2008, Folge 38–43

  • Folge 38
    Imperium – schon die bloße Nennung des Begriffs lässt so manchen Zeitgenossen erschauern. Imperien werden in Verbindung gebracht mit imperialistischen Expansions- und Beutekriegen, mit brutaler Ausbeutung, Unterjochung und gnadenlosem Auslöschen ganzer Kulturen. Vom Imperium Romanum über das Spanische Weltreich zieht sich eine blutige Spur durch die Geschichte bis hin zu den Verheerungen durch totalitäre Regime wie die Nazi-Terrorherrschaft oder das Sowjet-Imperium mit den Massenmorden Stalins. Selbst die Vereinigten Staaten sehen sich seit ihrem Vietnam-Desaster bis hin zum Irak-Krieg immer wieder ernsten Fragen nach der ethischen Legitimität ihrer Kriegspolitik gegenüber. Auf der anderen Seite haben Imperien aber auch unserer Zivilisation wichtige Impulse gegeben.
    Was wäre aus Europa geworden ohne die Ausbreitung des Römischen Reichs und die Durchdringung der eroberten Gebiete mit den Errungenschaften der römischen Hochkultur? Und: erst die Allianz zweier Imperien, der Sowjetunion und der Vereinigten Staaten konnte die Welt vom Nazi-Terror befreien. Die politische Klugheit der Amerikaner hat Westeuropa in eine Ära der Sicherheit und des Wohlstands versetzt, vor allem die Bundesrepublik Deutschland als verlässlichen freiheitlich-demokratischen Faktor in der Mitte des Kontinents verholfen.
    Sind heute nur noch Imperien in der Lage, eine Welt zu retten, die vom Terrorismus bedroht ist? Darüber diskutieren Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranski im „Philosophischen Quartett“ mit zwei intimen Kennern der Materie: mit Joschka Fischer, dem Außenminister und Vizekanzler der Regierung Schröder, und dem Berliner Politologen und bedeutenden Imperien-Forscher Herfried Münkler. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 17.02.2008ZDF
    Mit Joschka Fischer (Bundesaußenminister a.D.) und Prof. Dr. Herfried Münkler (Politikwissenschaftler)
  • Folge 39
    Was ist links? Wo stehen Linke heute, vierzig Jahre nach der Revolte des Jahres 1968? Wie links ist eigentlich die Linkspartei? Und warum tut sich die etablierte politische Klasse so schwer mit Parteien links der SPD? Diese Fragen diskutieren im „Philosophischen Quartett“ am Sonntag, 13. April 2008, 0:05 Uhr im ZDF, Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranski mit zwei streitbaren Persönlichkeiten, die für ihre klaren Worte bekannt sind: dem neokonservativen Historiker Paul Nolte und dem linksliberalen Journalisten Heribert Prantl. Häufig wurde in letzter Zeit von einer politischen Zeitenwende und von einem Linksruck gesprochen. Anlass zu dieser Prognose gab das Verhalten der SPD und ihres Vorsitzenden Kurt Beck nach der Landtagswahl in Hessen.
    Eine wie auch immer geartete Zusammenarbeit mit der „Linken“ wurde für kurze Zeit, allen Beteuerungen vor der Wahl zum Trotz, nicht mehr ausgeschlossen. Entwickelt sich so eine längerfristige Strategie für künftige Mehrheitsverhältnisse und die Regierungsfähigkeit der SPD in linken Bündnissen in Bund und Ländern? Oder steht die SPD vor einer Zerreißprobe? „Das Philosophische Quartett“ im ZDF geht auch den Fragen nach, ob die gegenwärtige deutsche Diskussion um die Linkspartei verkrampft ist? Wird sie lediglich geführt, als ginge es um Abrechnungen mit DDR-Hinterlassenschaften oder mit dem SPD-Intimfeind Oskar Lafontaine? Aus dem Blick gerät, dass auch in der Bundesrepublik, wie in den meisten anderen westlichen Ländern, eine Formation links der Sozialdemokratie Platz findet.
