2009, Folge 44–49

  • Folge 44
    Charles Darwin, dessen 200. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird, hatte mit seinen Erkenntnissen von der Entstehung der Arten und mit seiner Theorie der natürlichen Auslese so manches festgefügte Weltbild und den biblischen Schöpfungsmythos erschüttert. „Überlebt der Stärkere?“ fragen sich Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranski am Sonntag, 1. März 2009, 23:55 Uhr, im „Philosophischen Quartett“ des ZDF. Mit ihren Gästen diskutieren die beiden Philosophen, ob es naturgegeben sei, dass der Stärkere sich durchsetzt, und wie die verhängnisvolle Irrlehre des „Sozialdarwinismus“ einzuschätzen ist.
    Wie weit ist es von dieser bis zum Herrenmenschentum und zum Rassenwahn? Als Gäste debattieren mit: der Wissenschaftshistoriker und Darwin-Forscher Prof. Dr. Ernst Peter Fischer sowie der Philosoph und Erfolgsautor Dr. Richard David Precht. Bis heute ist der Streit um die Gültigkeit der Darwinschen Beobachtungen von Evolution und der Abstammungslehre des Menschen nicht ausgestanden: Noch immer behaupten Bibelgläubige und „Kreationisten“, nicht die Natur, sondern ein Schöpfer habe mit einem „Intelligenten Design“ in sieben Tagen die Welt erschaffen.
    Eine andere Umdeutung Darwins ist der sogenannte „Sozialdarwinismus“ – die Übertragung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse auf gesellschaftliche Verhältnisse. Kann Darwins Theorie der natürlichen Auslese, der geschlechtlichen Selektion dazu genutzt werden, das Sozialverhalten des Menschen zu erklären? Wo bleiben heute Ethik und Moral, wo Anstand und Common Sense? Wurde nicht bis zur Wirtschaftskrise das Überleben der Stärksten propagiert? Lässt sich die Darwinsche Anpassung auch als Konkurrenzkampf denken, als Wettbewerb um das beste Produkt, um die bessere Idee, die bessere Ideologie, um den besseren Menschen – alle gegen alle? Mit diesem „Kampf ums Dasein“ wäre man gedanklich wieder in die Falle der Sozialdarwinisten gegangen, die Natur gegen Kultur ausspielen.
    Wie weit gewisse Denkmuster der Darwinschen Theorien womöglich aber doch bedenkenswert sein könnten, wird im „Philosophischen Quartett“ ebenso diskutiert wie die Frage nach den Grenzen, nach den bizarren und gefährlichen Irrwegen in der Sozio-Biologie und Bio-Ethik. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 01.03.2009ZDF
    Mit Prof. Dr. Ernst Peter Fischer (Darwin-Experte) und Dr. Richard David Precht (Bestsellerautor)
  • Folge 45
    Wer trägt die Verantwortung und wer das Risiko?: „Das Philosophische Quartett“ im ZDF diskutiert über die Finanzkrise und „die Kunst, es nicht gewesen zu sein“ „Verantwortung und Risiko – Die Kunst, es nicht gewesen zu sein“ heißt es am Sonntag, 19. April 2009, 0:00 Uhr im „Philosophischen Quartett“ des ZDF. Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranski diskutieren mit ihren Gesprächsgästen, der Wirtschaftswissenschaftlerin und „Wirtschaftsweisen“ Beatrice Weder di Mauro und dem Schriftsteller Bodo Kirchhoff, über Fragen rund um das Betriebsgeheimnis des globalen Wirtschafts- und Finanzsystems mit den großen Boni und dem verantwortungslosen Handeln.
    Verantwortung könnte das Wort des Jahres werden – oder auch zum Unwort, weil für eine Managerelite der Begriff mit den Finanzexzessen und desaströsen Unternehmerstrategien nicht in Einklang zu bringen ist. So haben sie die Weltwirtschaft ins Taumeln gebracht und eine globale Finanzkrise ausgelöst. Angesichts der globalen Vernetzung wirtschaftlicher Systeme, die sich der Prüfung und der Übersicht zu entziehen scheinen, stellt sich die Frage: Wer trägt die Verantwortung und wer trägt das Risiko? Doch ist der Begriff der ethischen Verantwortung überhaupt noch anwendbar, ist er nicht restlos veraltet? Es kann nur funktionieren, meinen Sloterdijk und Safranski, wenn jene, die an der Spitze stehen, die Spielregeln des Gemeinwesens einhalten, keine unverantwortlichen, nicht absehbaren Risiken eingehen, für ihr Tun nicht nur einstehen, sondern auch haften, und nicht, wie in der gegenwärtigen Krise zu beobachten, die Kunst verfeinern, es nicht gewesen zu sein.
