2017, Folge 66–82

  • Folge 66
    „Wir sind alles freie Leute“, betont Marianne und blickt selbstbewusst auf ihre Mitbewohnerinnen am großen Esstisch, sechs Frauen – die älteste ist zweiundneunzig – und ein Mann, einundsechzig Jahre alt. Allein war die Witwe nicht mehr klar gekommen, geisterte nachts durch die Stadt und über den Friedhof, wurde von der Polizei aufgegriffen. Schnell war klar: Diagnose Demenz. So ging es nicht weiter, fand auch ihr Sohn. Zufällig hatte der von dem neuen Projekt gelesen: Wohngemeinschaft im Statthaus Offenbach. Seit zwei Jahren wohnt sie nun in der herrschaftlichen Gründerzeitvilla, trifft sich mit den anderen im lichtdurchfluteten Wohnraum, kocht gemeinsam mit ihnen und kümmert sich um eine Mitbewohnerin, die das nicht mehr kann.
    Im Stockwerk darüber hat sie ihr Zimmer. Alle haben einen regulären Mietvertrag, den ihre Angehörigen für sie unterschrieben haben. Die haben auch gemeinsam einen Pflegedienst beauftragt, so dass rund um die Uhr Betreuungspersonal den alten Herrschaften hilft, den Alltag zu bewältigen. Das kostet nicht mehr als ein Platz im Heim. Der „Hessenreporter“ hat die Bewohnerinnen begleitet, zum Spaziergang und Einkauf, beim Kochen und Bügeln, vom Frühstück bis zum späten Abend. Ein gutes Leben – mit Demenz. „Wir fühlen uns pudelwohl“, heißt das für Marianne. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereSo 29.01.2017hr-Fernsehen
  • Folge 67
    Eine Terrassentür – aufgehebelt mit einem Schraubendreher. Theresa Dicks und Jens Steibl sichern Fingerabdrücke am Tatort. Hier waren Einbrecher unterwegs. Täglich werden die Polizisten der Wiesbadener Tatortgruppe zu Wohnungseinbrüchen gerufen, im Winterhalbjahr besonders oft. Denn Wohnungseinbrecher bevorzugen die Dunkelheit. Innerhalb von Sekunden hebeln sie Türen oder Fenster auf. Schmuck, Bargeld oder Münzsammlungen sind ihre bevorzugte Beute, alles, was wertvoll ist und sich leicht transportieren lässt. Bei Einbruchsdelikten steigen die Fallzahlen seit mehreren Jahren, aber die hessische Polizei kann auch immer öfter die Täter fassen.
    Das Landeskriminalamt ermittelt mit neuesten Methoden der Spurensicherung und -auswertung, vom Fingerabdruck bis zur DNA-Analyse. Die LKA-Beamten können mit einem speziellen Computerprogramm berechnen, wo in Hessen professionelle Einbrecherbanden vermutlich als nächstes zuschlagen werden. Dort konzentrieren sie dann ihre Einsatzkräfte. Der „Hessenreporter“ begleitet die Wiesbadener Polizisten bei ihren Ermittlungen gegen Einbrecher und professionelle Diebesbanden. Denn die Einbruchszahlen steigen seit Jahren. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereSo 05.03.2017hr-Fernsehen
  • Folge 68
    Diebe haben in der Nacht in Darmstadt eine Walze im Wert von über einer Million Euro geklaut und vermutlich auf einen LKW geladen. Doch wo ist der LKW jetzt unterwegs? Was die Diebe nicht wissen: Die Baumaschine sendet GPS-Signale aus – und diese Daten kann die Polizei nutzen. So schweben die Beamten der Polizeifliegerstaffel Egelsbach mit ihrem Hubschrauber schnell über der A3. Unter ihnen ein Sattelschlepper. Von dort kommen die Signale. Die Walze ist vermutlich unter der Plane des Anhängers versteckt. Aus 1.000 Metern Höhe verfolgen die Piloten den Lastwagen. An einer Rastanlage stoppen die Fahrer. Die fliegenden Polizisten informieren die Kollegen am Boden.
