2014, Folge 380–403

Die meisten (wenn nicht sogar alle) Folgen werden in verschiedenlangen Fassungen ausgestrahlt (32 und 52 Min.).
  • Folge 380 (43 Min.)
    In dem kleinen vietnamesischen Dorf Vinh Son lebt ein Großteil der Einwohner von der Schlangenzucht: Kobras, Gebänderte Rattenschlangen und sogar die extrem großen und giftigen Königskobras werden hier gehalten und verkauft – zumeist ins Nachbarland China. In fast jedem Hinterhof des Dorfes leben Dutzende Schlangen. Das zumindest schätzt Kim Van Trung, der wie so viele im Dorf Schlangen züchtet, um sie nach China und inzwischen auch an vietnamesische Feinschmeckerrestaurants zu verkaufen. Das Geschäft boomt, besonders seit in Vietnam die Mittelschicht wächst, und sich immer mehr Menschen Schlangengerichte leisten können. Deswegen möchte auch kein Dorfbewohner auf den Gewinn, der mit den Tieren gemacht wird, verzichten.
    Vorsitzender des örtlichen Züchtervereins ist der mittlerweile 75-jährige Kim Van Hoc. Bereits Ende der 70er Jahre begann er mit der Schlangenzucht im Dorf, ermutigte Freunde und Nachbarn, es ihm gleichzutun. Heute gilt das Dorf als Vietnams Schlangenproduzent Nummer eins. Die Tiere werden für Medikamente, Schlangenwein oder verschiedene Speisen verwendet. Doch nun möchte Kim Van Trung sein Amt abgeben und einen Nachfolger suchen. Nur will keiner das Erbe antreten. Weder Kims eigene Söhne noch ein anderer Züchter. Zu groß scheinen die Fußstapfen, die Kim hinterlässt. Selbst der Bürgermeister, der als einer der Wenigen im Dorf die hochgefährlichen Königskobras züchtet, verzichtet nur ungern auf seinen langjährigen Berater und Weggefährten. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 04.01.2014arte
  • Folge 381 (43 Min.)
    Etwa 300 Kinder im indischen Bundesstaat Chhattisgarh melden sich mehrmals pro Woche nach der Schule zum Dienst bei den Polizeistationen in ihren Heimatorten. Die Jungen und Mädchen sind zwischen fünf und 17 Jahre alt, sie tragen Khaki-Uniformen wie ihre erwachsenen Polizei-Kollegen und verrichten einfache Büroarbeiten, wie kopieren oder Akten ordnen. Einmal im Monat erhalten die Kinder ihren Sold – 6.000 Rupien, umgerechnet 80 Euro. Auf diese Weise wird den Hinterbliebenen von Polizisten ein Einkommen gesichert. Für die Kinder-Cops ist der Job allerdings auch eine Belastung – besonders für jene, die sich in der Schule schwer tun. Sujit ist neun Jahre alt und einer der jüngsten der zehn Kinderpolizisten in der Polizeistation des Dorfes Bihlai.
    Sein Vater starb vor zwei Jahren an Malaria. Seitdem erscheint Sujit an mehreren Nachmittagen in der Woche zum Dienst. Er ist stolz auf seine Arbeit bei der Polizei, mit der er seine Mutter und drei ältere Brüder unterstützt – auch wenn er manchmal lieber mit seinen Freunden draußen Cricket spielen würde. Sujits Kollege Shivaji ist schon 17 Jahre alt und seit zwei Jahren Kinderpolizist. Die Jungs übernehmen kleine Botendienste, müssen beim Postversand helfen oder die bis zur Zimmerdecke reichenden Aktenstapel sortieren. Der Einsatz der Kinder soll auch gar nicht die Dienstkraft der verstorbenen Väter ersetzen.
    Vielmehr ist der Kinderpolizeidienst von Chhattisgarh eine Form der Waisenrente. Die 17-jährige Kanchen, die ebenfalls als Kinderpolizistin arbeitet, ist ehrgeizig. Sie strebt schon bald eine höhere Position bei der Polizei an, „um die Gräueltaten an Frauen in Indien zu bekämpfen“. Auch der kleine Sujit möchte später auf jeden Fall ein „echter“ Polizist werden, wie sein Vater. Doch viele Child Officers wollen keine Karriere bei der Polizei machen. So zieht es Shivaji eher in die freie Wirtschaft, er möchte einmal viel Geld verdienen. Doch dafür muss er zuerst die vielen Examina am Ende des Schuljahres bestehen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 25.01.2014arte
  • Folge 382 (43 Min.)
    Jedes Jahr während der Regenzeit steigt das Wasser des Tonle-Sap-Sees um viele Meter. Im September machen die Fischer daher immer weniger Fänge: Ihre Netze reichen nicht mehr bis auf den Grund. Deshalb weichen sie auf Ratten aus: Die Tiere leben bei Hochwasser auf den Bäumen und ernähren sich von Früchten. Hygienisch gelten sie deswegen als rein und können auch gegessen werden. Auf Rattenfang gehen die Fischer des Sees erst seit Ende der 90er Jahre. Das Hochwasser, aber auch die Überfischung und der Verlust von Laichgebieten zwingen sie dazu.
    Dass die Tiere nun genießbar sind, verdanken die Fischer ebenfalls dem jährlichen Hochwasser: Während die Ratten den Rest des Jahres in Erdhöhlen leben, flüchten sie nun in die noch freistehenden Baumkronen, um dort ihre Nester zu bauen. Statt Müll und Unrat fressen sie vor allem Früchte und Blätter; deshalb gilt ihr Fleisch nun als hygienisch unbedenklich. Auch der 20-jährige Sey Ha geht mit seinem Vater und den Nachbarn regelmäßig auf die Jagd. Mit dem Verkauf sichern sich die Familien während der fischlosen Zeit, wenn ihre Netze nicht mehr bis auf den Grund des Sees reichen, eine Einnahmequelle.
    Während Sey Has Familie gezwungenermaßen zur Ratte greift, weil sie sich Huhn oder anderes Fleisch nicht leisten kann, gilt der Nager auf den Märkten oder in Restaurants als Spezialität. Dort ist Rattenfleisch teurer als Fisch. Sogar Städter kommen, um die Saisonware zu probieren. Wie in vielen Ländern Asiens erstarkt auch in Kambodscha die Mittelschicht. Schon einmal in der Geschichte des Landes standen Ratten auf dem Speiseplan vieler Menschen, als die Roten Khmer das Land terrorisierten und die Bevölkerung hungerte.
