2014, Folge 111–130

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  • Folge 111 (30 Min.)
    Bei Altenburg in Ostthüringen befindet sich, nahe des Flugplatzes, ein ehemaliges Sonderlager der Sowjetarmee, verborgen unter zwei unscheinbaren Hügeln. Vor über 20 Jahren lagen hier Atombomben der Roten Armee und warteten auf ihren Einsatz. Solche Atomwaffendepots zählten zu den Top-Staatsgeheimnissen der DDR. Nirgendwo sonst lagerten zur Zeit des Kalten Krieges so viele Atomwaffen, wie auf deutschem Boden. Axel Bulthaupt geht der geheimen Stationierung sowjetischer Kernwaffen in Altenburg sowie an anderen Standorten der DDR nach und er rekonstruiert den getarnten Abtransport der tödlichen Fracht Anfang der Neunzigerjahre.
    Noch finden sich in Mitteldeutschland und im gesamten Osten Deutschlands gespenstische Reste sowjetischer Atomwaffenlager, Raketenbunker und militärischer Sicherheitszonen. Wenn auch heute keine Gefahr mehr von diesen Orten ausgeht, so sind es doch oft noch gesperrte, bewachte und unzugängliche Gebiete. Der Osten Deutschlands ist jetzt über zwei Jahrzehnte atomwaffenfrei und die neuen Bundesländer sind das einzige Gebiet in Mitteleuropa, im dem niemals wieder Atomwaffen stationiert werden dürfen.
    So bestimmt es der 1991 in Kraft getretene Zwei-plus-Vier-Vertrag. Axel Bulthaupt entdeckt die verlassenen Relikte des Kalten Krieges. Zusammen mit Historikern, Ex-Spionen und Experten erhellt er Hintergründe und Zusammenhänge der atomaren Bedrohung aus jener Zeit und stellt in diesem Kontext die Frage: Wie verhält es sich eigentlich mit den US-Atomwaffen, die immer noch an einigen geheimen Standorten im Westen Deutschlands stationiert sind? (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 14.01.2014MDR
  • Folge 112 (30 Min.)
    Das Dreieck zwischen Mansfeld, Hettstedt und Eisleben gehört aufgrund seiner Fülle mineralischer Bodenschätze zu den rohstoffreichsten Gebieten Deutschlands. Vor über 800 Jahren begannen hier Bergleute, die Landschaft wie einen Schweizer Käse zu durchlöchern und schufen – unbemerkt und unbewusst – ein Naturwunder, welches erst heute in Umrissen erkannt wird. Jahrhundertelang gehörte das Mansfelder Kupferschieferrevier zu den größten Bergbaurevieren der Welt. Heute zeugen weithin sichtbare Schotterberge von der Vergangenheit unter Tage. Es ist der Abraum aus den Tausenden Schächten der Kupferförderung, der zu über 150 Meter hohen Pyramiden aufgetürmt wurde und in sich ein besonderes Geheimnis birgt.
    Aufgrund seines extrem hohen Schwermetallgehaltes entwickelte sich auf den gigantischen Halden eine extrem seltene Facette der Natur, die es so in Deutschland kein zweites Mal gibt. In der Sommerhitze explodieren die Hänge der neuen mitteldeutschen Berge in einem Blütenmeer aus Kupferblümchen und anderen sogenannten Schwermetallpflanzen, die woanders kaum noch zu finden sind. Durch die weitgehende Abgeschiedenheit und bergbaurechtliche Sperrung haben sich hier extrem artenreiche Biotope entwickelt.
    Kreuzottern und Schlingnattern wärmen sich auf schwarzen Kupferplatten, Neuntöter und Steinschmätzer jagen in der Luft ihrer Beute hinterher. Und sogar die „Kolibris des Nordens“, die Taubenschwänzchen-Schmetterlinge, gehen mit 100 Flügelschlägen pro Sekunde auf Nektarsuche. Die buntschillernden Wiesen, auf denen nur schwermetallresistente Pflanzen wachsen können, sind ein Eldorado für Heerscharen von Insekten. Über 220 Tier- und Pflanzenarten leben heute auf den wilden Pyramiden Sachsen-Anhalts – vermutlich.
    Denn selbst Wissenschaftlern blieb diese geheimnisvolle Welt auf den als tot geglaubten Abraumhalden lange Zeit verborgen. Erst langsam kommt man diesen einzigartigen und neuen Biotopen auf die Schliche. Doch die Zeit drängt. Aufgrund gestiegener Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt droht den eben erst entstandenen neuen Bergen aus Metall der Abbau und den Tieren das Aus. Im Eiltempo versuchen nun Biologen, die Standorte unter Schutz zu stellen und damit ihrer Zerstörung zuvor zu kommen. Eine Sisyphus-Arbeit, denn verlässliche Angaben über die Zahl der sogenannten Halden-Standorte, von denen nur die jüngsten für jedermann erkennbar sind, gibt es nicht.
    Die Schätzungen reichen von einigen Hundert bis zu mehr als 2.000. „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ geht auf eine einzigartige Spurensuche in einem nahezu unbekannten, neuen Land in Mitteldeutschland. Neben seltenen historischen Filmaufnahmen zur Entstehung der gewaltigen Kupferhalden um Mansfeld beleuchtet die Reportage die Entstehung und die Hintergründe einer völlig neuen Naturlandschaft in Deutschland, die mittlerweile still und leise zu einem Geheimtipp nicht nur für Naturbegeisterte aus ganz Europa avanciert. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 21.01.2014MDR
  • Folge 113 (30 Min.)
