des Sowjetregimes wieder zugänglichen Staatsarchiven in Moskau und Sankt Petersburg nach der persönlichen Hinterlassenschaft der Zarenfamilie. Ihre Tagebücher, Briefe und Fotoalben belegen ein von der Wirklichkeit ihrer Zeit völlig losgelöstes Dasein. Für die zunehmenden politischen Probleme machen sie den Unglauben der Untertanen und zufällige Schicksalsschläge verantwortlich. Experten bewerten die Ereignisse in den Jahren vor der Oktoberrevolution jedoch als durchaus zu verhinderndes menschliches Versagen.
    Wie viele ihrer Vorfahren auf dem Zarenthron waren Nikolaus II. und seine Frau Alexandra unfähig, die Stimmungen und Bedürfnisse ihrer Untertanen zu erkennen und zu befriedigen; diese Ignoranz führte sie ins Verderben. Die Geschichte des Zarenreiches – eine Kontinuität von Fehlentwicklungen: Die Unterdrückung der individuelle Freiheit zugunsten staatlicher Autorität und die Unfähigkeit zur Anpassung an Veränderungen der Gesellschaft. Ein Zeitzeuge und Opfer des politischen Terrors in der Stalinzeit erkennt sogar ein Fortleben der vom ersten Zar Iwan IV. dem Schrecklichen installierten Unterdrückungsinstrumente bis in die Sowjetzeit, die er als Fortführung der Zarentyrannei bezeichnet. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 14.05.2006ZDF
  • Staffel 2, Folge 2 (45 Min.)
    Waren der viel beschworene Stillstand hinter der „Großen Mauer“ und die „Konkubine auf dem Drachenthron“ schuld am Untergang des chinesischen Kaiserreichs? Seit der erste Kaiser 221 v. Chr. das Reich einte, ihm einheitliche Gesetze, eine Währung und eine Schrift verordnete, herrschten in China die „Söhne des Himmels“ nach seinem Vorbild bis 1911. Eine Kontinuität ohne Parallele in der Geschichte der Menschheit. Geschützt von gewaltigen Gebirgen hatte sich das Reich Jahrhunderte lang ungestört von außen entwickeln können. Gut ausgebildete konfuzianische Beamte sorgten für eine effiziente Verwaltung, gesellschaftlichen Zusammenhalt, sozialen Frieden und eine beispiellose Kultiviertheit. Kein Wunder, dass es für die Kaiser von China undenkbar schien, dass ihre Herrschaft einmal zu Ende gehen könnte.
    Der Anschlag auf das älteste Imperium der Erde kam aus Europa: Im 19. Jahrhundert führte England riesige Mengen Tee aus China ein. Die Chinesen waren jedoch nicht bereit, ihr Reich für den Handel mit britischen Industrieprodukten zu öffnen. Daraufhin überschwemmten die Briten das Riesenreich mit billigem Opium, mit der Absicht, das Land zu ruinieren. Als sich Widerstand regte, erschienen britische Kanonenboote vor der chinesischen Küste.
    In drei Feldzügen fügten die Engländer dem „Reich der Mitte“ schmachvolle Niederlagen zu. Aus der Sicht moderner Historiker sind die so genannten Opiumkriege der Anfang vom Ende des chinesischen Kaiserreiches. Denn der Diktatfrieden der Sieger demontierte das Ansehen der Kaiser bei der Bevölkerung. Allen voran Cixi, die „Konkubine auf dem Drachenthron“, geriet ins Visier der Kritiker. Als kaiserliche Konkubine hatte sie dem Herrscher den einzigen Thronfolger geboren und war dadurch zur mächtigsten Frau am Hofe geworden.
    Nach dem frühen Tod des Kaisers bestimmte sie die chinesische Politik fast 50 Jahre lang. Aber sie konnte den Untergang des Reiches nicht verhindern. Ende des 19. Jahrhunderts hatten die westlichen Großmächte gemeinsam mit Amerika, Japan und Russland das Riesenreich unter sich aufgeteilt. Ein Attentat auf den deutschen Gesandten und eine Falschmeldung über ein angebliches Blutbad unter Ausländern führt im Jahre 1900 zu einer 55-tägigen Belagerung Pekings durch europäische Truppen. Die Kämpfe besiegeln das Ende der Kaiserherrschaft. Erstmals seit Jahrhunderten marschieren fremde Truppen in das Allerheiligste der chinesischen Kaiser, in die „Verbotene Stadt“. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 21.05.2006ZDF
  • Staffel 2, Folge 3 (45 Min.)
