2011, Folge 303–317

Die meisten (wenn nicht sogar alle) Folgen werden in verschiedenlangen Fassungen ausgestrahlt (32 und 52 Min.).
  • Folge 303 (50 Min.)
    Die französische Fremdenlegion, 1831 gegründet, war schon immer ein Auffangbecken für Menschen, die ihre Heimat verlassen wollten oder mussten. Zahlreiche Berühmtheiten kämpften in der berüchtigten Legion: darunter der amerikanische Jazzsänger Cole Porter, der umstrittene deutsche Schriftsteller Ernst Jünger oder ein Nachfahre Napoleons, Prince Louis Bonaparte. Im Ersten Weltkrieg kämpften 44.000 Legionäre aus 100 Nationen gemeinsam, allein im Zweiten Weltkrieg starben mehr als 9.000 Männer dieser Einheit.
    Ende der 60er Jahre stationierte die französische Regierung zur Sicherung des Weltraumbahnhofs in Kourou die ersten Fremdenlegionäre in Französisch-Guayana. Seit den 80er Jahren unterhält die Legion nahe dem Dorf Régina ein Trainingszentrum, in dem Legionäre zum Regenwaldkämpfer ausgebildet werden. Der Kanadier Sébastien Terrot und der Russe Nikolaj Potapov sind erst wenige Monate in der Truppe – für die beiden Junglegionäre ist der Einsatz im südamerikanischen Regenwald eine gewaltige Herausforderung.
    Zusammen mit 15 weiteren Legionären absolvieren sie einen Ausbildungskurs, der die Männer abhärten soll – physisch und psychisch. Ihr Ziel ist es, zwei Jahre lang für guten Sold an der grünen Grenze zwischen Brasilien und Französisch-Guayana eingesetzt zu werden. Dort sollen sie illegale Einwanderer und Goldsucher abwehren, die versuchen, der Armut in ihrer Heimat zu entfliehen. Sébastien Terrot und Nikolaj Potapov gehören zu den Grünschnäbeln in der Gruppe. Werden sie die Strapazen im Regenwald überstehen? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 01.01.2011arte
  • Folge 304
    David van Gennep stieß schon als Teenager zur Stiftung „AAP“ (Niederländisch für „Affe“), die vernachlässigte oder unter unwürdigen Bedingungen gehaltene Menschenaffen aus Zoologischen Gärten, Zirkusunternehmen, Forschungslaboren und Privathaushalten befreit. Er arbeitete neben der Schule hier als Tierpfleger. Heute ist der Biologe und Immunologe Chef der Stiftung und ein echter „Affenflüsterer“. Wie kaum ein anderer versteht er es, mit den Tieren zu kommunizieren. Ständig reist er quer durch Europa, manchmal bis in die USA, um misshandelte Menschenaffen aufzuspüren.
    Die entscheidenden Tipps bekommt er meist von Tierschützern. Manchmal dauert es Monate, bis die alarmierten Behörden reagieren und ein Tier beschlagnahmt werden kann. So lebte auch die Schimpansendame Fiffi jahrelang eingepfercht in einem engen, rostigen Käfig im Obergeschoss eines abgehalfterten Safariparks nahe Paris. Tiefe Kratzspuren an den Wänden zeugten von verzweifelten Befreiungsversuchen. Das verwahrloste Tier wog bei seiner Befreiung über 90 Kilo. Das war vor zwei Jahren. Heute ist sie 35 Kilo leichter und Mittelpunkt einer neu zusammengestellten Affengruppe.
    Die erfolgreiche Integration befreiter Menschenaffen in neue Familienverbände haben sich David van Gennep und seine rechte Hand, der Ungar Mike Seres, zur Aufgabe gemacht. So begleitet Seres eine Affengruppe in den „Kittenberger Zoo“ im ungarischen Veszprém, in dem sie ein neues artgerechtes Zuhause finden. Und David van Gennep bricht ins spanische Alicante auf, um sich seinem aktuellen Lieblingsprojekt zu widmen, einer neuen, großen Auffangstation unter freiem Himmel. Hier werden die Affen fast wie in freier Natur leben können – für die Tiere das Paradies auf Erden. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 08.01.2011arte
  • Folge 305 (52 Min.)