    Sie greifen zu und nehmen die Diebe fest. Sofort folgt der nächste Einsatz für „Ibis 1“: Schwerer Unfall auf der A3 bei Wiesbaden. Ein Gutachter braucht Luftaufnahmen von der Unfallstelle, um die Ursache genauer zu ermitteln. In Egelsbach startet zur selben Zeit ein zweiter Hubschrauber. Vermutlich Geiselnahme in einer Fabrik in Hanau. Die Besatzung soll das schwer bewaffnete Spezialeinsatzkommando zum Tatort fliegen. Auch die dritte Maschine muss jetzt raus, zu einem Großbrand nach Rüsselsheim, dort stehen Schaulustige auf Bahngleisen. Mehr als 2.000 Einsätze fliegen die Piloten der Staffel in Egelsbach pro Jahr mit ihren drei Hubschraubern.
    Als einzige Staffel in Deutschland besitzen sie auch ein Flugzeug. Damit überwachen sie Flüsse und Wälder in Hessen. 1964 wurde die Staffel gegründet. Sie zählt zu den ältesten in der Bundesrepublik. Vermisste suchen, Diebe jagen, Menschen retten, Waldbrände löschen, Objekte überwachen – wie den Frankfurter Flughafen und das Kraftwerk Biblis – gehören zu den Hauptaufgaben. Die Polizeifliegerstaffel von Egelsbach ist 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche bereit zum Einsatz. Der Hessenreporter durfte exklusiv die fliegenden Polizisten begleiten. Dabei filmten Kameramann Günter Milius und Reporter Andreas Graf dramatische Einsätze und spektakuläre Übungen. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereSo 12.03.2017hr-Fernsehen
    ursprünglich für den 18.09.2016 angekündigt
  • Folge 69
    23 Uhr, minus zwei Grad – Benny Richter arbeitet am liebsten nachts. „Da ist es ruhiger und ungefährlicher“, sagt er. „Tagsüber musst du immer aufpassen, dass dich keiner platt fährt, da sind zu viele Autos unterwegs.“ Mit seinem 500 PS starken riesigen Abschleppwagen kurvt er durch Offenbach. Die Polizei hat den 35-Jährigen mit seinem Bergungstruck in die Buchhügelallee bestellt. Dort steht ein Reisebus im Halteverbot. „Der muss weg“, sagen die Beamten von der Stadtpolizei. „Busse im Halteverbot – das kommt selten vor“, sagt Benny Richter.
    Der Strafzettel und die Abschleppgebühr werden ziemlich teuer. Fast 900 Euro muss der Fahrer zahlen, wenn er seinen Bus wieder haben möchte. Fast eine Stunde dauert es, bis der Wagen am Haken hängt. „So einen abzuschleppen ist richtig aufwändig“, sagt der Abschlepper und fährt los, quer durch die Offenbacher Innenstadt. Jede Kurve ist eine Herausforderung. 25 Meter sind LKW und Bus lang. Nach einer Stunde ist er angekommen bei einem der größten Bergungsunternehmer im Rhein-Main-Gebiet. 50 Mitarbeiter sind hier beschäftigt – fast nur Männer. Im Hof stehen riesige Abschlepptrucks.
    „Die brauchen wir für schwere Unfälle auf der Autobahn“, sagt er und stellt den Bus zwischen Autos und Lastwagen, die von Polizei und Staatsanwaltschaft sichergestellt wurden. „Die meisten waren in einen schweren Unfall verwickelt“, sagt der Offenbacher. „Hier stehen aber auch Autos von Drogendealern und Autodieben“, fügt er hinzu. Mehr als 2.000 Autos und 100 LKW transportieren er und seine Kollegen jeden Monat. Plötzlich ein Anruf von der Zentrale. Schwerer LKW-Unfall bei Rodgau. Er setzt sich wieder in seinen riesigen Bergungstruck und fährt los. Was wird ihn erwarten? (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereSo 19.03.2017hr-Fernsehen
  • Folge 70
    Scharren, picken und ein Staubbad nehmen – so sieht der Traum von Bauer Björn Müller-Braune aus. Ein richtiges Ökoleben soll es werden für 12.000 Biohühner. Und dafür traut er sich was. Mit einer Millioneneninvestition und hohen Krediten von der Bank fängt der Landwirt aus Lelbach in Waldeck-Frankenberg dieses Abenteuer ganz neu an. Bio ist im Trend, auch Bioeier sind am Markt gefragt. Doch schon beim Stallbau darf nichts schiefgehen. Drei Monate Zeit hat er, dann muss der Stall stehen und die Bio-Eier-Produktion beginnen. Denn die Kredite laufen bereits, kosten Zinsen, auch Verträge mit Eier-Händlern sind schon gemacht.