    29. Mai 1453: Sultan Mehmet lässt zum Sturmangriff auf Konstantinopel blasen. In den Wochen zuvor haben seine gigantischen Kanonen Breschen in die mächtigste Stadtmauer der Welt gelegt. Die erschöpften Verteidiger sind dem Angriff der Elitetruppen der Janitscharen nicht gewachsen. Die Metropole am Bosporus – die prächtigste Stadt der damaligen Epoche – fällt in die Hände der Osmanen. Der Weg nach Europa steht offen. Mit Hilfe von Experten analysiert der Film die Gründe für die erstaunliche Karriere des kleinen Turkstammes, der sich unter seinem Anführer Osman im 14. Jahrhundert in Anatolien festsetzte.
    Zwei Jahrhunderte später beherrschen die Nachfolger des ersten Sultans ein Reich, das sich von Ungarn bis an den Golf von Aden, von Algerien bis zum Iran erstreckte. Der Schlüssel zu den militärischen Erfolgen war die eiserne Disziplin der „Janitscharen“ – unter christlichen Kindern auf dem Balkan rekrutierte Elitesoldaten – und hervorragende Waffen, allen voran die osmanischen Bögen. Mit einem wissenschaftlichen Experiment demonstriert der Film die Wirkungsweise der so genannten Reflexbögen, die durch ihre raffinierte Bauweise eine enorme Reichweite und Durchschlagskraft besaßen.
    Mit Schrecken und Faszination schaute Europa auf die neuen Herren am Bosporus, ihre exotische Welt aus „Tausendundeiner Nacht“. Nichts regte dabei die Phantasie mehr an als eine Geheimnis umwitterte Institution am Hof der Sultane: der Harem. Bis zu 300 Damen tummelten sich im innersten Bezirk des Istanbuler Topkapi-Palastes. Doch diese hermetisch verschlossene Welt war weniger von Erotik als von Intrigen und Machtkämpfen bestimmt. Die Suche nach der wahren Welt des Harems führt zu Geschichten über brutale Massenmorde. Denn ein neuer Sultan glaubte seine Macht nur dadurch sichern zu können, dass er die große Zahl seiner Halbbrüder und möglichen Konkurrenten aus dem Weg räumte.
    Die ungeklärte Nachfolge der Sultane – darüber sind sich Experten heute einig – war einer der Schwachpunkte des osmanischen Staatssystems. Der andere war die schiere Ausdehnung des Reiches. Mit der gescheiterten Belagerung Wiens 1683 hat das Imperium unter dem Halbmond seinen Zenit überschritten. Im Lauf der kommenden Jahrhunderte bröckelt es stetig an den Rändern, wechselt sein Image von der großen Bedrohung zum „kranken Mann am Bosporus“, der auf Gedeih und Verderb auf die finanzielle und militärische Unterstützung europäischer Staaten angewiesen ist.
    Der Film folgt den Stationen seines langsamen Sterbens. In letzter Konsequenz – das ist das Fazit der Historiker – sind es europäische Gedanken und Visionen, die das morgenländische Imperium zu Fall bringen. Das Selbstbestimmungsrecht der Völker – eine Idee, die in der Romantik formuliert wurde, ergriff zuerst die Bewohner des Balkans. Sie erhoben sich gegen den Sultan in Istanbul. Andere Teile des Reiches folgten. Die Niederlage im Ersten Weltkrieg an der Seite Deutschlands ließ den schon morschen Koloss endgültig zusammenbrechen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 28.05.2006ZDF
  • Staffel 2, Folge 4 (45 Min.)
