Staffel 20: 2022, Folge 1–6

Staffel 20 (2022) von „Faszination Erde“ startete am 06.02.2022 im ZDF.
  • Staffel 20, Folge 1 (45 Min.)
    Das Valentia Lighthouse im Südwesten Irlands leitet bis heute Schiffe sicher in den Hafen. – Bild: phoenix/​ZDF/​Oliver Roetz
    Das Valentia Lighthouse im Südwesten Irlands leitet bis heute Schiffe sicher in den Hafen.
    Die Natur Irlands ist Kulisse für Filme wie „Harry Potter“, „Game of Thrones“, „Star Wars“. In der spektakulären Landschaft blühen Legenden, doch die wahren Geschichten sind oft aufregender.
    Dirk Steffens spürt den Ursachen von Mythen nach. Irland ist reich an Kultstätten, älter als Stonehenge, und an bizarren Landschaften. Im Untergrund unerforschte Flussläufe, vor den Küsten Meeresbewohner, die man hier nicht erwartet: viele Gründe, näher hinzusehen.
    Irland zeigt erstaunlich unterschiedliche Gesichter, Ergebnisse einer bewegten Vergangenheit. Die Landschaften, die als Inspiration für Fantasyfilme dienten, bieten auch Stoff für abenteuerliche Mythen. So beginnt Dirk Steffens seine Reise auf den Spuren von Legenden. In einer Schlossruine stellt er sich den Geistern, die hier herrschen sollen und sich nachts mit eindringlichen Lauten bemerkbar machen. Er stößt dabei auf Eulen, die über besondere Fähigkeiten verfügen.
    Irland Küsten sind legendär. Einst waren sie der Schrecken der Seefahrer. Davon zeugen unzählige Wracks am Meeresboden. Im 19. Jahrhundert wurden unter abenteuerlichen Bedingungen Leuchttürme entlang der Küsten errichtet. Noch heute weisen etwa 70 davon den Seefahrern den sicheren Weg. Eine Küstenlandschaft wird – der Legende nach – dem Streit zweier Riesen zugeschrieben: Einer trieb sein Unwesen in Irland, der andere in Schottland. Die Küste ist allerdings das Ergebnis einer bewegten Vergangenheit und den „Riesenkräften“ aus der Tiefe der Erde zu verdanken.
    Die „Grüne Insel“ ist bekannt für reiche Niederschläge. Doch eine Region ist überraschend karg: Kein Fluss, kein Bach ist auf der Oberfläche zu sehen. Ein Soldat, den es im 17. Jahrhundert hierher verschlagen hatte, beschrieb die Landschaft des Burren so: „Es gibt hier kein Wasser, um einen Mann zu ertränken. Keinen Baum, um ihn aufzuhängen. Und nicht genug Erde, um ihn zu begraben.“ Die Beschreibung mag etwas makaber sein, ist aber durchaus treffend. Und doch wird die Region von einem ausgedehnten Flusssystem durchzogen: im Untergrund. Bis heute tauchen Forschende durch die kilometerlangen Wasserläufe, um sie zu erkunden und zu dokumentieren. Und oben, zwischen den kargen Felsen, gedeiht eine überraschende Vielfalt an Pflanzen. Hier findet man Spezies in Nachbarschaft, die sonst nur in verschiedenen Klimazonen vorkommen.
    Vor der Küste tummeln sich Meeresbewohner, die man vor Irland eher nicht erwartet. Dirk Steffens trifft einen australischen Haiforscher, für den das Meer vor der irischen Küste ein „Eldorado der Haiforschung“ ist. Hier ist er schon mehr als 30 unterschiedlichen Arten begegnet. Einige Tiere hat er mit Sendern versehen, um das noch weitgehend unbekannte Leben der Haie vor Irland zu erforschen und die Frage zu klären: Von wo und warum kommen sie ausgerechnet hierher?
    Eine Fülle von Kultstätten und Hügelgräbern – älter als Stonehenge – zeugen nicht nur davon, dass Irland schon vor langer Zeit Siedler angezogen hat. Sie offenbaren auch, was die Menschen vor mehr als 5000 Jahren schon von Himmelserscheinungen wussten. Forschende sind mit modernen technischen Methoden diesem Wissen auf der Spur und enthüllen, nach welchen durchdachten Regeln Kultbauten errichtet wurden.