    Jetzt kommt es darauf an, den Stall rechtzeitig fertig zu stellen, damit die ersten 6.000 jungen Bio-Hennen geliefert werden können. Bis sie Eier legen, dauert es noch einmal ein paar Wochen. Erst dann fließt Geld in die Hofkasse. Es ist also höchste Eile geboten. Volieren mit Sitzstangen und ruhigen Nistplätzen müssen gebaut, Futterketten und Eierbänder in den Hallen installiert werden. Strom muss her, und die Futtersilos müssen aufgestellt werden. Die Bio-Richtlinien sind streng. Klappt alles bis zum Einzug der Tiere? Oder verzögert sich gar die Lieferung der Hühner? Dann müsste Björn Müller-Braune die schon zugesagten Eierlieferungen absagen.
    Doch die teuren Kredite müssen bedient werden, es darf einfach nichts schief gehen. Draußen sollen die Hühner 70.000 Quadratmeter Auslauf haben. Vor Fuchs und Wildschweinen soll sie ein Riesenzaun schützen. Doch wie bauen, wenn der Boden hart gefroren ist? Immer wieder Hindernisse. Zu allem Zeitdruck droht die Vogelgrippe auch in die Region bei Korbach zu kommen. Dann könnte es besonders ungemütlich werden für das Hühnerprojekt. Zum Start nämlich ist Bauer Björn auf Biohühner eines Züchters aus Westfalen angewiesen, 12.000 Junghennen sind fest bestellt.
    Was aber, wenn Geflügel wegen der Seuche gar nicht transportiert werden darf? Bloß nicht noch den Virus auf den Hof einschleppen. Dann würde es nichts mit dem geplanten Produktionsstart. Und einige Wochen Verzögerung könnten wirtschaftliche Probleme bedeuten, noch bevor es richtig losging. „Hessenreporter“-Autorin Anette Ende begleitet den risikofreudigen Landwirt. Wenn es klappt mit den Biohühnern, könnte das ein zukunftsversprechender Zweig seines Hofes werden. Wenn nicht, steht seine wirtschaftliche Existenz auf dem Spiel. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereSo 09.04.2017hr-Fernsehen
  • Folge 71
    Frankfurts Wahrzeichen verschwindet
    Ein Miniaturbagger im Drehrestaurant schlägt den Boden auf. Menschen in Schutzanzügen und Gasmasken reißen Dämmmaterial von den Wänden. Angeseilt am Treppengeländer wirft ein Arbeiter Holzbalken durch hundert Meter Fahrstuhlschacht. Der Countdown läuft. Stück für Stück wird der Henninger Turm abgetragen – am Anfang kaum merklich, dann immer rascher. Ein Frankfurter Wahrzeichen verschwindet. Seit der Henninger Turm weg kommt, ist er Kult. Viele Reisende haben ihn bestaunt, vielen Frankfurtern war er im Laufe der Zeit ans Herz gewachsen, obwohl er zur Eröffnung im Mai 1961 umstritten war: „viel zu hoch, zu amerikanisch, potthässlich“, hieß es damals.
    Nun trauern die Leute um das eigenwillige Bauwerk, das bis 1974 nicht nur das höchste Gebäude Frankfurts war, sondern auch das höchste Getreidesilo der Welt mit Aussichtsrestaurant. Der Turm strotzt vor Geschichten, kaum ein Frankfurter, der nicht in seiner Kindheit wenigstens einmal im Drehrestaurant gesessen, den Ausblick genossen und andächtig im Kreis gefahren ist – vorbei an Worten wie „Römer“, „Paulskirche“ oder „Goetheturm“, die am unteren Rand der Fensterscheiben klebten und dem Gast rundherum die Aussicht erklärten.
    Doch der Turm musste weg. Er war marode, voller Asbest und nicht für neue Zwecke nutzbar. Was aber heißt es, ein Silo aus starken Betonsäulen von rund 120 Metern Höhe abzutragen, Stück für Stück, Baustoff für Baustoff? Erst die letzten Meter können mit der krallenartigen Maschine grob abgebrochen werden. Die Filmautorin Simone Jung begleitet die aufwändigen Abrissarbeiten und besucht diejenigen, die mit Gedenkveranstaltungen und der Idee, einen ähnlich aussehenden Wohnturm an der Stelle zu errichten, den Henninger Turm doch irgendwie erhalten wollen. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMi 19.04.2017hr-Fernsehen
    Erstausstrahlung ursprünglich für den 17.04.2017 angekündigt
  • Folge 72
    Sonntag für Sonntag demonstrieren sie für Europa – und das nicht nur in Frankfurt, Wiesbaden, Kassel, Darmstadt oder Fulda, sondern in über vierzig europäischen Städten und sieben Ländern. Die Idee der Frankfurter Juristen um Daniel Röder, für Europa und europäische Ideale auf die Straße zu gehen, hat eingeschlagen. Auch Stephanie Hartung ist von Anfang an dabei, gehört zum harten Kern der Organisatoren. Erst Brexit, dann Trump und jetzt der Aufstieg der europäischen Nationalisten vor den Wahlen in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland – das beunruhigt die 49-jährige Anwältin und zweifache Mutter.