    Wer kennt ihn nicht, den Fichtelberg bei Oberwiesenthal? Der weiße Stolz des Erzgebirges. Mit seinen 1.215 Metern ist er der höchste Berg Sachsens. Und natürlich ist er der Mittelpunkt des bedeutendsten Wintersportzentrums im Osten. Heute tummeln sich an schönen Schneetagen Tausende Sportfreunde auf dem Berg. Unbekannter ist, dass die älteste Schwebebahn Deutschlands seit 1924 die Besucher zum Gipfel bringt. Im Rekordwinter 1963 spielt sich auf dem Dach Mitteldeutschlands eine unfassbare Tragödie ab. In den Abendstunden des 25. Februars gerät das Fichtelberghaus in Brand.
    Für über zweihundert Feuerwehrleute gibt es wegen der Schneemassen einfach kein Durchkommen zum Gipfel. Als sie es endlich geschafft haben, gibt es kein Löschwasser. 1967 wird dann das neue Haus eröffnet. Wieder ein Rekord: 12 Millionen Mark werden für den Neubau locker gemacht. In DDR-typischer Betonarchitekur erreicht der Aussichtsturm stolze 42 Meter. Axel Bulthaupt erklimmt den Rekorde-Berg und lässt sich immer wieder von der weißen Seite der Natur berauschen. Bei gutem Wetter blickt man weit nach Tschechien und Mittedeutschland. Beste Voraussetzungen, um Unbekanntes zu entdecken. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 04.02.2014MDR
  • Folge 114 (30 Min.)
    Eine gewaltige Explosion, dann ein Feuerball am Himmel. Das riss vor 50 Jahren die Einwohner des kleinen Örtchens Vogelsberg aus ihrem Alltag. Ein Kampfflugzeug der Sowjetstreitkräfte hatte ein US-Kleinaufklärungsflugzeug abgeschossen, das 90 Kilometer in den Luftraum der DDR eingedrungen war. Drei Piloten der US Air Force fanden auf einem Acker bei Sömmerda, nördlich von Erfurt, den Tod. Mit diesem 28. Januar 1964 wurde Vogelsberg ein Schauplatz des Kalten Krieges, ein Tummelplatz für Militärs und Spione, und ein Ort des zivilen Widerstands in der DDR.
    Tagelang sperrten Sowjetarmee, MfS und Volkspolizei den Ort weiträumig ab. Trotzdem stellten Unbekannte ein Birkenkreuz für die Verstorbenen auf. Sie fanden den Ehering des Piloten, den sie später seiner Ehefrau in den USA zukommen ließen. Die Bauern der Gegend hielten dicht, Stasi-Ermittlungen liefen ins Leere. Ein Kommando der US-Militärmission eilte aus Berlin zur Absturzstelle, wurde mit vorgehaltenen Waffen empfangen und erhielt Leichen und Wrackteile erst Tage später. 50 Jahre danach rollt Autor Daniel Baumbach mit Zeitzeugen und spektakulärem Archivmaterial die Geschichte des in der DDR geheim gehaltenen Vorfalls auf.
    Denn der Abschuss, dem bereits wenige Wochen später ein weiterer in Gardelegen bei Magdeburg folgte, zeigt, wie umkämpft der Himmel über der DDR von Anfang der 50er- bis Ende der 60er-Jahre war. Luftspionage war das wichtigste Mittel, etwas über den technischen Stand des Gegners hinter dem Eisernen Vorhang zu erfahren. So wichen US-Aufklärer öfter von den genehmigten Luftkorridoren nach Berlin ab. Und die Sowjets waren nicht zimperlich und schossen. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 18.02.2014MDR
  • Folge 115 (30 Min.)
    Einsame, kilometerweite Strände, stille Altarme und tosende Wildwasserbereiche charakterisieren Deutschlands östlichsten Fluss, die Neiße. Mit seinen 254 Kilometern Länge ist er Teil der deutsch-polnischen Grenze – ein Ergebnis des Zweiten Weltkrieges. Viele Brücken wurden kurz vor Kriegsende von der zurückweichenden Wehrmacht gesprengt, um den Vormarsch der Roten Armee zu behindern. Ein Wiederaufbau durch die DDR fand kaum statt. Profitiert hat davon vor allem die Natur. Heute ist die weitläufige Flussaue, die über Jahrhunderte vom Menschen stark beeinflusst wurde, ein Naturparadies von unschätzbarem Wert.
    Obwohl im offiziellen Sprachjargon der DDR als Oder-Neiße-Friedensgrenze tituliert, wurde die östliche Staatsgrenze scharf bewacht und die Armeen des Warschauer Paktes nutzten den Fluss jahrzehntelang für geheime Militärmanöver. Durch diese besondere, abgeschiedene Lage konnte sich das Gebiet in weiten Teilen nahezu ungestört entwickeln und ist heute eine der letzten noch unverbauten, mäandrierenden Wildwasserbereiche Sachsens. Ausgedehnte Auenwälder mit jahrhundertealten Buchen-, Eichen- und Eschenbeständen säumen die Ufer des Flusses, der sich bei Hochwasser ungezügelt ausbreiten kann.
    Das schafft neuen Lebensraum, zum Beispiel für die Eisvögel, die hier ihre stärksten Bestände aufweisen. Kaum beachtet von der Öffentlichkeit ist die Grenzregion zwischen Deutschland und Polen heute ein Refugium zahlreicher seltener und teils vom Aussterben bedrohter Tier- und Pflanzenarten. Ein Jahr lang folgen die Tierfilmer Peter und Stefan Simank dem Flusslauf – mit atemberaubenden Aufnahmen von jagenden Fischadlern und balzenden Reihern, sie blicken in die Kinderstube von Eisvögeln und Bibern.
    Im Herbst erfüllen die Rufe tausender Zugvögel die in Nebel gehüllte Auenlandschaft. Moorochsen und Wasseramseln gehören ebenso hierher wie die Menschen, die am Fluss leben. Wie gehen sie mit dem Wechsel von Hoch- und Niedrigwasser um? Wie haben sie die Abgeschiedenheit an der ehemaligen Staatsgrenze der DDR erlebt und was hat sich nach der Öffnung der Grenze verändert? Mit Spezialtechnik geht der Film auf eine faszinierende Reise, ergründet über und unter Wasser sowie in der Luft die Geheimnisse einer Landschaft, die heute zu den Hotspots des Naturschutzes in Mitteldeutschland zählt. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 25.02.2014MDR
  • Folge 116 (30 Min.)
