Die Filme – 2013, Folge 74–78

  • Folge 74 (45 Min.)
    Bernburg im Dezember 1950: Hilde Benjamin ist heimgekehrt. Hier an der Saale wurde sie geboren und genau hier will sie jetzt vor aller Welt beweisen, dass sich die Partei auf sie verlassen kann. Die Kameras sind auf sie gerichtet, die Mikrophone bereit, das Spektakel kann beginnen: Wieder ein öffentlicher Prozess, wieder drakonische Strafen, wieder ein Auftritt, der die Feinde der Partei das Fürchten lehren soll. Der Film über Hilde Benjamin ist der Auftakt der diesjährigen 15. Staffel „Geschichte Mitteldeutschlands“. Als gnadenlose Richterin verhängte sie im Akkord Zuchthausstrafen, als linientreue Justizministerin gab sie der politischen Willkür den Anschein von Gesetzlichkeit. „Blutige Hilde“ oder „Rote Guillotine“ wurde sie genannt.
    Ihr Name steht noch heute für Schauprozesse und Todesstrafen, viele verbinden mit Hilde Benjamin die zum Klassenkampf- und Unterdrückungsinstrument degradierte DDR-Rechtsprechung. Doch bevor Hilde Benjamin zur Frontfrau des SED-Unrechtssystems aufstieg, gehörte sie selbst zu den Opfern. Die Nazis belegten die junge Juristin mit Berufsverbot, bedrohten ihr Kind und ermordeten ihren Mann. War es Rachsucht oder politischer Fanatismus, der sie nach dem Krieg den Spieß einfach umdrehen ließ? Warum wurde aus der Verfolgten die Verfolgerin und warum aus der Anwältin der Entrechteten, eine Richterin im Dienst der Diktatur? Fragen, wie diesen geht die neue Folge der „Geschichte Mitteldeutschlands“ nach.
    Dargestellt wird die überzeugte Kommunistin von Schauspielerin Anke Sevenich, die sich gründlich auf ihre Rolle vorbereitet hat: „Hilde Benjamins Urteile waren gnadenlos, aber was mich beeindruckte, war diese Gelassenheit, diese innere Ruhe, die von ihr ausgingen, selbst wenn sie Todesurteile verhängte.“. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereSo 04.08.2013MDR
  • Folge 75 (45 Min.)
    7. September 1944, 8 Uhr. Im Berliner Kammergericht kommt an diesem Tag der Volksgerichtshof zusammen. In einer Einzelzelle im Erdgeschoss wartet bereits der Angeklagte Carl Goerdeler. Der ehemalige Oberbürgermeister von Leipzig kauert auf einer Holzbank, er ist mager, auf dem Handrücken und am Unterarm sind Blutergüsse – die Gestapo hat ihn vernommen. Goerdeler ist einer der Verschwörer des 20. Juli 1944, wochenlang war sein Steckbrief in den Zeitungen abgedruckt, schließlich hat ihn eine Luftwaffenhelferin für eine Million Reichsmark verraten. Zwei Stockwerke über Goerdelers Zelle wartet Dr. Roland Freisler in seinem Büro auf den Prozessbeginn. Wie immer hat sich der Präsident des Volksgerichts akribisch vorbereitet.
    „Der Freisler wird das richten“, hat Adolf Hitler gesagt und dafür gesorgt, dass die Männer und Frauen des 20. Juli 1944 von seinem Lieblingsrichter verurteilt werden. Carl Goerdeler und Roland Freisler: Zwei Juristen, deren Lebensweg nicht unterschiedlicher sein könnte. In der Gegenüberstellung dieser beiden Biographien wird die Perfidie der nationalsozialistischen Justiz besonders deutlich. Wer war Roland Freisler? Was trieb ihn an? Der Psychologe Andreas Steiner hat sich jahrelang mit der Psychologie des Dritten Reiches auseinandergesetzt. Für „Geschichte Mitteldeutschlands“ erstellt er erstmals ein Profil des berüchtigtsten Juristen Hitler-Deutschlands.
    Dafür analysiert er unter anderem die wenigen bekannten Filmaufnahmen von Roland Freisler: „Verräter vor dem Volksgericht“ heißt der Film, den Joseph Goebbels vom Prozess über die Attentäter des 20. Julis anfertigen ließ. Heute ist nur noch eine Kopie des Films erhalten, sie lagert im Berliner Bundesarchiv. Das mehrstündige Filmdokument zeigt das gnadenlose Tribunal gegen die Verschwörer und erlaubt einen einzigartigen Blick in die Seele des Richters Roland Freisler.
