Dokumentation in 4 Teilen, Folge 1–4

  • Folge 1
    Deutschland ist zu einem Einwanderungsland geworden, auch wenn manch einer es noch nicht wahrhaben möchte. Viele Migranten kommen zu uns, gut ausgebildet oder arm, als politische oder wirtschaftliche Flüchtlinge, im Gepäck die Hoffnung auf ein neues, besseres, freies Leben. Längst ist vergessen, dass auch Deutsche einmal in großer Zahl mit ähnlichen Hoffungen und Träumen aufbrachen in die „neue Welt“, wie sie damals noch hieß: 60 Millionen Amerikaner sind deutschstämmig. Als zahlenmäßig stärkste ethnische Gruppe prägten sie über Jahrhunderte das kulturelle, wirtschaftliche und öffentliche Leben der amerikanischen Nation bis sie ihre Identität während des ersten und zweiten Weltkriegs aus Scham und Repression verleugneten. Ihre Leistungen zählen bis heute zur Basis der amerikanischen Kultur.
    Die Sendereihe „Deutsche in Amerika“ erzählt in vier Folgen anhand spannender Familiengeschichten von blauäugigen Siedlern und erfolgreichen Farmern, von religiösen Freidenkern und politischen Flüchtlingen, von der Dominanz der deutschen Presse und den Gründern industrieller Dynastien in der neuen Heimat. Die neue Dokumentationsreihe im Ersten zeigt, was die deutschen Auswanderer damals dazu bewegte, ihrer Heimat den Rücken zu kehren und ein neues Leben im Ungewissen zu beginnen. Aufnahmen an Originalschauplätzen und in Archiven, die Erzählungen der Nachfahren von deutschen Einwanderern und sorgfältig gedrehte historische Rekonstruktion lassen die Geschichte(n) der Deutschen in Amerika lebendig werden. Im Sommer 2003 kommt eine Gruppe von 40 Deutsch-Amerikanern aus Loose Creek, Missouri, nach Deutschland.
    Sie sind auf der Suche nach ihren Wurzeln und werden auf einem Bauernhof im Rheinland fündig. Vom Münkshof sind ihre Vorfahren vor 150 Jahren aufgebrochen in die „Neue Welt“. Wie so viele flohen sie vor Armut, Hunger und politischer Unterdrückung. Millionen Deutsche machten sich im 19. Jahrhundert auf den Weg ins Ungewisse – nach Amerika. Ein überaus einträgliches Geschäft für Werber, Reeder und Kapitäne. Begeisterte Briefe von Verwandten und Freunden aus der Neuen Welt lockten Hunderttausende Nachzügler an. Unter ihnen Jakob Münks und seine Familie aus Lank bei Düsseldorf. Sie wollen in den Mittleren Westen, den so genannten German Belt. Mit seiner Frau und seinen sechs Kindern überlebt er die qualvolle Überfahrt auf einem der provisorisch umgebauten Frachtschiffe. Der Film folgt dem Weg der Familie, der sie über St.
    Louis schließlich nach Loose Creek in Missouri führt. Im benachbarten Hermann siedeln die Westfalen, in Washington die Pfälzer und in Loose Creek eben die Rheinländer. Die deutschen Siedler suchen die Nähe ihrer Landsleute und meiden das offene Land. Doch die Pionierjahre sind hart für die Münks. Die Farm wirft nicht genug ab, um alle zu ernähren. Da beschließt Gerhard Münks, sich einem Goldsuchertreck nach Kalifornien anzuschließen. Drei Jahre gilt er als verschollen, dann kehrt er als reicher Mann zurück. Bis heute hütet die Familie eines seiner Goldbröckchen – und auch die Farm befindet sich noch in Familienbesitz. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMi 25.07.2007Das Erste
  • Folge 2
    1862 tobt in Amerika der Bürgerkrieg. Eine Gruppe von 65 jungen Männern flieht über die texanische Prärie vor den Texas-Rangern. Es sind Söhne von deutschen Farmern, die verzweifelt versuchen Mexico zu erreichen. Unter den Gehetzten sind Julius Schlickum und sein Freund Wilhelm Klier, überzeugte Pazifisten, die nichts mehr hassen als die von den Südstaaten verteidigte Sklaverei. Nur 15 Jahre vorher waren ihre Familien voller Hoffnung auf ein besseres Leben in Texas aus Deutschland herübergekommen, hatten ihre letzten Ersparnisse geopfert, um dem europäischen Elend zu entfliehen. Es sind Bauern, die nicht mehr von ihren Feudalherren gegängelt werden wollen, Handwerker, denen die fortschreitende Industrialisierung den Broterwerb genommen hat, Menschen, die die engstirnige Kleinstaaterei nicht mehr ertragen.
