6 Folgen, Folge 1–6

  • Folge 1 (52 Min.)
    Sie hatte das falsche Alter, die falsche Herkunft, das falsche Geschlecht: Nadja Bobyleva als Jeanne d’Arc in der Reihe „Frauen, die Geschichte machten“: – Bild: ZDF und Christina Rose/​Christina Rose
    Sie hatte das falsche Alter, die falsche Herkunft, das falsche Geschlecht: Nadja Bobyleva als Jeanne d’Arc in der Reihe „Frauen, die Geschichte machten“:
    Die Passion der Jeanne d’Arc bewegt die Gemüter bis heute, in Frankreich wird sie als Nationalheldin und Heilige verehrt. Um 1412 in Domrémy, einem kleinen Dorf in der Region Lothringen, geboren, war sie als Tochter eines freien Bauern wie damals üblich schon früh einem jungen Mann zur Ehefrau versprochen worden. Doch Jeanne weigerte sich. „Innere Stimmen“, die sie später als Stimmen des Erzengels Michael, der Heiligen Katharina und der Heiligen Margarethe deutete, hätten ihr geraten, keusch zu bleiben und Frankreich von den Engländern zu befreien. Das französische Königreich befand sich um 1425 nach einer langen Reihe militärischer Machtkämpfe in einer katastrophalen Situation: Die Engländer hielten den Nordwesten Frankreichs besetzt, in Paris herrschten Engländer und Burgunder gemeinsam. Zusätzlich entzweite ein blutiger Bürgerkrieg das Land.
    Der französische Dauphin Karl hatte sich zum König ausrufen lassen, doch schien seine Krönung aussichtslos, da sich der traditionelle Krönungsort Reims in der Hand seiner Feinde befand. Die 16-jährige Jeanne verließ ihr Elternhaus und machte sich auf, die Feinde Frankreichs zu vertreiben. Mit fester Überzeugung, von Gott gesandt zu sein, und großer Hartnäckigkeit gelang es ihr tatsächlich, vor den französischen Dauphin zu treten. Der war tief beeindruckt von der unbeirrbaren Sicherheit, mit der Jeanne auf die Erfüllung ihres göttlichen Auftrages drängte. Nachdem sie langwierige Befragungen erfolgreich überstanden hatte, ordnete Karl an, Jeanne mit Kriegsleuten und einem ehrenvollen Geleit nach Orléans zu schicken, um die Stadt von den Engländern zu befreien. Die Stadt wurde seit einem halben Jahr belagert, die Lage der Bewohner war verzweifelt.
    Schon vor ihrem Eintreffen wurde Jeanne d’Arc als Retterin gefeiert. Tatsächlich gelang ihr der Sieg. Nach Jahren der Erniedrigungen und Niederlagen führte dieser Sieg eine entscheidende Wende im Hundertjährigen Krieg herbei. Weitere Schlachten folgten, bei denen es Jeanne gelang, Städte und Schlösser wieder unter die Herrschaft Frankreichs zu bringen. Und schließlich konnte am 16. Juli 1429 der Dauphin in der Kathedrale von Reims zum König gekrönt werden – es war Jeannes glücklichste Stunde. Doch Jeanne d’Arcs Kriegsglück hielt nicht lange an: Der Angriff auf Paris scheiterte, der Einfluss der „Jungfrau“ auf König Karl III. schwand, ihre Neider gewannen die Oberhand. Als sie am 23. Mai 1430 in die Hände ihrer Feinde geriet, hoffte sie auf Rettung durch ihren König. Aber Karl tat nichts, um sie zu befreien.
    In Rouen wurde sie der Hexerei, des Götzendienstes, des Umgangs mit Dämonen und der „gotteslästerlichen Gewohnheit, Männerkleidung zu tragen“ angeklagt. Es war ein politisches Tribunal, von den Engländern im Hintergrund gelenkt. Am 30. Mai 1431 wurde die 19-Jährige auf dem Scheiterhaufen in Rouen hingerichtet. 1456 wurde auf Betreiben Karls III. die Verurteilung wieder aufgehoben: „Wir erklären somit die genannte Jeanne als gereinigt und frei von jedem Schimpf und jedem Makel“, erklärten die Richter. Die Kirche erklärt sie zur Märtyrerin. Erst 1920 wurde die „Jungfrau von Orléans“ heiliggesprochen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 03.12.2013ZDF
  • Folge 2 (52 Min.)