    Auch in Sey Has Familie gab es während der Schreckenszeit Opfer – und Täter. Seine Mutter möchte sich diesem Trauma nun stellen und nach Siem Reap fahren. Die dortige Pagode befindet sich auf einem ehemaligen Killing Field. Mönche haben hier mit der Aufarbeitung der Vergangenheit begonnen. Doch die Reise der Mutter muss erst einmal finanziert werden. Der Verkauf der erlegten Ratten soll Sey Ha dabei helfen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 08.02.2014arte
  • Folge 383 (43 Min.)
    Die Azoren, eine Inselgruppe mitten im Atlantik, sind weltweit bekannt durch den meteorologischen Begriff des Azorenhochs. Seine Lage beschert dem Archipel ein ganzjährig subtropisches, mildes und oft auch feuchtes Klima. Das Meer um die vulkanisch geprägten Inseln ist extrem nahrungsreich. Deshalb leben rund um die Azoren 27 Wal- und Delfinarten sowie mehr als 500 Arten von Fischen. Früher wurden hier Wale gejagt, heute sind die Inseln ein Hotspot für Whale-Watching-Unternehmen, die allerdings eine mögliche Gefahr für das sensible Naturparadies darstellen.
    Die Lage der Inselgruppe mitten im Atlantik, zwischen dem europäischen Festland und Amerika, bescherte den Azoren die Rolle eines strategisch wichtigen Knotenpunktes: Überseeschiffe und Überseeflugzeuge mussten hier auf halber Strecke nachtanken, und Ende des 19. Jahrhunderts wurde das erste Unterseekabel von der Insel Faial aus zwischen beiden Kontinenten verlegt. Das Meer prägt die Azoren bis heute. Nachdem der Walfang vor mehr als 30 Jahren verboten wurde, etablierte sich der Meeres-Tourismus. Die große Vielfalt und Dichte an Walen und Delfinen, die man aus nächster Nähe beobachten kann, sucht weltweit ihresgleichen.
    Und so wurden im Laufe der Jahre etliche Whale-Watching-Unternehmen gegründet. Neben einer durch die vulkanischen Böden beschwerlichen Landwirtschaft gibt es ansonsten auch kaum Arbeit auf den Inseln. Der Franzose Serge Viallelle war der erste, der Touristen mit Booten zu den Walen aufs Meer brachte – mittlerweile sieht er das Geschäft kritisch. Und auch Umweltschützer und Biologen versuchen mittels Studien herauszufinden, wie viel Nähe des Menschen und der Tourismusboote gut für die Meeresriesen ist. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 22.02.2014arte
  • Folge 384 (43 Min.)
    In den letzten Jahrzehnten hat sich Kanada zu einem der größten Förderer von Ölsand entwickelt. Besonders in der Stadt Fort McMurray ist der Boom zu spüren. Nirgendwo im Land ist das Einkommen der Menschen höher. Doch die Ölsandförderung hat extreme Auswirkungen: Gigantische Waldflächen werden abgeholzt, Ölsand ausgebaggert, Teer in einem energieintensiven Prozess aus dem Erdreich geätzt, um schließlich zu synthetischem Rohöl raffiniert zu werden. Zurück bleiben Klärbecken und zerstörtes Land. „360° – Geo Reportage“ hat sich in der Stadt umgesehen und Gewinner und Verlierer der Ölsand-Gewinnung getroffen.
    Alberta ist im Ölrausch. Zentrum des Booms ist Fort McMurray. Die Stadt war bis in die 60er Jahre nur ein Trapperdorf im Nirgendwo. Heute drängen sich hier fast 120.000 Menschen aus aller Welt. Wohnraum ist knapp, Straßen auch, Autos allerdings nicht. Die höchsten Löhne in ganz Kanada locken die Menschen in die abseitige Wildnis des Nordwestens. Greg Zilinski verdient hier 180.000 Dollar im Jahr. Er ist einer von vielen einsamen Männern, die einst nach Fort McMurray kamen und den Ruf der Stadt als kriminelles Eldorado mitprägten.
    Doch McMurray wandelt sich. Familien sollen jetzt kommen, Normalität soll herrschen, das Image besser werden. Dem Lockruf des Geldes ist auch Monica Ansah Sam mit ihrer Familie gefolgt. Die ghanaische Ingenieurin arbeitet bei Syncrude, einem der größten Ölförderer Kanadas. Monica ist zuständig für ein gigantisches Klärbecken, in dem die gesamten Abwässer des Ölförderprozesses gestaut werden. An dem Becken entzündet sich die Kritik der Ölsandgegner.
    Sie sagen, verseuchtes Wasser tritt in die Umwelt aus und schädigt Mensch und Natur. Monica Ansah Sam spricht da im Sinne der Industrie: Die Dämme sind sicher. Bislang sind gerade einmal drei Prozent der kanadischen Ölsandreserven gewonnen. Die Ökobilanz ist schon jetzt miserabel, die humanitäre nicht minder. Doch die Entscheidung über die Zukunft der kanadischen Ölsande liegt nicht allein in Alberta. Die Menschheit muss sich entscheiden: zwischen zeitlich begrenztem Wohlstand und endgültiger Zerstörung des Planeten. Alternativen sind – noch – möglich. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 01.03.2014arte
  • Folge 385 (43 Min.)
    Die Fischverkäuferin und Restaurantbesitzerin Rosa Amélia ist in der Küstenregion um Figueira da Foz eine lebende Legende. Von Kindesbeinen an ist die Portugiesin am Meer bei den Fischern – und kämpft heute für deren Rechte. Trotz der Krise laufen die Geschäfte in Rosas Restaurant oder an ihrem Marktstand nicht schlecht – die Fischverkäuferin hat dafür ihre eigenen Strategien entwickelt. „360° – Geo Reportage“ hat durch Rosa einen tiefen Einblick in das Lebensgefühl eines sehr charismatischen Fischweibes erhalten. Knapp zwölf Kilometer südlich von Figueira da Foz liegt die Costa de Lavos. Hier gibt es noch die traditionelle portugiesische Küstenfischerei – die Arte Xávega.