    Ein „Mainzer Adelsverein“ hat sie alle angeworben, um in Texas eine deutsche Kolonie zu gründen. Die Adeligen wollen unzufriedene Untertanen loswerden und hoffen auf eine blühende deutsche Kolonie in Übersee. Prinz von Solms-Braunfels fährt für den Verein nach Texas, erwirbt – blauäugig – Land für das Siedlungsprojekt, das er nie gesehen hat: Es liegt 300 Meilen von der Küste entfernt, ist absolut unzugänglich und Jagdgebiet der gefürchteten Komantschen. Die ersten Siedler wissen davon nichts, kommen 1846 nach strapaziöser Überfahrt in Texas an – und von da erst einmal nicht weiter. Die Siedler errichten Notunterkünfte in den Sümpfen, leiden an Hunger und erkranken zu Hunderten an Gelbfieber.
    In seiner Not erwirbt Prinz von Solms-Braunfels ein 1.300 Acres großes fruchtbares Stück Land am Guadeloupe-Fluß, auf halbem Weg zwischen dem Notlager an der Küste und dem eigentlichen Land des Adelsvereins. Es wird die Siedlung Neu Braunfels gegründet Die Zeit drängt, denn es sind bereits weitere Schiffe aus Deutschland unterwegs. Heute siedeln die Nachfahren der Überlebenden in der hügeligen Landschaft von Austin. New-Braunfels und Frederiksburg sind immer noch Zentren deutscher Kultur und Sprache. Bis vor kurzem erschien hier noch eine deutsche Zeitung, und ein Freundschaftsverein hält den Kontakt in die alte Heimat. Jedes Jahr wird ein „Peace-Treaty Pow Wow“ abgehalten, eine Feier des Friedensvertrages zwischen den deutschen Siedlern und den Komantschen. Es war und ist der einzige Friedensvertrag mit Indianern, der bis heute nie gebrochen wurde.
    (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMi 01.08.2007Das Erste
  • Folge 3 (53 Min.)
    Am 15. Juni 1904 gellen Schreie über den East River. Die Schreie von Ertrinkenden. Die „General Slocum“, ein Ausflugsdampfer, war auf dem Weg nach Long Island. An Bord waren hauptsächlich Familien aus New Yorks Deutschenviertel „Little Germany“. Über 1.000 Deutsche finden an diesem Frühsommertag den Tod, ertrinken, verbrennen oder werden von den Schaufelrädern zerquetscht. Die Katastrophe markiert das Ende von „Kleindeutschland“ – die deutsche Gemeinde in der Lower Eastside von New York wird sich davon nie mehr erholen. „Little Germanys“ blühten überall in den Staaten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ob Geschäfte oder Kulturangebote, Schulen und Kirchen, Zeitungen und Vereine – alles ist in diesen Vierteln in deutscher Hand.
    Mehr als 70.000 Deutsche leben in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Little Germany, New York. Ellis Island ist die zentrale Einwanderungsstelle. Die Neuankömmlinge sind überwiegend einfache Handwerker, die billig wohnen, hart arbeiten und sparsam wirtschaften. Zahlreiche Deutsche tragen ein kleines Säckchen Erde bei sich. Sie wollen in der Neuen Welt einmal mit einem Krümel heimatlicher Erde beerdigt werden, denn eine Rückkehr gibt es für sie nicht. Der Film verfolgt die Schicksale zweier Einwandererfamilien: Die Steinwegs gründen drei Jahre nach ihrer Ankunft in New York Steinway & Sons und lassen sich mit ihrer Firma in Manhattan nieder. Alle Kinder arbeiten im Familienbetrieb. Sie entwickeln den Steinway-Flügel, erhalten zahlreiche Patente, ihre Instrumente erlangen Weltruf. 1865 wird der Betrieb nach Queens verlegt.