    Mitten in Leipzig thront er – kolossal und würdevoll. Allein seine Front ist 126 Meter lang, der Grundriss größer als ein Fußballfeld und oben auf, weit sichtbar, die gewaltige Kuppel. Willkommen im mächtigsten Palast Leipzigs, dem Bundesverwaltungsgericht. Wer hier zum ersten Mal eintritt, staunt ehrfürchtig. Auch Axel Bulthaupt ergeht es nicht anders: riesige Säulen, prächtige Kronleuchter, aufwendige Deckengemälden. Und hier wird Recht gesprochen? Doch wie genau passiert das in diesen heiligen Hallen? Axel Bulthaupt wird Einblick gewährt, ausnahmsweise auch hinter die Kulissen dieses Justizpalasts. Als Reichsgericht zu Wilhelminischer Zeit erbaut, blieb es bis in die Nazidiktatur wichtigste juristische Instanz.
    Nicht vergessen die Prozesse jener Zeit: gegen Karl Liebknecht wegen Hochverrates, Carl von Ossietzky wegen Spionage und später gegen Georgi Dimitroff, der als Brandstifter des Reichstags bezichtigt, aber freigesprochen wurde. Nach ihm wurde das Museum benannt, das zu DDR-Zeiten hier untergebracht war. Seit 2002 werden in den heiligen Hallen des Bundesverwaltungsgerichts wieder Urteile gefällt, die Alltag und Zukunft unseres Landes maßgeblich beeinflussen, ob die Lautstärken des Flughafens Leipzig, der Baustopp auf der A14 oder auch die Millionenstrafe gegen die NPD.
    Doch kaum jemand weiß, wer diese 50 Richter sind und wie es sich anfühlt, Dienst in einem Palast zu versehen. Undenkbar wäre ihre Arbeit jedoch ohne die 150 Kollegen. Einer von ihnen ist Hausmeister Bernd Patitz. Er spielte bereits als Kind auf den Fluren Verstecken und planschte im Hof in einem Gummipool, denn schon sein Vater war hier zu DDR-Zeiten Hausmeister. Auch wenn das Bundesverwaltungsgericht der Öffentlichkeit zugänglich ist, Einblick hinter die Kulissen wird nur selten gewährt. Axel Bulthaupt entdeckt im ehemaligen Reichsgericht von Leipzig den Alltag und die Geheimnisse eines modernen Justizpalastes. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 11.03.2014MDR
  • Folge 117 (30 Min.)
    Er ist ein weltweit prominenter Thüringer auf vier Pfoten. Er hat eine hundertjährige Karriere hinter sich – vom einst wichtigsten Diensthund der Polizei zum sportlichen Familienhund. Er genießt einen etwas zweifelhaften Ruf. Filmautorin Ute Gebhardt räumt damit auf. Und beginnt mit der Geschichte vom Herrn Dobermann, die ziemlich im Dunkeln liegt. Sicher ist, dass er von 1834 bis 1894 in Apolda lebte, ein echter Hundenarr war und verschiedenen Berufen nachging. Sicher ist auch, dass Friedrich Louis Dobermann der einzige bürgerliche Züchter war, nach dem eine Hunderasse benannt wurde.
    Doch seine „Dobermänner“ ähnelten den heutigen nur entfernt. Der wahre Vater der Rasse ist wohl der Apoldaer Otto Gölles. Der Schnapsbrenner züchtete mit Dobermanns Hunden weiter und gründete vor 111 Jahren den ersten Verein zur Züchtung des Dobermannpinschers – wie der Dobermann ursprünglich genannt wurde. Mit den vierbeinigen Protagonisten zeigt der Film Kinderstube, Entwicklung und Ausbildung, die Arbeit im Rasseverein und den Weg zu Leistungsschau und Schönheitskonkurrenz.
    Er folgt der Diskussion über „scharfe Hunde“. Denn der Dobermann war einst auf Mannschärfe gezüchtet, es heißt, er sei ein falscher Hund, der blitzartig ohne „Vorrede“ zubeißt. Schwarze Schafe in der Dobermannszene züchten heute noch heimlich scharfe Linien. Manch Hundehalter verkennt den schmalen Grad zwischen Passion und Aggression, spielt mit dem Feuer. Der Dobermann sollte dafür nicht büßen müssen, denn das Kampfhundeproblem entsteht immer am oberen Ende der Leine. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 18.03.2014MDR
  • Folge 118 (30 Min.)
    Es sind imposante Bauten abseits der großen Städte. Errichtet wurden die meisten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, um Menschen unterzubringen, die von der bürgerlichen Norm abwichen. Diese Orte wurden zum Synonym für Verrücktheit. So auch die sächsische Heilanstalt Arnsdorf, nur wenige Kilometer östlich von Dresden 1905 erbaut als freie Anordnung zweigeschossiger Gebäude mit Gärten und Veranden, dazwischen geschwungene Wege. Hinter den Mauern und Gittern sammelten sich Schizophrene, Depressive, Verwirrte und geistig Behinderte ebenso wie Landstreicher und Kleinkriminelle.
    Diese Konzentration psychisch Kranker ermöglichte den Nazis Jahrzehnte später, ihre Massentötungen effektiv zu organisieren. Auch die Mutter von Ingrid Struckmann kam wegen Depressionen nach Arnsdorf, wurde von dort abgeholt und 1941 ein Opfer der Medikamenten-Euthanasie. Nach dem Krieg gehörte Arnsdorf zu den größten Psychiatrischen Anstalten in der DDR. Einst für 800 Patienten gebaut, waren hier zeitweise bis zu 2000 psychisch Kranke untergebracht in Schlafsälen mit 20 Betten. Auch Ärzte und Pflegekräfte, Handwerker und Hausmeister wohnten auf dem Klinikgelände.
