Dokumentation in 4 Teilen, Folge 1–4

  • Folge 1 (45 Min.)
    In allen Kulturen standen die Menschen immer wieder vor dem gleichen medizinischen Problem: Wie verschaffe ich Linderung, gar Heilung? Und die Menschen lernten schnell, dass Pflanzen heilen können. Die Dokumentation will sich den Geheimnissen alten Heilwissens nähern, will herausfinden, welche Pflanzen in den großen alten Kulturen benutzt und wie sie angewandt wurden. Konnten sie tatsächlich helfen? Moderne Analysen ihrer Wirkstoffe führen zu eindrucksvollen Ergebnissen. Doch: Wie viel Nutzen kann uns das verlorene Heilwissen wieder bringen? Eine spannende Suche in Pyramiden, Palästen und Klosterbibliotheken, in Wüste und Dschungel, Hightech-Labors und Kräutergärten.
    Der Pharao ist tot. Auf der Todesbarke tritt er die Fahrt ins Schattenreich an. Für seine letzte Reise ist Tutenchamun geschmückt mit einem Blütenhalskragen und Blumengirlanden. Geben diese Beigaben vielleicht Hinweise auf die Todesursache des jungen Pharao? Wurde mit ihnen eine Krankheit behandelt? Die goldene Totenmaske Tutenchamuns kennt jedes Kind, doch wie steht es um das medizinische Wissen der Alten Ägypter? Welche Pflanzen nutzten sie für ihre Medikamente? Welche Wissensschätze nahmen sie mit ins Grab? Eines der ältesten Rezepte der Menschheit verdanken wir einem ägyptischen Papyrus: „Wurzel des Granatapfelbaums 5 ro, Wasser 10 ro, werde nachts dem Tau ausgesetzt, werde durchgepresst, werde getrunken an einem Tag“ – so entstand ein Mittel gegen Bandwürmer.
    Chemische Analysen haben ergeben, dass die im Granatapfel enthaltenen Alkaloide tatsächlich Parasiten vertreiben. Dies ist nur ein Beispiel das zeigt, wie wichtig die Jagd nach dem verlorenen Heilwissen untergegangener Kulturen sein kann.
    Besonders an den Ufern des Nils wirkten über Jahrtausende die angesehensten Ärzte der alten Welt. In Fällen schwieriger Erkrankungen schickten selbst die Feinde der Pharaonen nach den berühmten ägyptischen Medizinern. Die Ärzte der Pharaonen – ihr Wissen für heute nutzbar zu machen, ist eine äußerst schwierige Aufgabe. Zum einen sind die erhaltenen medizinischen Papyri schwer zu übersetzen, da häufig nicht bekannt ist, welche Heilpflanze ein ägyptisches Wort bezeichnet.
    Zum anderen verschwinden mehr und mehr Pflanzenarten von unserem Planeten. Niemand kennt mehr ihre Namen oder ihre Wirkung. Können wir uns einen solch ignoranten Umgang mit der „grünen Apotheke“ – der Basis allen medizinischen Wissens – überhaupt leisten? Immer mehr Medizinhistoriker, Archäologen, Biologen, Chemiker und Pharmazeuten sagen: Nein! Renate Germer ist Ägyptologin und Biologin. Ideale Voraussetzungen, um nach dem verschollenen Heilwissen der alten Ägypter zu fahnden. Sie dechiffriert medizinische Papyri, versucht, in ihnen genannte Pflanzen zu identifizieren und diese dann vor Ort aufzuspüren.
    Eine wichtige Hilfe bei der Übersetzungsarbeit ist die traditionelle Volksmedizin, in der zahlreiche alte Erfahrungen überliefert wurden. Schwieriger gestaltet sich jedoch der nächste Schritt: das Auffinden der Heilpflanzen. An den Ufern des Nils und in den Weiten der Wüste ist Renate Germer auf der Suche nach den Ingredienzien der „grünen Apotheke“ der Pharaonen. Mit detektivischem Spürsinn geht sie jedem Hinweis nach. Als ihr in der Oase Baharija eine Frau von einem Fruchtbarkeitskult erzählt, der in einer Ruinenstadt zelebriert wurde, bricht sie noch am selben Abend zu diesem „magischen“ Ort auf.