    Sie ist ehrlich besorgt, dass „das erfolgreichste Friedensbündnis der Nachkriegszeit ernsthaft in Gefahr ist“. Um ein Zeichen zu setzen, organisierte die Frankfurter Gruppe eine Demonstration – für die meisten von ihnen war es die erste Demo ihres Lebens. Zunächst kommen ein paar Hundert, inzwischen kommen Anfragen aus der ganzen Welt. Nur mit der Unterstützung ihrer Familie bekommt Stephanie Hartung jetzt überhaupt noch ihren Alltag geregelt, denn derzeit schläft sie nur noch vier Stunden, damit sie neben ihrem Job als Anwältin noch „Pulse of Europe“ organisieren kann.
    Viele Menschen wollen ein Zeichen setzen gegen Nationalisten und Europamüdigkeit. Wie schaffen es die Frankfurter Organisatoren, eine Bewegung über europäische Grenzen hinweg in Gang zu bringen und am Leben zu halten? Können die Demonstranten tatsächlich etwas erreichen? Eines haben sie schon geschafft: Es wird wieder positiv über Europa geredet.
    Doch in Frankreich und den Niederlanden ist „Pulse of Europe“ noch klein, während Rechtspopulisten und Europagegner immer mehr Zustimmung gewinnen. Daniel Röder und die Frankfurter Mitstreiter, aber auch seine Freunde in Amsterdam und Paris sind schwer herausgefordert. Der Zeitpunkt ist richtig und wichtig, aufhören unmöglich. Wie können jene Menschen zusammenfinden und sichtbar werden, die ein geeintes Europa erhalten wollen? Und werden es genug sein? Frankfurt und Europa stehen am Scheideweg, denn es wird gewählt. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereSo 23.04.2017hr-Fernsehen
  • Folge 73
    Seit Jahren verstößt ein Bauer gegen Tierschutzgesetze. Amtstierarzt Mario Zimmer hatte immer wieder versucht, mit Kontrollen, Anregungen, Fristen und Bußgeldern den Bauern zur Einsicht zu bewegen – doch vergeblich. Seit drei Wochen nun ist das amtliche Tierhalteverbot rechtskräftig. Eine Frist, die Tiere zu verkaufen, hat der Bauer verstreichen lassen. Nun werden sie von Amts wegen abgeholt – verbunden mit einem unbefristeten Tierhalteverbot. Immer muss der Amtstierarzt auch gründlich zwischen dem Wohl der Tiere und der Existenzsicherung des Bauern abwägen, denn mit einer Räumung ist die Existenz des Bauern gefährdet.
    Doch dieses Mal muss es zum Wohle der Tiere sein. Er weiß, dass solche Einsätze gefährlich sind, erst kürzlich wurde ein Kollege trotz Polizeischutz von einem wütenden Bauern angeschossen. Aber Mario Zimmer lässt sich von seinem Auftrag nicht abbringen, er hat ein dickes Fell und ein großes Herz für Tiere. Die Räumungsaktion ist akribisch vorbereitet. Vier Polizisten und acht Mitarbeiter helfen. Wie wird der Tag verlaufen? Welche Tiere sind noch da? Wird der Tierhalter einsichtig sein oder auf Konfrontation gehen? „Früher kamen solche Tierrettungsaktionen einmal im Jahr vor, heute ein bis zweimal im Monat“, bedauert der Tierarzt.