    Versailles, 1871. Die Fürsten Deutschlands versammeln sich auf dem Boden des geschlagenen Frankreich zu einem Staatsakt. Feierlich proklamieren sie den preußischen König zum Deutschen Kaiser. Der Drahtzieher des historischen Ereignisses heißt Otto von Bismarck. Er hatte den Krieg gegen die Franzosen und die Kaiserkrönung raffiniert lanciert. Deutschland war geeint. Über Nacht war aus einem Dutzend unabhängiger Teilstaaten eine Nation geworden, die an Bevölkerungszahl fast alle ihre Nachbarn übertraf. Und nicht nur das. Binnen zweier Jahrzehnte überholte die deutsche Industrieproduktion sämtliche Konkurrenten.
    „Made in Germany“ eroberte die Märkte. Deutsche Forscher und Wissenschaftler revolutionierten Medizin und Chemie. Nie wieder brachten die Deutschen so viele Nobelpreisträger hervor, wie im 2. Kaiserreich. Warum wurde all dies vier Jahrzehnte später aufs Spiel gesetzt? Warum mündete diese beispiellose Erfolgsgeschichte in den Ersten Weltkrieg? Hätte er vermieden werden können? Oder hätte er gar gewonnen werden können? Mit Hilfe von Historikern und Militärexperten geht der Film der Frage nach den Ursachen der Katastrophe von 1914 nach.
    Das neue Reich hatte vom ersten Tag an eine Hypothek übernommen. Die „Erzfeindschaft“ zu Frankreich – durch den demütigenden Frieden und die Annektierung Elsass-Lothringens. Bismarck hatte das in Kauf genommen und daher die Freundschaft zu Russland gesucht. Doch der europäischer Machtpoker, den der „eiserne Kanzler“ geschickt beherrschte, erhielt mit Wilhelm II. einen weniger talentierten Spieler. Historiker haben das Deutsche Kaiserreich „die zu spät gekommene Nation“ genannt. Ein Land, das sich im Vergleich zu den älteren Nachbarn sozusagen noch in den Flegeljahren befindet.
    Wilhelm II. gilt ihnen als Repräsentant dieser Situation – einer Mischung aus Selbstüberschätzung und Minderwertigkeitsgefühl. Er forciert den Ausbau einer starken Flotte und fordert damit Großbritannien heraus. Seine Politik, die Provokationen liebt, führt zu einer politischen Isolation Deutschlands, die schließlich in einen Zweifrontenkrieg mündet. Historiker haben die durch einen schweren Geburtsfehler verursachte Behinderung und die Gefühlskälte seiner Mutter – einer Tochter der englischen Queen Victoria, deren Lieblingsenkel er war – als Ursachen für die unkluge Politik des Kaisers genannt.
    Der Film analysiert mit Spezialisten der Berliner Charité die Umstände der Geburt und die psychologischen Folgen der Verkrüppelung. War der Kaiser also an allem Schuld? Zeitgenössische Forscher sehen den Sachverhalt differenzierter. Wilhelm II., das beweisen Dokumente, versuchte bis zuletzt den Krieg abzuwenden, geriet aber mehr und mehr unter den Einfluss der Militärs. Die Generalität sah angesichts der politischen Lage das Heil Deutschlands in einem Präventivkrieg. Diese katastrophale Fehleinschätzung der politischen Situation wurde damals von weiten Teilen der Bevölkerung mitgetragen.
    Der Monarch hatte keine Chance, eine friedliche Lösung noch kurz vor Kriegsbeginn durchzusetzen. Anhand neuer Funde in Militärarchiven lässt sich zeigen, dass nicht der berüchtigte „Schlieffen-Plan“ Schuld an der Niederlage von 1918 hat, sondern das einseitig rein militärischer Logik verhaftete Denken der Generäle. Mehrfach wurden während des Krieges Chancen zu Friedensverhandlungen vertan. Der durch ein Versagen der deutschen Politik bewirkte Kriegseintritt der USA bringt dem Kaiserreich schließlich die militärische Niederlage.
    Recherchen in deutschen und englischen Seekriegsakten werfen ein neues Licht auf den geheimnisumwitterten letzten Angriffsplan der deutschen Flotte gegen England kurz vor Kriegsende. Der Versuch, die britische Flotte in der Themsemündung anzugreifen, muss aus heutiger Sicht nicht als taktischer Geniestreich, sondern als gezielter Massenmord an den eigenen Mannschaften bewertet werden. Durch den Aufstand der Kieler Matrosen wurde er verhindert. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 04.06.2006ZDF

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