    Es sind die letzten ruhigen Tage in Sedilo, einem Bergdorf in Zentralsardinien, nahe dem Lago Omodeo. Viele der rund 2.400 Einwohner sind Hirten. Begriffe wie Ehre und Familie haben große Bedeutung, und lange Zeit war das Leben im Dorf noch von Blutrache und Entführungen überschattet. Sedilo ist ein Dorf der Reiter und Austragungsort des größten Spektakels auf Sardinien – der Ardia. Bei diesem Pferderennen zu Ehren des Heiligen und ehemaligen römischen Kaisers Konstantin geht es nicht um Geld, sondern um Ruhm und religiöse Gelübde. Schon als Jugendliche haben sich die Männer des Dorfes dafür in das Buch des Priesters eingetragen, der jedes Jahr den ersten Fahnenträger, den Anführer des Rennens, bestimmt.
    In diesem Jahr ist Don Agostinos Wahl auf Giovanni Mula, genannt Su Bellu – der Schöne, gefallen. Su Bellu hatte im letzten Jahr einen schweren Unfall. Eigentlich ist er noch nicht fit genug, mit Dutzenden wilden Reitern um die Kirche zu jagen. Doch er hat dem Heiligen Konstantin sein Versprechen gegeben. Allerdings ist es nicht einmal klar, ob die Ardia in diesem Jahr überhaupt stattfinden wird.
    Im letzten Jahr gab es einen tödlichen Sturz, und nun haben sich Inspektoren aus Rom angesagt, die neue Sicherheitsauflagen fordern, wie Unfallversicherungen, tierärztliche Kontrollen und Alkoholtests. Einige der stolzen Reiter wollen das Rennen unter diesen Umständen boykottieren. Su Bellu aber hofft, dass die Reiterkollegen einlenken und ihm als Hauptdarsteller eine schöne Ardia ermöglichen. Denn er weiß: In diesem Jahr werden es sein Name, seine Familienehre und sein Gelübde sein, die sich dann auf ewig mit der Geschichte der Ardia von Sedilo verbinden. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 15.01.2011arte
  • Folge 306 (60 Min.)
    Russland hat die größten zusammenhängenden Nadelwälder der Erde. Besonders in Sibirien scheint die Taiga kein Ende zu nehmen. Jeden Sommer kommt es hier zu extremer Trockenheit. Und so stehen jedes Jahr Waldschutz-Spezialeinheiten der russischen Feuerwehr vor der gewaltigen Aufgabe, Brände im Gebiet zwischen der arktischen Tundra und der mongolischen Grenze zu bekämpfen. Seit der Sowjetära ist das Personal dieser Spezialfeuerwehr deutlich reduziert worden ebenso wie der Etat für die Waldbrandbekämpfung insgesamt. Nur die Brände werden nicht weniger.
    Der 53-jährige Sergej Rogov ist Chef der Feuerspringertruppe von Irkutsk. Schon unzählige Male ist er in Richtung Feuer geflogen. Aber er und seine mutigen Männer wissen nie genau, was auf sie zukommt. Stets haben sie ihre gesamte Ausrüstung bei sich, denn Siedlungen gibt es hier nicht. Die Teams springen aus Antonow-2-Doppeldeckern oder seilen sich aus einem Mi-8-Hubschrauber ab – so nahe wie möglich am Feuer. Im Wald sind die Männer dann völlig auf sich allein gestellt. Ihr Überlebensgepäck sind Zelte, die noch aus dem Zweiten Weltkrieg stammen, ein paar Schaufelblätter, Motorsägen und eine primitive Funkausrüstung.
    Der Proviant reicht für mehrere Tage, denn sie wissen nie genau, wann sie der Transporthubschrauber aus der Wildnis wieder herausholt. Für den schlecht bezahlten Job haben schon einige Kollegen ihr Leben gelassen. Trotz der Anstrengungen und Gefahren ist Sergej Rogov seit über 30 Jahren mit Leidenschaft dabei. Er sagt: „Solange ich gesund bin, werde ich Waldbrände löschen und die Natur Sibiriens schützen.“ (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 22.01.2011arte
  • Folge 307
    Island wurde geboren durch die unbändige Kraft der Vulkane. Und das tägliche Leben der Inselbewohner wird auch heute durch Vulkane geprägt, denn Vulkanausbrüche sind hier nicht selten. Die Katla mit ihrem dicken Eispanzer ist rechnerisch als nächster Vulkan fällig. Wann es genau passieren wird, weiß niemand. Aber wenn es passiert, hat vor allem das Dorf Vík im Süden Islands ein Problem – und den Einwohnern bleibt nicht viel Zeit, sich in Sicherheit zu bringen. Der Arzt Sigurgeir Jensson und seine Frau Helga Thorbergsdottir sind in dem 300-Seelen-Ort eine Institution und die einzigen medizinischen Versorgungskräfte im Umkreis von über Hundert Kilometern.