    1951 kam Peter Findeis als Kind nach Arnsdorf. Sein Vater bekam die Stelle als Küchenchef und die fünfköpfige Familie wohnte nun direkt über der Großküche. Die Wohnung war zentral beheizt, es gab Vollverpflegung für die gesamte Familie. „Mein Vater stand jeden Tag 3 Uhr in der Küche. Für uns Kinder war die Klinik das Zuhause. Aus dem Fenster heraus beobachteten wir, wie die Patienten den Tafelwagen zogen, das Essen abholten. Es gab keinen Speisesaal, das wurde zu den Stationen gefahren und dort verteilt.“ Peter Findeis lernte in Arnsdorf Krankenpfleger, später wurde er Wirtschaftsleiter und Verwaltungsdirektor.
    Nach der Wende war es der ehemalige Sächsische Sozialminister Dr. Hans Geisler, der sich für die Modernisierung und Neuordnung der Psychiatrie in Arnsdorf einsetzte. Während seiner Amtszeit wurden kleinere Klinikeinheiten geschaffen, betreute Außenwohnstätten eingerichtet und Riesenräume in Vierbettzimmer aufgeteilt. Auch wenn Verwaltungsdirektor Matthias Grimm lieber alle Abteilungen in einem großen Neubau untergebracht hätte – die ursprüngliche Struktur der über hundert Jahre alten Anstalt ist erhalten geblieben und damit auch ein Stück Psychiatriegeschichte. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 25.03.2014MDR
  • Folge 119 (30 Min.)
    Riesige alte Hallen aus den 20er-Jahren, verblichene Logos und ein Museum mit gewienerten Original-Maschinen – das alles erinnert heute noch an ORWO: „Original Wolfen“ – zu DDR-Zeiten ein Riesenkombinat im dreckigsten Winkel der realsozialistischen Chemieindustrie. Hier wurde Weltgeschichte geschrieben: Der erste Farbfilm der Welt kam aus Wolfen. In Ägypten und Indien drehten und fotografierten Filmleute nur auf ORWO, sogar Hollywood klopfte an. Was nicht jeder weiß: Die größte Filmfabrik der DDR verdankt ihren Erfolg vor allem den Wolfener Frauen. Mehr als die Hälfte der 15.000 Beschäftigten dort sind Frauen.
    Ihre flinken Hände können die Anforderungen am Film-Arbeitsplatz einfach besser bewältigen als die der Männer. ORWO avanciert schnell zum größten Frauenbetrieb der DDR – und bleibt es bis zum Schluss. Doch nicht alle sind freiwillig hier. ORWO beschäftigt jahrzehntelang Häftlingsfrauen aus den umliegenden Gefängnissen. „Um den Plan zu erfüllen“, so die Begründung. Es ist Strafarbeit, die sie hier verrichten. Politische Gefangene und Kriminelle schuften in Wolfen unter teils unmenschlichen Bedingungen. Ab Ende der 60er-Jahre kommt eine bis dahin neue Gruppe Strafarbeiterinnen dazu: Prostituierte.
    Denn 1968 wird Prostitution in der DDR unter Strafe gestellt und die Frauen – im DDR-Jargon „Bordsteinschwalben“ genannt – werden ebenfalls zur Arbeit in Großbetrieben gezwungen. Der Film „Brigadeglück und Zwangsarbeit – Die Filmfrauen von Wolfen“ erweckt die Geschichten der Arbeiterinnen wieder zum Leben. Zu Wort kommen Frauen, die die schönste Zeit ihres Lebens bei ORWO verbracht haben und Frauen, die nicht wählen durften, ob und wo sie arbeiten. Die Licht- und Schattenseiten der Filmfabrik Wolfen in der Reihe „Der Osten – Entdecke wo du lebst“. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 01.04.2014MDR
  • Folge 120 (30 Min.)
    Es war das klassische Prestige-Duell schon 1839: Deutschland gegen England. England gewann: auf deutschem Boden. Als die erste Fernbahn auf dem europäischen Festland am 7. und 8. April 1839 durch eine Jungfernfahrt von Leipzig nach Dresden und zurück eingeweiht wurde, da hatten die Ingenieure und Zugführer von der Insel alles fest im Griff: ihre Loks, ihre Schienen, ihr Know-how. Vor 240.000 Schaulustigen dampfte Englands Stolz durch Sachsen. Die erste voll funktionsfähige deutsche Lok – die Saxonia – wurde dagegen sabotiert: Der Koks zur Befeuerung des Kessels wurde zu spät angeliefert.
    Die Saxonia startete somit erst Stunden nach den englischen Dampfrössern; Bahnschranken standen quer über dem Gleisbett und mussten harsch durchfahren werden. Kollateralschaden auch bei Riesa – eine falsch gestellte Weiche lässt die Saxonia mit einer abgestellten englischen Ersatzlok zusammen krachen. Die deutsche Zugmaschine dampft unbeeindruckt weiter – die englische ist Schrott. Der Slogan „Made in Germany“ beginnt seinen Siegeszug.
    Und ein gesamtdeutsches Eisenbahnnetz wird von diesem Jahrhundertereignis befeuert: keine moderne Mobilität, kein Post-, Waren- und Personenverkehr wie wir ihn heute kennen scheint rückblickend möglich, ohne dass Historiker nicht an die Geburtsstunde der ersten deutschen Ferneisenbahn vor 175 Jahren erinnerten. Aber warum erschoss sich der Initiator und entscheidende Ideengeber für den Streckenbau mit einer Reisepistole? Weshalb sprachen seinerzeit Ärzte von Lebensgefahr, wenn man mit der Bahn führe? Und welche übermenschlichen Anstrengungen erforderten die kühnen, als Sensationen gefeierten Erstbauten einer Eisenbahnbrücke und eines Tunnels? Was ist heute noch an Spuren aus der Mitte des 19. Jahrhunderts entlang der Strecke zu entdecken? Dafür flog eine Kamera die historischen 116,4 Gleiskilometer in einem Hubschrauber ab, entdeckt das Filmteam zwei nahezu vergessene Bahnhöfe aus der Frühzeit der Dampfrösser und beweist u.a., dass Riesa keine Stahl- und Wurzen keine Backstadt wären ohne den Einfluss der Eisenbahn. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 08.04.2014MDR
  • Folge 121 (30 Min.)