    Und die Reise lohnt sich: Renate Germer findet die „Rose von Jericho“ – eine Pflanze, die seit Jahrhunderten in verschiedenen Kulturkreisen bei der Frauenheilkunde eingesetzt wird. Den auf ihrer Expedition sichergestellten Pflanzenschatz lässt Renate Germer von einem renommierten Chemiker in Deutschland untersuchen. Das Resultat ist faszinierend: Viele alte ägyptischen Heilpflanzen enthalten Wirkstoffe, die in der heutigen Pharmazie dringend gesucht werden.
    Die „Fagonia indica“ beispielsweise enthält einen Stoff, der die Abstoßreaktion bei Organtransplantationen verhindert. Auch in der HIV-Bekämpfung könnte das unscheinbare ägyptische Gras ungeahnte Heilerfolge erzielen. Doch die Forschung steht erst am Anfang. Nun werden auch die Pflanzen aus dem Grab Tutenchamuns umfassend analysiert. Die dort aufgefundene Schlafbeere enthält Substanzen die stresshemmend wirken und das Immunsystem stärken. War der junge Pharao mit seiner Aufgabe schlicht überfordert und bekam deswegen von seinen Ärzten aufbauende Medizin? Jede Antwort provoziert neue Fragen.
    Mit der Kamera wird die spannende Jagd nach dem Wissen der Pharaonenärzte verfolgt. Doch diese Reise in die Geschichte der Medizin ist nicht nur ein spannendes Abenteuer, sondern vor allem ein Weg, neue Medikamente gegen die Geiseln der Menschheit zu finden, oder vielmehr: sie wieder zu entdecken. Vor 4000 Jahren hatten die Ärzte am Nil ein ausgereiftes Kompendium an Heilmöglichkeiten zur Hand. Erst langsam begreifen wir, wie wichtig es für uns sein kann, diesen Wissensschatz wieder nutzbar zu machen. (Text: ZDFneo)
    Deutsche TV-PremiereSo 07.03.2004ZDF
  • Folge 2 (45 Min.)
    Tosende Wasserfälle ergießen sich über die blanken Felsen des Canyons. Weit unten im Dunkel der Schlucht rauscht ein unsichtbarer Fluss. Das Team ist in Ajanta, einer eigentümlichen Gegend ungefähr 400 Kilometer nordwestlich von Bombay. In einer atemberaubenden Anlage mit dreißig von buddhistischen Mönchen geschaffenen Höhlen macht das Team eine wichtige Entdeckung: In Höhle XVII ist ein Arzt abgebildet. Es ist einer der ältesten erhaltenen Darstellungen eines Heilkundigen in Indien überhaupt. Das Bild ist 2000 Jahre alt.
    Zeigt es vielleicht den Leibarzt Buddhas? Und was befindet sich in dem kleinen, unscheinbaren Fläschchen, das der Arzt in der Hand hält? Welches Wundermittel war darin aufbewahrt? Nach welchem Rezept wurde es zubereitet? Was wussten die alten Inder überhaupt von der Heilkraft der Pflanzen? Das Rätsel der Medizinflasche von Ajanta ist der Beginn der Expedition zu den Quellen des jahrtausendealten Heilwissens des indischen Subkontinents. Der Weg führt nach Jodhpur, der „blauen Stadt“ Rajasthans.
    Hier ist Dr. Janardan Bhardwaj Leibarzt des heutigen Maharadschas. Er erzählt von der langen Tradition und der großen Bedeutung, die Kräutergärten in den Palästen der indischen Herrscher früher hatten. Für den 70-jährigen Heilkundigen sind sie „lebende, nachwachsende Apotheken“. Doch das Wissen um die Nutzung der Pflanzen ist beinahe verschwunden. Die langen Jahre der Kolonialzeit mit dem Vordringen der westlichen Medizin haben „Ayurveda“, das „Wissen vom Leben“, stark in den Hintergrund gedrängt.
    Ein deutscher Pharmakologe, Professor Hermann Ammon, hat sich daran gemacht, die naturwissenschaftlichen Grundlagen des Ayurveda zu untersuchen. Er will wissen, welche Wirkstoffe in den Heilpflanzen für die Therapieerfolge verantwortlich sind. Eine Pflanze hat er dabei besonders im Visier: Die „Boswelia serata“, den indischen Weihrauchbaum. Aus seinem Harz, so erklärte Dr. Bhardwaj dem Deutschen, stellten die Ärzte der Maharadschas Medizin zur Bekämpfung von Tollheit und Epilepsie her, aber auch Rezepturen, die bei Heiserkeit, Schnupfen sowie Uteruserkrankungen bei Frauen helfen sollten.
