Dokumentation in 3 Teilen, Folge 1–3

  • Folge 1
    1995 wird die Stadt Srebrenica zum Schauplatz eines Völkermordes. Ein Massaker vor den Augen der Vereinten Nationen, das bis heute als Synonym gilt für den Krieg in Bosnien. Ankläger, Kämpfer, Zuschauer und unbekannte Helden – sie alle haben die Stadt nie wirklich verlassen. 20 Jahre nach Kriegsende treffen sie wieder aufeinander. 1993 erklären die Vereinten Nationen Srebrenica zur Schutzzone. Zwei Jahre später sehen sie tatenlos zu, wie Tausende muslimische Bosniaken von bosnischen Serben unter der Führung des Generals Ratko Mladic vertrieben, verschleppt und hingerichtet werden. Emir Suljagic arbeitet 1995 als Dolmetscher für die niederländischen UN-Soldaten in Srebrenica.
    Er erlebt das Grauen aus nächster Nähe mit. Einen Job und somit eine klar umrissene Aufgabe und Routine zu haben, bewahren ihn damals davor, den Verstand, aber auch die Würde zu verlieren. „Die Zeit heilt gar nichts, die heilt einen Scheiß“, sagt Suljagic heute. Auch für Boudewijn Kok ist Srebrenica noch nicht zu Ende. Als UN-Soldat im niederländischen Bataillon kann er die Stadt nicht verteidigen, er hat seine Befehle, er darf die Menschen nicht beschützen. Hätte er anders handeln können, vielleicht sogar müssen? Fragen wie diese quälen ihn noch immer.
    Anders verhielt sich die deutsche Krankenschwester Christine Schmitz. Sie hat als Mitarbeiterin der Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ ihre muslimischen Assistenten in dem UN-Stützpunkt vor dem Tod bewahrt, ein abgelegener Raum diente als Versteck. Auch sie belastet bis heute die Frage, warum es nicht gelungen ist, den Völkermord von Srebrenica zu verhindern. Die Autorin Birgit Wuthe sucht in Srebrenica nach Spuren, die das grausamste Massaker seit Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa begreifbar machen können. Gemeinsam mit denen, die dabei waren, zeichnet die Filmautorin das Protokoll einer Stadt im Chaos. (Text: Bayerisches Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMo 19.10.2015Bayerisches Fernsehen
  • Folge 2
    1995 – 50 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs wird in Europa wieder gekämpft. Die blutigen Bürgerkriege im zerfallenden Jugoslawien fordern rund 100.000 Menschenleben, über zwei Millionen Menschen müssen fliehen oder werden vertrieben. Bis heute prägen der Krieg und seine Folgen die Region. In den späten 1980er-Jahren beginnt der Zerfall Jugoslawiens. Schon lange schwelten in dem sozialistischen Vielvölkerstaat ethnische, sozialökonomische und politische Konflikte. Vor dem Hintergrund einer massiven Wirtschaftskrise und dem Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa fordern einzelne Teilrepubliken zunächst tief greifende Reformen und schließlich immer lauter ihre Autonomie.
    Als 1990/​1991 Slowenien, Kroatien, Mazedonien sowie Bosnien und Herzegowina unabhängig von Jugoslawien werden wollen, stellen sich Serbien und Montenegro dagegen. Trotzdem erklären 1992 Bosnien und Herzegowina ihre Autonomie. Erbitterte Gefechte zwischen den Streitkräften der Volksgruppen beginnen. Zugleich steigern sich die Spannungen zwischen muslimischen Bosniaken, bosnischen Serben und bosnischen Kroaten. „Und dann“, erinnert sich der Journalist Erich Rathfelder in Sarajevo, „haben alle aufeinander geschossen.“ Aus Nachbarn werden erbitterte Feinde.
    Alte ethnische, religiöse und ideologische Konflikte flammen wieder auf und entfachen im Sommer 1995 einen Flächenbrand: Bosnische Serben ermorden in Srebrenica über 8.000 muslimische Bosniaken. 20 Jahre danach zeigen Zeitzeugen und Experten neue Facetten und unbekannte Hintergründe des Balkankriegs auf. Sie sagen: Es waren nicht nur alte Spannungen zwischen einzelnen Volksgruppen, die irgendwann eskalierten, sondern: Dieser Krieg war politisch gewollt. (Text: Bayerisches Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMi 21.10.2015Bayerisches Fernsehen
  • Folge 3
    Frauen im Bosnienkrieg: Zu Tausenden werden sie zu Opfern, in Lager gepfercht und vergewaltigt, ihrer Familie beraubt. Im Krieg entwickeln sich Frauen aber auch zu mutigen Heldinnen, die Menschenleben retten. Und nicht zuletzt sind es auch Frauen, die den Krieg mit verantworten. Sarajevo, Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina, ist 1992 der Schauplatz eines multiethnischen und -religiösen Bruderkrieges. Im Häuserkampf reiben sich serbische und bosniakische Truppen auf. Dazwischen sind Frauen und Kinder unter Beschuss. Der Krieg kommt über Nacht nach Sarajevo – und bleibt dort 1.425 Tage lang. Während die Männer kämpfen, müssen die Frauen neue Aufgaben und Rollen übernehmen: Sie werden zu Überlebenskünstlerinnen und Ernährerinnen der Familien, sie werden zu Verfolgten, aber auch zu Kämpferinnen.
    Alma Hurem ist zwölf Jahre alt, als der Dokumentarfilm „Miss Sarajevo“ mit ihr als Hauptprotagonistin gedreht wird, mitten im Bosnienkrieg. Das Mädchen und ihre Freunde bewahren sich eine kindliche Fantasiewelt, umgeben von Schutt, Häuserkämpfen und Gewehrsalven. Wie erlebt sie ihre Heimatstadt heute, und wie blickt sie auf das Mädchen zurück, das sie vor 20 Jahren war? Zum ersten Mal vor einer westlichen Kamera spricht Biljana Plavšic, die ehemalige Präsidentin der Republik Srebska: Sie ist die einzige Frau, die vor dem Den Haager Tribunal als Kriegsverbrecherin für das ehemalige Jugoslawien verurteilt wurde.
    Bis heute sind ihre Aussagen und Überzeugungen radikal und faschistisch, trotz eines reuigen Schuldbekenntnisses vor dem Gerichtshof in Den Haag. Autorin Natali Amiri lässt zehn bosnische Frauen aller Altersstufen ihre jeweiligen Kriegserlebnisse erzählen und reflektieren. Es entsteht ein eindringliches, dichtes Bild weiblicher Lebens- und Überlebensmodelle während einer jahrelangen Ausnahmesituation. (Text: Bayerisches Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMo 26.10.2015Bayerisches Fernsehen

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