    Hinter der vorgeschriebenen Viertel-Seemeile werfen die Fischer bei voller Fahrt im Halbkreis ihr Netz aus und holen es mit Hilfe von Traktoren nach kurzer Zeit wieder an Land. Es ist eine schwere und nicht ungefährliche Fangmethode – und vor dem Hintergrund der Bemühungen um Nachhaltigkeit auch keine unumstrittene. Immer mehr geht es darum, den Bestand der Jungfische im Meer zu sichern, die durch die engen Netze, die auf dem Boden schleifen, mitgefangen werden. Das gilt auch für die Trawler-Fischerei, bei der der Beifang unbrauchbarer oder zu kleiner Fische im Fokus steht. Die Menschen dieser Küstenregion leben seit Jahrhunderten vom Fischfang, und in der ohnehin angespannten wirtschaftlichen Lage des Landes brauchen sie ihre Einkünfte mehr denn je.
    Da kommen die EU-Reformen ungelegen. Rosa Amélia bekommt diesen Konflikt täglich zu spüren, wenn sie vor der Prachtauslage ihres Fischstandes steht. Doch davon lässt sich die quirlige Frau nicht unterkriegen. Und so tanzt und singt sie nicht nur mitten in der Markthalle zu ihren Fado-Liedern, sondern nutzt ihre ungeheuer große Popularität auch bei den Behörden und Politikern, wenn es um die Klärung der Rechte der Fischer geht. „Mein Motto für die Zukunft lautet: Nach vorne schauen, immer weitersegeln, so, wie es die großen Seefahrer getan haben.“ (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 08.03.2014arte
  • Folge 386 (43 Min.)
    Die Schweizer, ein Bergvolk. Früher herrschte Armut, heute gehört es zu den reichsten der Welt. Weniger als ein Zehntel der schweizerischen Landesfläche ist besiedelt, mehr als die Hälfte ist Alpen- und Voralpenraum. Über 3.300 Gipfel sind höher als 2.000 Meter. 1.800 Gletscher bedecken etwa drei Prozent der Landesfläche. Sie sind wichtige Wasserspeicher. Doch die Erderwärmung setzt ihnen zu: Pro Jahr verlieren die Schweizer Gletscher heute einen Kubikkilometer an Volumen. Das Berner Oberland im Herzen der Schweiz. Die Simmenfälle oberhalb des Dorfes Lenk bieten im Sommer 2013 einen ungewohnten Anblick.
    Der Faverges-See des Plaine-Morte-Gletschers ist ausgebrochen und verwandelt den Fluss schlagartig in einen reißenden Strom. Ein imposantes aber auch gefährliches Naturspektakel. Das neue Phänomen hält nicht nur die Bevölkerung im Tal in Atem, sondern auch Wissenschaftler. Gemeinsam mit dem Geologen Daniel Tobler untersucht die Geomorphologin Isabelle Kull den Ausbruch im Auftrag der örtlichen Behörden. Die beiden haben das Alarmsystem im See installiert und wollen verschiedene Szenarien der künftigen Entwicklung im Plaine-Morte-Gebiet erforschen.
    Denn Wasserstürze wie diese können im Tal schnell Hochwasserlagen erzeugen und damit das komplette Gemeindewesen bedrohen. Die Veränderungen in den Schweizer Alpen sind massiv. Immer wieder rutschen auch ganze Bergflanken zu Tal, weil der Permafrost, der die Felsen normalerweise auch im Sommer fest zusammenhält, vielerorts schmilzt. Der Klimawandel ist längst in den Hochalpen angekommen. Wie gehen die Schweizer damit um? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 29.03.2014arte
  • Folge 387 (44 Min.)
    In Blickweite zu den glitzernden Bürotürmen und Luxushotels der thailändischen Hauptstadt leben Bangkoks Flusstaucher in einer ländlichen Oase. Sie wohnen mit ihren Familien auf der Halbinsel Phra Pradaeng, wo der mächtige Chao Phraya eine Schleife mitten durch die Stadt zieht. An seinen Ufern ließen sich schon vor Jahrhunderten Könige, europäische Handelshäuser und asiatische Zuwanderer nieder. Und so ist der Fluss heute eine unergründliche Schatztruhe. Zum Ende der Regenzeit im Oktober können die Taucher es wieder wagen, auf dem Grund des Chao Phraya nach Wertvollem zu suchen.
    Davor ist die Arbeit unter Wasser zu gefährlich, die Strömung ist zu stark und oft unberechenbar. Im schlammigen Bett von Thailands „Fluss der Könige“ liegen noch viele Schätze verborgen, da ist sich der Taucher Somchai Panthong sicher. Der 50-Jährige lebt davon, mitten in Bangkok Fundstücke aller Art – von Antiquitäten bis Altmetall – aus dem Fluss zu holen und zu verkaufen. Tauchen können Somchai und sein Neffe Tding überall, wo Strömung und Wasserstand es zulassen. Ihr Revier erstreckt sich vom Norden Bangkoks über das Zentrum bis hin zum Hafen im Südwesten.
    Sie müssen sich allerdings auf geschützte Tauchstellen mit wenig Strömung beschränken, sonst riskieren sie ihr Leben. Auch die vielen Schiffe auf dem Chao Phraya, der eine von Bangkoks Hauptverkehrsadern ist, können den Tauchern gefährlich werden. Um sich mit ihrem kleinen Boot und der selbst gebauten Ausrüstung bemerkbar zu machen, hissen die Männer eine Flagge. Somchai Panthong braucht nun viel Glück, denn zu Beginn der Tauchsaison ist sein erspartes Geld weitgehend aufgebraucht. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 26.04.2014arte
  • Folge 388 (44 Min.)
    Seit Jahrhunderten prägt der Sandstein als historischer Baustoff das Bild der sächsischen Landeshauptstadt Dresden. Die barocken Prachtbauten – Frauenkirche, Semperoper und Zwinger – alle sind sie aus Elbsandstein erschaffen. Nachdem die Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg völlig zerstört war, erstrahlt sie nun nach jahrzehntelangem Wiederaufbau fast wieder in altem Glanz. Kein einfaches Unterfangen: Die Rekonstruktion des historischen Schlingenrippengewölbes im Residenzschloss hielten Bauleute aus ganz Europa bislang für unmöglich. Doch am Ende ist es den Fachleuten mit Hilfe alter Baupläne gelungen.
