Dokumentation in 2 Teilen, Folge 1–2

  • Folge 1 (45 Min.)
    Abseits theologischer Erklärungsversuche will die erste Folge des ZDF-Zweiteilers „Bibelrätsel“ den Werdegang des biblischen Gottes anhand von Fakten und Funden nachvollziehen. Begleitet von Margot Käßmann befasst sich die filmische Recherche mit den Stationen der Karriere Gottes, die ihn von einer lokalen Gottheit der Nomaden zum mächtigsten Himmelsherrscher der Geschichte führt.
    Hat Gott eine Geschichte? Kann man seine „Karriere“ zum einzigen und allmächtigen Gott für Juden, Christen und Muslime nachzeichnen? Die Ausgangsfragen erscheinen nur auf den ersten Blick provokant. Tatsächlich hat Jahwe – so nennt sich der Gott der Bibel selbst – greifbare Spuren hinterlassen.
    Da ist zunächst einmal der Name selbst. Die bislang älteste Erwähnung Jahwes außerhalb der Bibel findet sich in Soleb im heutigen Sudan. Pharao Amenophis III. hatte dort im 14. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung an einem Tempel eine Liste der Regionen und Völker anbringen lassen, die unter seiner Herrschaft standen. Die Hieroglyphen sprechen von einem Land der Schasu namens Jahwe und legen den Schluss nahe, dass die Geschichte des biblischen Gottes vor 3400 Jahren mit dem Volk der Schasu begann, die als Wanderarbeiter und Viehhirten den Vorderen Orient durchstreiften.
    Weitere Hinweise liefert die Bibel selbst. Im Buch Exodus bringt sie an mehreren Stellen die Auftritte Gottes mit vulkanischen Erscheinungen in Verbindung: das Bild vom brennenden Dornbusch etwa, oder die Rauch- und die Feuersäulen, die das Volk Israel bei seinen Wanderungen leiten. Prof. Hans-Ulrich Schmincke, einer der renommiertesten deutschen Vulkanologen, identifiziert die Bibelzitate als Beschreibung vulkanischer Aktivitäten. Der Wissenschaftler hat auch die Gebiete östlich des Roten Meeres im heutigen Saudi-Arabien bereist, die bis heute tektonisch instabil und vulkanisch aktiv sind. Ist dort die Herkunft des biblischen Gottes zu suchen?
    Jahwe beginnt seinen Siegeszug als Schutzgott eines kleinen Nomadenvolkes. Mit vulkanischer Macht ausgestattet, entwickelt er sich zu einem mächtigen Kriegsgott. Eine Eigenschaft, die ihn um das Jahr 1000 vor Christus auch zum göttlichen Begleiter Davids werden lässt. Der Hirtensohn aus Hebron muss auf seinem Weg zum König Israels mehr als einen Kampf bestehen. Am Ende dieser Episode ist Jahwe zum Nationalgott aufgestiegen, wie archäologische Funde in der ganzen Region belegen. Alleinherrscher ist er aber da noch keineswegs. Er muss sich Aufgaben und Macht teilen, unter anderem mit Aschera, der Frau an seiner Seite.
    Wie sich die Alleinverehrung Jahwes schließlich durchsetzt, ist auch kein unlösbares Rätsel der Bibel. Laut Prof. Bernhard Lang, Bibelwissenschaftler und Spezialist für das Alte Testament, ist die Konzentration auf den Kriegs- und Nationalgott Jahwe eine notwendige Folge der ständigen militärischen Bedrohung Israels im 8. Jahrhundert vor Christus.
    Dass Gott dann aber ebenso wie sein Volk Israel den Untergang des Königreiches und das Exil in Babylonien im 6. Jahrhundert vor Christus übersteht, grenzt an ein Wunder. Ein Erfolgsgeheimnis ist dabei in der Anpassungsfähigkeit eines Gottes zu sehen, der auch ohne Tempel und Statuen auszukommen versteht. In der Form von Heiligen Schriften kann Jahwe auch nach der Katastrophe seine Verehrer in aller Welt und durch die Zeiten hindurch begleiten. Seine Wandelbarkeit macht schließlich auch die christliche Umdeutung des biblischen Gottes zu einem Universalgott für alle Völker möglich. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 25.11.2012ZDF
  • Folge 2 (45 Min.)
    Die zweite Folge geht der Frage nach, warum die Zehn Gebote – als einzige Gesetzessammlung aus der Zeit des Alten Orients – bis heute Bestand haben. Begleitet von Margot Käßmann, befasst sich die filmische Recherche mit der Erfolgsgeschichte der Zehn Gebote, die sich bis in die Formulierungen moderner Rechtsordnungen hinein verfolgen lassen.
    Sie gelten als Kern des Paktes zwischen dem Gott der Bibel und seinem auserwählten Volk: die Zehn Gebote. Das Alte Testament berichtet, Gott selbst habe sie auf zwei Steintafeln geschrieben, nachdem er sein Volk aus der ägyptischen Gefangenschaft befreit hat. In einer tragbaren Kiste, der Bundeslade, sollen die Gesetzestafeln auf dem Weg ins Gelobte Land mitgeführt worden sein, bis sie schließlich im Tempel von Jerusalem einen festen Platz erhielten.
    Für das Geschehen, das die Bibel schildert, gibt es nach dem renommierten Archäologen Prof. Israel Finkelstein keine überzeugenden Belege. Mehr noch: Mit der Zerstörung des Tempels durch die Babylonier im Jahre 586 vor Christus verschwinden auch die Gesetzestafeln spurlos. Trotzdem geht die Geschichte der Zehn Gebote damit nicht zu Ende. Im Gegenteil! Ob in den Paragraphen der Menschenrechtskonvention oder in den Verfassungen vieler Länder – die Regeln der Zehn Gebote gelten heute mehr denn je. Wie ist diese ungeheure Wirkungs-geschichte zu erklären?
    Die Frage nach der Macht der Zehn Gebote führt in das 5. Jahrhundert vor Christus. Damals fand in Jerusalem eine Bearbeitung der Heiligen Schriften statt, bei der auch eine Kurzfassung des biblischen Gesetzeskanons entstand, der insgesamt 613 Gebote umfasste. Thomas Römer, Professor für Biblische Wissenschaften, sieht in der Beschränkung auf lediglich zehn Gebote den Versuch, ein Regelwerk für jedermann zu verfassen, das sich an den Fingern von zwei Händen abzählen ließ.
    Aber die Kürze ist nicht der einzige Grund für den Fortbestand der göttlichen Gebote. Als die Bibelredakteure die Regeln formulierten, hatte das Königreich Israel längst seine Unabhängigkeit verloren. Das auserwählte Volk musste sich auf ein Leben unter fremder Herrschaft einstellen. Es war nur folgerichtig, die Zehn Gebote von der Existenz eines Herrscherhauses abzukoppeln und Gott selbst als Autoren auszugeben.
    Mit den Zehn Geboten schufen sich die Israeliten ein paralleles Rechtssystem: göttliche Gesetze, auf die sie sich, auch in der Behauptung ihrer Rechte gegenüber ständiger Fremdherrschern, immer berufen konnten. Die Zehn Gebote wurden zu einem Gesetz über dem Gesetz, so unverrückbar und ewig, dass sie die Jahrtausende wortwörtlich und gänzlich unverändert überdauert haben, wie ein experimenteller Vergleich am Ende des Films ergibt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 02.12.2012ZDF

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