    MDR Fernsehen DER OSTEN – ENTDECKE WO DU LEBST, „Ein Hauch von Moskau in Magdeburg – Die Stalinbauten“, am Dienstag (22.04.14) um 20:45 Uhr. Axel Bulthaupt auf Magdeburger Boulevard
    Magdeburgs Mitte ist nicht wirklich der Alte Markt oder der Domplatz. Es ist ein früherer Aufmarschplatz für 150.000 Menschen, der sogenannte „Zentrale Platz“ an der ehemaligen „Wilhelm-Pieck-Allee“. Heute lockt hier ein grüner Park mit Brunnen und Plastiken. Drumherum stehen repräsentative Bauten, stattliche Wohnpaläste aus der Stalinzeit. „Der Osten“-Presenter Axel Bulthaupt ist beindruckt. Die Häuser aus den Anfangszeiten der DDR zeigen sich in der Frühjahrssonne in voller Pracht: helle Farben, Säulenverziert, die Eingänge geschmückt mit steinernen Gravuren, wunderschöne Loggien – ein Hauch von Moskau, mitten in Magdeburg.
    Doch diese Bauten erinnern auch an eine bisher nicht erzählte Geschichte: Nach dem furchtbaren Bombardement im Januar 1945 war Magdeburg nur noch eine Trümmerwüste, nichts war geblieben vom Glanz einer der schönsten Altstädte Deutschlands. Die Elbestädter aber ließen sich nicht unterkriegen und entwarfen eine neue Stadt. Die Entwürfe allerdings fanden in Berlin wenig Anklang.
    Walter Ulbricht persönlich bemängelte, dass den Magdeburgern der Sinn für die „16 Grundsätze der sozialistischen Großstadt“ fehle, vor allem ein zentraler Platz, auf dem „150.000 Menschen 2 bis 3 Stunden“ an einer Tribüne vorbeiströmen können – flankiert von repräsentativen Großbauten. Da war kein Platz mehr für die älteste Kirche Magdeburgs, die über 1.000 Jahre alte Ulrichskirche. 1956 wurde sie gesprengt. Damit war Platz für die großen Wohnpaläste der Stalinzeit – eine Mischung aus Kitsch, Komfort und Klassizismus.
    Wohnungen mit Parkett, Fernwärme, außergewöhnlichen Grundrissen und sogar mit Aufzügen – nie wieder ist in der DDR so aufwendig gebaut worden. Axel Bulthaupt ist auf dem „Zentralen Platz“ der Ulbricht-Zeit unterwegs. Er erzählt die Geschichte von Menschen, die in Magdeburgs Mitte leben, die stolz ihre Wohnungen im Stalinpalast zeigen und heute für den Wiederaufbau der Ulrichskirche werben. Er schaut auch auf das alte Magdeburg und erzählt von Opfern des Naziregimes, die es nicht ertragen können, dass der Kirche gedacht wird. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 22.04.2014MDR
  • Folge 122 (30 Min.)
    „Bisher hatten wir keine Beziehungen, jetzt werden wir schlechte Beziehungen haben. Und das ist der Fortschritt.“ – Mit diesen Worten kommentierte Egon Bahr 1972 die Unterzeichnung des Grundlagenvertrags zwischen der BRD und der DDR. Als schließlich im Mai 1974 in Ostberlin die Ständige Vertretung öffnete, hatte die Bundesrepublik mit dieser Bezeichnung „Ständige Vertretung“ ihren ersten Sieg errungen. Die DDR wollte ursprünglich Botschaften einrichten, was aber bedeutet hätte, von der BRD als eigener Staat anerkannt zu werden. „Das war die Schranke bei der Kooperation mit der DDR, dass wir nie anerkennen würden, dass DDR-Bürger für uns Ausländer sind“, erinnert sich Franz Bertele, der letzte Leiter im „Weißen Haus“, wie die Ständige Vertretung im Volksmund hieß.
    Als „Objekt 499“ führte die Stasi das schlichte Gebäude in Berlin-Mitte. Sie beobachtete die Diplomaten auf Schritt und Tritt, filmte Besucher und kontrollierte jeden, der in Kontakt kam mit den Westdeutschen in der DDR. Der erste Leiter der Ständigen Vertretung war der Hamburger Journalist Günter Gaus. Er stellte eine bunte Truppe zusammen, die sich aus den verschiedensten Ministerien rekrutierte und ermunterte sie, sich auf Land und Leute einzulassen.
    Seine Sekretärin Jutta Wagner erinnert sich: „Jeden Montag in den Frühsitzungen hat Gaus gefragt, was wir am Wochenende von der DDR kennengelernt haben, an welchen Orten oder bei welchen Konzerten wir waren.“ Jutta Wagner lebt heute noch in demselben Plattenbau auf der Leipziger Straße, den sie 1974 bezogen hat. In den Westen wollte sie nie wieder zurück. Für DDR-Bürger war die Ständige Vertretung eigentlich nicht zuständig. Dennoch wurden dort Tausende vorstellig, um ihre Ausreise zu forcieren oder einfach nur, um ihr Leid zu klagen.
