Hitler an der Macht, Folge 27–34

  • Folge 27
    Berlin, 30. Januar 1933: Ein bitterkalter Wintermorgen, Menschen in Warteschlangen vor Wohlfahrtsküchen frieren bei minus 10 Grad. Plötzlich um halb elf: „Heil“-Rufe unter den Passanten – erst einzelne, dann immer mehr. In langen Mänteln fahren Hitler, Göring und Frick im offenen Mercedes zur Reichskanzlei. Kurz vor zwölf: Hitler schwört den Amtseid auf die Republik, Präsident von Hindenburg ernennt ihn zum Reichskanzler. „Die Masse ist wie ein Weib“, sagt Hitler danach, „und als solche mache ich sie mir jetzt gefügig. Keine Macht der Welt wird mich hier jemals lebend wieder herausbringen.“ Den Verrückten durch Macht zu beschwichtigen, das war der vielleicht größte Irrtum der Weltgeschichte. In Hitlers „1000-jährigem Reich“ erlebt Deutschland seine schwärzeste Phase – ein leichtfertig verschuldetes, bleibendes Trauma. (Text: Phoenix)
  • Folge 28
    Vom Berg schreit eine Stimme in den Wind: „Durchhalten heißt siegen!“ Die rote Fahne weht auf dem Gipfel, daneben steht Mao Tse-tung. „Seht her, sogar der Schneesturm verneigt sich vor unserem Banner.“ Monatelang schleppen sich 100.000 kommunistische Bauern-Kämpfer über Chinas unwirtliche Gebirge. Zu Fuß und auf Pferden folgen sie Mao – 12.000 Kilometer. Die Flucht vor der militärisch weit überlegenen nationalistischen Armee wird zum Siegeszug: Mao zieht die Massen in seinen Bann, schließlich auch die gegnerischen Soldaten. Der leuchtende Führer der KP steht für die Scheinheiligkeit der Diktatur: Mao selbst lebte bis zum Tode in Saus und Braus. (Text: Phoenix)
  • Folge 29
    Die Wucht der Kugel trifft den spanischen Soldaten im vollen Lauf. Den Bruchteil einer Sekunde scheint er zu schweben: Oberkörper nach hinten gerissen, Arme wie ein Schmetterling weit ausgebreitet. Es sieht aus, als will er sein Gleichgewicht noch einen Atemzug lang halten. Doch einen Moment später schlägt sein Körper rücklings auf den Boden. Er ist tot. Zehntausende sterben im Spanischen Bürgerkrieg. Die nordspanische Stadt Guernica wird durch nagelneue Flugzeuge der deutschen Legion Condor, die auf Seiten des General Franco kämpft, völlig zerstört.
    Nach dem Sieg der Nationalisten tritt Franco an die Spitze einer autoritären Regierung, die in Spanien bis 1975 an der Macht bleibt. In seinem Bild „Guernica“ thematisiert der Maler Pablo Picasso diese erste totale Vernichtung einer Stadt mit modernen Kriegsmitteln: die Mutter mit zerfetztem Kind als Sinnbild des menschlichen Leids, das Pferd, das die leidende Bevölkerung im Kriege symbolisiert, die Zunge als Granate geformt. Picassos berühmtes Bild wird weltweit zum mahnenden Symbol für die Schrecken des Krieges – im angebrochenen Jahrhundert der Massenvernichtungswaffen. (Text: Phoenix)
  • Folge 30
    Dramatisches Finale: Im Weitsprung-Duell besiegt der schwarze Amerikaner Jesse Owens den Deutschen „Arier“ Lutz Long. Vor den Augen der entsetzten NS-Prominenz praktizieren die beiden bei Olympia in Berlin dann auch noch Völkerfreundschaft – umarmen sich, legen sich Seite an Seite ins Gras, kauen Halme wie Schulfreunde. Mit viermal Gold wird Owens zum Liebling der Massen. Nach den Spielen fällt die Fassade der Nazis wieder: „Die Amerikaner lassen sich ihre Medaillen von Negern gewinnen“, grummelt Hitler. Erstmals werden die friedlichen Weltspiele von politischen Ideologien überschattet – aber nicht zum letzten Mal. (Text: Phoenix)