    Dort ist er noch heute ansässig. Auf der anderen Seite die Familie Gumpertz, die verzweifelt versucht, ihrem Elendsquartier in New Yorks „Kleindeutschland“ zu entkommen. Überfüllte Wohnungen ohne Sanitäranlagen lassen Tuberkulose, Typhus und Cholera grassieren. Ein Drittel der Kinder sterben hier, bevor sie laufen lernen. Am 17. Oktober 1874 wartet Nathalie vergeblich auf ihren Mann. Julius kehrt nie mehr zurück. In diesen harten Zeiten begehen viele Männer Selbstmord oder tauchen unter, weil sie das Leid ihrer Familie nicht mehr ertragen. Für die einen wird der amerikanische Traum Realität, für die anderen eine Probe auf Leben und Tod. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMi 08.08.2007Das Erste
  • Folge 4
    Deutschland 1937: Der 16-jährige Max Ebel, ein bekennender Antifaschist, wird von Hitlerjungen bedroht und mit einem Messer verletzt. Die Lage in Deutschland wird für ihn lebensgefährlich. Er beschließt, zu seinem Vater nach Boston zu fliehen. Die Deutsch-Amerikaner bilden zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine der wichtigsten ethnischen Gruppen in Wirtschaft, Finanzen, Bildung, Forschung und Landwirtschaft. Mit Sorge wendet sich ihr Blick jetzt auf die alte Heimat. Der Zweite Weltkrieg bedroht auch sie, denn antideutsche Propaganda heizt die Kriegsstimmung an und sorgt in Amerika für Intoleranz und Hass. Es sind die gleichen Muster, die schon während des Ersten Weltkriegs Deutsch-Amerikaner unter Druck setzten: Alles Deutsche wird aus der amerikanischen Sprache verbannt. Deutsche Namen werden amerikanisiert, deutsche Kultur verschwindet aus dem öffentlichen Leben.
    Während beider Welkkriege versuchen die Deutsch-Amerikaner ihre Identität zu verbergen. Viele werden als Spione verdächtigt – so auch Max Ebel, der sich in Amerika freiwillig zum Kriegsdienst meldete, aber wegen seiner Mutter dort nicht in Europa eingesetzt werden möchte. Das wird ihm zum Verhängnis.Er wird, verhaftet und für viele Monate interniert. Die USA legen erstmals in ihrer Geschichte Einwanderungsquoten fest, seit die Massenflucht aus Europa Amerika erreicht hat. Das renommierte jüdische Ärzteehepaar Nathorff aus Berlin hat Glück und darf bleiben. Beinahe mittellos kommen sie in New York an, das sich rasant zum größten Flüchtlingslager der USA entwickelt. Hertha Nathorff, einst gefeierte Leiterin einer Kinderklinik in Berlin, hat das Drama ihrer Vertreibung in einem erschütterndem Tagebuch aufgezeichnet.
    In New York muss die Chefärztin als Putzfrau und Barpianistin jobben, finanziert ihrem Mann das Studium und darf selbst in Amerika nicht als Ärztin praktizieren. In den 90er Jahren stirbt sie, verarmt und verbittert, in New York. Nach Kriegsende dauert es noch Jahrzehnte bis sich das Verhältnis zu den Deutsch-Amerikanern normalisiert. Heute sind sie vollkommen im „Meltingpot“ aufgegangen. Auch Max Ebel lebt heute noch in New Hampshire. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMi 15.08.2007Das Erste
    Alternativtitel: 'Ein Volk wird unsichtbar'

Erinnerungs-Service per E-Mail

TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn Deutsche in Amerika online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.

Auch interessant…