    Schon zu Lebzeiten wurde sie wie eine Heilige verehrt. Ihren Charme und ihre Klugheit stellte sie in den Dienst ihres Landes und ihres Mannes, König Friedrich Wilhelm III. von Preußen (Christoph Gawenda). Luise Heyer als Königin Luise in der Reihe „Frauen, die Geschichte machten.“
    Luise war eine Frohnatur, die als Halbwaise von ihrer klugen wie verständnisvollen Großmutter erzogen wurde. Als preußische Königin blieb sie ihrem unbefangenen Wesen treu. Das war ein Schlüssel zu ihrer Popularität. Die Vermählung Luises mit dem preußischen Thronfolger Friedrich Wilhelm III. 1793 galt als Liebeshochzeit, sie brach mit der Tradition bloßer Zweck-Heiratspolitik. „Ohne Zwang“ wollte sie auch „die Liebe der Untertanen“ gewinnen. Auf Etikette gab Luise wenig und brachte frischen Wind in die Schlösser von Berlin und Potsdam. Durch ihr Temperament und ihre Entschlussfreudigkeit vermochte sie, die Schwächen ihres Gatten auszugleichen. Sie mischte sich hinter den Kulissen in die Politik ein, ermunterte ihren Mann zu Reformen. Ihre Schönheit und Anmut beeindruckten nicht nur Luises adeliges Umfeld, sondern auch viele Bürger.
    Sie wirkte natürlich, pflegte offene Umgangsformen, das Volk suchte ihre Nähe, und sie ging auf die Menschen zu. In mehr als 16 Ehejahren zehn Mal schwanger, galt sie im sprichwörtlichen Sinne als Landesmutter – zwei von ihren sieben Kindern wurden später preußische Monarchen. Bei aller Bürgernähe und Offenheit blieb sie stets standesbewusst, der Forderung nach gesellschaftlicher Gleichheit im Sinne der Französischen Revolution konnte sie nichts abgewinnen. Sie verkörperte aus Überzeugung die Rolle der guten Ehefrau und Mutter, wurde auch für bürgerliche Familien zum Vorbild. Und doch bot sie dem mächtigsten Herrscher ihrer Zeit, Napoleon, die Stirn. Während ihr Mann militärische Neutralität wahren wollte, erschien Luise die Machtprobe mit dem „Ungeheuer“, wie sie den französischen Kaiser nannte, unausweichlich.
    Preußen unterlag in der vernichtenden Schlacht bei Jena und Auerstedt 1806. Auch Luise hatte die Stärke der preußischen Armee überschätzt. Legendär bleibt das Treffen von Tilsit, die preußische Männerwelt wusste keinen anderen Rat, als die Königin zu Napoleon zu schicken, um ihm mildere Friedensbedingungen abzuringen. Die Tatsache, dass Luise mit nur 34 Jahren – in einer Phase der Demütigung Preußens starb – verlieh ihr den Nimbus einer Märtyrerin. Daraus erwuchs die Legende, das Schicksal ihres Vaterlandes habe ihr das Herz gebrochen. Dichter und Denker schwärmten für sie, aber auch Mitglieder der aufkeimenden nationalen Bewegung sahen in ihr eine Hoffnungsträgerin der preußischen Wiedergeburt und deutschen Einigung. Die Luise-Legende bot und bietet Raum für Projektionen.
    Immer wieder sollte sie auch in den kommenden Generationen in Erscheinung treten, in unterschiedlicher Gestalt: Mal als preußische Venus, mal als Muse, mal als Amazone, Übermutter oder Märtyrerin und nicht zuletzt als Wegbereiterin der deutschen Nation. Dabei sind Mythos und Wirklichkeit nach zwei Jahrhunderten der Verklärung kaum zu unterscheiden. Mit der Vereinigung Deutschlands hat das Interesse wieder zugenommen, zu erfahren, wer sie wirklich war. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 15.12.2013ZDF
  • Folge 3 (52 Min.)
    Sie war erst 21 Jahre alt, als die Nazis das Todesurteil an ihr vollstreckten. Ihr Vergehen: Mut, sich gegen das Unrecht aufzulehnen, den Krieg und die Verbrechen öffentlich anzuprangern. Liv Lisa Fries als Sophie Scholl in der ZDF-Reihe „Frauen, die Geschichte machten“.
