Dokumentation in 4 Teilen, Folge 1–4

  • Folge 1 (45 Min.)
    „Sehr intelligente Menschen sollen sich eine primitive und dumme Frau nehmen. Sehen Sie, wenn ich nun noch eine Frau hätte, die mir in meine Arbeit hineinredet! In meiner Freizeit will ich meine Ruh’ haben“, äußerte Adolf Hitler seinem Vertrauten Albert Speer gegenüber – im Beisein von Eva Braun. Sie war die letzte und längste Lebensgefährtin Adolf Hitlers. Zu seiner Frau machte er sie aber erst, nachdem er seine eigentliche Braut vernichtet hatte: Deutschland. Nur wenige Stunden durfte Eva Braun sich „Frau Hitler“ nennen, dann beging sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Selbstmord.
    Der Dokumentarfilm zeigt, dass Adolf Hitler nicht nur als Politiker der große Zerstörer war. Mit teilweise neu entdecktem Archivmaterial, auch aus Privatarchiven, und Aussagen der letzten lebenden Zeit-zeugen stellt Thomas Hausner Frauen aus dem Umfeld Hitlers und sein Verhältnis zu ihnen vor.
    Am Anfang sind es besonders die älteren Frauen, deren Nähe er sucht: Sie nehmen sich seiner nach dem Ersten Weltkrieg an, unterstützen ihn in seiner politischen Laufbahn mit viel Geld und noch mehr guten Kontakten: Die achtzigjährige Hermine Hoffmann geht als „Hitler-Muttl“ in die Geschichtsbücher ein. Helene Bechstein, Else Bruckmann – einflussreiche Damen der Münchner Gesellschaft kleiden ihn ein und geben ihm gesellschaftlichen Schliff. Die eine möchte ihn als Schwieger-, die andere als Adoptiv¬sohn. Der Schwiegersohn Helene Bechsteins berichtet, warum seine Frau Hitler nicht heiraten wollte und wie sehr seine Schwiegermutter sich für Adolf Hitler engagierte. Das Geld fließt, die politische Karriere ist gesichert. Mit Winifred Wagner, die mit Ausschnitten aus dem Syberberg-Interview von 1975 zu Wort kommt, schließt sich der Kreis, nun gehört er dazu. Was faszinierte diese Frauen an Adolf Hitler? Warum hinderte Helene Hanfstaengl ihn daran, sich nach dem misslungenen Putsch auf dem Odeonsplatz umzubringen? Das Patenkind Adolf Hitlers, Egon Hanfstaengl, war dabei und schildert die Szene. Nach den älteren Frauen waren es die mindestens 19 Jahre jüngeren, für die Hitler eine Vor¬liebe hatte: Sie sind ihm unterlegen, werden abhängig und reagieren bei Liebesentzug mit Selbst¬mordversuchen. Die 16-jährige Berchtesgadenerin Maria Reiter, genannt „Mizzi“, lernt den 21 Jahre älteren Mann 1926 in Berchtesgaden kennen. Seine Liebesbriefe belegen die Affäre, die er jäh been¬det. Sie reagiert mit einem Selbstmordversuch. Geli Raubal ist 20 Jahre alt, als sie zu ihrem Onkel Adolf nach München kommt. Er führt sie in die Gesellschaft ein und sperrt sie in einen goldenen Käfig. 1931 erschießt sie sich in seiner Wohnung. Der Selbstmord Gelis, die er nach Aussage der Zeitzeugen „wirklich geliebt hat“, belastet ihn bis zu seinem Tod. Das „Geli Raubal“-Zimmer auf dem Obersalzberg ist nur ihm zugänglich, ihr Foto wird sein Talisman. Auch noch, als er schon mit Eva Braun zusammenlebt.
