Dokumentation in 2 Teilen, Folge 1–2

  • Folge 1 (45 Min.)
    Bevor die Spanier die Insel eroberten, war sie fast vollständig von Wald bedeckt. Doch schon bald wurden die ersten Plantagen für Zuckerrohr und Tabak angelegt, wurde edles Tropenholz geplündert, um Paläste, Schiffe oder Möbel zu bauen. Waren vor der kubanischen Revolution nur noch 14 Prozent des gesamten Territoriums bewaldet, sind es jetzt nach umfangreicher Wiederaufforstung wieder rund 25 Prozent. Mehr als 80 Naturschutzgebiete entstanden seit 1959. Ihre Fläche macht fast ein Viertel der Insel aus. Ganz im Osten des Landes liegt der Parque Nacional Alejandro de Humboldt mit seinen einmaligen Bergregen- und Trockenwäldern, Hochebenen, Flüssen, Mangrovenlandschaften und Korallenriffen.
    Gut 700 Quadratkilometer Natur – so ursprünglich nahezu, wie sie der Namensgeber des Schutzgebietes vor über 200 Jahren bei seinen Reisen durch Kuba angetroffen hat. Die Bienenelfe – nur sieben Zentimeter lang und zwei Gramm schwer – ist der kleinste Vogel der Welt. Ohne Unterlass trällert das Kolibri-Männchen aus voller Kehle sein Lied. Es ist Paarungszeit. Große Chancen hat, wer sein Ständchen mit besonders prächtig schillernder Brust darbringt.
    Wie die Bienenelfe gehört das Monte-Iberia-Fröschchen zu den vielen endemischen Arten in Kuba. Bis vor Kurzem galt es als kleinster Vierbeiner der Welt. Nur zehn Millimeter messen die Männchen. Der Winzling steht unter strengem Schutz, doch Überschwemmungen, Hurrikans oder Trockenperioden gefährden immer wieder die kleine Population. Auch Gundlachsperber sind sehr selten geworden. Schätzungsweise leben kaum noch 400 dieser Greife in Kuba, ihrem einzigen Verbreitungsgebiet. Erstmals gesichtet und beschrieben wurde die Art von Johann Christoph Gundlach.
    Viele Tiere tragen hier den Namen des deutschen Naturforschers. Über 50 verschiedene Anolis-Arten bevölkern die Insel. Der Ritteranolis betrachtet die Welt ausschließlich von Bäumen aus. Früher gab es diese mehr als einen halben Meter große Echse ausschließlich auf Kuba. Inzwischen ist sie auch in Florida und auf einigen vorgelagerten Inseln anzutreffen. In allen Sektoren des Parque Nacional Alejandro de Humboldt markiert der Tocororo lautstark sein Revier. Dieser Trogon ist Kubas Nationalvogel. Sein Gefieder leuchtet in den Farben der kubanischen Flagge: blau, weiß, rot.
    Das Dorf Arroyo Bueno liegt – wie einige andere – mitten im Schutzgebiet. Es entstand vor gut 60 Jahren als Heimstatt für Holzfäller und Bergarbeiter. Noch bis 2005 wurde im Nationalpark unter Tage Chrom abgebaut. Viele ehemalige Minenarbeiter verdienen ihr Geld heute in der Stadt Moa. In deren Umfeld befinden sich bedeutende Nickelvorkommen. Fast die Hälfte vom derzeitigen Hauptexportgut Kubas wird dort gefördert. Es lagert auch unter der grünen Decke des Nationalparks. Für ihn würde Nickelbergbau das Aus bedeuten. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereMo 08.06.2009arte
  • Folge 2 (45 Min.)
    Der Toa, der den Nationalpark im Osten durchzieht, ist der wasserreichste Fluss des gesamten Landes. An seinem Unterlauf wollten ausländische Firmen Mitte der 1990er-Jahre ein Kraftwerk bauen. Devisen und Strom hätte Kuba damals dringend benötigt, doch die Folgen für die Natur wären katastrophal gewesen. Fidel Castro persönlich hat dann das Projekt gestoppt und dafür gesorgt, dass der bereits geplante Parque Nacional Alejandro de Humboldt schnellstens Realität wurde. Unweit der Toa-Mündung ist gut 500 Jahre zuvor Christoph Kolumbus vor Anker gegangen. Wenig später gründeten die Spanier in der Barcoa-Bucht die erste Siedlung der Insel, die sich im Laufe der Zeit zur Küstenstadt Baracoa entwickelte.
    40 Kilometer entfernt, an der Bahia de Taco, befindet sich das Besucherzentrum des Schutzgebietes. Angezogen vom Scheinwerferlicht umschwirren in der Dämmerung Tausende Blattnasen die Büste Alexander von Humboldts. Bis 1959 wurde der Wald an der Küste vieler seiner Schätze beraubt. Der größte Teil war im Besitz von US-Amerikanern. Schnecken, wie die farbenprächtige Polimita, benutzen die Ruinen ihrer Villen als Schlafplatz. Auch ihretwegen ist das Schutzgebiet 1996 geschaffen worden.
    Noch vor wenigen Jahren galt die Kuba-Amazone als extrem bedroht, nicht zuletzt durch Wilderei. Unermüdliche Aufklärungsarbeit der Nationalpark-Mitarbeiter brachte den Wandel. Viele Einheimische helfen jetzt durch regelmäßige Kontrollen mit, die seltenen Papageien zu schützen. Die ausgedehnten Mangrovenwälder an der Küste gehören ebenfalls zum Nationalpark. Charakteristisch sind die Stelzwurzeln der Roten Mangrove. Sie kann damit über und unter Wasser Sauerstoff tanken. Die langen, zigarrenförmigen Früchte hängen weit oben an der Mutterpflanze und daher selbst bei hohem Wasserstand stets im Trockenen.
    Wenn Raúl Matos Romero, der Chef vom Baracoa-Sektor, nicht im Nationalpark unterwegs ist, nutzt er die Bibliothek von Baracoa als Arbeitsplatz. Ein eigenes Direktionsbüro befindet sich bereits im Bau. Doch nach den letzten Hurrikans wird wohl noch einige Zeit bis zum Einzug vergehen. So muss Raúl die erste wissenschaftliche Expedition ins Korallenriff von hier aus vorbereiten. Sein Stellvertreter Giovanis hat vor Kurzem den Tauchschein gemacht. Jetzt bricht er auf, um zu ergründen, welche Kostbarkeiten das Meer hinter der Bahia de Taco birgt. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDi 09.06.2009arte

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