Staffel 2, Folge 1–3

Staffel 2 von „Deutschland von oben“ startete am 15.05.2011 im ZDF.
  • Staffel 2, Folge 1 (45 Min.)
    Deutschland ist von einem Städtenetz überzogen. Neben den zehn großen Metropolen Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart, Düsseldorf, Dortmund, Essen und Bremen gibt es hunderte von Klein- und Mittelstädten.
    85 Prozent der Deutschen leben heute in diesen Großstädten, Städten und Städtchen.
    Auch die zweite Staffel „Deutschland von oben“ schaut aus der Luft auf Deutschlands Städte und entlockt ihnen die ungewöhnlichsten Perspektiven und manche Geheimnisse. Etwa bei der Fahrt mit dem einzigen deutschen Zeppelin: Eine Mission des Forschungszentrums Jülich misst vom Luftschiff aus die Schadstoffe und ihre Verteilung in der Atmosphäre. Ist die Luft über Frankfurt oder Ludwigshafen tatsächlich schlechter als im Schwarzwald oder in Freiburg?
    Aus der Luft identifiziert der Luftbild-Archäologe Klaus Leidorf die verschütteten Überreste der ältesten Stadt Deutschlands. Das oberbayerische Manching, in der Nähe von Ingolstadt, war die Großstadt der Kelten. Bis zu 10°000 Menschen lebten hier in der Eisenzeit – mehr als in irgendeiner Stadt nördlich der Alpen. Klaus Leidorf kann bis heute Teile der sieben Kilometer langen Stadtmauern des alten Manching nachweisen. Schon in der Eisenzeit waren die Städte Ausgangspunkt von Wohlstand und Kultur. Doch warum verschwand das alte Oppidum von Manching, das später die Römer übernahmen, für Jahrhunderte von der Bildfläche?
    Fast alle deutschen Großstädte sind zur Zeit der Römer oder im hohen Mittelalter entstanden und haben ihre Stellung über Jahrhunderte verteidigen können. Römer-Gründungen wie Köln oder Mainz wuchsen in ihrem heutigen Bauplan entlang der römischen Garnisonsstraßen. Städte wie Bamberg oder Münster blieben über mehr als 1000 Jahre wichtige Bischofssitze. Hafenstädte wie Bremen, Hamburg und Duisburg am Rhein kämpften über die Jahrhunderte um ihren Verkehrszugang zum Meer und stellten sich ständig neu auf immer größere Schiffe ein. Im Ruhrgebiet erfinden sich die einstigen Stahl-Giganten Dortmund und Essen nach der De-Industrialisierung gerade neu und werden zu Magneten für junge Leute.
    Warum bleiben wir über Jahrhunderte an denselben Orten, obwohl die alte Anziehungskraft der Städte gar nicht mehr nachvollziehbar ist? Wann wird ein Ort zur verlassenen Goldgräberstadt, wie einst Manching? Aus der Vogelperspektive erkennt man beispielsweise auch, an welchen Plätzen die Toten begraben werden. Wie kaum eine andere Stadt lässt die Millionenstadt Köln von oben ihre Stadt der Toten erkennen.
    Die radikalsten Umbrüche in deutschen Städten hat der Bombenkrieg verursacht. Hamburg, Dresden, Köln und Dortmund, Nürnberg oder Stuttgart wurden zwischen 1943 und 1945 dem Erdboden gleichgemacht. Danach mussten Bürger und Stadtväter entscheiden, wie viel sie wieder aufbauen – oder ob sie auf dem nahezu gleichen Stadtplan eine moderne Stadt neu erstehen lassen wollten. Nürnberg oder Münster bauten Teile ihrer mittelalterlichen Altstadt nach – in vereinfachter Form, aber doch mit Erfolg.
    Andere deutsche Städte wurden insgesamt am Reißbrett geplant und aus dem Boden gestampft: Planstädte wie Karlsruhe, Mannheim oder Freudenstadt von baufreudigen badischen Königen, Retortenstädte wie Wolfsburg oder Eisenhüttenstadt von den beiden deutschen Diktaturen. Im Wachstum aller großen Städte sind heute die Planungsquadrate zu sehen. Die Moden und Verirrungen der Stadtplanung sind aus der Luft überall zu erkennen und manchmal zu spüren. In Berlin etwa lassen sich aus der Luft unterschiedliche Wärmezonen verschiedener Stadtgebiete präzise messen. Wegen der Gebäuderiegel heizen sich im Sommer manche Stadtteile um fünf Grad mehr auf als andere Bezirke.