    Sophie Scholl kam aus einem liebevollen Elternhaus, das den Mädchen die gleichen Rechte einräumte wie den Jungen. Sie wuchs zu einer selbstbewussten jungen Frau heran, die rauchte, gern Auto fuhr und sich mit ihrem Freund als Ehepaar ausgab, um gemeinsam in einem Hotelzimmer übernachten zu können. Freiheiten, die in der NS-Diktatur keinesfalls selbstverständlich waren. Früh entwickelt sie eine politische Meinung – zeitweise im Widerspruch zu Vater und Mutter. Der Weg Sophie Scholls in den Widerstand war nicht geradlinig. Im Gegenteil – so begeisterten sich die Geschwister Scholl wie viele Intellektuelle ihrer Generation anfangs für die Hitlerjugend, für das Wandern und Singen, für Lagerfeuer und Gemeinschaftserlebnisse. Rasch machte sie Karriere in der Hitlerjugend und im Bund Deutscher Mädel, was zu Spannungen im Elternhaus führte.
    Die allmähliche Abkehr von der NS-Ideologie war eine Folge von Vorfällen, bei denen die Geschwister zunächst durch ihren ausgeprägten Individualismus in Konflikt mit dem System gerieten. Sie mussten enttäuscht feststellen, dass die verordnete Gleichschaltung nicht die geringste Abweichung duldete. Doch erst im Krieg wurde aus der inneren Distanz zum System der endgültige Bruch. Hans Scholl und seine Freunde leisteten als Medizinstudenten Dienst in der Wehrmacht. Dort erfuhren sie von den entsetzlichen Verbrechen hinter der Front. Diese Erfahrungen, das Wissen um die millionenfache Ermordung von Juden und die sinnlosen Opfer im längst verlorenen Krieg, waren schließlich der Auslöser für die ersten Flugblätter der „Weißen Rose“.
    Anfangs war Sophie Scholl nicht aktiv beteiligt, erst im Winter 1942 gehörte sie dem kleinen Kreis von Studenten an, die in München weitere Flugblätter entwarfen und verteilten. Sie war zuständig für die Materialbeschaffung und wagte als Erste aus dem Freundeskreis die Fahrt in andere Städte, um dort die Texte zu verbreiten. Als Hans und Sophie Scholl am 18. Februar 1943 bei der Verteilung von Flugblättern an der Münchner Universität verhaftet wurden, bestand für Sophie Scholl noch eine Chance, der Gestapo zu entrinnen. Der Gestapobeamte Robert Mohr, der die Verhöre leitete, sagte nach dem Krieg aus, er habe Sophie Scholl nahegelegt, sich darauf zu berufen, dass sie unbedarft und schuldlos in die Sache ihres Bruders hineingezogen worden sei. Die junge Frau sei darauf jedoch nicht eingegangen.
    Stattdessen entschied sich Sophie Scholl dafür, Verantwortung für ihre Taten zu übernehmen. Im Vernehmungsprotokoll heißt es nüchtern: „Es war unsere Überzeugung, dass der Krieg für Deutschland verloren sei, und dass jedes Menschenleben, das für diesen verlorenen Krieg geopfert wird, umsonst ist.“ Sophie Scholl hatte der Wahrheit die Ehre gegeben. Dafür musste sie mit ihrem Leben bezahlen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 17.12.2013ZDF
  • Folge 4 (49 Min.)
    Sie befehligte Heere, schaltete Rivalen aus, sprach mindestens neun Sprachen, empfing Diplomaten und verhandelte mit Königen. Doch zur Legende wurde Ägyptens letzte Pharaonin, weil sie angeblich die größte Verführerin der Antike war. Pegah Ferydoni als Kleopatra in der ZDF-Reihe „Frauen, die Geschichte machten“.
    Mythos Kleopatra – ihr Aussehen ist in der Vorstellung der Welt verschmolzen mit jenem der jungen Elizabeth Taylor, die im gleichnamigen Monumentalfilm von 1963 die ägyptische Königin als eine betörende Schönheit von exotischer Undurchschaubarkeit verkörperte. Tatsächlich war sie wohl gar nicht so außergewöhnlich anmutig. Ihre Attraktivität beruhte vielmehr auf Intelligenz und Willensstärke. Sie setzte beides ein, um die mächtigsten Römer ihrer Zeit für sich zu gewinnen. 48 v. Chr. begann ihre Liebesbeziehung mit Julius Cäsar. Die Verbindung mit dem gefeierten Feldherrn, dem sie einen Sohn schenkte, bewahrte Ägypten vor der totalen Vereinnahmung durch das Römische Reich. Im Juni 46 v. Chr. folgte Kleopatra Cäsar nach Rom. Der Wechsel aus ihrer prächtigen Heimatstadt an den Tiber kam dem Umzug in eine kulturelle Einöde gleich.