    Die Gesetze haben sich im Laufe der Zeit massiv geändert. „Das, was vor dreißig Jahren akzeptabel war, geht heute nicht mehr“, sagt Amtsleiter Jakob, „weil man andere Standards festgelegt hat.“ Mehr und mehr Bauern in der Region geben ihre Höfe auf. Die Arbeit lohne sich nicht mehr. Armut ist oft auch der Grund, warum der Amtstierarzt zunehmend schwere Tierschutzverstöße ahnden muss. Seine Arbeit wird immer wichtiger. Deshalb wird demnächst auch ein zusätzlicher Amtstierarzt im Landkreis eingestellt – zum Wohle der Tiere. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMi 26.04.2017hr-Fernsehen
    Erstausstrahlung ursprünglich für den 23.04.2017 angekündigt
  • Folge 74
    Jahrelang leben sie in selbstgezimmerten Hütten auf einer Industriebrache im Schatten der Frankfurter Skyline: rund vierzig Menschen aus Rumänien, die meisten Roma. Ohne Rudi von der Helm, einen Rentner aus Frankfurt, der sich um sie kümmert, wäre es wahrscheinlich gar nicht so lange gut gegangen – bis dann, Anfang Februar, ein Feuer auf dem Platz ausbricht. Die Feuerwehr rückt an, und wenige Tage später geschieht, was alle schon lange befürchteten: Bagger walzen die Buden nieder. Endlich gibt es einen Anlass für die Stadt, das umstrittene Bretterbudendorf zu räumen.
    Doch damit ist das Problem nicht gelöst: Vorübergehend kommen die Rumänen in einem Flüchtlingsheim unter, ein paar treten mit ein paar Euro ausgestattet die Heimreise per Bus an. Aber die meisten sehen in ihrer Heimat Rumänien noch weniger Lebensperspektiven als im wohlhabenden Frankfurt, wo sie von Gelegenheitsjobs und Flachensammeln leben. Ein Dauerbrenner für die Bankenstadt: Wohin mit den Armutsmigranten aus Europa? „Hessenreporter“ Jochen Riegler begleitet die Rumänen und ihren Helfer Rudi bei der Suche nach einem Ort zum Leben und das Taktieren im Frankfurter Rathaus, dem Römer. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereSo 07.05.2017hr-Fernsehen
  • Folge 75
    Hessen ist eines der wirtschaftsstärksten Bundesländer und befindet sich mitten im Umbruch. Wohnen, Geld und Arbeit und Mobilität – das sind Schlüsselthemen. Wo stehen wir im Moment? Rebecca Rühl macht für den „Hessenreporter“ den Hessen-Check und fragt heute: Wie mobil sind die Hessen? Auf dem Weg zur Arbeit, zur Schule, zum Einkaufen, zum Arzt: Neun von zehn Hessen sind täglich unterwegs. Mobilität ist für ein wirtschaftsstarkes Bundesland wie Hessen lebenswichtig, und die Hessen leben auch davon, dass sie mobil sind: Das Bundesland in der Mitte Europas profitiert seit jeher von den Verkehrs- und Informationsströmen.
    Dafür steht der größte Flughafen Deutschlands wie auch der Frankfurter Hauptbahnhof, der mit seinen 350.000 Nutzern täglich Mittelpunkt des Fernverkehrsnetzes der Deutschen Bahn ist. Das führt zu Engpässen, der Ausbau ist längst überfällig. Rebecca Rühl begibt sich im Rhein-Main-Gebiet auf Erkundungsfahrt. Im Hessen-Check zeigt sie, wo es hakt und wie ein Verkehrskollaps verhindert werden kann. Ganz anders im ländlichen Raum: Durch den Rückgang der Bevölkerung und vor allem der Schüler können dort Angebote des öffentlichen Nahverkehrs kaum noch aufrechterhalten werden.
    Es sind unkonventionelle Lösungen gefragt. Dabei geht es vor allem um die intelligente Verknüpfung von Straße und Schiene, von Individual- und öffentlichem Verkehr, von Infrastruktur und Datenkommunikation. Rebecca Rühl stellt Initiativen und Projekte vor, die an neuen Verkehrssystemen basteln: ökonomisch, nachhaltig, günstig – etwa in Jesberg im Schwalm-Eder-Kreis, wo Bürger 2016 den bundesweit ersten Verein für ein Mobilitätsangebot mit unterschiedlichen Bausteinen gegründet haben. Der Verein „Vorfahrt für Jesberg“ will mit CarSharing, Fahrradverleih, Fahrgemeinschaften sowie Mitbringdiensten für Einkäufe seinen Bürgern ermöglichen, möglichst auch auf dem Land ohne eigenes Auto klar zu kommen.