    Das Weltkulturerbe von Bamberg, das auf seinen sieben Hügeln als das deutsche Rom gilt oder Bremen, das als die englischste Stadt Deutschlands und von Städteforschern als „lebenswerteste Stadt Deutschlands“ eingestuft wird, sind dagegen nicht nur aus der Höhe betrachtet eine Augenweide. Das Ebenmaß des Zufalls und der maßvollen Bauregeln ergibt offenbar das, was uns heute am Bild unserer Städte besonders fasziniert. Ein Besuch in dem aus dem Mittelalter in unsere Zeit gespülte Nördlingen in Schwaben, einst freie Reichsstadt, scheint wie eine Zeitreise. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 15.05.2011ZDF
  • Staffel 2, Folge 2 (45 Min.)
    Deutschlands Städte leuchten, wenn man unser Land vom Satelliten aus betrachtet. Doch zwischen den Lichtknoten der dicht bewohnten Gebiete liegen die viel größeren dunklen Flächen, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Aus der Vogelperspektive betrachtet erkennt man, dass Deutschland zwar ein Industrieland ist, noch viel mehr aber eines der waldreichsten Länder Europas – fast ein Drittel unserer Heimat ist von Wald bedeckt. Und Bäume bedeuten uns offenbar seit jeher mehr, als den meisten unserer Nachbarn.
    So schwebt die Kamera für die zweite Folge der neuen Staffel Reihe „Deutschland von oben“ über den Wipfeln von Eichen und Tannen, dem Inbegriff der deutschen Version von Romantik. Und weiter oben, oberhalb der Baumgrenze, schauen wir hinab in das Revier der Steinböcke und Gämsen auf 2500 Metern, auf halsbrecherisch steile Gebirgskämme und Abgründe an Geißhorn und Nebelhorn in den Oberstdorfer Alpen.
    Und im abgelegenen Nationalpark Berchtesgadener Land begleitet das „Deutschland von oben“-Team Spezial-Hubschrauber, die von Borkenkäfern befalle Bäume durch die Luft aus Steilhängen bergen. Ein Streitfall, denn im Nationalpark möchte man eigentlich alles den Naturprozessen überlassen – muss dann aber doch helfen. Auch den letzten 500 Wildpferden Deutschlands, die kaum dreißig Kilometer von der Mega-Großstadt Ruhrgebiet entfernt im Merfelder Bruch leben, wird indirekt geholfen, wenn einmal im Jahr die jungen Hengste aus der Herde heraus gefangen werden; was geschieht, um Inzucht zu vermeiden.
    Der Zusammenprall von Natur und Schwerindustrien, von Wildnis und Hightech ist typisch für die Industrienation Deutschland: Vier Fünftel unseres Landes sind Wälder, Heide oder Agrarflächen. Doch gänzlich unberührte Natur findet man nur noch selten – entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze oder in den unzugänglichen Gebirgsregionen.
    Wir leben in einem Land, dessen Gegensätze auf engem Raum erstaunlich sind: von den Mondlandschaftskratern des Braunkohletagebaus in der Lausitz, deren unendliche Abraumhalden per Laserscan aus dem Heli vermessen werden, über die Weinernte auf den bizarren Terrassen des erloschenen Vulkans Kaiserstuhl tief in Südbaden, bis hin zum größten Heavy Metal Festival der Welt auf den Weiden des schleswig-holsteinischen Kuhdorfs Wacken. Auf 1800 Einwohner kommen dort jedes Jahr 75 000 Konzertgäste. Das Verkehrschaos an Ab- und Anreisetagen wird aus dem Helikopter ebenso überwacht, wie die größte Zeltstadt Deutschlands, die dort jedes Jahr für drei laute Tage entsteht.
    Im scharfen Kontrast dazu stehen andere Ereignisse, die sich über unseren Köpfen abspielen: Wenn die Kraniche über der Elbtalaue einschweben oder sich 100 000 Wildgänse an der Ems-Mündung und am Niederrhein einfinden, wenn die Jungstörche der Saison sich zu ihrer ersten Abreise in den Süden versammeln oder die Fohlen der Wildpferde in Dülmen ihre ersten Schritte ins Leben machen, ist das ein Spektakel, das man so noch nie aus der Luft gesehen hat. „Deutschland von oben“ zeigt es, ebenso wie heimische Wildtiere, die so unsichtbar sind, dass man sie nur per Satellit aus dem Weltraum verfolgen kann – wie die Luchse im Harz oder im Bayerischen Wald.