    Im Archiv der Universität Jena lagern weitere, beinahe vergessene Dokumente, die neue Rückschlüsse auf den Präsident des Volksgerichtshofes zulassen: Was sagt Freislers handschriftlich verfasster Lebenslauf über ihn aus? Was seine Immatrikulationsunterlagen? Welche Rolle spielt Freislers Bruder Oswald, den Hitler persönlich aus der Partei ausschließen ließ? Die Dokumentation zeigt einen Mann, der sich ganze Wochenenden nur auf Latein unterhalten wollte. Einen Richter, der nach seinem mörderischen Arbeitstag zum Familienmenschen wurde und seine zwei kleinen Söhne ins Bett brachte. Der Film zeigt aber auch einen Angeklagten, der für seine Überzeugungen den Tod in Kauf nahm und seinem Richter mit Würde entgegentrat. Carl Goerdeler und Roland Freisler: Zwei deutsche Juristen. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereSo 11.08.2013MDR
  • Folge 76 (45 Min.)
    Im Alter von gerade mal elf Jahren trägt Mathilde, die erste Äbtissin von Quedlinburg, die Verantwortung für eine der wichtigsten Städte des Reiches. Sie übernimmt die Führung des Stifts und trägt im alufe der Jahre maßgeblich zur großen Bedeutung Quedlinburgs bei. Sie selbst wird zur mächtigsten Frau des Reiches, trotz gewaltiger Widerstände. Quedlinburg, Winter 998. Eine Schar bewaffneter Ritter überfällt das hochadelige Damenstift in Odessa, entführt ein Mädchen aus einer der wichtigsten Familien des Reiches: Liudgard, die Tochter des Markgrafen von Meißen. Hinter der gewaltsamen Entführung verbirgt sich eine Geschichte um Eheversprechen, Wortbrüche und verletzte Familienehre. Denn auch der Anführer der Entführer, Werner von Walbeck, entstammt aus einer mächtigen Adelssippe. Er will das Mädchen, das ihm zur Frau versprochen wurde.
    Ein Eheversprechen, das kurz darauf aber wieder rückgängig gemacht wurde. Der Brautraub ist nichts anderes als eine Kampfansage an Mathilde, Tochter Ottos des Großen, erste Äbtissin von Quedlinburg und Stellvertreterin des Königs, ihres Neffen Otto III. Wie wird sie reagieren? Kommt es zu einer Fehde, die das gesamte Reich bedroht? Muss Werner den Überfall mit seinem Leben bezahlen? „Geschichte Mitteldeutschlands“ taucht tief in diese konfliktreiche Situation ein und schildert dabei überraschende Spielregeln mittelalterlicher Politik. Der Film zeigt auch, dass das Mittelalter nicht immer nur „dunkel“ und gewaltverherrlichend war, im Gegenteil, in manchen Dingen war es sehr modern.
    Durch Rücksprünge in die Jugend Mathildes erfährt der Zuschauer viel über den Alltag junger mittelalterlicher Mädchen: Schon mit 11 Jahren hat Mathilde die Leitung der religiösen Frauengemeinschaft übernehmen müssen, eine Art Elite-Internat des 10. Jahrhunderts. Ein Alltag voller Gehorsam und Disziplin, Keuschheit und Gelehrsamkeit, Gebete und Jungmädchenträume, die sich oft nicht allzu sehr von den Träumen heutiger Mädchen unterscheiden. Der Film sucht Spuren des Lebens Mathildes quer durch Mitteldeutschland: Halle, Merseburg und natürlich Quedlinburg, der wichtigste Ort der Ottonen, der erst durch Mathilde von einer Königspfalz zu einer der einflussreichsten Städte des Reiches ausgebaut wurde. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereSo 18.08.2013MDR
  • Folge 77 (45 Min.)