    Dabei geht es nicht nur um Mobilität, sondern um die Stärkung lokaler Strukturen insgesamt. Die haben sich vor allem die neuen „Dorfläden“ wie in Ippinghausen im Landkreis Kassel auf die Fahnen geschrieben, als Laden, Dienstleistungs- und Kommunikationszentrum in einem. Auch die Versorgung mit schnellem Internet ist wichtig, um die alltäglichen Herausforderungen zu meistern. Wie weit ist das auf dem Land gediehen? Rebecca Rühl macht den Speed-Test. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereSo 14.05.2017hr-Fernsehen
  • Folge 76
    Algen stören die Schwimmer, die Schlammschicht ist inzwischen siebzig Zentimeter dick, das Wasser trüb – endlich wird der See entschlammt, und überfällige Baumaßnahmen werden durchgeführt. Badegäste fiebern der Wiedereröffnung des Darmstädter Naturbadesees Woog entgegen. Wird alles klappen wie geplant? Können sie im Mai wieder beherzt ins Wasser springen? Seit über fünfzig Jahren ist der See nicht mehr entschlammt worden – eine Mammutaufgabe. Es ist September. Tatjana Hofmann hat letzte Nacht wenig geschlafen und noch viel organisiert.
    Die Vorsitzende der Anglergemeinschaft „Großer Woog“ hat einen Berufsfischer und freiwillige Helfer zum See bestellt. In den kommenden Tagen müssen alle Fische und Teichmuscheln aus dem See geholt werden, bevor das ganze Wasser komplett abgelaufen ist und der Bagger kommt. Für die Teichmuscheln ist ein Experte bestellt. Er sortiert die chinesischen Teichmuscheln aus. Denn nur die einheimischen stehen unter Naturschutz und kommen in ein anderes Gewässer. Doch kaum stehen Helfer und Fischer auf dem Steg, haben sie schon das erste Problem: Der Wasserpegel sinkt nicht schnell genug.
    Sie müssen umdisponieren, denn die Fische sollen ja nicht an den Netzen vorbei schwimmen können. Während der Wasserpegel gemächlich fällt, versuchen sie, die großen und kleinen Fische mit Stellnetzen, Elektrofischen und Schleppnetz herauszuholen. Ganz schön schwer, denn niemand weiß, wie viele Fische und Teichmuscheln tatsächlich im See sind und wie lange das Wasser braucht, bis es abgelaufen ist. Der Naturbadesee „Großer Woog“ in der Stadtmitte von Darmstadt ist schon seit 1820 die beliebteste Badeanstalt der Darmstädter.
    Die jetzige Sanierung kostet viel Geld, denn nicht nur der Schlamm muss weg. Auch die Ab- und Zuflüsse werden saniert. Thomas Schönrich vom Darmstädter Planungsbüro BGS Wasser hat die Arbeiten zu verantworten. Und er steht dabei unter großem Zeitdruck. „Bis zur Eröffnung der Badesaison im Mai muss alles erledigt sein, da darf nicht groß was schief gehen.“ Wird alles rechtzeitig fertig, oder müssen sich die Darmstädter für diesen Sommer einen anderen Ort zum Abkühlen suchen? (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMo 05.06.2017hr-Fernsehen
  • Folge 77
    „Ihnen zu begegnen, nachdem ich sie als kleine Babys in den Händen hatte, zu sehen, wie sie wachsen – das ist berührend und sehr, sehr schön“, sagt die Hebamme Karin Flachmeyer bei einer Begegnung mit zwei- bis dreijährigen Kindern im „Heilhaus Kassel“. Sie fasst damit das Lebensgefühl der meisten Menschen zusammen, die hier wohnen und arbeiten: Sie fühlen sich einer Gemeinschaft zugehörig, in der jeder für den anderen da ist in jeder Lebenssituation. Im „Heilhaus“ gehören Geburt, Leben und Tod zum Kreislauf des gemeinschaftlichen Lebens: miteinander gestaltet von Jungen und Alten, von Gesunden und Kranken – ein in Hessen und in Deutschland einmaliger Ort.
    Er bietet ein Geburtshaus, eine Kindergemeinschaft für unter Dreijährige sowie eine Schule für schwer kranke Kinder und Jugendliche, ein Mehrgenerationen-Wohnprojekt für derzeit 130 Menschen und Deutschlands einziges Mehrgenerationen-Hospiz. In ihm werden sowohl schwerstkranke Kinder als auch Greise betreut und umsorgt in den letzten Wochen und Tagen ihres Lebens. Die Heilhausbewegung versteht sich als eine „moderne Form, alte, urchristliche Werte – wie Nächstenliebe, Mitgefühl, dienendes Dasein für andere Menschen – im Alltag zu leben“, sagt Begründerin Ursa Paul.