    Am Eingang des Elbsandsteingebirges liegt Hohnstein mit seiner berühmten Burg. Das romantische Städtchen ist die Wiege des deutschen Kaspers, der weit über die Grenzen Deutschlands bekannt ist. Der 87-jährige Gerhard Berger ist der letzte, der den Kasper noch nach traditioneller Art von Hand aus Lindenholz fertigt – über 70.000 Puppenköpfe hat er in seinem Leben geschnitzt. Der Puppenspieler Detlef Heinichen bestellt die Puppen bei ihm, mit denen er auftritt. Der gebürtige Dresdner kennt nicht nur die Geschichte des Kaspers, sondern auch die seiner Dresdner Heimat.
    Wer hier lebt und arbeitet, hat eine enge Beziehung zu seiner Heimat: Das gilt für den Puppenspieler Detlef Heinichen ebenso wie für den Barfußkletterer Bernd Arnold, den Architekten Jens-Uwe Anwand und für die Biologen Gert Füllner und Matthias Pfeifer, die seit Jahren an der Wiederansiedlung des Lachses in der Elbe arbeiten. Im Herbst erwarten sie mit Spannung den Erfolg ihrer Arbeit: Denn dann kehren hoffentlich die großen Lachse, die sie hier einst als kleine Lachsbrütlinge ausgesetzt haben, aus Südgrönland zum Laichen in die Nebenarme der Elbe zurück. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 10.05.2014arte
  • Folge 389 (44 Min.)
    50.000 US-Dollar pro Tier – diese abenteuerlichen Preise erzielen Angonoka-Babys mittlerweile auf dem Schwarzmarkt. Ihre lange Lebensdauer und ihre Seltenheit machen die Tiere unter skrupellosen Sammlern zur begehrten Geldanlage. Dazu haben immer mehr Asiaten Interesse an den goldenen Panzern der Tiere, der bei ihnen als Aphrodisiakum gilt. Trotz internationaler Kampagnen, Hilfsgeldern und Schutzprogrammen werden fortwährend Schildkröten außer Landes geschmuggelt. Madagaskar liegt rund 500 Kilometer östlich von Mosambik im Indischen Ozean. Es ist der Ort mit der größten Vielfalt an endemischen Arten weltweit.
    Doch der Lebensraum für die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt ist immer stärker bedroht. Inzwischen ist der madagassische Nationalpark Baly Bay die letzte natürliche Zuflucht der Goldenen Schnabelbrustschildkröte. Aber ist der Tierbestand in dieser abgelegenen Region wirklich stabil oder droht der Art das Ende? Von den rund 22 Millionen Menschen auf Madagaskar leben über 80 Prozent in ländlichen Regionen, Armut ist gerade hier weit verbreitet. Die Versuchung ist groß, mit den wertvollen Schildkröten illegalen Handel zu treiben. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 31.05.2014arte
  • Folge 390 (44 Min.)
    Die Lagunenstadt Venedig ist eines der beliebtesten Reiseziele der Welt. Das hat sich seit ihrer Blütezeit im 10. Jahrhundert und in der Renaissance bis heute nicht geändert. Ihr morbider Charme zieht weltweit die Menschen magisch an. In Venedig ist immer Saison, bis auf wenige Tage im Januar, wenn Hochwasser, starker Regen und Kälte die Stadt bedrohen. Dann zeigt sich das ureigene venezianische Leben und man kann einen Blick hinter die Kulissen werfen. Jeder kennt den berühmten Karneval, die Biennale und die Filmfestspiele von Venedig. Eher verdrängt werden die Problematiken des Acqua Alta genannten Hochwassers oder die Folgen des Massentourismus. Doch wie leben die Venezianer und wie gehen sie mit diesen Themen um? Stirbt die Stadt wirklich aus? „360° Geo-Reportage“ wendet sich bewusst den Personen zu, die den Alltag der Venezianer kennen und eine Innenansicht der Lagunen-Schönheit zeigen: einer Polizistin und einer Bestatterin.
    Ob bei Dauerregen, Sonnenschein oder Frost, ob in den Gassen oder auf den Kanälen – „360° Geo-Reportage“ zeigt ein unaufgeregtes, stilles Bild eines großen Sehnsuchtsortes dieser Welt. Die Beobachtungen führen in die kleinen Wohnungen der Venezianer, in verlassene Gassen, durch morgendliches Hochwasser hinaus in die Lagune und zum Mose-Sperrwerk sowie auf die Friedhofsinsel San Michele. Die Blickwinkel beider Protagonistinnen zeigen ein wenig romantisches Bild der Stadt, die dabei jedoch immer wieder ihre ungeschminkte Schönheit preisgibt. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 14.06.2014arte
  • Folge 391 (44 Min.)
    Ladakh im Nordwesten Indiens ist ein Gebiet der Extreme. Auf einer Höhe zwischen 2.500 und fast 7.700 Metern herrscht monatelang klirrende Kälte und es gibt kaum Niederschläge. So ist Ladakh eine Gebirgswüste mit wenig Vegetation, aber strategisch wichtig durch die Lage an der Grenze zu Pakistan und China. Neue Entwicklungen oder gar moderne Umbrüche halten nur sehr zögerlich Einzug. Umso verwunderlicher, dass es seit einiger Zeit in Ladakh sogar Frauen- und Mädcheneishockey gibt. „360° – Geo Reportage“ hat das aussichtsreichste Frauenteam besucht, mitten im Himalaya. Übersetzt bedeutet Ladakh: Land der hohen Pässe.
    Direkt hinter der Hauptstadt Leh windet sich die Straße die Gebirgskette hoch bis auf 5.600 Meter, und führt in ein Tal an der Grenze zu China. 20 Kilometer außerhalb der Stadt, am Ufer des Indus, liegt das Secmol-Internat, in dem Tsewang Chuskit lebt und lernt. Secmol steht für: Students Educational and Cultural Movement of Ladakh – übersetzt: Studenten- und Schülerbewegung von Ladakh. Eine private Schulinitiative, die Kindern und Jugendlichen aus armen Dorffamilien den Zugang zu Bildung ermöglichen will. Eishockey ist ein wichtiger Teil des Erziehungsprogramms. Chuskit wohnt seit zwei Jahren hier und trainiert wie die anderen Mädchen jeden Morgen auf dem schuleigenen, selbst gebauten Eishockeyfeld.