    Der Film zeigt die Bindungsunfähigkeit des „Führers“. Nur seine Mutter, deren Bild nach Aussage sei-nes Adjutanten bis zu seinem Tod in seinem Schlafzimmer hing, und seine Nichte scheinen die ein-zigen Menschen gewesen zu sein, denen er sich wirklich verbunden fühlte. Die älteren Damen der Anfangszeit nutzte er aus und brach den Kontakt radikal ab, als er Reichskanzler wurde. Von den jun-gen Frauen ließ er sich anhimmeln – dann trieb er sie in den Tod. Zeitzeugen, wie sein Diener Wilhelm Schneider und Obersalzberg-Verwalter Herbert Döhring, und Dokumente, darunter unbekannte Auf-nahmen, zeigen, dass Adolf Hitler nicht nur Deutschland und Europa, sondern auch sein persönliches Umfeld zerstörte. (Text: Bayerisches Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMi 22.11.2000Bayerisches Fernsehen
  • Folge 2 (45 Min.)
    „Er hat mich in 23 Jahren nicht einmal enttäuscht.“ – „Er hat meine Jugend zerstört, meine Zukunft.“ Zwei Aussagen von Frauen über Adolf Hitler. Sie verdeutlichen das Spektrum der Frauen-Schicksale im Nationalsozialismus. Wie haben Frauen diese Zeit erlebt? Mit Hilfe von Archivmaterial und letzten noch lebenden Zeitzeuginnen zeigt Thomas Hausner verschiedene Frauen-Schicksale: Wie sie Adolf Hitler fanatisch zujubelten und bereitwillig die emanzipatorischen Errungenschaften der 20er Jahre aufgaben, sich Mutterkreuze umhängen ließen und der männlichen Dominanz des Nationalsozialismus unterordneten. „Wir waren so jung, so unpolitisch, so dumm“, sagt Brunhilde Pomsell, Sekretärin im Reichspropagandaministerium, heute. Aber es gibt auch die andere Seite: Erna Proskauer, Deutsch-lands älteste lebende Juristin. Als eine der ersten Frauen studiert sie in den 20er Jahren Jura, Berufs-ziel Richterin. Sie wird Assessorin – verbeamtet wird sie nicht. Sie ist Jüdin. Bereits 1933 wan¬derte sie nach Palästina aus. Oder Irma Trksak: die blonde, blauäugige Österreicherin ist slowakischer Abstam-mung. Nach der Annexion Österreichs darf sie als Lehrerin nicht mehr arbeiten, schließt sich einer Widerstandsgruppe an. Sie ist sich heute sicher, dass sie nur überlebt hat, weil die Nazis den Frauen „das nicht zugetraut haben“. Von ihren schrecklichen Erlebnissen im Konzentrationslager Ravensbrück träumt sie heute noch.
    Kinder und Küche sollten nach Meinung der Nazis der Lebensinhalt für Frauen sein. Im Bund deut¬scher Mädel bekommen sie diese Ziele von frühester Jugend an beigebracht und lernen, wie wichtig die „richtige“ Partnerwahl ist. Der Film zeigt, dass neben den nationalsozialistischen Jugendorgani¬sationen bis 1937 auch noch die katholischen Jugendorganisationen existierten. Ähnlich diszipliniert, aber mit völlig anderen Inhalten versuchten sie, dem nationalsozialistischen Gedankengut zu trotzen. Paula Linhart war Mitglied im katholischen „Quickborn“. Als Sozialarbeiterin war sie später verant¬wortlich für Behinderte und schaffte es, dass keines ihrer Mündel Opfer der Euthanasie wurde. Mit Kriegsausbruch hatte die Propaganda nichts mehr zu tun mit der Lebensrealität der Frauen. Kinder¬gärten wurden eingerichtet, damit die Frauen ihre Männer an deren Arbeitsplätzen ersetzen konnten. Und auch die Wehrmacht nahm die Frauen gerne. Das war die Chance von Ilse Schmidt. Von einem kleinen Dorf in der Nähe von Berlin direkt nach Paris – die Besetzung machte es möglich. Noch heute erinnert sie sich gerne an die Zeit in der französischen Metropole. Dass sie Teil der Besatzungsmacht war, blendet sie aus. Die grausamen Seiten des Krieges werden ihr erst im ukrainischen Rudnow bewusst – Bilder von Deportationen und Erschießungen, die sie bis heute verfolgen.