    „Deutschland von oben“ begleitet auch das Team des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen beim Start eines der Satelliten, die unser komplexes Leben am Boden etwas einfacher gestalten: Ohne Satelliten gäbe es keine GPS-Navigation, keine Hightech-Spionage, kein Satelliten-Fernsehen. Und keine der Animationen in „Deutschland von oben“. Und es gäbe auch nicht jene Vorhersagen, unter denen wir Deutschen am liebsten leiden: das Wetter. Über 2000 Messstationen gibt in Deutschland – allerdings auch auf dem Boden. Die zweithöchste von ihnen liegt auf dem Wendelstein, einem der höchsten Arbeitsplätze in Deutschland. Strahlenden Sonnenschein findet Claudia Hinz, die Wetterfrau vom Wendelstein todlangweilig. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 17.05.2011ZDFneo
  • Staffel 2, Folge 3 (45 Min.)
    Verglichen mit Frankreich, Italien oder Spanien hat Deutschland nur relativ kurze Küstenstrecken. Doch nichts prägt unser Land so, wie das Wasser. Dass Deutschland aus der Vogelperspektive so grün aussieht, voller Bäume und Wälder, Wiesen, Äcker und Parks, liegt vor allem daran, dass es bei uns viel regnet. Und entlang der zahlreichen Flüsse konnten Waren, Informationen, Kultur und nicht zuletzt Menschen schon früh reisen.
    Die deutschen Gewässer wurden bereits als Transportwege genutzt, als das Reisen noch beschwerlich und langsam war. Heute ahmen wir das Netzwerk des Wassers überall nach: bei unseren Warenströmen über die Straßen, bei der Verteilung von Strom, Gas, Kohle und Öl. Alles fließt – im Industrieland Deutschland. Manchmal muss sogar ein Hafen dem Fluss dorthin folgen, wohin er sein Bett verlegt. Wie der gigantische Binnenhafen von Duisburg-Ruhrort am Zusammenfluss von Rhein und Ruhr.
    Die Römer nutzten den wichtigsten deutschen Fluss, den Rhein, zum Vormarsch Richtung Norden. In Xanten am Niederrhein stampften sie ihre zeitweise größte Stadt nördlich der Alpen aus dem Boden. Der Bochumer Luftbildarchäologe Bao Song sucht derzeit vom Propeller-Flugzeug aus die sichtbaren Überreste der Römer-Lager am Nordrand des heutigen Ruhrpotts. Auch jenes Lager, in das sich Feldherr Varus und die geschundenen Legionäre nach der Schlacht gegen Hermann den Cherusker flüchteten.
    Der Rhein blieb zwei Jahrtausende die Kulturachse Deutschlands. Die Burgen am Mittelrhein, von Burg Katz und Burg Maus bis zum wuchtigen Rheinfels, sind heute Unesco-Weltkulturerbe. Wie eine Architektur- und Macht-Ausstellung thronen sie an den Spornen der steilen Rheinufer. Heute siedeln entlang des Rheins besonders viele große Industrien, darunter die chemischen Großfabriken von BASF, über Hoechst bis zu Bayer, eingerahmt von riesigen Kraftwerks-Komplexen, die das Rheinwasser zum Kühlen von Kernkraft-Reaktoren und konventionellen Turbinen entnehmen und es anschließend aufgewärmt wieder in den Strom zurückpumpen. Die Abwässer, selbst die aus den Klärwerken, sind heute meist sauberer, als das eigentliche Flusswasser. Aber die Erwärmung des Wassers unserer Flüsse erzeugt Probleme. An vielen Orten prüft die Polizei inzwischen mit Infrarot-Kameras und aus dem Hubschrauber heraus, mit welcher Temperatur Abwasser in Neckar oder Rhein gepumpt wird.
    Doch nicht nur der Rhein und seine viel genutzten Nebenflüsse Neckar, Main und Ruhr prägen das Land. Aus der Luft betrachtet scheint die Zeit an der Elbe beinahe stehengeblieben. Nirgendwo ist so viel Platz für Wasservögel wie in der Elbtalaue, wo sich im Spätsommer die Jungstörche startklar für den Winterurlaub im Süden machen. Ganz allein, ohne Eltern. Genau umgekehrt finden sich am Niederrhein und an der Emsmündung Hunderttausende von Wildgänsen aus der Arktis und Sibirien zum Überwintern ein – weil unser Dezember und Januar geradezu angenehm mild für sie sind.
    Auf Helgoland, Deutschlands einziger Hochsee-Insel, finden es die stattlichen Kegelrobben vergleichsweise so angenehm, dass sie inzwischen rund um Weihnachten an den Stränden der Düne ihre Jungen zur Welt bringen. Und etwas weiter südlich, am Strand der ostfriesischen Insel Juist, setzen die Helfer von der Robben-Aufzuchtstation in Norddeich jeden Herbst die mühsam aufgepäppelten Heuler aus. Aus der Luft sieht man am besten, wie schwer manchen der Abschied fällt. Auf beiden Seiten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 18.05.2011ZDFneo

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