    Den ganzen Tag machen sie zwischen den weitverstreuten Farmen rund um die Katla Hausbesuche bei Patienten. Besonders seit dem Ausbruch des Eyjafjallajökull im Frühjahr 2010 überall Asche auf Feldern, Straßen und in Gärten verstreut ist, gibt es viel zu tun. Die Asche gefährdet die Gesundheit der Bevölkerung und die ihrer Tiere. Das Ärztepaar macht Lungentests und klärt über den richtigen Umgang mit der Asche auf.
    In den Gesprächen geht es aber nicht nur um körperliche Leiden. Die Menschen sprechen auch ihre Sorgen und Nöte an. In der von Vulkanausbrüchen bedrohten Region sind die Bewohner darauf angewiesen, einander zu helfen oder zu warnen, wenn es Anzeichen für eine Eruption gibt. Bis zu diesem gefürchteten Ereignis versuchen Sigurgeir Jensson und Helga Thorbergsdottir, den Alltag mit ihren Patienten normal zu gestalten. Zumindest bis zur nächsten Katastrophenübung. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 29.01.2011arte
  • Folge 308 (50 Min.)
    Die Nenzen-Nomaden ziehen während des ganzen Jahres über die russische Halbinsel Jamal. Im Herbst wandern sie rund 1.000 Kilometer Richtung Süden bis an den Ural, im Frühjahr wieder zurück in den Norden bis ans Polarmeer. Im Sommer bei Temperaturen von über 15 Grad Celsius und im Winter bei bis zu minus 55 Grad. Über 6.000 Nenzen leben auf Jamal nach alten Traditionen. Sie sind die letzten echten Nomaden auf der Erde, die diese Wirtschafts- und Lebensweise noch ganzjährig pflegen. Die Nenzin Ludmilla Chudy lebt dagegen nur noch im Sommer mit den Nomaden. Den Rest des Jahres arbeitet sie als Erzieherin in der einzigen größeren Siedlung auf Jamal, in Yar-Sale.
    Dort befinden sich das Internat und die Schule, wo die Kinder der Nenzen leben und unterrichtet werden. In den großen Ferien, bevor das Schuljahr beginnt, begleitet Ludmilla Chudy ihre Familie auf den beschwerlichen Wanderungen durch die Tundra. Sie treibt Rentiere zusammen, versorgt Kinder, kocht Essen und baut Zelte auf und wieder ab. Sie beobachtet auch, wie die Erschließung von Erdgasquellen das naturnahe Leben der Nomaden zusehends verändert. Auf Jamal entsteht Bowanenko, die bald größte Gasförderstätte der Welt.
    Mit dem Gas unter der Polarhalbinsel wird auch Westeuropa versorgt. Der wertvolle Rohstoff ist zugleich Hoffnung und Fluch für die Menschen, die hier leben: Das Gas bringt Fortschritt und Wohlstand, bedeutet aber auch das Ende der uralten Nomadenkultur der Nenzen. „360° – Geo Reportage“ bietet Einblick in die uralten traditionellen Lebensweisen in der Tundra und ist dabei, wenn der Hubschrauber die Nenzen-Kinder in die modernste und größte Internatsschule Russlands bringt – für die Jüngsten ein Kulturschock. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 05.02.2011arte
  • Folge 309 (43 Min.)
    Fünf Jahre dauert es, bis eine Auster eine einzige goldene Perle produziert, die dann allerdings mehrere Tausend Euro wert sein kann. Fünf Jahre, in denen die Tiere gefüttert, gereinigt, geröntgt und gewendet werden müssen. Eine aufwendige Arbeit, die sich nur lohnt, wenn alle Mitarbeiter des philippinisch-französischen Unternehmens Jewelmer zusammenarbeiten. Angefangen von den Wissenschaftlern, die den Tieren mit höchster Präzision den Nukleus einsetzen, um den herum die Auster die Perle produzieren soll, über die Taucher, welche die Tiere während der Wachstumsphase im offenen Meer überwachen bis zu den Pflegern, die die jungen Babyaustern über die kritische Phase der ersten Wochen bringen.