    Vor der Küste sind inzwischen etliche Inseln verlassen. An den Stränden der Geisterinseln haben sich Robbenkolonien niedergelassen, die sich dort ungestört entwickeln können. Einer Legende nach tummeln sich hier auch „Selkies“ – Wesen, halb Robbe, halb wunderschöne Frau. Dirk Steffens hat eine der Geisterinseln besucht und kann erzählen, was es mit dieser Legende – wie mit manch anderer – auf sich hat. Die Reise durch Irland eröffnet überraschende Blicke auf die „Grüne Insel“ und auf Geschichten hinter Geschichten, die faszinieren. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 06.02.2022ZDF
  • Staffel 20, Folge 2 (45 Min.)
    Inseln waren schon immer Sehnsuchtsorte, aber auch Inspirationsquellen für Kunst und Mythologie. So sind das Labyrinth des Minotaurus, König Artus’ Avalon und Robinson Crusoe ohne Inseln undenkbar, ebenso Filme wie Jurassic Park oder King Kong.
    Selbst an Land gibt es Inseln, die dem Leben nur begrenzten Raum lassen. Sie bringen einzigartige Lebewesen hervor. Inselwelten sind Quelle von Mythen – und sie sind gefährdet.
    Die Tafelberge Venezuelas ragen wie Inseln aus dem Wolkenmeer und sind von seltsamen Kreaturen bevölkert. Oasen im Meer des Sahara-Sands bewahren Krokodile samt einer merkwürdigen Lebensgemeinschaft. Und der Vulkanismus auf La Palma schafft täglich neue Inselwelten.
    Die Kanaren sind das Ergebnis des unruhigen Erdinnern. Vulkane wuchsen vom Meeresgrund bis über die Wasseroberfläche. Satellitenaufnahmen zeigen, wie La Palma durch den aktuellen Vulkanausbruch bereits um mehr als 40 Hektar gewachsen ist. Lavaflüsse eines früheren Ausbruchs schufen eine Insel auf der Insel: Nur auf einem kleinen Flecken überlebten einzigartige Pflanzen, ringsherum wurde dagegen alles unter der glühend heißen Masse begraben. Die aktuellen Ausbrüche werden das Gesicht der Insel weiter verändern und vermutlich auch weitere isolierte Regionen schaffen – Refugien für neues und überraschendes Leben. Dirk Steffens erkundet die Inseln auf der Insel und das, was vielleicht gerade neu entsteht.
    Seine Erkundungsreise führt Dirk Steffens auch nach Neuguinea, der zweitgrößten Insel der Welt. Sie ist die Heimat von Paradiesvögeln, um die sich unzählige Legenden ranken. Die einzelnen Arten zeigen eine schier unglaubliche Vielfalt an Farben, schmückenden Federn und Tänzen. Diese überbordende Fülle war lange ein Rätsel der Evolution. Heute weiß man, dass sie Inseln auf der Insel zu verdanken ist. Paradiesvögel galten als Boten der Götter. Da die ersten europäischen Entdecker Paradiesvogel-Bälge ohne Füße sahen, förderte dies den Mythos, dass die Tiere sich wie Fabelwesen nie auf der Erde niederließen.
    Eine der abgelegensten Gegenden der Welt liegt an Land: die Tepuis in Venezuela. Doch die Gipfelplateaus dieser „Himmelsinseln“ sind so isoliert voneinander – und vom Rest der Welt – wie Vulkaninseln mitten im Ozean. Die trennende Barriere bildet bei den Tafelbergen jedoch nicht das Wasser, sondern bis zu 1000 Meter hohe, senkrecht aus den umliegenden Wäldern aufragende Felswände. Auf den Plateaus entdeckten Forschende tatsächlich viele Arten, die es nur hier gibt. Die Isolation schafft einzigartige Bedingungen für die Evolution.