    Eine offene pluralistische Gesellschaft sollte auf die Repräsentation linker Antworten auf politische Grundfragen nicht verzichten, so Sloterdijk und Safranski. Dies um so weniger, als vom politischen Mainstream der Mitte offensichtlich nicht genügend Impulse ausgehen für ein gründliches Nachdenken über die Bewahrung des Sozialstaates in einer globalisierten Welt, über Grundrechtsschutz im Zeitalter der Informationstechnologie, über Integration und die geopolitische Verantwortung Deutschlands. Zu diesen und anderen brisanten Politikfeldern sind auch linke Antworten nötig, die sich auf die gegenwärtigen Herausforderungen einstellen. Aber gibt es zur Zeit eine solche authentische Linke? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 13.04.2008ZDF
    Mit Prof. Dr. Paul Nolte (Historiker) und Dr. Heribert Prantl (Journalist)
  • Folge 40
    Das „Philosophische Quartett“ bereitet sich gedanklich auf einen heißen Sport-Sommer vor. „Schneller, höher, weiter“: Das klassische olympische Motto erhebt heute das Streben nach der absoluten Höchstleistung, dem immer neuen Überbieten von Weltrekorden, zum alleinigen Maß erfolgreicher Sportlerkarrieren. Spitzensport heute ist eine Sache auf Biegen und Brechen, für Athleten ist die Spitzenleistung eine Frage nach Sein oder Nichtsein, ein Kraftakt im Weltmaßstab – mit demselben Globalisierungsstress, dem mittlerweile so gut wie alle Unternehmungen ausgesetzt sind. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 01.06.2008ZDF
    Mit Prof. Ines Geipel (DDR-Weltrekordlerin und Doping-Kritikerin) und Reinhold Messner (Extrembergsteiger)
  • Folge 41
    Schön und friedvoll scheint unser Planet allenfalls noch aus der Perspektive der Astronauten auszusehen. Und doch ist alles, was die Erde, ihre Zivilisationen und Kulturen heute bedroht, nur ein Vorgeschmack auf die großen globalen Krisen, die das 21. Jahrhundert bestehen muss, wenn die Menschheit überleben will. Wie schlecht steht es um die Welt? Terror und Kriege, Umweltkatastrophen, Menschenrechtsdesaster und Korruption, politischer Betrug und brutale Durchsetzung von Profitinteressen bedrohen die Gesellschaften. Wohin sich also das Weltgeschick in unserem Jahrhundert wenden wird, ob in eine hoffnungsvolle Zukunft oder in den Abgrund, darüber diskutieren Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranski im „Philosophischen Quartett“ des ZDF.
    Mit dem Katastrophen-Experten, Bestseller-Autor und Globalisierungspessimisten Harald Welzer und dem Beobachter der Globalwirkungen in Wissenschaft, Wirtschaft und Politik, Franz Josef Radermacher, dem prominenten Globalisierungsoptimisten. Ist die Welt noch zu retten? Ja, sagt Wirtschaftswissenschaftler Franz Josef Radermacher. Projekte für Wohlstand und Wohlfahrt könnten, global gesteuert und auf Interessenausgleich gerichtet, auf Befriedung und langfristige Sicherheit hinwirken. Der Kulturwissenschaftler Harald Welzer ist skeptisch. Den Grund sieht er vor allem in den dramatischen Klimaveränderungen. Wie wird die Welt umgehen mit Gewaltkonflikten, Bürgerkriegen, ethnischen Säuberungen und gewaltigen Flüchtlingsströmen bei schwindenden Überlebensräumen? Die eine, einige Welt – nur ein Gutmenschentraum? Oder einzige, also letzte Chance, die der Menschheit gegeben ist? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 21.09.2008ZDF
    Mit Prof. Dr. Dr. Franz Josef Radermacher (Globalisierungsexperte) und Prof. Dr. Harald Welzer (Sozialpsychologe)
  • Folge 42
    Die kriegerische Auseinandersetzung in Georgien hat den Blick der Welt auf Putins und Medwedews Russland ebenso verändert wie Russlands Blick auf den Westen. Das Pulverfass am Kaukasus: Russland zeigt neue Stärke, und der Westen drängt in den ehemaligen Herrschaftsbereich der roten Zaren. Sind hier Zeichen einer neuen Weltordnung zu erkennen, gar Frontlinien eines Weltkonflikts? Über das gefährliche Spiel um neue alte Machtbereiche sprechen Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranski im „Philosophischen Quartett“ mit zwei scharfsichtigen Kennern der russischen Verhältnisse: mit dem Historiker und Russland-Experten Karl Schlögel und dem Historiker, Publizisten und Geostrategen Michael Stürmer. Beide kennen die Kontrahenten Putin, Medwedew und Saakaschwili aus eigenen Gesprächen, können die kritische Lage daher mit frischen Erkenntnissen beschreiben.