    Von Mitte Dezember bis Ende Februar sind Schul- und Universitätsferien. Dann wird jeden Morgen und jeden Abend Eishockey trainiert und gespielt. Nach dem gewonnen Halbfinale bereitet sich das Team jetzt auf das kommende Endspiel vor. Insgesamt spielen in Ladakh inzwischen rund zwölf Männerteams und vier Frauenmannschaften. Das Team Secmol hat schon viele Turniere gewonnen, vor allem die Mädchen. Wie wird es in diesem Jahr sein? Wird Chuskit mit ihrer Mannschaft siegreich aus dem Finale hervorgehen? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 05.07.2014arte
  • Folge 392 (44 Min.)
    Buenos Aires – die berühmte Stadt am Ufer des Río de la Plata. Sie ist auch bekannt als das Paris Südamerikas, als eine Stadt, die niemals schläft. Und auch die Kultur des Tangos ist hier nie wirklich eingeschlafen. Bis heute gibt es in Buenos Aires mehr Tangoveranstaltungen als irgendwo sonst auf der Welt, und viele Menschen, deren Alltag, Denken und Fühlen vom Tango bestimmt wird, obwohl sie damit weder reich noch berühmt werden. Barbetreiber, Tänzer, Lehrer, Sänger und Musiker tun alles dafür, dass ihre Tradition Nacht für Nacht in den Tanzlokalen, den Milongas, weiterleben kann.
    Es ist Freitagabend in Buenos Aires und die ganze Stadt bereitet sich auf das Wochenende vor. In Barracas, einem traditionsreichen Viertel im Süden von Buenos Aires, befindet sich die Bar „Los Laureles“. Eröffnet wurde sie vor mehr als 120 Jahren – und sie ist bis heute eine Institution im Viertel. Doris Bennan betreibt die Bar erst seit einigen Jahren, eine Herausforderung in einer Männerdomäne und ein täglicher Kampf, die berühmte Tangobar wirtschaftlich am Leben zu halten.
    Jeden Freitagabend wird hier Tango getanzt und gesungen. Die Sänger – berühmte und unbekannte – kommen von überall her, um hier aufzutreten. Die Reporter tauchen tief in die Tangoszene von Buenos Aires ein, folgen dem jungen Ehepaar Marcelo und Lucila, dem Tango-DJ Mariano sowie den weltberühmten Tango-Maestros Carlos und Rosita Pérez in ihre Welten. Sie zeigen ihren Alltag in dieser verrückten, lauten Stadt und ihre leidenschaftlichen, nächtlichen Milongas in den Tango-Bars „El Floreal“ oder „Los Laureles“. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 30.08.2014arte
  • Folge 393 (44 Min.)
    Mandalay, die zweitgrößte Stadt des Landes und einstige Hauptstadt Myanmars, ist die Hochburg des Jadehandels. Auf dem Jademarkt im Herzen der Stadt leben mehr als 10.000 Händler und Schleifer vom Handel mit den „Nierensteinen“ – so die wörtliche Übersetzung der spanischen Bezeichnung „piedra de ijada“. Doch der Handel wird zunehmend von Chinesen kontrolliert. Denn nirgendwo ist die Jade so begehrt wie in China, wo man ihr schon seit etwa 8.000 Jahren mystische sowie medizinische Bedeutung beimisst. Chinesische Konzerne haben von der Regierung weitreichende Lizenzen und die wichtigsten Schürfgebiete erworben, die in gigantischen Tagebauprojekten ausgebeutet werden.
    Und sie diktieren die Preise. Kleine, einheimische Händler, wie der junge Ko Min und seine Brüder, haben neuerdings Probleme, an gute neue Ware zu kommen und diese zu akzeptablen Preisen zu veräußern, um damit ihre Familien zu ernähren. Ko Min will nicht tatenlos zusehen, wie den kleinen Händlern das Wasser abgegraben wird. Er hat erfahren, dass auch im etwa 200 Kilometer entfernten Minengebiet von Mogok, das für seine Rubine berühmt ist, vermehrt Jade geschürft wird.
    Dort will er hin, um neue Beschaffungsquellen zu erschließen. Und dann möchte er die Jade über die frisch geöffneten Grenzen im Osten nach Thailand bringen. Er hofft so neue Absatzwege zu finden, auch wenn es solche sind, die bislang nur von Schmugglern genutzt wurden. Über holprige Straßen, den breiten Fluss Irrawaddy und unwegsame Berge geht es mehrere Hundert Kilometer durchs Land, zu den Minen von Mogok und zu den Märkten in Mae Sai im Nachbarland Thailand. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 06.09.2014arte
  • Folge 394 (43 Min.)
    Bolivien gehört zu den Ländern mit der größten Artenvielfalt der Erde. Besonders in der tropischen Yungas-Region am Fuße der Anden konnte sich eine einzigartige Insektenvielfalt entwickeln. Während die Jäger die Tiere fangen und an Touristen und Sammler in Europa und Asien verkaufen, versuchen die Forscher, die vom Aussterben bedrohten Arten zu retten. Zu ihnen gehört der Entomologe Fernando Guerra Sernudo. Zusammen mit Einheimischen initiiert er Programme, die die Menschen der Region davon abhalten sollen, Händler und Wilderer auf die Spur der Insekten zu bringen.
    Faustgroße Herkuleskäfer, leuchtend blaue Morphofalter oder grün schimmernde Blatthornkäfer – je größer und ausgefallener ein Tier ist, desto höher steigt der Preis, der dafür geboten wird. Für seltene Exemplare können das mehrere Tausend Euro sein. Der Handel mit den exotischen Arten aus Bolivien hält seit Jahren an, obwohl einige bereits vom Aussterben bedroht sind. Eine anhaltende Nachfrage besonders in Asien, schwache oder ungenügende Kontrollen vonseiten der bolivianischen Behörden und die Not der einheimischen Bevölkerung sind die Gründe dafür.
    Fernando Guerra Sernudo schätzt, dass jedes Jahr etwa 200.000 Insekten aus dem Land geschmuggelt werden. Der Biologe sucht nach Möglichkeiten für den Artenerhalt, etwa durch den Bau von privaten Schmetterlingsfarmen, die eine alternative Einnahmequelle für die Dorfbewohner sein könnten. Inwieweit die Theorie in der Praxis funktioniert, wird sich in der nächsten Zeit herausstellen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 20.09.2014arte
  • Folge 395 (43 Min.)