    Die Insel Madagaskar beheimatet eine besondere Primatenart: Lemuren, um die hundert verschiedene Arten. Es gibt sie nirgendwo sonst auf der Welt. Der Ursprung dieser Primaten wirft noch heute Fragen auf. Die Suche nach ihren Wurzeln lässt darauf schließen, dass deren Vorfahren auf abenteuerliche Weise von den Hunderte Kilometer entfernten Landmassen kamen.
    Die Inselbedingungen haben zur Entwicklung überraschend vieler Arten geführt. Doch ein kleiner nachtaktiver Lemur fällt aus der Reihe: Das Aye-Aye, für manche das hässlichste Tier der Welt, für andere der sonderbarste Primat überhaupt. Seine Zähne ähneln denen eines Nagetiers, seine Ohren denen einer Fledermaus, und sein stark verlängerter Mittelfinger ist einzigartig: wichtiges Werkzeug für eine erstaunliche Überlebensstrategie.
    Naturschutzgebiete sind vom Menschen eingerichtete Inseln. Sie sollen dem Artenschutz dienen, die Isolierung von Lebensräumen in einem Meer aus Feldern, Siedlungen und Straßen birgt aber auch Gefahren. Einer europäischen Katzenart wurde dies um ein Haar zum Verhängnis: dem Pardelluchs. Einst war er auf der Iberischen Halbinsel weitverbreitet, dann starb er in immer mehr Regionen aus: aufgrund von Jagd, Verlust an Lebensraum und Dezimierung der Beute. Im Jahr 2002 erklärte man den Pardelluchs zur seltensten Katze der Welt. Es lebten nur noch 94 Exemplare in zwei voneinander isolierten Gebieten in Freiheit: zu wenige auf zu kleinen Inseln, um das Überleben der Art auf Dauer zu sichern. Dirk Steffens zeigt, wie internationale Forscherteams darum kämpfen, die Art zu erhalten.
    Ob umgeben von einem Meer oder von einer völlig anderen Umgebung – Inseln bewahren einzigartige Welten. Sie sind Heimat einzigartiger, hoch spezialisierter Tiere und Pflanzen. Ob Wüstenoase oder Vulkaninsel: Dirk Steffens zeigt, wie die Isolation das Leben prägt, wie Inseln Leben erhalten – und wie fragil Inselwelten gleichzeitig sind. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 13.02.2022ZDF
  • Staffel 20, Folge 3 (45 Min.)
    Feuer mit Feuer bekämpfen: Dirk Steffens zeigt, wie mit absichtlich gelegten Feuern verheerende Wildfeuer verhindert werden können.
    Meldungen über verheerende Brände weltweit bestimmen immer häufiger die Schlagzeilen. Forschende sprechen bereits vom Pyrozän, dem Zeitalter des Feuers.
    Feuer ist Bedrohung und schöpferische Naturkraft zugleich. Der Zugang zu Wärme, Licht und neuen Möglichkeiten der Nahrungszubereitung waren Voraussetzungen für die Entwicklung des Menschen. Dirk Steffens erkundet eine Welt in Flammen, die zum Umdenken zwingt.
    Die Prognosen sind eindeutig: Bei einer globalen Temperaturerhöhung um zwei Grad Celsius wird sich die Zahl der Tage, an denen es heiß und trocken genug für Wildfeuer ist, allein im Mittelmeerraum mehr als verdoppeln. Dass die zunehmende Brandgefahr zum Großteil auf das Konto von uns Menschen geht, verwundert niemanden mehr. Doch manchmal sind die Gründe dafür überraschend. Die Brandkatastrophen in Portugal im Jahr 2017 waren deshalb so dramatisch, weil ein vor mehr als 170 Jahren importierter Exot die Brennbarkeit der dortigen Wälder erhöht: Eukalyptus. Die ätherischen Öle der Bäume wirken wie Zunder und sind Brandbeschleuniger für alle übrigen Pflanzen in ihrer Umgebung. Dem Eukalyptus selbst können die Flammen jedoch nichts anhaben. So übersteht er Waldbrände bestens und dominiert bald schon die verbrannten Regionen. Damit verändert er das Gesicht der Wälder.