    In seinem Tübinger Labor analysiert Ammon das vermeintliche Wundermittel. Die Resultate sind verblüffend: Im Weihrauchharz enthaltene Säuren wirken tatsächlich bei vielen chronischen Erkrankungen, auf die unsere westliche Medizin oft kaum Antwort weiß: Arthritis, Asthma bronchiale, Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, Multiple Sklerose, ja sogar Hirntumore sollen mit dem indischen Weihrauchharz nebenwirkungsfrei behandelt werden können.
    Das Beispiel Weihrauch zeigt, wie wichtig es ist, das in Vergessenheit geratene Wissen der alten indischen Ärzte wieder zu entdecken. Dieses 5000 Jahre alte Medizinsystem bietet nicht nur eine Möglichkeit, eine Milliarde Patienten auf dem Subkontinent kostengünstig mit einheimischen, nachwachsenden Medikamenten zu versorgen. Es gibt auch Hoffnung für viele chronisch Kranke im Westen, denen die Schulmedizin nicht weiterhelfen kann. Umso dringender erscheint die Aufgabe, die in den Sanskrittexten erwähnten Heilpflanzen zu identifizieren, ihre Anwendung auf heutige Krankheitsbilder zu übertragen und sie einer breiten Patientenschaft zugänglich zu machen.
    Das Filmteam dokumentiert die Fahndung nach dem vergessenen Wissen und zeigt, wie mit modernsten naturwissenschaftlichen Methoden die wirksamen Prinzipien der alten Lehre auf heute übertragen werden. Ayurveda ist weit mehr als eine „Wellness-Mode“, es trägt in sich ein umfassendes Naturverständnis, das uns modernen Menschen abhanden gekommen ist. (Text: ZDFneo)
    Deutsche TV-PremiereSo 14.03.2004ZDF
  • Folge 3 (45 Min.)
    Im dunstigen Dschungel von Chiapas (Mexiko) liegt die legendäre Stufenpyramide von Palenque. Wissenschaftler versuchen im Tempel der Inschriften Belege für das Heilwissen der alten Maya aufzuspüren. Unter der Pyramide ist in einer schwer zugänglichen Gruft einer der größten Sarkophage Amerikas verborgen. Sorgfältig wurden in diesen steinernen Sarg rätselhafte Abbildungen zahlreicher Pflanzen eingemeißelt. Inzwischen sind diese sowie andere alte Medizinalpflanzen Mexikos identifiziert. Glyphen auf einem erst kürzlich ausgegrabenen Altar vom Rande des Tempelbezirks liefern weitere Hinweise zur Entschlüsselung des arzneigeschichtlichen Rätsels der Maya.
    Vielen der identifizierten Pflanzen schreiben auch die heutigen Maya heilende Wirkung zu. Häufig ersetzt die Volksmedizin aus dem Dschungel bei den Nachfahren der legendären Gottkönige noch wirkungsvoll manch modernes Medikament. Schon die spanischen Konquistadoren berichteten an Kaiser Karl V. von erstaunlichen Wirkungen pflanzlicher Essenzen. Moderne Forschungen belegen, dass zahlreiche alte Rezepturen tatsächlich wirksame Inhaltsstoffe enthalten, die bei verschiedensten Krankheiten helfen können.
    Professor Nikolai Grube von der Uni Bonn ist einer der international anerkanntesten Maya-Kenner. Er gehörte zu der Handvoll Wissenschaftler, die in den letzten Jahren die Maya-Glyphen entziffert haben. Gemeinsam mit dem Biologie-Professor Michael Heinrich von der London School of Pharmacy und dem Sprachforscher Ortwin Smailus von der Uni Hamburg spürt er das Heilwissen der Maya-Ärzte auf.
    Bei ihren Nachforschungen haben die drei jedoch mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen: Unter Anleitung des Franziskaners Diego de Landa verbrannten die spanischen Eroberer im 16. Jahrhundert viele Handschriften der Maya, die Aufschluss über ihre medizinischen Kenntnisse hätten geben können. Dennoch – archäologische und sprachwissenschaftliche Indizien helfen, Verlorengeglaubtes allmählich zu rekonstruieren. Es bleibt, die Pflanzennamen aus den altertümlichen und metaphernreichen Maya-Rezepten in der Natur zu identifizieren.