    Der Aland-Archipel im Westen Finnlands ist eine Inselwelt in nächster Nachbarschaft zu Schweden. Nur wenige Wochen dauert hier der Sommer, und dann sind viele der Inseln Ziel naturverliebter Touristen. Nicht so im Winter. Mit zunehmender Kälte wächst in den Schären das Eis und auf den Inseln die Einsamkeit. Einmal pro Woche versorgt ein kleines Postschiff Ake und Monica Finnermann, die ganz allein auf der Insel Björkö leben. So sehr beide den finnischen Sommer hier draußen mit seinem Licht und den vielen Besuchern lieben, so wenig können sie sich ein Leben ohne diese ruhigen Winter vorstellen. So lange sie können, wollen sie allein auf der Insel leben.
    „360° – Geo Reportage“ hat die Postboten auf ihren Touren durch die wunderschönen Winterlandschaften Finnlands begleitet und dabei sehr besondere Menschen getroffen. Nur rund 60 von den fast 7.000 Inseln des Aland-Archipels im Westen Finnlands sind überhaupt bewohnt. Im Sommer ein Paradies für Segler und Naturfreunde, ist diese Inselwelt im Winter ein gefrorenes Paradies für Menschen, die die Stille schätzen und sich kein anderes Leben vorstellen können. Diese wenigen Menschen, die hier leben und ihren Alltag und den ihrer Kinder in Schnee und Eis, von Insel zu Insel, von Fähre zu Fähre, von Boot zu Boot, organisieren und bestehen, sind erprobt in allen Härten des Winters.
    Dunkelheit und Kälte bestimmen ihre eisige Winterwelt. Dennoch ist sie voller Poesie und einsamer Schönheit. In der unbarmherzigen Natur sehen sie keinen Feind. Droht Gefahr für Mensch und Tier durch Eis oder Sturm, bleiben sie möglichst gelassen. Sie haben ein Urvertrauen ins Überleben und sind gut vernetzt. Die Helden unserer Geschichte sind die Postboten und die Inselbewohner, durch das Eis schicksalhaft miteinander verbunden. Auch wenn der letzte Winter außergewöhnlich mild gewesen ist, Mitte Januar sinken doch die Temperaturen immer mehr und die kleinen und großen Häfen beginnen zuzufrieren.
    Die Fischer können nicht mehr hinausfahren und legen ihre Netze unter der Eisdecke aus. Ihre jahrhundertealte Technik des Überlebens. Kim Karlson wagt sich immer noch mit seinem kleinen Postschiff hinaus und erreicht auch wie immer den kleinen Hafen von Björkö, um das alte Ehepaar Ake und Monica Finnermann zu versorgen. Doch als die Dämmerung hereinbricht, bräuchte er fast einen Eisbrecher. Sein Boot schafft es nur mit großer Mühe und im Schneckentempo zurück durchs Eis, hinaus aufs offene Meer, zurück nach Hause. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 04.10.2014arte
  • Folge 396 (43 Min.)
    Kasachstan ist der neuntgrößte Flächenstaat der Erde, der überwiegende Teil seines Territoriums besteht aus Steppen, Wüsten und Halbwüsten. Was viele Menschen selbst hier in Zentralasien als unwirtlichen Lebensraum empfinden, ist für Kamelhirten wie den 35-jährigen Berigbai und seine Frau Gulja angestammte Heimat. Die modernen Nomaden und ihre Tiere leben in und von der Wüste, wie einst Jahrhunderte lang ihre Vorfahren. „360° Geo Reportage“ ist dem Treck gefolgt. Die Taukum-Wüste erstreckt sich im Süden Kasachstans. Ihre Fläche entspricht fast der Größe der Schweiz. Sie ist ein idealer Lebensraum für allerlei Arten von Kamelen, deren Zucht langsam aber sicher wieder zu einem wichtigen Wirtschaftszweig im Lande wird.
    Im Zentrum steht dabei die Milch der Tiere. Seit jeher liefern die Kamele damit das Wichtigste, was Menschen zum Überleben in der Wüste brauchen: ausreichend Flüssigkeit, die außerdem einen hohen Nährwert besitzt. Die Nomaden haben eine Methode entwickelt, die Kamelmilch für lange Zeit haltbar zu machen. Durch Zugabe besonderer Milchsäurebakterien entsteht der sogenannte Kamelmilch-Schubat. Nicht nur in Kasachstan hat sich der Schubat zum neuen Verkaufsschlager entwickelt – und wird sogar zur Behandlung von Kranken eingesetzt.
    Der Grund dafür dürfte das spezielle Wüstenfutter sein. Die Kamele fressen alle Arten von Pflanzen, dornige, stachlige, bittere oder salzige, wie den Saksaul oder die salztragenden Tamarisken. Viele davon gelten bei den Nomaden als Heilpflanzen. Wissenschaftler untersuchen derzeit, welche Wirkungsmechanismen hinter ihnen stecken. Beispielsweise enthält Kamelmilch etwas, das keine andere Milch so reichlich vorweisen kann: eine Reihe antibakteriell wirkender Enzyme und Proteine, sogenannte Bakterienkiller, die das Immunsystem stärken und sogar heilende Wirkungen haben können. Beste Voraussetzungen, um mit Kamelmilch gute Geschäfte zu machen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 18.10.2014arte
  • Folge 397 (43 Min.)
    Längst sind die Mounties in ihren traditionellen roten Uniformen hoch zu Ross ein Nationalsymbol von Kanada geworden. Die Reiterstaffel der Royal Canadian Mounted Police präsentiert ihr Können an nationalen Gedenktagen und während monatelanger Tourneen mit dem sogenannten Musical Ride, der Parade-Truppe. Spätestens alle drei Jahre wechselt allerdings deren Besetzung aus 32 Frauen und Männern, denn die Plätze in der Eliteeinheit sind begehrt. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an Bewerber, die binnen sechs Monaten reiten lernen müssen. Marty Chesser ist Superintendent der weltberühmten Mounties, der ehemals allesamt berittenen Polizisten der Royal Canadian Mounted Police.