    Der Lohn: Jewelmer ist eines der erfolgreichsten Unternehmen des Inselstaates. Das Unternehmen zahlt überdurchschnittliche Gehälter an seine Mitarbeiter. Der Preis: Die Mitarbeiter müssen sich einer konsequenten Personalpolitik beugen, die unter anderem nur zwei Wochen Jahresurlaub und ständige Handykontrolle beinhalten. Der Chef Jacques Branellec wählt jeden Mitarbeiter persönlich aus. Vor 20 Jahren hat er den Taucher Paterno Nedamo eingestellt.
    Zusammen mit seinem Cousin ist der 39-Jährige bis heute täglich auf dem offenen Meer unterwegs, um die Körbe mit den Pinctada Maximas zu kontrollieren, zu wenden, um eine gleichmäßige Ablagerung des Perlmutts auf den eingepflanzten Nuklei zu gewährleisten, und den Algenbesatz von den Schalen zu schrubben. Jetzt soll Paterno den neuen Mitarbeiter Aldrin einarbeiten und ihn bei dessen erstem Tauchgang unterstützen. Aldrin kann zwei Minuten unter Wasser mit einem Speer nach Fischen jagen, ohne Luft zu holen. Aber wird das auch reichen für die anstrengende Perlenpflege bei Jewelmer. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 12.02.2011arte
  • Folge 310 (50 Min.)
    Vor den Toren der marokkanischen Stadt Fés gibt es einen Markt für Tierfelle. Seit Tausenden von Jahren blüht hier das traditionelle Handwerk der Gerberei. Berge von Fellen liegen aufeinandergestapelt, ein bestialischer Gestank erfüllt die Luft. Simohamed El Ouzzani verarbeitet nur Ziegenfelle. Lange dreht und wendet er jedes einzelne Exemplar, um zu sehen, ob es seinen Ansprüchen genügt. Denn nur aus einem einwandfreien Fell kann ein ganz besonderes Leder werden. Wenige Stunden später steht der schmächtige Mann in ätzender Lauge in den Gerberhallen von Fés.
    Er ist stolz darauf, keine chemischen Mittel zu benutzen. In einer Lauge aus Gips werden die Felle etliche Mal gewaschen, bis sich alle Haare gelöst haben. Danach kommt es in eine spezielle Lauge aus Taubenmist und wird anschließend getrocknet. Bis zu drei Monate dauert die Herstellung seiner Felle. „Sie sind weich wie Pfannkuchen,“ strahlt Simohamed. Wenn es an den Verkauf der Ware geht, wird er in nur zehn Minuten alles los, denn kaum jemand stellt noch solche hochwertigen Rohstoffe her wie er, dessen Handwerk zunehmend vom Aussterben bedroht ist.
    Immer mehr Billigwaren aus China kommen über Schmugglerkanäle auch auf die traditionellen Märkte der Medina. Die einheimischen Handwerker ärgert der Verfall der Preise und der Werteverfall. Für Simohamed ist es die größte Ehre, wenn Schuster Abdelilah für die Fertigung seiner berühmten marokkanischen Pantoffeln sein Leder verwendet. „Niemals würde ich mit einer Maschine arbeiten. Alles ist die Arbeit meiner Hände, meiner Finger“. Hinter den Mauern der Altstadt von Fés existiert eine alte Welt weiter, trotz aller Globalisierung. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 19.02.2011arte
  • Folge 311 (50 Min.)
    Dreimal täglich von Europa nach Afrika und zurück. Für Jesus Borrego ist das Alltag. Der Fährkapitän kreuzt mit seinem „Ceuta Jet“ eine der abenteuerlichsten und am dichtest befahrenen Meerengen der Welt – die Straße von Gibraltar. Der Schiffsverkehr auf der Passage gilt seit Jahren als boomender Wirtschaftszweig. Bis zu 400 Frachter und Fähren passieren täglich die Wasserstraße, transportieren Waren und Reisende etwa in die marokkanische Hafenstadt Tanger oder die spanische Enklave Ceuta. Hinzu kommen Tausende von Touristen, die vom zollfreien Einkauf in der britischen Kronkolonie Gibraltar profitieren wollen.