    Manchmal sind es aber auch Tiere, die die Feuerregimes auf der Erde maßgeblich bestimmen. Was die eiszeitliche Megafauna mit der Häufigkeit von Flächenbränden zu tun hat, welch tiefgreifende Veränderungen unsere Vorfahren verursachten und welche Parallelen dazu für die Savannen Afrikas gezogen werden können, ist Gegenstand einer interdisziplinären Forschungsgeschichte.
    Auf dem Feuerkontinent Afrika gibt es eine Landschaftsform, die sogar gänzlich von Feuer abhängig ist: die Savanne. Wiederkehrende Brände sind nicht nur notwendig für den Erhalt dieser ikonischen Landschaft, Elefanten und andere Savannen-Bewohner bestimmen selbst mit, wie häufig es brennt, und manche Tiere haben sich sogar darauf spezialisiert, die Flammen zur Beutejagd zu nutzen.
    Erst durch die Beherrschung des Feuers konnten sich unsere Vorfahren neue Nahrungsquellen erschließen, und das war entscheidend: Gebratenes Fleisch lieferte nicht nur mehr Kalorien, es ermöglichte auch die Weiterentwicklung des menschlichen Gehirns. Dirk Steffens begibt sich auf die Spuren unserer Ahnen und erfährt, welche Revolution es einst bedeutete, das Feuer zu beherrschen.
    Die Kontrolle über das Feuer hat die Entwicklung unserer Zivilisation erst ermöglicht. Doch mit dem wachsenden Ausmaß der Nutzung fossiler Brennstoffe gefährden wir ein uraltes Gleichgewicht. Satellitendaten offenbaren, dass es mancherorts heute mehr und intensiver brennt als in den vergangenen Jahrzehnten. Wildfeuer setzen global fast ein Viertel so viel CO2 jährlich frei, wie durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe entsteht. Das meiste davon wird wieder gebunden, wenn die Vegetation nachwächst. Doch wenn dafür in Zukunft nicht mehr genügend Zeit bleibt, dann werden Wildfeuer die Klimakrise verschärfen. Haben wir unsere Herrschaft über das Feuer inzwischen verloren?
    Noch bleibt Zeit, gegenzusteuern. Doch wir werden auch lernen müssen, mit dem Feuer, mit gewaltigen Bränden zu leben. Denn die Geschichte zeigt: Radikaler Brandschutz kann das Problem sogar verschärfen. In Kalifornien legt Dirk Steffens absichtlich Feuer – und zeigt, wie Feuer selbst zum Schutz vor der zerstörerischen Kraft des Elements genutzt werden kann. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 20.02.2022ZDF
  • Staffel 20, Folge 4 (45 Min.)
    Frech, neugierig und sehr schlau: Kakadus zählen zu den besten Werkzeugmachern im Tierreich.
    Sie können Werkzeuge gebrauchen, kniffelige Probleme lösen und Pläne schmieden. Viele Tiere sind tierisch schlau. So schlau, dass sie bei vielen Aufgaben sogar mit den Menschen gleichziehen.
    Eine Erdnuss liegt auf dem Boden einer engen Plastiksäule. Zu weit unten, um sie mit den Fingern zu greifen. Es gibt keinen Stock oder ähnliches, um sie herauszuangeln. Was ist zu tun? Orang-Utans finden die Lösung in wenigen Minuten, ohne Versuch und Irrtum.
    Die Orang-Utans durchdenken die Aufgabe im Kopf, finden die richtige Lösung und verfolgen ihren Plan, bis sie erfolgreich sind. In dieser Episode der Sendereihe „Faszination Erde“ trifft Dirk Steffens auf viele tierische Intelligenzbestien. Aber auch auf Tiere, die von der Natur nicht unbedingt mit sonderlich viel Grips gesegnet sind. Die Koalas etwa zählen eher zu den Spatzenhirnen der Natur. Sie verschlafen den Großteil des Tages, und wenn sie mal wach sind, fressen sie. Denken ist nicht ihre Stärke.