    Die meisten von ihnen leisten heute ihren Dienst ganz regulär in Streifenwagen, Stahlrössern mit deutlich mehr als einem PS. Doch es gibt eine kleine Einheit in der Polizei, die sich tatsächlich noch in ihren traditionellen roten Uniformjacken auf Pferderücken setzt. Es ist die Musical Ride. Jetzt im Januar ist wieder Saisonbeginn für die Elite-Truppe der Polizei – komplizierte Choreographien müssen einstudiert und die Bewerber für den dreijährigen Dienst bei den Mounties rekrutiert werden.
    Bewerben kann sich nur, wer mindestens zwei Jahre im normalen Polizeidienst gedient hat – Reiten gehört nicht zu den Voraussetzungen. Das bringt viele unfreiwillig komische Szenen bei den Aufnahmeprüfungen und im Training mit sich, und der alltägliche Drill in Stall und Reithalle ist eine harte Umstellung zum Streifendienst. Marty Chesser braucht viel Erfahrung, um die Kandidaten hinsichtlich ihrer Sozialkompetenz, ihrer Liebe zu Pferden und den Entbehrungen, die der Dienst mit sich bringen wird, zu prüfen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 01.11.2014arte
  • Folge 398 (43 Min.)
    Bis heute leben die Q’eros hoch oben in den abgelegenen Dörfern der peruanischen Anden ohne Strom oder Telefon. Ihre wichtigste Einnahmequelle ist die Wolle ihrer Alpakas. Auch die Familie des neunjährigen Christobal besitzt eine Herde. Wie es der Brauch will, wird Christobal die Patenschaft für das letztgeborene Fohlen der Saison übernehmen. Wie lange die Q’ero-Indianer diese Tradition noch pflegen können, ist ungewiss. Immer mehr Dorfbewohner wandern in die großen Städte ab. Bereits vor der Schule hält Christobal in der Alpaka-Herde seiner Familie Ausschau nach der letzten trächtigen Stute.
    Traditionell genießen die spätgeborenen Fohlen der Herde einen besonderen Schutz. Weil sie schwach sind, haben sie es schwer, in der rauen Gebirgsluft mit der ständig ziehenden Herde mitzuhalten. Nicht selten werden die Nachzügler Opfer von Raubtieren. Kinder wie Christobal übernehmen deshalb ihren Schutz. Für ihn wird es bereits die fünfte Patenschaft sein, für die Stute ist es das erste Fohlen. Die Q’ero-Indianer versuchen ihre Traditionen zu bewahren, obwohl die moderne Zivilisation immer näher rückt.
    In der Dorfschule wird inzwischen neben der eigenen Kultur auch Spanisch unterrichtet; denn Spanisch ist die Voraussetzung für eine gute Ausbildung. Christobal möchte Hirte bleiben, so wie sein Vater. Er versteht inzwischen das Verhalten der Tiere. Doch er muss noch sehr viel lernen. Eines Morgens hat die Stute endlich ihr Junges zur Welt gebracht. Es ist recht schwach. Christobal fragt sich, ob es die nächsten Stunden überleben wird. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 15.11.2014arte
  • Folge 399 (43 Min.)
    Der krasse Umgang mit streunenden Vierbeinern im spanischen Málaga gab den Ausschlag: Der ehemalige Schauspieler Michael Aufhauser wollte dem Leid und dem Elend ungewollter Haus- und Nutztiere nicht mehr länger zusehen und gründete 2001 den ersten Gnadenhof Gut Aiderbichl. Heute ist daraus ein großes Unternehmen mit 25 Höfen geworden. Weitere sollen hinzukommen, denn es gibt zu viele dringende Anfragen neue Tiere aufzunehmen – vom einzelnen Huhn, das auf schnelles Schlachtgewicht gezüchtet wurde und nicht mehr laufen kann, bis zu ganzen Rinderherden.
    Eine logistische Herausforderung, der sich das Non-Profit-Unternehmen täglich stellt. „360° Geo Reportage“ hat es besucht. Der Mutterkuh ist die Kette, die sie ein Leben lang im feuchten Stall hält, bereits ins Fleisch gewachsen. Das Stroh ist durchweicht und wurde seit Wochen nicht mehr gewechselt. Ihr Kalb hat der überforderte Bauer in ein separates Pferch gebracht, um es demnächst zu verkaufen. Alltag in einem privaten deutschen Rinderzuchtbetrieb und durchaus kein Einzelschicksal.
    Die Frage nach Verantwortlichkeiten ist müßig – steigende Tierschutzanforderungen, sinkende Milchpreise und Konkurrenzdruck. Über ein Drittel der deutschen Bauernhöfe mussten in den letzten 15 Jahren Konkurs anmelden. So ist das Schicksal von Mensch und Tier enger miteinander verknüpft, als mancher Tierfreund es wahrhaben möchte. Michael Aufhauser hat das erkannt und sucht mit seinem Unternehmen Gut Aiderbichl nach Lösungen, die Menschen und Tieren gleichermaßen zugutekommen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 22.11.2014arte
  • Folge 400 (43 Min.)
    Es ist eine ungewöhnliche Männer-WG, die zwei Monate auf einer 90 Quadratmeter kleinen Station verbringt, aufgebockt im Meer und von Haien umkreist. Fast ohne Kontakt zur Außenwelt gehen die neun Ranger fischen, ziehen Kräuter, vertreiben sich die Zeit beim Schach und patrouillieren mit Schnellbooten in einem 100.000 Hektar großen Weltnaturerbe: dem Tubbataha Reefs Natural Park. Denn der Artenreichtum des Atolls in der philippinischen Sulu-See lockt illegale Fischer in das geschützte Gebiet. Wenn sich im April die raue See legt, kündigt sich eine Abwechslung an: Parkchefin Angelique Songco kommt per Fischerboot aus der 150 Kilometer entfernten Hafenstadt Puerto Princesa von der Insel Palawan zur Visite vorbei.
    Eine charismatische Frau, der es gelingt, die Männer zu ihrem entlegenen Einsatz zu motivieren – und die resolut jede Invasion des Naturparadieses bekämpft. Tubbataha gilt als eines der spektakulärsten Tauchgebiete der Welt und als Kinderstube für viele Arten inmitten der weitgehend leergefischten Gewässer der Philippinen. Mehr als 600 Fischspezies kommen hier vor, dazu die Hälfte aller Korallenarten. Auf zwei winzigen Inseln finden außerdem Seevögel ein wichtiges Brutgebiet.