    Doch die Nähe zu Afrika hat auch ihre Schattenseiten. Immer wieder versuchen Wirtschafts- und Kriegsflüchtlinge aus Afrika, die Meerenge in Schlauchbooten und kleinen Barken zu überqueren, um in die Europäische Union zu gelangen. Mindestens 4.500 Flüchtlinge haben in den vergangenen 20 Jahren die halsbrecherische Reise mit dem Leben bezahlt. Viele illegale Einwanderer werden auch von der Polizei aufgegriffen und in Auffanglager gesteckt – das vorläufige Ende einer meist langen Odyssee. Kapitän Jesus Borrego kennt die Situation, so wie die meisten seiner Landsleute.
    Dabei hat Spanien selbst mit Problemen zu kämpfen. So liegt die Arbeitslosenquote der Provinz Andalusien, die an die Küste grenzt, bei 30 Prozent. Jesus Borrego ist stolz darauf, es unter diesen Bedingungen zum Kapitän geschafft zu haben. Inzwischen kann sich die Familie sogar ein kleines Haus leisten. Nur einen Wunsch konnte sich der Fährmann bisher nicht erfüllen: Trotz mittlerweile über 300 Überfahrten hat er es noch nie geschafft, einmal auszusteigen und sich die Stadt Ceuta anzuschauen. Das möchte er nun nachholen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 26.02.2011arte
  • Folge 312
    Es ist Anfang Juni. Toni Riepler startet seinen zweistündigen Fußmarsch zur 2.600 Meter hoch gelegenen Glorerhütte. Seit fünf Jahren bewirtschaftet er mit seiner Lebensgefährtin Gitti das alte Schutzhaus, das bereits 1887 von Alpinisten auf halber Strecke zum Gipfel des Großglockners errichtet wurde. Einzige Verbindung zwischen Hütte und Tal ist die Seilbahn, an deren Talstation die Straße endet. Also müssen Toni und Gitti sämtliche Vorräte für den Sommer per Seilbahnschlitten transportieren. Die Glorerhütte ist jede Saison Anlaufpunkt für Alpinisten auf dem Weg zu ihrem Sehnsuchtsberg: dem 3.798 Meter hohen Großglockner.
    Kaum ist die Hütte Anfang Juni wieder eröffnet, kündigt sich schon die erste Bergsteigergruppe an. Toni und sein Kollege Johann Rogl, der im Hauptberuf einen Alpenhof bewirtschaftet, werden die kleine Gruppe auf den Gipfel von Österreichs höchstem Berg führen. Mehr als 200 Jahre nach seiner Erstbesteigung übt der Glockner eine ungebrochene Faszination auf Alpinisten aus aller Welt aus. Doch etliche haben beim Aufstieg ihr Leben gelassen, und so sind die Bergtouren von Toni und Johann geprägt von Umsicht und Respekt.
    Der Berg prägt auch das Leben rund um das Dorf Kals. Die Menschen leben hier intensiv mit den Jahreszeiten, dem kurzen Sommer und dem früh einsetzenden Winter. Ihr Leben ist eng verbunden mit Riten, Traditionen und Festen. Wenn Anfang Dezember eine dicke Schneedecke über dem kleinen Bergdorf liegt, ist es Zeit für die wilden Krampusse – jene zotteligen, der Funktion des Knecht Ruprechts entsprechenden Gestalten, die den Nikolaus ankündigen und ein Zeichen dafür sind, dass Weihnachten vor der Tür steht. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 09.04.2011arte
  • Folge 313
    Anselme Selosse ist Champagnerwinzer. Auf seinen Hängen unweit des Dorfes Avize hat die Ernte der „Côte des Blancs“ begonnen. Die Weinleser kommen aus ganz Frankreich. Ihr begehrter Nebenjob wird hier „die fünfte Jahreszeit“ genannt. Auch auf den Hängen der Champagnerdynastie Taittinger ist Erntezeit. Pflücken, bücken, tragen, wieder bücken – die Traubenlese ist ein harter Job. In den Produktionshallen herrscht Hochbetrieb, denn die frischen Trauben müssen gepresst werden und anschließend die erste alkoholische Gärung durchlaufen. Das geschieht bei der Firma Taittinger in Stahltanks, bei Winzer Selosse traditionell in Eichenfässern.