    Doch die kämpferische Königin verstand es, aus dem Mangel an gesellschaftlichem Esprit Vorteile zu schöpfen. Die Römerinnen bestaunten ihren Schick und schauten bei ihr Frisur und Mode ab. In wenigen Monaten avancierte Kleopatra zur Trendsetterin der römischen Gesellschaft. Sie führte ein selbstbestimmtes Leben, wie es für eine Römerin kaum denkbar schien. Sie nahm sich, was sie wollte, und das bedeutete – zumindest aus der Sicht ihrer Zeit – Macht und Sex. Dass sich hinter der lasziven Verführerin eine klar kalkulierende Politikerin verbarg, der es gelungen war, die Eigenständigkeit ihres Landes zu behaupten, erschloss sich nur wenigen Zeitgenossen. Im März 44 v. Chr. musste Kleopatra erleben, wie Julius Cäsar von seinen politischen Gegnern ermordet wurde.
    Plötzlich hatte sie keinen Schutzherrn mehr, und ihr Sohn verlor seinen Vater, schwebte selbst in akuter Gefahr. Kleopatra floh mit ihm aus Rom und kehrte nach Alexandria zurück, ihr Traum von einer römisch-ägyptischen Dynastie war geplatzt. Im Ringen um die Nachfolge Cäsars wurde dem Feldherrn Marcus Antonius der Osten des Römischen Reiches zugesprochen. Hier traf er auf Kleopatra. Und wie Cäsar erlag er ihrem Charme. Den Feldherrn und die Pharaonin verbanden aufrichtige Leidenschaft, aber auch politische Ziele. Rom und Ägypten waren Schwergewichte, und wie diese im Verhältnis zueinander standen, war von weitreichender Bedeutung. Antonius baute mit Unterstützung des Reiches am Nil seine Machtstellung im Osten aus. Kleopatra kehrte zurück auf die Bühne der großen Politik. Es drohte Krieg um die Macht im Römischen Imperium.
    Cäsars Adoptivsohn Octavian – später Augustus – eröffnete den Schlagabtausch mit wenig schmeichelhafter Propaganda, nannte Kleopatra verächtlich die „Hure vom Nil“, die nichts anderes im Sinn habe als römische Feldherren gegen ihre Heimat aufzuhetzen. Sie hingegen fürchtete den Griff Roms nach dem eigenen Land und sah ihr Königreich in Gefahr. In der Schlacht von Actium 31 v. Chr. sollte die Entscheidung fallen. Zwar gelang es Antonius und Kleopatra, einen Großteil ihrer Streitkräfte und die Kriegskasse zu retten, doch ließen die Octavianer den offenen Ausgang des Seegefechts als Sieg verkünden. In den folgenden Monaten liefen die Truppen des Antonius größtenteils zu den Gegnern über. Die Propaganda gegen die „böse Pharaonin“ hatte Wirkung gezeigt. Antonius sah keinen Ausweg mehr, beging schließlich Selbstmord.
    Auch Kleopatra setzte ihrem Leben ein Ende. Ihr symbolträchtiger Tod durch den Biss einer Kobra ist wohl Legende. Wahrscheinlich starb sie durch einen Gifttrunk. Mit 39 Jahren endete ein Leben voller Triumphe und Niederlagen, voller Leidenschaften und Brüche. Und mit Kleopatra ging ein Reich unter, das vier Jahrtausende Bestand gehabt hatte. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 01.12.2013ZDF
  • Folge 5 (48 Min.)
    Englands_grosse_Koeniginnen Elisabeth I (Marleen Lohse), Kˆnigin von England. Unter ihrer Herrschaft bl¸hte das Kˆnigreich auf, florierten Handel, Wirtschaft und Kultur. Sie legte den Grundstein f¸r das sp‰tere Britische Empire.Englands_grosse_Koeniginnen Elisabeth I (Marleen Lohse), K?nigin von England. Unter ihrer Herrschaft bl?hte das K?nigreich auf, florierten Handel, Wirtschaft und Kultur. Sie legte den Grundstein f?r das sp?tere Britische Empire.