    Altes Wissen, so die Gründerin, soll mit Naturwissenschaften und moderner Medizin zusammenwirken. Sie sieht ihre Bewegung nicht als Konkurrenz zur konventionellen Medizin, sondern als Ergänzung. Zu ihrem Glauben befragt, sagt die Visionärin: „Ich bete nicht nur zu einem Gott. Ich glaube, dass in allem Liebe steckt und Glaubenskraft enthalten ist, und es gibt verschiedene Formen und Religionen dafür. So gesehen stehe ich nicht in Konkurrenz zur Kirche. Ich will in einen Dialog eintreten, um den Menschen Entwicklung zu ermöglichen.“ Das Heilhaus ist mit all seinen Angeboten nicht konfessionsgebunden und offen für alle.
    Kann diese Form der Gemeinschaft ein Gegen-Entwurf sein zu immer mehr Hochleistung und Stress in unserer Gesellschaft? Kann Sterben tatsächlich Teil des Lebens sein? Die „Hessenreporter“-Autoren Juliane Meyer und Oliver Schmidt begleiten die Hebamme und Leiterin des Geburtshauses, Karin Flachmeyer, und Viviane Clauss, die Pflegedienstleiterin des Mehrgenerationen-Hospizes, die den Menschen dort in ihren letzten Lebenstagen beisteht: Sterben ist ja ein Teil des Lebens, sagt sie. „Es ist wirklich der Kreislauf von Tod und Leben. Darin liegt für mich die Tiefe dieses Ortes.“ (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereSo 11.06.2017hr-Fernsehen
  • Folge 78
    Die Miete soll um bis zu 125 Prozent steigen, und das trotz Schimmel an der Wand. Die Kinder spielen zwischen Metallsplittern und Bauschutt. Michael Martis will das nicht hinnehmen. Er schließt sich zusammen mit anderen Mietern der Hellerhof-Siedlung im Gallusviertel. Die Siedlung gehört seit mehreren Jahren einem börsennotierten Wohnungsunternehmen, das jetzt energetische Sanierung beschlossen hat. Klingt gut, doch für die Menschen, die hier zum Teil ihr ganzes Leben verbracht haben, heißt das: Die Miete wird richtig teuer. Doch die Mieter wehren sich. Hessenreporterin Diana Löbl begleitet ein ganzes Jahr lang eine kleine Revolution. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMi 21.06.2017hr-Fernsehen
    Erstausstrahlung ursprünglich für den 18.06.2017 angekündigt
  • Folge 79
    Seit dem 14. Februar ist für sie alles anders: Ilkay Yücel aus Flörsheim opfert ihre ganze freie Zeit, um für ihren Bruder zu kämpfen. Der deutsch-türkische Journalist Deniz Yücel ist in der Türkei festgenommen worden und sitzt in Einzelhaft – wegen angeblicher Terrorpropaganda und Volksverhetzung. „Dabei hat er nur seinen Job gemacht“, sagt seine Schwester Ilkay. Sie kämpft für die Freilassung ihres Bruders, organisiert Mahnwachen, Demonstrationen, Autokorsos und tritt im Fernsehen auf. Dabei ist Ilkay eher schüchtern, doch für ihren Bruder macht sie sich stark.
    Neben der Familie sind auch der Flörsheimer Bürgermeister und viele Bürger der Stadt aufgeschreckt und haben sich dem Kampf angeschlossen. Auch wenn es aussichtslos scheint, auf den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan Druck ausüben zu können – so hoffen sie doch, dass ihr Protest etwas bewirken kann. Vielleicht ja können sie die deutschen Politiker wach rütteln und ein kleines bisschen dazu beitragen, dass die Diplomatie in Sachen Deniz Yücel an Fahrt gewinnt. Aufgeben ist keine Alternative. Und „#FreeDeniz“ wird zum Symbol für die Pressefreiheit … (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereSo 25.06.2017hr-Fernsehen
  • Folge 80
    12:25 Uhr, Flughafen Frankfurt. Das größte Passagierflugzeug der Welt ist soeben gelandet: der A380. Die Maschine mit mehr als 500 Passagieren kommt aus Tokio und soll in 90 Minuten wieder abheben. Jede Minute, die sich der Abflug verspätet, kostet die Airline viel Geld – Geld, das die Unternehmen vom Flughafen zurückfordern, falls das Zeitfenster nicht eingehalten wird. Es beginnt ein Kampf gegen die Zeit. Der Ramp-Agent ist der Chef am Gate und für den Arbeitsablauf zuständig. Er muss in Sekunden Entscheidungen treffen, Pannen managen, Lösungen finden und neben der Zeit immer auch die Sicherheit des Flugzeugs im Blick behalten.