    Wie kommt es zu diesen Unterschieden? Forschende sind dem Rätsel der Intelligenz auf der Spur. Die Größe des Gehirns spielt dabei eine wichtige Rolle. Doch es zählt nicht nur die Größe, sondern auch, was drin ist. So mancher winzige Denkapparat entpuppt sich als wahre Intelligenzschmiede. Trotz eines relativ einfachen Gehirns sind einige Vogelarten zu erstaunlichen Leistungen fähig. Die Goffinkakadus zählen zu den Stars der Intelligenzforschung. Sie sind Meister im Gebrauch von Werkzeugen. Forschende haben in ihrer Heimat, den indonesischen Tanimbar-Inseln beobachtet, dass sie drei verschiedene Werkzeuge herstellen und gezielt nacheinander einsetzen, um an die Samen einer tropischen Frucht zu gelangen. Sie nutzen quasi Besteck. Kakadus sind sehr neugierig und erfinderisch. In ihrer Heimat müssen sie ständig nach neuen Nahrungsquellen suchen.
    Die Intelligenz der Tiere steht immer im Zusammenhang mit dem Lebensraum, in dem sie zu finden ist. Dirk Steffens unternimmt eine Reise zu den größten Intelligenzbestien der Welt. Ein Tier ist eine besondere Kuriosität der Natur. Seine nächsten Verwandten sind Schnecken und Muscheln. Der Oktopus hat drei Herzen, blaues Blut und ein Nervensystem, das sich fundamental von dem menschlichen unterscheidet. Und doch stellen ausgerechnet die Kopffüßer die Intelligenzforschung auf den Kopf. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 25.09.2022ZDFDeutsche Online-PremiereFr 23.09.2022ZDFmediathek
  • Staffel 20, Folge 5 (35 Min.)
    Das gezahnte Profil der Berge in „Las Medulas“ ist nicht natürlichen Ursprungs – es ist das gigantische Werk von Menschen. Dirk Steffens enthüllt, was hinter der „Ruina Montium“ steckt.
    Steile Canyons, weitläufige Prärien und zerklüftete Wüstengebiete. Landschaften wie aus einem Wildwestfilm, jedoch nicht in Amerika, sondern am westlichen Rand Europas.
    Europas wilder Westen – Spanien und Portugal haben zu Recht diesen Ruf. Dirk Steffens erforscht die ungezähmten Landschaften auf der Iberischen Halbinsel. Wie kommt es, dass nicht nur Tiere wie Bär und Geier an den amerikanischen Wilden Westen erinnern?
    Am äußersten westlichen Rand des europäischen Kontinents liegt eine Region faszinierender Gegensätze. Dirk Steffens erkundet die waldbedeckten Gebirgszüge im Norden und die schroffen und kargen Trockengebiete im Süden. Dort erlebt er auf dem Rücken eines Pferdes ein Spektakel, das aus einem Italowestern stammen könnte. Nebenberufliche Cowboys, die sogenannten Yegüerizos, treiben einmal im Jahr im Nationalpark Doñana über 1000 wild lebende Stuten und Fohlen durch das Westernstädtchen El Rocío. Was verbirgt sich hinter dem traditionsreichen Fest „Saca de las Yeguas“?
    Die Pferde Spaniens haben eine bewegte Geschichte hinter sich. Sie schlagen eine überraschende Verbindung zum amerikanischen Wilden Westen. Vor über 500 Jahren gingen einige Pferderassen aus Spanien – vorwiegend Berber und Araber – auf eine ganz besondere Reise über den Atlantik: Sie waren an Bord der Schiffe spanischer Entdecker, auf dem Weg in die „Neue Welt“. Mit Kolumbus kamen zum ersten Mal domestizierte Pferde auf den amerikanischen Kontinent. Einige der tierischen Neuankömmlinge verwilderten in den Weiten der amerikanischen Prärien. Die entflohenen Hauspferde entwickelten sich zu dem amerikanischen Symbol für Freiheit und Pioniergeist: die heutigen Mustangs.