    Elisabeth wurde in eine Zeit hineingeboren, in der jeder eine Frau auf dem Thron für ein Unglück hielt. Darüber hinaus galt sie als „Hurenbastard“. Denn König Heinrich VIII. hatte die Hofdame Anne Boleyn geheiratet und seine erste Frau Katharina von Aragon verstoßen. Wegen dieser unrechtmäßigen Scheidung brach er mit der Kirche in Rom, was de facto die Gründung der Anglikanischen Kirche, der Church of England war. Als Anne Boleyn am 7. September 1533 Prinzessin Elisabeth zur Welt brachte, war die Enttäuschung groß: Der König brauchte einen männlichen Thronerben. Der Taufe seiner Tochter blieb er fern. Der Sturz von Anne Boleyn folgte rasch. Nach mehreren Fehlgeburten verflog Heinrichs Leidenschaft für seine zweite Frau. Da eine Auflösung der Ehe nicht infrage kam, beschuldigte Heinrich VIII.
    sie des Ehebruchs und ließ sie durch das Beil exekutieren. Wenig später heiratete der König zum dritten Mal: Jane Seymour, die ihm endlich den ersehnten männlichen Erben schenkte. Drei weitere Ehen sollten folgen. Trotz des „Makels ihrer Geburt“ erhielt Elisabeth eine hervorragende Ausbildung: neben Fremdsprachen zählten dazu Musik, Poetik und Philosophie sowie Handarbeiten, die sie jedoch verabscheute. Viel lieber las sie griechische Texte und übte sich in Konversation auf Latein. Ihre profunden Sprachkenntnisse sowie ihr Wissen in Theologie und Philosophie leisteten ihr später als Regentin gute Dienste. Sie war in der Lage, mit fremden Gesandten ohne Dolmetscher zu verhandeln und sich in Kirchenfragen gegenüber Gelehrten und Bischöfen zu behaupten.
    Am liebsten aber saß die junge Frau auf einem Pferd, begeisterte sich fürs Jagen und Bogenschießen. Zeit ihres Lebens versuchte Elisabeth, die Enttäuschung ihres Vaters darüber, dass sie „nur“ als Mädchen geboren worden war, wieder wettzumachen, indem sie besser sein wollte als ein Mann. Nach dem Tod Heinrichs VIII. folgte sein einziger Sohn Eduard VI. auf den englischen Thron. Doch Eduards Gesundheit war schwach, er starb 16-jährig an Schwindsucht. Die älteste Tochter Heinrichs aus der Ehe mit Katharina von Aragon wurde gekrönt, doch war Maria I. in England verhasst: Halb Spanierin und vor allem katholisch, verfolgte sie die „protestantischen Ketzer“ im Land. Das Volk gab ihr dafür den Namen „Bloody Mary“.
    Ihre Halbschwester Elisabeth, die im protestantischen Glauben erzogen worden war, verdächtigte sie des Hochverrats und ließ sie in den Tower werfen. Monatelang bangte Elisabeth um ihr Leben. Doch Maria I. sollte England nur fünf Jahre lang regieren. Als sie starb, bestieg Elisabeth I. den Thron, von der Bevölkerung geliebt als Königin, „die rein englischen Geblüts hier mitten unter uns geboren wurde und uns daher von Natur nahe ist“. Elisabeth I. trat kein leichtes Erbe an: Das Land war im Glauben gespalten, die Staatskasse leer. Da eine unverheiratete Frau auf dem Thron unvorstellbar erschien, geriet sie in der Frage nach dem geeigneten Ehemann unter Druck. Sie galt als beste Partie in der ganzen Christenheit, und ihr anziehendes Äußeres tat ein Übriges, um namhafte Bewerber an den englischen Hof zu locken. Doch Elisabeth I.
    war klug genug, sich nicht festzulegen. Ein ausländischer Fürst an ihrer Seite hätte Englands Unabhängigkeit bedroht, ein englischer Edelmann vielleicht Machtkämpfe in der Aristokratie provoziert. Als das Parlament drängte, die Heirats- und Nachfolgefrage zu regeln, gab sie zur Antwort, sie sei entschlossen, ein jungfräuliches Leben zu führen: „Schließlich soll es mir genügen, wenn auf meinem Grabstein steht, dass eine Königin so und so lange regiert hat und als Jungfrau lebte und starb!“ Eine zweite Maria machte Elisabeth I. nun das Leben schwer: Maria Stuart, Königin von Schottland. Für die Katholiken war sie die rechtmäßige Thronerbin Englands. Jahrelang stellte Maria Stuart für Elisabeth I. eine Bedrohung dar, dennoch schützte die englische Königin ihre schottische Cousine.