    „Es war zwar nicht unsere Aufgabe, aber wir haben uns immer viel Zeit genommen, ihnen zuzuhören. Diese Geschichten haben uns oft traurig und wütend gemacht.“, erinnert sich Reinmar Surrer, der für die Rechtsabteilung der Ständigen Vertretung Westdeutsche in DDR-Gefängnissen betreute. Mehr moralische Unterstützung hätten sich einige DDR-Oppositionelle von den westdeutschen Diplomaten gewünscht. Rainer Eppelmann ist heute noch enttäuscht: „Die Mitglieder der Ständigen Vertretung haben uns gemieden.
    Entweder, weil sie uns als zu unwichtig erachteten oder zu gefährlich in dem Sinne, dass dieser Kontakt ihr Verhältnis zu den politisch Verantwortlichen der DDR gefährdet hätte.“ Hans-Otto Bräutigam, Stellvertreter von Günter Gaus und später selbst Leiter der Ständigen Vertretung begründet diese Zurückhaltung damit, dass man die Oppositionellen nicht habe gefährden wollen. Die bewegte Geschichte Deutsch-Deutscher Diplomatie lässt das MDR FERNSEHEN noch einmal mit zahlreichen Zeitzeugen Revue passieren in der Dokumentation „Grenzgänger – Die Ständige Vertretung in Ost-Berlin“. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 29.04.2014MDR
  • Folge 123 (30 Min.)
    Die Feengrotten im thüringischen Saalfeld. Für die einen sind sie eine bunt beleuchtete, kitschige Tropfsteinwelt. Für die meisten aber sind sie ein Naturschauspiel der Extraklasse. Eröffnet wurde die Grotte vor genau 100 Jahren – im Mai 1914. Und von Anfang an waren sie ein Publikumsmagnet. Auch zu DDR-Zeiten zählte die Tropfsteinhöhle mit dem legendären Märchendom zu den beliebtesten Ausflugszielen. Ob als Klassenfahrt oder FDGB-Urlaub – bis heute gehört der Ausflug in die Feengrotten zu den Ferienerinnerungen unzähliger Ostdeutscher. In Spitzenzeiten wurden täglich an die eintausend Besucher durch die Grotten geführt.
    Ein Besuch war und ist einfach Kult. Doch es gibt auch das andere, unbekannte Gesicht der Feengrotten: Sie waren Heilquelle, Luftschutzbunker und Betriebsteil einer Brauerei. Und einmal im Jahr schließt das Bergwerk für den aufwendigen Schutz der zerbrechlichen Tropfsteine. Denn mit den Besuchern kam das Licht und mit dem Licht ungebetene „Gäste“. Aufwendig werden sie Jahr für Jahr „bekämpft“. Wie, auch das erzählt Axel Bulthaupt bei seiner Suche nach den außergewöhnlichen Geschichten in einem außergewöhnlich schönen Naturwunder. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 06.05.2014MDR
  • Folge 124 (30 Min.)
    Das große „I“ hatte jemand über Nacht geklaut, so um die Wende herum. Nur „G“ und „A“ zierten noch den Eingang der „INTERNATIONALEN GARTENAUSSTELLUNG“. Seit dem 29. April 1961 hatten die DDR und die sozialistischen Staaten in Erfurt ihre neuesten Forschungsergebnisse präsentiert, mit Melonen, feinem Blumenkohl, Tomaten, Dahlien oder Tulpen um Goldmedaillen gerungen. Ein Hauch von Welt umgab die jährlichen gartenbau-technischen Leistungsschauen, die „Aktuelle Kamera“ berichtete und das Sandmännchen flog mit seinem vollverglasten Hubschrauber hinüber zur „IGA“.
    Die Anlage wurde vom führenden DDR-Landschafts-Architekten Reinhold Lingner gestaltet und gilt heute als einzige ihrer Art in Deutschland. Die 1960er-Jahre architektonisch und gartenlandschaftlich in Reinkultur. Ein Pfund zum Wuchern, wie das größte Blumenbeet Europas. Nach der Wende wurde daraus die EGA, die Erfurter Gartenbauausstellung. Es entstanden Pflanzenschauhäuser und andere Attraktionen, die Besucher anziehen sollen. Nach langen Auseinandersetzungen scheint ein Konzept in Sicht, wie die einst große Attraktion erhalten bleiben kann. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 13.05.2014MDR
  • Folge 125 (30 Min.)
    Die Bühne misst 2.000 Quadratmeter, der Saal des Anhaltischen Theaters in Dessau fasst 1.250 Zuschauer. Dabei zählt die Stadt heute gerade noch 84.000 Einwohner – Tendenz: sinkend. Der Grundstein für dieses Missverhältnis wurde in der Nazizeit gelegt. Hitler persönlich hatte die Entwürfe für den Monumentalbau abgezeichnet, denn Dessau sollte eine Modellstadt des nationalsozialistischen Größenwahns werden. Verwirklicht wurde von den gigantischen Plänen aber nur das Theater – von Hitler und Goebbels 1938 mit Glanz und Gloria eröffnet. Das Ende des 2. Weltkrieges, als Dessau in Schutt und Asche gelegt wurde, überstand das Haus schwer beschädigt.
    Vom Prestigebau der Nazis wurde es zum Prestigebau der Besatzer. Die sowjetische Verwaltung ließ es als erstes Gebäude überhaupt wieder aufbauen – als Propagandabühne für die junge sozialistische Republik. Dessau hatte nun das größte Theater der DDR. Aus der ganzen Republik wurden Zuschauer mit Bussen nach Dessau gebracht und sahen Inszenierungen wie „My Fair Lady“. Die Eliza war für Hauptdarstellerin Eva-Maria Hagen die „Rolle ihres Lebens“. Was nicht verwundert, erlebte sie doch – hinter den Kulissen – eine der großen Lieben ihres Lebens. Liedermacher Wolf Biermann schrieb ihr damals: „Du bist die Königin und Deinetwegen wurde überhaupt das Landestheater in Dessau gebaut.“ Doch auch DDR-Unrecht spielte sich auf der Dessauer Bühne ab.