    Es wird auch die Frage zu klären sein, was es systemisch bedeutet, wenn Risiko und Verantwortung von den Verantwortlichen nicht mehr übernommen werden müssen, weil sich die Auffassung durchsetzt, dass Unternehmen, sind sie nur groß und mächtig genug, nichts zu verlieren haben, wenn die Pleite droht.
    Weil dann der Staat, um den Domino-Effekt einer neuen Pleitewelle zu verhindern, mit Auffangschirmen bereitsteht. Nach der Devise, erst versagen und dann klagen, hängen sich nun immer mehr Banken und Unternehmen an den staatlichen Rettungsanker, und die Verantwortlichen stehlen sich davon.
    Gesprächsgast Prof. Dr. Beatrice Weder di Mauro wurde über die akademische Welt hinaus bekannt, als sie 2001 als erste Frau und Nichtdeutsche unter größter öffentlicher Aufmerksamkeit in den „Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung“, also zu den „Fünf Weisen“ berufen wurde, die alljährlich und medienwirksam die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung mit einem kritischen Gutachten kommentieren. Bodo Kirchhoff hat dagegen in seinem neuen Roman „Erinnerungen an meinen Porsche“ über die Verantwortung eines gescheiterten Bankers nachgedacht. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 19.04.2009ZDF
    Mit Prof. Dr. Beatrice Weder di Mauro (Wirtschaftsweise) und Bodo Kirchhoff (Schriftsteller)
  • Folge 46
    Kann sich aus der Krise des Kapitals eine Kulturkrise oder gar eine Sinnkrise des Systems entwickeln, die in ein postdemokratisches Zeitalter führt? Das „Philosophische Quartett“ im ZDF diskutiert diese Frage am Sonntag, 7. Juni 2009, 0:00 Uhr unter dem Titel „Zeitenwende: Was hält die Gesellschaft noch zusammen?“ Zu Gast bei Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranski sind die Schriftstellerin Juli Zeh und der streitbare Heidelberger Verfassungs- und Steuerrechtler Prof. Dr. Paul Kirchhof. Die Diskussion im „Philosophischen Quartett“ setzt mit der Beobachtung ein, dass die Krise offensichtlich noch nicht in ihrem vollen Ausmaß zu erkennen ist, da in Deutschland fleißig konsumiert wird und Wirtschaftsinstitute gar das Ende der Talsohle schon zu erkennen glauben.
    Wer jedoch feiner ins gesellschaftliche Gewebe hineinsieht, kann das Knirschen im Gefüge der sozialen Ordnung vernehmen. Da und dort ist auch schon latente Panik zu verspüren. Wenn dann die Nation keine pathetische Formel mehr bietet, unter der man sich findet, wie gefährdet wird dann das System sein? Was hält die Gesellschaft noch zusammen außer der gemeinsamen Angst? Aus der Finanz- und Wirtschaftskrise wird sich als bitterer Preis der Umstände eine tiefe Kulturkrise entwickeln, so die These von Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranski.
    Und zwar dann, wenn die Erosion der sozialen Übereinkünfte augenfällig werden sollte, wenn der gesellschaftliche Zusammenhalt brüchig wird. Noch erscheint die Regierung beherzt auf der Kommandobrücke – aber ist es nicht die Brücke der „Titanic“, die hier mit voller Kraft und ohne Kenntnis des sicheren Kurses durch die Eislandschaft gesteuert wird? Nach der Bundestagswahl im September wird vermutlich vieles grundlegend anders wahrgenommen werden: Die Zahl der Arbeitslosen könnte dramatisch steigen, die Zusammenbrüche einiger mittlerer und großer Unternehmen scheinen unabwendbar.