    Thomas Hausner lässt in dieser Dokumentation Frauen zu Wort kommen, die Opfer, Mitläuferinnen und Täterinnen waren. Sie sprechen darüber, wie sie versuchten, ihr Leben und das Leben anderer zu retten – und wie sie sich schuldig machten. Auch wenn die NS-Ideologie männlich dominiert war und Frauen nur das Gebären und Kochen zugestand, deutlich wird, dass der Nationalsozialismus auch Frauensache war! (Text: Bayerisches Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMi 22.11.2000Bayerisches Fernsehen
  • Folge 3 (45 Min.)
    Der Nationalsozialismus war männlich geprägt, Frauen spielten in der NS Ideologie lediglich die Rolle der treusorgenden Ehefrau und Mutter. So ist es nicht verwunderlich, dass die Frauen im Nachhinein lange Zeit – wenn überhaupt – nur als hilflose Opfer beschrieben wurden: als trauernde Witwen oder Mütter, verfolgte Jüdinnen oder Kommunistinnen. Neue Forschungen aber zeigen, dass sich Frauen durchaus aktiv an der Schreckensherrschaft beteiligten: als KZ-Wächterinnen, als Ehefrauen von KZ Kommandanten, Denunziantinnen oder Gehilfinnen bei den Arisierungsverfahren. Von Anfang an setzten auch sie sich für das totalitäre System ein, wie z. B. Eleonore Baur, eine Frontkämpferin der ersten Stunde, die als „Blutschwester Pia“ im Konzentrationslager Dachau Furcht und Schrecken ver-breitete. Im Konzentrationslager Buchenwald war es die Frau des Kommandanten, Ilse Koch, die durch ihre Vorliebe für Lampenschirme aus tätowierter Menschenhaut makaberen Ruhm erlangte, wie der ehemalige KZ Häftling Reinhold Lochmann berichtet. Die Opfer ihrer Begierde wählte sie sich bei Spa-ziergängen durch das Lager aus. Zeitzeuginnen und Zeitzeugen beschreiben, wie sie diese Frauen erlebten. Waren KZ-Aufseherinnen brutaler als ihre männlichen Kollegen? Und wie Frauen überhaupt dazu kamen, sich als KZ-Wächterin zu verdingen, erzählt eine ehemalige Aufseherin aus dem Konzen-trationslager Ravensbrück.
    Lonni von Schleicher, Tochter des Generals und ehemaligen Reichskanzlers, kam als 12 Jährige nach Hause und erhielt die Nachricht, dass ihre Eltern im Rahmen des Röhmputsches ermordet wurden. In den folgenden Jahren wurde sie rund um die Uhr überwacht, was verhinderte, dass sie sich dem Widerstand anschließen konnte. Wie hat sie diese Zeit, dieses Regime erlebt? Es gab aber auch die anderen, die mutigen Frauen, die sich aus Überzeugung widersetzten: Gertrud Pötzinger, eine Zeugin Jehovas, die lieber ins Konzentrationslager ging, als ihrem Glauben abzuschwören. Oder Isa Vermeh-ren, die wegen Verweigerung des Fahneneides die Schule verlassen musste und später in Berlin im politischen Kabarett auftrat. Und schließlich diejenigen, die das Grauen leibhaftig erdulden mussten, weil sie die falsche Religion oder Herkunft hatten wie die Roma Ceija Stojka aus Wien. Nachdem ihr Vater im KZ Dachau verstarb, verließ die Familie ihr Versteck, um die traditionelle Totenwache zu hal-ten, und wurde prompt verhaftet. Eine Odyssee durch die Konzentrationslager begann: Auschwitz, Ravensbrück, Bergen-Belsen. Gemeinsam mit ihrem Bruder war sie in Auschwitz für die Beseitigung der Leichen in der Baracke zuständig. Und die Jüdin Eva Mozes Kor, die als Zehnjährige mit ihrer Zwil-lingsschwester Miriam dem KZ-Arzt Dr. Josef Mengele in Auschwitz in die Hände fiel. Noch nach 57 Jahren erinnert sie sich genau, wie sie ihre Mutter an der Rampe von Auschwitz-Birkenau zum letz¬ten Mal sah und versäumte, sich richtig von ihr zu verabschieden. Wie sie dann mit eisernem Überle-benswillen die zur Mengele’schen Zwillingsforschung gehörenden täglichen Spritzen und Injektionen ertrug – und überlebte, weil auch ihre Schwester durchhielt. Denn alleine wäre sie „für Mengele wertlos gewesen“, er brauchte „das Vergleichsmaterial“.