    Im Regenwald von Mexiko ist Ortwin Smailus auf die Hilfe eines Heilers aus einem Maya-Dorf angewiesen. Da es immer noch eine mündliche Überlieferungstradition gibt, kann dieser mit seinem Wissen helfen, die Namen von Heilkräutern zu entschlüsseln und später auf einer Exkursion zu identifizieren. Der pflanzliche Ertrag der Reisen wird in London pharmakologisch ausgewertet. Prof. Heinrich entdeckt dabei erstaunliche Wirkungen der verschiedenen Heilpflanzen.
    Die „guazuma ulmifolia“ beispielsweise hilft bei gefährlichen Magen-Darm Erkrankungen, die „Dorstenia contrajerva“ wirkt gegen Schlangengifte. Auch eine Verwandte der Begonie wird untersucht. Diego de Landa zeigte späte Reue, weil er zur Bücherverbrennung angestiftet hatte. Wertvolles Wissen ist damals für immer vernichtet worden. Doch Stück für Stück und mit äußerster Sorgfalt gelingt es den Wissenschaftlern, Licht ins Dunkel zu bringen und einige der heilsamen Wirkstoffe der „sanften Regenwaldmedizin“ wieder zu entdecken. (Text: ZDFneo)
    Deutsche TV-PremiereSo 21.03.2004ZDF
  • Folge 4 (45 Min.)
    „Das Studium der Medizin fiel mir sehr leicht, ich beendete es im Alter von 16 Jahren. Schon bald darauf war ich so anerkannt, dass zahlreiche berühmte Ärzte mich aufsuchten, um meinen Rat zu hören.“ Die Worte des persischen Arztphilosophen Avicenna (973 – 1037) klingen wie Donnerhall, sein legendäres Hauptwerk, der umfangreiche „Kanon der Medizin“ erhebt unverblümt den Anspruch, das gesamte medizinische Wissen des Hohen Mittelalters zusammenzufassen. Doch sind die Kenntnisse des großen Arztes, dem die Fürsten und Kalifen der ersten Jahrtausendwende vertrauten, für uns noch aktuell? Welche der von ihm gepriesenen Arzneipflanzen halten der Prüfung durch die moderne Wissenschaft stand? Der Würzburger Medizinhistoriker Johannes Mayer folgt Avicennas Spuren, besucht die Schauplätze seines Wirkens in Persien, dem heutigen Iran.
    Mayer geht es dabei um handfesten medizinischen Nutzen: Seit rund 20 Jahren durchforstet der Wissenschaftler uralte Handschriften nach vergessenem, verloren gegangenem Heilwissen. Die Rezepte der großen Ärzte der Weltgeschichte, davon ist er überzeugt, helfen heute ebenso gut wie vor Tausend Jahren, als die Menschen der Natur und ihren Geheimnissen noch näher waren: „Die Pflanzen, die im Mittelalter verschrieben wurden, wirken unverändert.
    Und mehr noch: Gerade jene Krankheiten, die die moderne Schulmedizin nicht in den Griff bekommt, viele chronische Erkrankungen und sogar die so genannten Zivilisationskrankheiten sind mit der Kräutermedizin besonders gut behandelbar.“ Hunderte von wertvollen Dokumenten hat Mayer bereits entdeckt, teils kaum leserliche Pergamente, teils prachtvolle Handschriften in vielen unterschiedlichen Sprachen.
    Doch die Jagd nach Avicennas Geheimwissen stellt den Würzburger vor eine besondere Herausforderung: Zwar wurde das Hauptwerk des „Fürsten der Ärzte“ schon im 12. Jahrhundert ins Lateinische übertragen, doch die Übersetzung enthält zahlreiche Rätsel, unerklärliche Widersprüche und offenkundige Fehler. Wie viel unschätzbares Heilwissen ging verloren, als die Mönche des Mittelalters in ihren düsteren Schreibstuben den arabischen Ursprungstext zu entziffern versuchten? Eine spannende Recherche, ein Wissenschaftskrimi, der Johannes Mayer aus dem Sicherheitstrakt der größten Klosterbibliothek der Welt in Österreich bis ins iranische Hochgebirge führt, zu den einstigen Wirkungsstätten Avicennas, an denen noch heute jene seltenen Arzneipflanzen wachsen, die im „Kanon der Medizin“ beschrieben sind.
    Unter Anleitung einiger der letzten Nomaden, denen die Kräuterkunde ihrer Ahnen noch mündlich überliefert ist, macht Johannes Mayer erstaunliche Funde, die nach seiner Rückkehr in die Heimat, bei der pharmakologischen Untersuchung im Labor, zu verblüffenden Ergebnissen führen. (Text: ZDFneo)
    Deutsche TV-PremiereSo 28.03.2004ZDF

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