    Ost-Berlin, September 1990. Die DDR wickelt sich endgültig ab. Der Countdown zur Wiedervereinigung läuft. Die Mehrheit der Bevölkerung will nun endlich Gerechtigkeit: Die Mächtigen im SED-Staat sollen zur Verantwortung gezogen werden. Besonders die obersten Chefs der Stasi – ehe es zu spät ist, die Beweise vernichtet, die Schuldigen über alle Berge sind. Für manche Top-Kader bedeutet das: Rette sich, wer kann. Auch der frühere Stasi-General Markus Wolf will sich der drohenden Verhaftung entziehen. Es ist der Beginn einer langen Flucht, die den ehemaligen Stellvertreter Erich Mielkes lange in Atem halten wird.
    Wird er den bundesdeutschen Vollzugsbehörden entkommen? Kann er auf die Hilfe seiner alten Freunde vom KGB bauen? Welche Rolle spielt ein westdeutscher Adliger, der den einstigen Klassenfeind bei seiner Flucht tatkräftig unterstützt? Es sind Fragen wie diese, die die Dokumentation „Markus Wolf – Mielkes bester Mann“ aus der Reihe „Geschichte Mitteldeutschlands“ beantwortet. Dabei beleuchtet der Film eine der spannendsten Biographien des 20. Jahrhunderts: Jahrzehntelang war Markus Wolf der „Mann ohne Gesicht“, der Meisterspion und Chef eines der erfolgreichsten Auslandsspionagedienstes des Kalten Krieges. Charismatisch, intelligent, elegant, erfolgreich: Generaloberst Markus „Mischa“ Wolf galt als Ausnahmeerscheinung in der Führungsriege der DDR, ein Mythos in Ost und West.
    Wie wurde aus diesem Mann der Chef eines riesigen Spionage-Konzerns mit tausenden Spionen und Informanten in der DDR und in Westdeutschland? Wer ist der Mann, der Mitte der 80er-Jahre plötzlich von all seinen Posten zurücktritt und plötzlich selbst beschattet wird? Dessen beruflicher Werdegang von Begriffen wie Kanzleramtsspion, Überläufer, Verräter oder „Romeo-Agenten“ geprägt war und der sich im November ’89 doch auch gerne an der Spitze der Reformbewegung gesehen hätte? „Geschichte Mitteldeutschlands“ begibt sich auf die Spuren des berüchtigten Agentenchefs. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereSo 25.08.2013MDR
  • Folge 78 (45 Min.)
    Es ist die bis dahin größte Schlacht der Weltgeschichte – und sie findet mitten in Sachsen statt. Einer der Hauptakteure hat im Oktober 1813 längst sein Dresdner Schloss verlassen und sitzt beinahe apathisch im Keller seines Leipziger Stadthauses: Unfähig, Entscheidungen zu treffen, erlebt der sächsische König Friedrich August I. an der Seite Napoleons die Völkerschlacht. Ausgerechnet in dieser für Sachsen so bedeutenden Epoche sitzt mit Friedrich August I. ein äußerst wankelmütiger Monarch auf dem Thron. Das einst so stolze Sachsen steht unter seiner Regentschaft vor dem Untergang. Kaum ein Herrscher wechselte so oft die Seiten wie Sachsens unentschlossener Monarch Friedrich August I.: Vom erbitterten Gegner Napoleons wandelt er sich zu dessen engstem Verbündeten. Napoleon macht ihn daraufhin vom Kurfürst zum König.
    Doch als die französische „Große Armee“ mitsamt ihren sächsischen Hilfstruppen vernichtend geschlagen aus Russland heimwärts taumelt, will der Sachsen-König wieder die Fronten wechseln. Er plant einen geheimen Bündnisvertrag mit Österreich, das an der Seite Russlands und Preußens gegen Napoleon kämpft. Aber warum sitzt Friedrich August I.
    am Ende der Völkerschlacht auf der Verliererseite? Wie kommt es, dass der König in preußischer Gefangenschaft über die Hälfte seines Territoriums an den Erzrivalen Preußen abgeben muss? Wie hätte er das einst so stolze Sachsen in der ersten Liga der europäischen Mächte halten können? Winfried Glatzeder spielt den wankelmütigen Sachsenkönig in einer neuen aufwendig produzierten Folge der Reihe „Geschichte Mitteldeutschlands“: „Ich mag Figuren, die gebrochen sind“, sagt der Charakter-Schauspieler über den Titelhelden Friedrich August I. Passend zum 200. Jubiläum der Völkerschlacht zeigt das MDR FERNSEHEN einen eindrücklichen Film über einen der Hauptakteure dieser dramatischen Zeit in Mitteldeutschland. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereSo 01.09.2013MDR

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