    Der Sitz des Hauses Taittinger in Reims ist auf riesigen unterirdischen Kreidestollen gebaut. Sie wurden im vierten Jahrhundert zur Kreidegewinnung für den Hausbau gegraben. Erst seit dem 17. Jahrhundert, nachdem der Benediktinermönch Dom Pérignon den Champagner erfunden hatte, dienen sie als Lager für den begehrten Schaumwein. Heute lagert das Unternehmen Taittinger hier sein Kapital: bis zu 21 Millionen Flaschen des weltweit begehrten Getränks. Pierre-Emmanuel Taittinger hatte das berühmte Familienunternehmen vor einigen Jahren für die stolze Summe von 600 Millionen Euro zurückgekauft, nachdem die Familie es zuvor an einen amerikanischen Investmentfond veräußert hatte.
    Das Champagnerhaus ist sein Leben, sein ganzer Stolz. Die Champagner von Winzer Anselme Selosse sind weniger bekannt, aber nicht weniger begehrt. Er hat alle Flaschen bereits verkauft, wenn die Trauben noch am Rebstock hängen. Der Champagnerdynastie und dem Winzer ist eines gemeinsam: Sie leben für dieses perlende, frische Getränk, das für besondere Feste, Liebe und Lebensfreude steht. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 23.04.2011arte
  • Folge 314 (55 Min.)
    Granatapfelbäume so weit das Auge reicht. Nicht umsonst bedeutet der Name des Dorfes Nrnadzor übersetzt „Granatapfelschlucht“. Im Oktober ist Erntezeit. Mukutsch Bojadyan und seine Familie haben alle Hände voll zu tun, um die Früchte vor dem nächsten Regen ins Trockene zu bringen. Schon immer galt der Granatapfel als Symbol ewiger Jugend, Fruchtbarkeit, Schönheit und Liebe. In Armenien ist die Frucht eng mit der Kultur des Landes verbunden. Zur Hochzeit schleudern die Bräute einen Granatapfel gegen die Wand. Die Körner aus dem aufgeplatzten Apfel sollen den Kindersegen sichern. Neue Bewohner für Nrnadzor wären sehr willkommen.
    Denn immer mehr Einwohner verlassen den einst blühenden Ort, und die einzige Bahnverbindung liegt seit dem Ende der Sowjetunion brach. Mukutsch Bojadyan kam erst vor wenigen Jahren in das Dorf nahe der Grenze zum Iran. Er hatte bei einem Besuch die verwaisten Granatapfelplantagen entdeckt und einige davon gekauft. Jetzt floriert sein kleines Unternehmen, die Händler kommen sogar aus der Hauptstadt Jerewan zu ihm. Die Granatapfelernte sichert den Bojadyans ein stabiles Grundeinkommen. Andere Nachbarn haben nicht so viel Glück, ihre Ernte ist entweder zu gering oder von minderer Qualität.
    Zusammen mit dem Bürgermeister Mkrtich Mkrtchyan gehört Mukutsch Bojadyan zu den wenigen Bewohnern, die sich aktiv gegen Stillstand und Verfall im Dorf stemmen. Der Bürgermeister versucht seit einiger Zeit, die Regierung zu bewegen, die Straße zum Dorf instand zu setzen, um einen regeren Warenaustausch zu ermöglichen; bisher vergeblich. Zudem machen ständige Trockenheit und ungebetene Futtergäste wie Bären den Bauern das Leben schwer. Dennoch hofft Mukutsch Bojadyan in diesem Jahr auf eine reiche Ernte. Er plant sogar, seine Felder mit neuen Zuchtbäumen zu bestellen. Ob ihm das gelingt, werden die nächsten Wochen zeigen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 07.05.2011arte
  • Folge 315 (50 Min.)