    Die Pferde haben sich vielleicht auch deshalb so erfolgreich in Amerika eingelebt, weil die Landschaften „hüben“ wie „drüben“ ähneln. In der wilden Bergwelt Kantabriens in Spanien könnte man meinen, inmitten der „Rockies“ unterwegs zu sein. In der Cordillera Cantábrica, der Verlängerung der Pyrenäen, finden sich der Rückzugsort für zahlreiche bedrohte Tierarten wie Schmutz- und Bartgeier sowie die letzten Braunbären der Iberischen Halbinsel.
    Dirk Steffens macht sich mit zwei besonderen Experten auf Bärensuche: mit Vincenzo Penteriani, Braunbären-Forscher, und Bhalu, seinem Bärenhund, dessen speziell trainierter Geruchssinn Bären aufspürt. Über das Auffinden sogenannter Reibebäume möchten Forscher mehr über die Kommunikation zwischen den Bären herausfinden. Denn je mehr wir über das Verhalten der Wildtiere wissen, desto besser können wir sie in dicht besiedelten Regionen schützen.
    Europas wilder Westen hat ebenfalls einen Goldrausch aufzubieten. Allerdings fand der schon vor Jahrtausenden statt. Dirk Steffens erforscht die größte Goldmine des römischen Reiches, Las Médulas. Die Technik, mit der die Römer den Schatz hoben, war einzigartig. „Was dort geschieht, übersteigt das Werk von Giganten“, so beschreibt Plinius der Ältere die Abbaumethode vor rund 2000 Jahren.
    Tektonische Kräfte brachten nicht nur das Gold aus dem Inneren der Erde nach oben, sie formten auch das Erscheinungsbild der Iberischen Halbinsel – und das seit Millionen von Jahren. An der Südküste Spaniens ist durch diese gewaltigen Kräfte ein besonderer Ort entstanden, die Meerenge von Gibraltar.
    Kaum einer ahnt, was sich am Meeresgrund des Nadelöhres befindet. An der Oberfläche passieren täglich bis zu 400 Schiffe. Nichts deutet auf die geologische Besonderheit in der Tiefe hin, durch die in der Meerenge ein außergewöhnliches Ökosystem entstanden ist. Dirk Steffens begleitet eine Crew von Wissenschaftlern zum Paradies für Meeresbewohner, das es zu schützen gilt.
    Europas Westen ist weit mehr als ein Wild West im Kleinen: ein Schmelztiegel der Tier- und Pflanzenwelt, europäischer Geschichte und Kultur. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 02.10.2022ZDFDeutsche Online-PremiereSo 25.09.2022ZDFmediathek
  • Staffel 20, Folge 6 (45 Min.)
    Der Rückgang vieler Gletscher in Alaska birgt eine unerwartete Gefahr: Tsunamis.
    Mit Frühlingsbeginn erwacht Alaska aus dem Winterschlaf. Es ist ein Leben im Zeitraffer – nur vier Monate bleiben bis zum nächsten Winter. Doch der Klimawandel bringt Veränderung.
    Alaska ist geprägt von extremen Wintern und kurzen Sommern. Das Leben hat sich auf diesen Rhythmus eingestimmt. Doch der Frühling in Alaska beginnt nun immer früher. Die Region heizt sich auf. Wie können Tiere und Pflanzen diese Herausforderung meistern?
    In Alaska herrscht neun Monate lang Winter. Frühling und Sommer sind kurz und müssen von allen Bewohnern des nördlichsten Staates der USA gut genutzt werden. Bären fressen sich über den Sommer Speck an, Wale ziehen in den kalten Norden, um sich am üppigen Nahrungsangebot im Meer zu bedienen, und Lachse nutzen die Zeit zur Paarung und zum Laichen. Während des langen Winters läuft das Leben dann auf Sparflamme. Der arktische Ziesel, ein Erdhörnchen, friert dann regelrecht ein – im wahrsten Sinne des Wortes. Doch diese Jahresrhythmen beginnen, sich zu verändern, denn kaum eine Region ist so sehr vom Klimawandel betroffen wie Alaska.