  • Folge 31
    Leichter Nieselregen über Lakehurst bei New York. „Plötzlich herrschte seltsame Stille“, erinnert sich der Passagier Leonhard Adelt. „Die Motoren schwiegen. Es war, als hielte die ganze Welt den Atem an.“ Friedlich schwebt das riesige Schiff in 25 Meter Höhe am Ankermast. Nur wenige an Bord hören die gedämpfte Explosion, die das große Inferno ankündigt. Plötzlich schreit ein Offizier: „Das Schiff brennt!“ Der Bug schnellt nach oben, Passagiere werden herauskatapultiert. Die „Hindenburg“, größtes und luxuriösestes Luftschiff der Welt, wird in Sekunden zur Fackel: 35 Menschen sterben. Roosevelt schickt Hitler ein Beileidstelegramm. Das schnelle Ende eines neuen Verkehrsmittels: Kein einziger zahlender Passagier reiste seit diesem Tag mehr in einem Luftschiff. (Text: Phoenix)
  • Folge 32
    Das Mädchen aus Sibirien lächelt glücklich, ihre schwarzen Mandelaugen strahlen. Vertrauensvoll schmiegt sich die siebenjährige Gelja Marzikova an die Schulter des fremden Mannes, überreicht ihm Blumen. Josef Stalin, der allmächtige Diktator, hat sie gütig lächelnd auf seinen Arm genommen. Stalin, wie er sich der Öffentlichkeit zeigt: als gutmütiges „Väterchen“. Als er 1953 stirbt, ist Gelja, inzwischen Waise, endlos traurig. „Viel später habe ich erfahren, welch schreckliche Verbrechen Stalin begangen hat“, sagt die alte Frau heute. Erst nach Jahrzehnten erkennen die Russen die wahre Fratze Stalins – viele jedoch glorifizieren ihn bis heute. Seinen Gräueltaten am eigenen Volk fielen mehr Menschen zum Opfer als den Deutschen im Weltkrieg. Auch Geljas Eltern. (Text: Phoenix)
  • Folge 33
    Zufriedene Mienen bei den Nazis: Göring und Hitler sehen zu, wie der Franzose Daladier nach dem Briten Chamberlain und dem Italiener Mussolini das „Münchner Abkommen“ unterzeichnet. Das Sudetenland wird an das Reich abgetreten, dort lebende Tschechen müssen das Gebiet räumen. Doch insgeheim will Hitler den Krieg. Der Streit um das Sudetenland ist nur ein Schritt auf dem Weg an sein Ziel: Eroberung von „Lebensraum im Osten“. Hitler sucht „den Kampf lieber als 50-jähriger als mit 55 oder 60“.
    Die Sudetendeutschen bereiten ihm nach dem Erfolg von München einen triumphalen Empfang – erst viel später merken sie, dass sie nur Statisten in Hitlers bösem Spiel waren. Nach dem Krieg rächen sich die Tschechen: Hunderttausende Sudetendeutsche werden enteignet und vertrieben. Das begangene Unrecht auf beiden Seiten trübt das Verhältnis Bonn-Prag bis zum Ende des Jahrhunderts. (Text: Phoenix)
  • Folge 34
    Emden am 9. November: „Es klirrt, Scheiben splittern“, erinnert sich der Überlebende Walter Philipson. „Ich höre Schreie, sehe, wie Menschen aus Fenstern gestoßen werden.“ SA-Horden brechen die Tür zu seinem Elternhaus auf, schießen seinem Vater in die Brust. Auf Befehl des Führers zerstört und plündert die SA jüdische Geschäfte, verprügelt und tötet die Inhaber und ihre Familien. 30.000 Menschen werden in Lager verschleppt, 1.400 Synagogen zerstört. Mörderische Gewalt gegen Juden wird mitten in Deutschland entfesselt – lange bevor sie in den Vernichtungslagern Methode wird. Die zynisch so genannte „Reichskristallnacht“ ist ein weiterer Schritt auf dem Weg in die Gaskammern. (Text: Phoenix)

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