    In den 50er-Jahren inszenierte hier die Richterin Hilde Benjamin, spätere Justizministerin der DDR, den ersten großen Schauprozess gegen vermeintliche Staatsfeinde. Heute kämpft das Riesen-Theater ums Überleben. Intendant André Bücker: „Das Theater in Dessau hat alle Krisen überlebt und soll jetzt dem Rotstift zum Opfer fallen.“ „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ zeigt ein Theater als Spiegelbild der Geschichte. Die Reportage bietet spannende, zum Teil unveröffentlichte Archivaufnahmen, Zeitzeugen wie Eva-Maria Hagen kommen zu Wort. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 20.05.2014MDR
  • Folge 126 (30 Min.)
    Ob Wilder Westen, spanische Sierra Nevada, englische Klippen oder einfach nur traumhafte Märchenlandschaft, die Teufelsmauer im nördlichen Harzvorland hat schon alle Rollen gespielt. Bizarre Sandsteinfelsen, über zwanzig Kilometer lang aufgereiht zwischen Blankenburg und Ballenstedt. Seit Urzeiten regen sie die Phantasie der Menschen an, so auch die der Filmemacher. Jahr für Jahr kommen die Künstler der bewegten Bilder hierher und verwandeln das Felsmonument in die Kulisse ihrer Filmwelt. So hat die Teufelsmauer Auftritte in internationalen Großproduktionen, wie „Der Medicus“ und „Die Päpstin“, oder in Til Schweigers „11/​2 Ritter“.
    Als Filmkulisse wurde sie aber schon vor fünfzig Jahren von Rechercheuren der DEFA entdeckt. Gojko Mitic, der Oberindianer des ostdeutschen Kinos, erlebt im Harzvorland seinen filmischen Durchbruch mit „Die Söhne der großen Bärin“. Noch heute schlagen die Herzen der Menschen von hier höher, wenn sie an die Dreharbeiten von damals denken, denn viele von ihnen haben selbst mitgemacht, ob als Squaw, spanischer Bergbauer oder Wildwesthalunke.
    In einer neuen Folge der MDR-Reihe „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ macht sich Axel Bulthaupt auf die Suche nach den Spuren, die das Kino rund um die Teufelsmauer hinterlassen hat, stößt auf hochdramatische Momente und erzählt amüsante Geschichten, die sich hinter der Kamera abgespielt haben. Wir erfahren, wie nah man einem Gojko Mitic kommen konnte und wie schwer es war, auch nur einen Blick auf Til Schweiger zu werfen. Es ist die Filmgeschichte einer einzigartigen Landschaft im Herzen von Deutschland. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 27.05.2014MDR
  • Folge 127 (30 Min.)
    März 1982. In der Aland-Elbe-Niederung im Norden des Bezirkes Magdeburg wütet eine der größten Hochwasserkatastrophen in der Geschichte der DDR. Alarmstufe Rot. An überschwemmten Grenzanlagen der DDR explodieren zahlreiche Selbstschussanlagen. Weitere Minen treiben auf bundesdeutsches Gebiet. Über das „rote Telefon“ versuchen Behörden der Bundesrepublik, Kontakt mit den DDR-Behörden zu bekommen. Der Eiserne Vorhang gerät ins Wanken. An einigen Stellen droht die Betonmauer der DDR-Staatsgrenze einzustürzen. Zur gleichen Zeit rüsten sich Hobby-Taucher zu einem gewagten Fluchtversuch. Sie wollen unterhalb der an der innerdeutschen Grenze gebauten und wegen des Hochwassers geöffneten Sperranlagen hindurch in den Westen tauchen.
    Nicht ohne Grund spielten solche Naturkatastrophen in den DDR-Medien keine große Rolle und wurden kaum wahrgenommen. Insider behaupten: Das Hochwasser-Management der DDR war effektiver und vielfach besser organisiert als heute. Vor allem durch den zentralistischen Aufbau innerhalb eines eigenen Ministeriums und befehlsartige Strukturen waren Schutzmaßnahmen einfacher umzusetzen. Mitarbeiter der DDR-Wasserwirtschaft waren Uniform-Träger mit Dienstgraden wie beim Militär.
    Doch wie häufig und einschneidend waren Hochwasserereignisse tatsächlich im ehemaligen Arbeiter- und Bauernstaat und welche Auswirkungen hat der DDR-Hochwasserschutz noch heute? Anders als vermutet experimentierten damals unzählige Wissenschaftler vor allem an ökologischen Konzepten des Hochwasserschutzes. Im Schatten der innerdeutschen Grenze blieben viele Flüsse wie die Elbe von großen Deichbaumaßnahmen fast komplett verschont. Die Mangelwirtschaft der DDR verhindert vielfach den befestigten Bau von Staustufen und Begradigungen. So entstand ein – wenn auch ungewollter – ökologischer Hochwasser-Schutz, wie er von der Bundesregierung seit 2002 gefordert, doch nur in Bruchteilen umgesetzt wird.
    Ein Hauptproblem dabei sind die neuen Eigentumsverhältnisse in den neuen Bundesländern. Zu DDR-Zeiten war der größte Teil der Landschaft in staatlicher Hand. Quasi per Regierungs-Befehl konnten Auenbereiche als wichtige natürliche Hochwasser-Rückhaltebecken von land- oder forstwirtschaftlicher Nutzung ausgeschlossen werden. Anhand von Zeitzeugen und historischem Filmaufnahmen geht die Reportage auf Spurensuche und zeichnet ein Bild der Hochwasserkatastrophen zwischen 1947 und 1988, dem letzten dramatischen Naturereignis der DDR. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 03.06.2014MDR
  • Folge 128 (30 Min.)