    In Alaska leben etwa 100.000 Bären, die größten Exemplare können 600 Kilogramm wiegen. Alaskas Braunbären sind berühmt für ihre Fähigkeit, Lachs zu fangen. Dirk Steffens entdeckt jedoch eine Gruppe von Küstenbraunbären, die ein ganz anders Verhalten zeigen: Sie weiden wie Kühe auf einer grünen Wiese. Und das hat seinen Grund: Durch das Weiden wird die während der Wintermonate lahmgelegte Verdauung wieder in Gang gesetzt. Das gefressene Gras reinigt zudem den Darm und macht satt. Erst, wenn die Lachse beginnen, auf dem Weg zu ihren Laichorten die Flüsse hochzuschwimmen, wechselt der Speiseplan der Bären: Dann steht Lachs ganz oben auf der Liste.
    Der sogenannte Lachslauf – englisch „Salmon Run“ – dauert drei bis vier Wochen. Nicht nur die Bären nutzen diese Zeit des Überflusses. Wie in früheren Zeiten, als es in dem entlegenen Gebiet noch keine Einkaufsmöglichkeiten gab, füllen dann auch die menschlichen Bewohner Alaskas ihre Vorräte für den Winter auf. Der allsommerliche private Fischfang ist in Alaska ein wahres Spektakel. Hunderte Menschen stehen Schulter an Schulter mit Anglerhosen im Meer und ziehen mit mannshohen Keschern Lachse aus dem Wasser. Dirk Steffens begibt sich mitten hinein in diesen Event und lernt, dass in Alaska nicht jeder seinen Kescher ins Wasser halten darf.
    Wie artenreich der Golf von Alaska ist, bekam das Filmteam hautnah zu spüren. Während der Dreharbeiten begann eine Gruppe von etwa neun Buckelwalen mit der Jagd auf Fisch. Die bis zu 30 Tonnen schweren Tiere ließen sich dabei von Dirk Steffens im Kajak nicht stören. So konnte er ihre besondere Jagdtechnik aus nächster Nähe beobachten: Buckelwale treiben Fisch mit gezielt eingesetzten Blasen ihrer Atemluft zusammen und schließen den Fischschwarm in einem Netz aus Luftblasen ein, um ihn schließlich gemeinsam zu fressen.
    Im Winter 2015 wurden die reichen Jagdgründe vor den Küsten Alaskas für viele Tiere zur Todesfalle. Dutzende Wale und Hunderttausende Seevögel überlebten den Winter nicht. Damit begann ein regelrechter Forschungskrimi: Wer oder was hatte die Tiere auf dem Gewissen? Dirk Steffens begleitet Forschende bei ihren regelmäßigen Untersuchungen des Ozeans und erfährt, dass damals eine marine Hitzewelle herrschte, mit Wassertemperaturen rund zwei Grad Celsius über dem Durchschnitt. Doch wie kann eine so kleine Temperaturänderung solch dramatische Folgen haben? Und was bedeutet das für die Zukunft der marinen Ökosysteme?
    Die Veränderungen, die der ewige Frühling in Alaska mit sich bringt, könnten in Zukunft sogar Katastrophen auslösen. Höhere Temperaturen und mehr Niederschlag weichen den Boden auf. In Alaska kommt es deshalb immer häufiger zu gewaltigen Gerölllawinen, die ganze Straßen unter sich begraben – eine Gefahr für Leib und Leben. Die Behörden sind alarmiert und beauftragen internationale Forscherteams, die Hangrutsche zu untersuchen.
    Eine Flanke des Portage-Gletschers bewegt sich so schnell, dass eine Gerölllawine in den darunterliegenden See rasen und dort sogar einen gigantischen Tsunami auslösen könnte. Die am gegenüberliegenden Ufer liegende Stadt Seward wäre einem solchen Tsunami schutzlos ausgeliefert. Dirk Steffens begleitet ein internationales Team auf den gefährlichen Gletscher. An seinen Hängen installieren die Forschenden GPS-Geräte, die, mit Autobatterien angetrieben, über drei Jahre hinweg Signale der Bewegung senden sollen.
    In Alaska lässt sich der Klimawandel im Zeitraffer beobachten, denn er hält dort schneller Einzug als im Rest der Welt. Die Veränderungen sind gewaltig. Sind seine Bewohner gewappnet für ein Leben im ewigen Frühling? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 09.10.2022ZDF

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