    Schon lange haben junge Ecuadorianer kein Interesse mehr am Flechten von Panamahüten. Die Arbeit ist körperlich hart, und die Bezahlung reicht kaum zum Leben. Zu lange sind die Hutflechter von skrupellosen Mittelsmännern ausgebeutet worden. In den letzten Jahren sind außerdem viele Tausend Hutflechter in die USA oder nach Spanien ausgewandert. Und zusätzlich macht die industrielle Billigware aus China den Hutexporteuren aus Ecuador heftig Konkurrenz. Der 40-jährige Hutflechter Simon Espinal aus dem Küstenort Pilé, seine 39-jährige Kollegin Carmen Florinda Portillo aus dem Andendorf Yuel und der Panamahut-Liebhaber Brent Black aus Hawaii sorgen sich um den Erhalt des Panamahutes.
    Sie kämpfen auf unterschiedliche Weise für den Fortbestand der alten Herstellungsweise. „360° – Geo Reportage“ gibt Einblicke in die Alltagswelten von Simon und Carmen und deren Familien. Der Film zeigt ein hartes, entbehrungsreiches, aber auch ein zufriedenes Leben zwischen traditioneller Arbeit und familiärer Gemeinschaft im Dorf.
    Simon ist stolz auf seine Arbeit und hat die Kunst des Flechtens von Strohhüten bereits an seine drei Kinder weitergegeben. Das ist wichtig, denn neben Simon gibt es mittlerweile nur noch etwa 20 Hutflechter, die den legendärsten aller Strohhüte herstellen können, den „Montecristi Superfino“. Simon setzt sich deshalb dafür ein, zusammen mit seinem Zwischenhändler Gabriel Delgado und seinem Vater Senovio Espinal eine Hutflechter-Schule in Pilé zu gründen. Doch wird aus dem Traum je Realität? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 21.05.2011arte
  • Folge 316
    Der Wind pfeift scharf über das zugefrorene Watt, auf dem sich die Eisschollen gegeneinander türmen. Milchig-weißes Licht verzaubert die Landschaft in ein eisiges Stillleben. Außer dem Wind hört man keinen Laut. Die Menschen trotzen den eisigen Temperaturen in den wenigen reetgedeckten Häusern – Winter auf der Hallig Langeneß. Sie ist die größte der zehn Halligen mitten in der Nordsee vor der nordfriesischen Küste. Meerumschlossen, einsam, aber auch sehr romantisch. „360° – Geo Reportage“ besucht die Bewohner der Hallig während der letzten rauen Wintertage und zeichnet ein Porträt von Menschen und Natur. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 04.06.2011arte
  • Folge 317 (52 Min.)
    Es ist November in den Atherton Tablelands im Norden des australischen Bundesstaates Queensland. Jenny Maclean ist in der Gegend als Retterin der Flughunde bekannt, eine zweifelhafte Bezeichnung in einer Region, die hauptsächlich vom Obstanbau lebt und in der Flughunde von vielen als Schädlinge betrachtet werden. Jenny sucht nach Tieren, die gelähmt am Boden liegen, infiziert von einem Erreger, der die Tiere zu Hunderten von den Bäumen stürzen lässt. Wissenschaftler konnten bisher weder die Herkunft noch die Wirkungsweise dieses Parasiten klären.
    Klar ist nur, dass er die Tiere vorrangig zur Zeit der Jungenaufzucht befällt. Mütter stürzen gleichzeitig mit ihren Jungen zu Boden und beide verenden. Diese Entwicklung ist umso dramatischer, als sich die Population erst in den letzten Jahren erholt hat. Bis die Regierung die Jagd auf Flughunde unter Strafe stellte, schossen Obstfarmer die Tiere zu Tausenden ab. Neue Schutzmethoden, zum Beispiel Sicherheitsnetze, haben das Verhältnis zwischen Mensch und Tier heute verbessert. Durch den Parasitenbefall sinkt die Flughundepopulation jedoch weiter.
    Jenny Maclean stemmt sich dieser Entwicklung entgegen. Die gelernte Physiotherapeutin begleitete früher Rettungsaktionen als ehrenamtliche Helferin, bis sie es 2005 zu ihrer Lebensaufgabe machte, die ihrer Meinung nach am meisten unterschätzten Tiere Australiens zu retten. Bis zu 300 Flughunde pflegt Jenny Maclean in jeder Saison gesund. In diesem Jahr hat sie schon etwa 50 Patienten. Die Zahl wird sich noch erhöhen, denn ein Tornado steuert auf die Küste zu und bedroht nicht nur das Leben von Mensch und Tier, sondern Jennys gesamte Anlage. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 18.06.2011arte

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