    Ein Refugium, das permanent verteidigt werden muss: Immer wieder nehmen die Ranger illegale Fischer fest oder werden Zeuge, wie große Schiffe auf das Riff auflaufen und es unwiederbringlich zerstören. Einmal am Tag nehmen sie Kontakt zur Basis auf: dem 150 Kilometer entfernten Nationalparkamt in Puerto Princesa. Dort leistet ihre Chefin Angelique Songco Aufklärungsarbeit. Denn noch immer plündern viele Küstenbewohner die Riffe aus purer Not, erst allmählich begreifen sie, dass sie ihre eigene Existenzgrundlage schützen müssen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 29.11.2014arte
  • Folge 401 (43 Min.)
    Bereits im Mai klettern die Temperaturen in Andalusien auf über 30 Grad. Bis zum Herbst fällt so gut wie kein Regen mehr. Familie Belenchon bereitet sich mit ihren 400 Rindern und 2.300 Schafen auf den großen Frühjahrstreck vor. Weil im Sommer auf ihrem Pachtland nicht mehr genug Futter wächst, müssen sie Ende Mai in den 400 Kilometern entfernten, kühleren und feuchteren Norden umziehen. Die Belenchons gehören zu den wenigen Familien, die die alte Tradition der Wanderweidewirtschaft bis heute leben. Seit sieben Jahren treiben Maria und Andres die Rinder wieder mit Pferden, wie in alten Zeiten. Zuvor hatten sie über einige Jahre versucht, die Tiere per Lkw zu den angestammten Ländereien zu transportieren, doch hohe Kosten und erhöhter Stress für die Tiere haben sie wieder zu alten Gewohnheiten zurückkehren lassen.
    In diesem Jahr bekommen sie auf einigen Kilometern ungewohnte Unterstützung. Eine neugegründete Schule, die der Transhumanz, also dem Treiben der Rinder zu Pferde, zu einer Renaissance verhelfen will, schickt ihre ersten Schüler zum Praxistest vorbei. Werden sich die Neulinge auf den harten, schwierigen Treck bewähren? Und werden alle Tiere auch in diesem Jahr wohlbehalten auf ihren Sommerwiesen ankommen? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 13.12.2014arte
  • Folge 402 (43 Min.)
    Die Titanic war ihr bekanntestes Opfer. Als sie 1912 vor der Küste Neufundlands einen Eisberg rammte und sank, rückte die Insel erstmals in den Fokus der Öffentlichkeit. Damals wurde eine Aufklärungsstaffel gegründet, die Schiffe und nun auch die Bohrinseln vor der drohenden Gefahr warnt. Doch die Menschen erkannten auch den Nutzen der kalten Kolosse: Sie fischen sie ab und verarbeiten sie zu Trinkwasser, dem reinsten Trinkwasser der Welt. „360° Geo Reportage“ hat einen der wenigen noch arbeitenden Eisbergjäger begleitet.
    Ed Kean ist unzufrieden. Sein altes Boot macht ihm Sorgen, es versagt immer wieder seinen Dienst. Dabei ist er gerade jetzt im Frühjahr auf den Kutter angewiesen. Denn nun macht Ed Kean sein Hauptgeschäft. Er sucht nach kleineren Eisbergen, die vor der Küste Neufundlands vorbeidriften, fängt sie ein und baut sie quasi ab. Das aus ihnen entstehende Schmelzwasser verkauft er an Bier- und Wodkaproduzenten, die sich rühmen, die jeweils reinsten Produkte ihrer Art herzustellen. Ed Kean ist einer der letzten seiner Zunft.
    Dabei war die Eisbergjagd ein lohnendes und vielversprechendes Geschäft, als der Kabeljau-Fang in den 90er Jahren zum Erliegen kam. Heute ist Ed Kean einer der wenigen, die weiterhin diesem Beruf nachgehen. Dabei ist das Geschäft nach wie vor erfolgreich. Bier und Wodka aus Eiswasser genießen eine hohe Popularität, sind Exportschlager und werden überall auf der Insel getrunken. Wie der Nachschub auf Dauer gesichert werden soll, ist fraglich. In diesem Jahr steht Ed Kean jedenfalls bereit. Zumindest solange sein Boot mitmacht. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 20.12.2014arte
  • Folge 403 (52 Min.)
    Die Geschichte Lettlands, vor allem die der Besatzung, hat sich in das Stadtbild von Riga geschrieben. Viele Denkmale erinnern an die einst Mächtigen, Befreier und Okkupanten gleichermaßen. Die Traditionen der heute rund zwei Millionen Letten, ihre Sprache, die Kultur, vor allem aber ihre alten Lieder waren über Jahrhunderte einigende Kraft des Widerstands. 1991, als die Letten in Riga ihre Unabhängigkeit von der Sowjetmacht erkämpften, ging ein ganzes Volk mit der „Singenden Revolution“ in die Geschichte ein.
    „360° Geo Reportage“ ist den Letten und ihrer Liedkultur auf der Spur. „Die Volkslieder sind unser Spiegelbild. Sie sind überliefert, sind unser Leben: Im Grunde genommen sind sie die schriftliche Geschichte des Volkes“, sagt Ints Teterovskis, der berühmteste Chorleiter Lettlands. Der attraktive und umtriebige 42-Jährige ist im ganzen Land bekannt wie ein Popstar. Viele junge Mädchen und Jungen wünschen sich nichts mehr, als in seinen Chor Balsis aufgenommen zu werden. Doch die Auswahlkriterien bei den Castings sind hart, nur die besten Stimmen dürfen im Konzertchor mitsingen.
    Woher kommt diese große Liebe zu den eigenen Volksliedern? Was verbindet in Lettland Jung und Alt, Arm und Reich mit ihren volkstümlichen Gesängen? Der berühmte Chorleiter Ints Teterovskis und die 16-jährige Krista Ziemele aus der kleinen Küstenstadt Pavilosta sind nur zwei Menschen, deren Leben tief mit dem Gesang und der Liebe zu den Liedern Lettlands verbunden sind. Sie gewähren einen tiefen Einblick in die Seele eines Volkes. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 27.12.2014arte

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