    Mit Hilfe von Zeitzeugen und Archivmaterial zeichnet der Filmautor Thomas Hausner die Rolle der Frauen im NS Regime als Opfer und Täterinnen nach und macht deutlich, dass sie an Grausamkeit und Brutalität den Männern nicht nachstanden. (Text: Bayerisches Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 08.11.2001Bayerisches Fernsehen
  • Folge 4 (45 Min.)
    Adolf Hitler war es, der das ideologische Bild der Frau als Mutter, Erhalterin der Rasse und dem Manne Dienende in die bildende und darstellende Kunst übertrug. Das nationalsozialistische Weltbild wurde für die Künstler zur Maxime, dem sich alle zu unterwerfen hatten – und die Frauen machten häufig freiwillig mit.
    Die Frauen selbst wurden im Film, in der Malerei und in der Bildhauerei als heroische Mutter, als antike Göttin und als dienende Gattin dargestellt. In Hitlers eigenen Bildern wird die Frau als treu sorgende Gattin gezeigt, aber er fertigte auch gerne Aktzeichnungen seiner Nichte Geli Raubal an. So simpel seine eigenen Malversuche waren, so simpel war der Kulturanspruch im Nationalsozialismus. Legen¬där ist der „Aseptische Schamhaarmaler“ Adolf Ziegler, der Frauen vorzugsweise nackt, blond und „arisch“ malte. Die Statuen Arno Brekers heroisierten die Frau im Stile griechischer Skulpturen ähnlich wie Leni Riefenstahl in ihren berühmten Olympia-Filmen „Fest der Völker“ und „Fest der Schönheit“.
    Der Film „Hitler und die Frauen in der Kunst“ zeigt auch die Rolle der Frau im nationalsozialistischen Kunstbetrieb. So huldigte Leni Riefenstahl mit ihren Parteitags- und Olympiafilmen dem nationalsozia-listischen Weltbild und scheute sich nicht, den Komparsen für ihren Film „Tiefland“ mit dem KZ zu dro-hen, wenn sie nicht bereitwillig mitmachten – wie die österreichische Sinti Rosa Winter erzählt.
    Zeitzeuginnen wie die Malerin Anna Marcus-Andersch, die nach ihrem Arbeitsverbot heimlich Aufträge von Leni Riefenstahl bekam und die Entwicklung von Arno Breker mitverfolgte, die Grafikerin Margarete Dietzsch-Kluth, die die Emigrationszeit in Paris miterlebte, oder die Bildhauerin Marlene Neubauer-Woerner, die an den Plastiken für die Umzüge zum Tag der Deutschen Kunst in München mitarbeitete, berichten, wie sie diese Zeit erlebten, was sie prägte, wie ihre Arbeitsbedingungen waren. Es kommen aber auch die Künstlerinnen zu Wort, die mit Hilfe ihrer Kunst das KZ überlebten, wie die Sängerin Esther Bejarano, die im Mädchenorchester von Auschwitz ums Überleben spielte, oder die Malerin Helga Hoskova-Weisova, die ihren Aufenthalt in Theresienstadt in Bildern festgehalten hat und diese Bilder retten konnte. (Text: Bayerisches Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 14.11.2002Bayerisches Fernsehen

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