    Statt Steuersenkung wird wohl eher das Gegenteil erfolgen: Die Steuer- und Abgabenlasten werden erheblich schwerer, das Armutsrisiko für den bürgerlichen Mittelstand wird in die Höhe schnellen. Die unerhörte Kapitalvernichtung könnte so ein Krisengefühl und Krisenbewusstsein ganz neuer Art auslösen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 07.06.2009ZDF
    Mit Juli Zeh (Schriftstellerin) und Prof. Meinhard Miegel (Sozialwissenschaftler und Publizist)
  • Folge 47
    Ausgehend von den eklatanten sittlichen Verfehlungen berühmter Wirtschaftsführer und den damit verbundenen, an alle Bürger gerichteten Politiker-Appellen, zur Kardinaltugend der Mäßigkeit und zur Besinnung auf „die Werte“ wie Anstand und Gerechtigkeit zurückzukehren, stellt sich für das „Philosophische Quartett“ im ZDF die Frage, ob diese Ruck-Reden nicht zwangsläufig ins Leere gehen. Weil offensichtlich in Vergessenheit geraten ist, dass Tugenden nicht nur auf Einsicht beruhen, sondern eingeübt werden müssen, damit sie in gewohnheitsmäßiges Verhalten übergehen können. Die bisherige Werte-Debatte, wie sie auch von den heimlichen Tugend-Erziehern in den Medien geführt wird, scheint auch deshalb so nutz- und sinnlos zu sein, weil die Tugend nicht mehr als verkörperter Wert begriffen wird und weil es an der für die Wertevermittlung nötigen, prägenden Kraft der Vorbilder fehlt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 13.09.2009ZDF
    Mit Thea Dorn (Publizistin) und Klaus Mertes (Jesuiten-Pater)
  • Folge 48
    Experten in aller Welt nehmen an, dass in der Bewältigung der Finanz-Katastrophe so etwas wie die Halbzeit erreicht ist. Zeit für eine Zwischenbilanz und einen Blick auf Szenarien der Zukunft. Im „Philosophischen Quartett“ am Sonntag, 25. Oktober 2009, 23:55 Uhr, fragen Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranski mit ihren Gästen, Prof. Dr. Dr. Gunnar Heinsohn, Soziologe und Historiker, und Prof. Dr. Heiner Mühlmann, Kulturphilosoph und Katastrophentheoretiker: Entwarnung oder Alarm? Ist das Schlimmste schon überstanden, wie die einen versichern, oder wird es noch zu schweren Verwerfungen kommen, wie die anderen prophezeien? Sicher ist, dass sich Deutschland in einer bis dahin unvorstellbaren Höhe von anderthalb Billionen Euro verschuldet hat und so auf jedem einzelnen Staatsbürger noch nie da gewesene Finanzbürden lasten.
    Auf der anderen Seite hat die Bundesregierung bisher den Zusammenbruch von Banken, Finanz- und Realwirtschaft verhindert und mit milliardenschweren Garantien die Sparvermögen der Bürger gerettet. Dennoch: Die Arbeitslosigkeit nimmt zu – wenn auch die Zahlen sich nicht wie befürchtet entwickeln.
    Kommt nun, nach der Bundestagswahl, der Anfang vom dicken Ende? Der Bürger weiß, was ihn und die Gesellschaft erwartet, und will es zugleich nicht wissen. Kopf in den Sand – die große Versuchung. Dem Schrecken ins Auge sehen – das Gebot der Stunde, so Sloterdijk und Safranski. Welche Erkenntnisse können aus der Krise gewonnen werden? Wie aktiv sind die Krisenverursacher noch? Woher kommt die Gelassenheit der öffentlichen Reaktionen? Wie groß ist die gesellschaftliche Erregungsbereitschaft noch? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 25.10.2009ZDF
    Mit Prof. Dr. Dr. Gunnar Heinsohn (Sozialpädagoge und Gewaltforscher) und Prof. Dr. Heiner Mühlmann (Kulturtheoretiker)
  • Folge 49
    Deutsche TV-PremiereSo 29.11.2009ZDF
    Mit Daniel Deckers (Kirchenexperte) und Alan Posener (Papst-Kritiker)

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