    Als Elisabeths Spione jedoch Maria Stuart des Hochverrats überführten, konnte Elisabet (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 08.12.2013ZDF
  • Folge 6 (48 Min.)
    Sie sollte eigentlich nur der Bauch sein, der den Thronfolger auf die Welt bringt: Alma Leiberg als Katharina die Große in der Reihe „Frauen, die Geschichte machten“.
    Mit 14 Jahren geht Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst nach Russland. Die Prinzessin aus dem unbedeutenden deutschen Fürstenhaus wurde ausgewählt, den designierten russischen Thronerben, Großfürst Peter, zu ehelichen. Mit ihrer Heirat konvertiert Sophie vom protestantischen zum russisch-orthodoxen Glauben und erhält den Namen, mit dem sie in die Geschichte eingeht: Katharina. 18 Jahre lebt sie am Zarenhof, gefangen in einer Ehe, die für sie zur Qual wird. Peter und sie sind noch Kinder, als sie zum Paar gemacht werden. Der junge Großfürst ist voller Komplexe und kindlicher Leidenschaften. Katharina langweilt sich in der höfischen Gesellschaft. Sie entdeckt die Welt der Bücher für sich: Romane, antike Historiker und vor allem die Schriften der Aufklärer ziehen sie in ihren Bann.
    Auch körperliche Anziehung stellt sich beim Großfürstenpaar nicht ein, und so bleibt der dringend erwartete Nachwuchs Jahr um Jahr aus. Erst 1754 wird der Sohn Paul geboren, von dem Katharina später offen zugibt, dass er nicht das leibliche Kind ihres Mannes, sondern Ergebnis einer Affäre mit dem hofbekannten Schürzenjäger Sergei Saltykow ist. Kaiserin Elisabeth, die amtierende Regentin, stirbt an Weihnachten 1761, und der Großfürst tritt als Peter III. die Nachfolge an. Die Beziehung zwischen ihm und seiner Frau ist zu diesem Zeitpunkt bereits vollkommen zerrüttet. Katharina hat ein weiteres Kind von einem Liebhaber bekommen und erwartet ein drittes von ihrem aktuellen Geliebten Grigori Orlow. Auch Peter hat sich eine Geliebte zugelegt, und die Anzeichen mehren sich, dass er auf eine Scheidung drängen wird.
    Doch die Großfürstin denkt nicht daran, ihren Platz kampflos zu räumen. Gemeinsam mit Orlow und seinen Brüdern bereitet sie einen Putsch vor. Am 9. Juli 1762 lässt sich Katharina in Petersburg zur Kaiserin ausrufen. Peter ergibt sich nahezu widerstandslos. Wenige Tage später ist er tot. Bei einem angeblichen Streit, an dem auch Grigoris Bruder Alexej Orlow beteiligt ist, sei er unglücklich zu Tode gekommen, heißt es. Zwar konnte nie nachgewiesen werden, dass Katharina einen Mord an ihrem Mann in Auftrag gegeben hat, doch geht die Forschung davon aus, dass sie zumindest duldende Mitwisserin war. Katharina wird im Moskauer Kreml zur Zarin gekrönt und regiert das Land 34 Jahre lang.
    Ihr gelingt es, dem gigantischen russischen Reich eine Verwaltung zu geben, sie reformiert das Bildungswesen und behauptet Russlands Platz im Konzert der europäischen Großmächte. Ihre Kriege vergrößern das russische Territorium erheblich. Für die Aufklärer ihrer Zeit ist sie „das Licht des Nordens“, doch über die Jahrzehnte ihrer Regierung gelingt es ihr nicht, ihren aufklärerischen Schriften ausreichend Taten folgen zu lassen. Ihrer erfolgreichen Regierungsleistung verdankt sie den Beinamen „die Große“, den sie als einzige Herrscherin der Geschichte trägt. In Erinnerung bleibt sie der Nachwelt auch durch ihr abwechslungsreiches Liebesleben, aus dem sie zeitlebens kein Geheimnis macht. 21 Liebhaber stellt sie offiziell bei Hofe als ihre „Favoriten“ vor.
    Die enormen sexuellen Ausschweifungen, die ihr in den folgenden Jahrhunderten angedichtet wurden, hat es aller Wahrscheinlichkeit aber wohl nie gegeben. Gestorben ist sie im Alter von 67 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 10.12.2013ZDF
    Alternativer Episodentitel: 'Katharina die Grosse - der Weg auf den Zarenthron'.

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