    Geheimnisvolle Kellergewölbe mitten auf einer Wiese im böhmischen Erzgebirge, daneben ein eingefallenes Haus, dort Reste einer Mauer. Es sind die Ruinen von Vorderzinnwald – einem verlassenen Dorf, einem vergessenen Dorf. Heute erinnern nur wenige Steine daran, dass hier einmal mehrere hundert Menschen lebten. Hier gab es alles, was eine Gemeinde zum Leben brauchte: eine Schule, eine Kapelle, ein Gasthaus und eben Höfe. Axel Bulthaupt streift an den wenigen Mauerresten vorbei und die erzählen, so unglaublich es klingt, Geschichten. Denn der Ort in dem es einmal Leben gab, den gibt es heute nicht mehr.
    Schon seit Jahrzehnten. So geht es zahlreichen anderen Orten entlang der deutsch-tschechischen Grenze, an die inzwischen fast nur noch Schilder erinnern. Was ist dort passiert? Nach 1945 sind hier viele Ortschaften verschwunden. Die deutsche Bevölkerung musste sie nach dem Zweiten Weltkrieg verlassen und oft waren die neuangesiedelten tschechischen Bewohner zu wenig, um die Orte dauerhaft am Leben halten zu können. In dieser Folge von „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ begibt sich Axel Bulthaupt auf die Suche nach den Überresten des Geisterdorfes Vorderzinnwald, entdeckt die Geschichte und erfährt etwas über das Schicksal der einstigen Bewohner.
    Dabei begegnet er Menschen auf beiden Seiten der deutsch-tschechischen Grenze, die diese Geschichte ihrer Region bis heute fesselt. Nicht aus nostalgischen Gründen, aber es ist ihnen wichtig, dass die Orte heute und in Zukunft lebendig bleiben. „Das Böhmische Geisterdorf“ verspricht eine spannende Entdeckungsreise zu unseren östlichen Nachbarn mit Geschichten, die von Verlust, Veränderung und Versöhnung handeln. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 10.06.2014MDR
  • Folge 129 (30 Min.)
    280 Standorte, 50 Flugplätze, 500.000 Soldaten, 7.500 Panzer und etwa ein Zehntel des DDR-Territoriums. Als triumphale Sieger 1945 gekommen, beschlagnahmte die Rote Armee weite Flächen in der DDR und schuf damit einen einzigen großen Militärstandort, die größte Konzentration an Waffen und Kriegstechnik weltweit. Einer der größten Standorte war Altengrabow unweit von Magdeburg. Die unvorstellbaren Dimensionen des Waffen- und Technikarsenals beeindruckte die NATO noch während des Abzuges der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland, den sich Deutschland etwa 20 Milliarden DM kosten ließ. „Es ist heute immer noch unvorstellbar, wie friedlich die Russen den Abzug bewältigt haben.
    Es war in der Welt-geschichte eine militärische und vor allem logistische Meisterleistung. Und es gab viele brenzlige Situationen – immerhin zog hier die größte Militärmacht Europas ab“, erinnert sich Oberstleutnant a.D. Jürgen Rößler, der zwischen 1991 und 1994 auf Seiten der Bundeswehr den Abzug der gesamten russischen Luftarmee begleitete. Die meisten früheren Sowjetsoldaten erinnern sich gern an ihre Dienstzeit in der DDR, schließlich gab es doppelten Sold und eine für sowjetische Verhältnisse paradiesische Versorgung.
    „Es war die schönste Zeit meines Lebens“, schwärmt noch heute der ehemalige Stabsfähnrich Igor Ponomerenko. Trotzdem: Nahezu 50 Jahre blieb die Besatzungsmacht abgeschottet unter sich. Sie traute weder der NVA noch der DDR-Staatsführung über den Weg. Dem DDR-Bürger zeigte sie sich nur während der Kulturveranstaltungen. Hinterlassenschaften der Roten Armee finden sich bis heute, doch 20 Jahre später hat sich viel verändert. Die Reportage geht auf Spurensuche. Die Autoren befragen deutsche und russische Zeitzeugen und zeigen anhand beeindruckender historischer Filmaufnahmen den größten friedlichen Truppenabzug der Geschichte. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 24.06.2014MDR
  • Folge 130 (30 Min.)
    Es gibt Orte, die zu Symbolen ihrer Zeit wurden. Halle-Neustadt ist ein solches Symbol, für das Aufblühen und den Niedergang einer Gesellschaft – und die erfolgreiche Ankunft in einer neuen Zeit. Zwar wurden zu DDR-Zeiten überall zwischen Rostock und Suhl Plattenbauviertel aus dem Boden gestampft, in Berlin auch größere. Aber Halle-Neustadt war immer etwas Besonderes. Es war die einzige Neuplanung einer ganzen DDR-Großstadt – gedacht für die Arbeiter von Leuna und Buna. Ein Modell für die ganze Republik sollte Halle-Neustadt werden.
    Entworfen hat es der Bauhaus-Architekt Richard Paulick, über den DDR-Staatschef Ulbricht sagte: „Wo du baust, ist immer eine Kneipe mit dabei“. Harald Zaglmaier, der zu Paulicks Team gehörte, schwärmt noch heute von der Aufbruch-Stimmung nach der Grundsteinlegung 1964. Den Aufbau von Halle-Neustadt – im Volksmund meist Ha-Neu genannt – hat auch Gerald Große begleitet. Als Fotograf, der schnell eine der begehrten Wohnungen ergattern konnte. Und die war etwas ganz besonderes, wie er heute schmunzelnd einräumt: „Wir sind ins Bad gegangen und haben die Wanne gestreichelt.
    So verrückt waren wir damals.“ Ob Architekten, Bauarbeiter, erste Mieter oder prominente Besucher – Gerald Große hat sie alle auf Fotos gebannt. Seine Bilder von Fidel Castro oder dem größten Wohnhaus der DDR sind nun zum 50. Stadtjubiläum in einigen Ausstellungen gefragt. Alte und neue Neustädter erzählen ihre Geschichten. Teils noch nie gezeigte Archivaufnahmen aus Ost und West lassen die Historie von Ha-Neu lebendig werden. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 08.07.2014MDR

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