    Weder sind sich die westlichen Mächte darüber einig, wer den Krieg begonnen hat, Russland oder Georgiens Präsident Saakaschwili, noch findet man eine gemeinsame Linie, welche Bedeutung die neue Machtpolitik Russlands für eine europäische Sicherheitsarchitektur haben könnte. Durch amerikanische Muskelspiele, beispielsweise in Polen und Tschechien einen Raketenabwehrschild zu installieren, oder Pläne, Georgien in die NATO einzubeziehen, sehen sich wiederum die Russen provoziert.
    Wollten sie mit dem Einmarsch nach Georgien ihre Stellung als bestimmende Macht in der Kaukasus-Region behaupten? Oder zielt die militärische Operation weiter und höher: Will sich Russland wieder als erstrangige Weltmacht ins geopolitische Spiel bringen? Und wenn: mit welchen Optionen? Geostrategisches Planen wird heute nicht mehr, wie einst, zwischen zwei ideologischen Blöcken ausgemacht, der Kalte Krieg ist vorbei. Niemand wird heute, in einer globalisierten Welt und angesichts der gegenwärtigen Finanzkrise, die Interessen anderer Machtbereiche wie China oder Indien außer acht lassen können. Dennoch, das russische Vorgehen gibt den westlichen Geostrategen Rätsel auf. Wo könnten Ansätze für eine Lösung zu finden sein? Was kann deutsche, was europäische, was globale Politik bewirken? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 19.10.2008ZDF
    Mit Prof. Dr. Karl Schlögel (Historiker und Russlandexperte) und Prof. Dr. Michael Stürmer (Historiker und Publizist)
  • Folge 43
    Eben sahen sich die Deutschen mit der Weltgemeinschaft noch am Abgrund einer der härtesten Finanz- und Wirtschaftskrisen der vergangenen 80 Jahre, duckten sich vor der unkalkulierbaren Wucht der einbrechenden Katastrophe. Doch schon haben sie sich, wie es scheint, beruhigt, lehnen sich entspannt zurück, bedauern die Mitbürger, die es dann doch etwas böser erwischt hat: War wohl alles nicht so schlimm? Weit gefehlt: Was an Stammtischen und in den Medien mit großem, hoch besorgtem Wortgetöse kommentiert wurde und von der Politik mit machtvollen und kostspieligen Eingriffen in das freie Wirtschaften beherrschbar gemacht werden sollte, geht nach Manager-Mobbing und Banken-Bashing nun in eine gefährliche, weil weitaus weniger spektakuläre Phase.
    Jetzt folgen Abschwung, Rezession, Niedergang der Realwirtschaft unter scharfer Bedrohung des Mittelstands, der auch nach den milliardenschweren Notmaßnahmen für gefährdete Banken mehr denn je um überlebensnotwendige Geschäftskredite bangen muss. Hat das System versagt? Ist der Kapitalismus, die bis dahin erfolgreichste Art zu wirtschaften, am Ende, ist er methodisch gescheitert? Mit ihren Gästen, dem Vorstandsvorsitzenden des Deutschen Aktieninstituts, früheren Bundesbanker und einstigen Frankfurter Börsenchef, Rüdiger von Rosen, und dem Konstanzer Geisteswissenschaftler und Kulturtheoretiker Albrecht Koschorke wollen Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranski ergründen, wie es kam, dass das Vertrauen in die kreativen und heilenden Kräfte der freien und sozialen Marktwirtschaft zusammenbrach, wie es geschehen konnte, dass der Kredit seinen Kredit verspielte.
    Haben wir zu Unrecht Vertrauen in die Vernunft des Marktes gesetzt, sind wir einem Markt der Illusionen aufgesessen? Wie immer man das weltweite Desaster und die globalen Rettungsversuche bewertet, die Frage ist zu stellen, ob nur handwerkliche Fehler zum Kollaps der internationalen Finanzwelt führten – oder ob nicht vielmehr andere, ethische wie moralische Kategorien zur Erklärung und Erhellung bemüht werden müssen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 30.11.2008ZDF
    Mit Prof. Dr. Albrecht Koschorke (Geisteswissenschaftler) und Prof. Dr. Rüdiger von Rosen (Finanzwissenschaftler)

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