Folge 438

  • Schüppe drauf – Glück auf

    Folge 438 (45 Min.)
    Kohle – Synonym für Geld und Reichtum. Nichts hat das Ruhrgebiet mehr geprägt als das schwarze Gold. Zechen, gestern die Basis für das Wirtschaftswunder, heute subventionierte Industrierelikte. Im Norden des Reviers ist die Gegenwart schon Geschichte. Ein Nebeneinander von dampfenden Schloten und begrabener Arbeit. In Kamp-Lintfort fahren die letzten Kumpel untertage, in Bottrop produziert die Kokerei noch selbst ihre Wolken, auf dem Förderturm in Herne dreht sich keine Seilscheibe mehr.
    Der Ausstieg aus dem Steinkohleabbau ist beschlossen. In einer Zeit, in der die meisten morgens ihren Computer hochfahren, kommen Bergleute wie prähistorische Wesen aus einer Welt, wo ganze Gebirge gesprengt und verschoben werden. Niemand arbeitet mehr mit der Hacke vor Kohle; modernste Technik bestimmt den Abbau. Aber die Hitze und der Staub sind geblieben und der Zusammenhalt: im Bergwerk, in den Kolonien. Macht die Zeche dicht, gehen nicht nur Arbeitsplätze verloren. Eine Berufsgruppe wird ausgelöscht, das Leben in der Gemeinschaft verschwindet, eine Tradition bricht zusammen. Schon der Urgroßvater hat auf dem Pütt gearbeitet. Der Ortsmittelpunkt ein Schauplatz der Niederlage. Industrieruinen suchen Investoren, Bergwerksstädte nach einem neuen Image.
    Was liegt mehr im Trend als denkmalgeschützte Zechen? Tiefbauschächte aus dem 19. Jahrhundert wandeln sich zu extravaganten
    Appartementanlagen. Lifestyle einer Generation, die sich dort einrichtet, wo es früher schmutzig war. Schachtanlagen weichen Fortbildungsakademien. Statt Kohle wird Wissen gefördert in wohltemperierter Klimahülle. Die Palmen-Kulisse in Herne führt geradewegs an die Côte d’Azur. Die neuen Global Player des Reviers sitzen mit Flachbildschirmen unter dem Förderturm. Seilscheibe, Heizzentrale, Dampfmaschine – Bühnenbilder einer postindustriellen Eventgesellschaft. Übernachten, speisen, shoppen und feiern, wo Tausende von schwarzen Luftballons gerade das Ende einer Ära besiegelt haben. Ewald in Herten, als „Zeche Elend“ bedauert, wird luxuriös saniert für Tourismus und Gastronomie. 2010 muss alles fertig sein, dann feiert sich das ganze Ruhrgebiet als Kulturhauptstadt Europas.
    Nach den Zechen geht es um den Bestand der Kirchen. Heilig Kreuz in Gelsenkirchen, ein Schmuckstück des Backsteinexpressionismus, 1929 eigens für den Zustrom von Bergarbeiterfamilien gebaut, hat keine Gläubigen mehr. Nun steht der Kirchenvorstand da wie die Kumpel auf dem Pütt: Schüppe drauf – Glück auf. Die viel gerühmte Solidarität im Revier zerfällt. Ein Tambourcorps in Oberhausen spielt das Steigerlied, sucht mit Disziplin und Proben eine Vereinstradition aufrecht zu erhalten. Trommeln, flöten und marschieren, um eine Gemeinschaft auf die Beine zu stellen, die einst das Markenzeichen im Revier war. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 30.03.2008Das Erste
    Autorin: Martina Müller, Redaktion: Heribert Schwan

Cast & Crew

Sendetermine

Mi 12.03.2014
14:45–15:30
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Do 06.02.2014
14:15–15:00
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Di 18.10.2011
14:15–15:00
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Mo 27.09.2010
14:15–15:00
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Do 29.10.2009
11:00–11:45
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Mi 28.10.2009
19:30–20:15
19:30–
Mo 04.08.2008
14:15–15:00
14:15–
Di 01.04.2008
04:00–04:45
04:00–
So 30.03.2008
13:45–14:30
13:45–
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