    Ein Job, der viel Diplomatie, Geschick und Organisationstalent erfordert, und vor allem eines: starke Nerven. Schließlich soll der Flieger nicht nur pünktlich, sondern auch sicher wieder starten. Mehr als 50 Flughafen-Mitarbeiter sind jetzt nur für diesen einen Airbus 380 aus Tokio zuständig. Sobald alle Passagiere die Maschine verlassen haben, beginnt der Putztrupp alle 530 Sitze zu reinigen, den dreistöckigen und 80 Meter langen Flieger durchzusaugen, die zwölf Toiletten zu säubern und die 150 Fenster zu putzen. Zeitgleich werden die Fäkalientanks entleert, 3.000 Koffer und 50 Tonnen Fracht ent- und beladen sowie 1.000 Mahlzeiten, Getränke, Porzellan und Silberbesteck für die Gäste in der First-Class an Bord gebracht – genauso wie Spielsachen für die jüngsten Fluggäste.
    300.000 Liter Kerosin fließen gleich in die Tanks. Techniker checken die Maschine und wechseln zur Not noch schnell einen Reifen am 500 Tonnen schweren Flugzeug. Der Hessenreporter durfte einen Ramp-Agenten bei der Abfertigung eines A380 begleiten. Das spannende daran: Der Film wurde in Echtzeit gedreht – in 90 Minuten und mit mehreren Kamerateams aus unterschiedlichen Perspektiven. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereSo 02.07.2017hr-Fernsehen
  • Folge 81
    Jetmir Uka wollte mit seiner Familie in ein neues Leben starten, in ein besseres. Doch der Traum ist geplatzt. Im Dezember 2016 kam die albanische Familie nach Deutschland und beantragte in Gießen Asyl. Aber dann lief es doch nicht so gut. wie sie sich erhofft hatten: Nur wenige Wochen später wird ihr Antrag abgelehnt. Was nun? Die Erstaufnahmestelle in Gießen wird inzwischen für immer mehr Ankömmlinge zur Endstation in Deutschland. Denn wer eine schlechte Prognose hat, der bleibt hier wohnen, bis der Antrag entschieden ist.
    Nach dem großen Andrang der letzten beiden Jahre ist es inzwischen ruhig geworden in Gießen. Doch das ist kein Trost für die Familie. Nach einem letzten Spaziergang durch Gießen müssen Jetmir, Ndue und Emirjeta packen. Am nächsten Morgen um fünf Uhr wird die Familie Uka mit den zwei kleinen Kindern zum Frankfurter Flughafen gebracht. Weil sie freiwillig nach Albanien zurückgehen, bleiben den Eltern die Handschellen erspart. Sie suchten ein besseres Leben und kehren nun mit einem gewachsenen Schuldenberg heim in ihr kleines Dorf.
    Wie wird es für die Familie dort weitergehen? Mit viel Fleiß und wenig Hoffnung machen sich die Ukas ans Werk. Doch die alten Probleme sind auch die neuen: kaum Arbeitsmöglichkeiten, gesundheitliche Probleme, kein Geld. Die Familie lässt sich ungewöhnlich offen bei ihrem Neuanfang begleiten. Welche Chancen haben sie, und was gelingt ihnen in einem Land, das seit drei Jahren Beitrittskandidat der EU ist und noch immer von archaischen Strukturen geprägt wird? (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereSo 30.07.2017hr-Fernsehen
  • Folge 82
    Martin Rotzoll ist für die hessischen Bauern oft der Retter in der Not. Wenn ein Bauer länger krank ist und ausfällt, kommt er ins Spiel und übernimmt für mehrere Wochen den Hof. „Hessenreporter“-Autor Christian Belitz hat den Betriebshelfer bei seinen Einsätzen begleitet. Wie schwer ist es, sich in kürzester Zeit auf einem Hof zurechtzufinden? Und wie kommt Martin Rotzoll damit klar, ständig in für ihn neuen Familien zu leben? Seine eigene Familie sieht er nur am Wochenende. Sie besteht aus seiner Freundin und seinen Hunden – Zeit für eigene Kinder hat er keine. Martin Rotzoll liebt seinen Job trotzdem. Auch wenn er fast nie zu Hause ist und fast immer unter Druck arbeitet – die Dankbarkeit der Bauern wiegt vieles auf. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereSo 06.08.2017hr-Fernsehen

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